Texte zur Oktoberrevolution

Chronologie zur Geschichte der Frauen- und Familienpolitik der Bolschewiki nach der Oktoberrevolution


Leseauszug aus "Sowjetunion 1921-1939 - von Lenin zu Stalin"

1917

23. Februar (8. März) "Internationaler Frauentag" mit Protestdemonstrationen gegen die katastrophale Versorgungslage in Petrograd. Beginn der Aufstände, die zur Februarrevolution führen.

28. Februar(13. März) Gründung des Petrograder Arbeiter- und Soldatenrates.

2. März(15. März) Der Zar dankt ab.

26.Oktober(8.Nov.) Erstürmung des Winterpalais: Oktoberrevolution!

24. November Dekret zum Acht-Stunden-Tag, enthält für Frauen das Verbot der Nachtarbeit, der Arbeit untertage und der Überstunden; 1918 werden diese Verbote zusammengefaßt unter dem Verbot von gesundheitsgefährdenden Arbeiten für Frauen.

29. Dezember Dekret über die Ehescheidung

31. Dezember Dekret über die Zivilehe, die Kinder und die Führung der standesamtlichen Bücher


1918

Dekret über die Krankenversicherungen, Frauen erhalten 4 Monate bezahlten Schwangerschaftsurlaub und geregelte, bezahlte Stillpausen. Verbot der Adoption wegen Mißbrauchs von Kindern als Arbeitskräften und Erbschleicherei. Januar Gründung der Abteilung für Mutterschutz

18. - 19. Januar Erste und letzte Sitzung der Konstituierenden Versammlung; sie wird vom Zentralen Exekutivkomitee aufgelöst.

3. März Unterzeichnung des Friedensvertrages von Brest-Litowsk.

8. März Die bolschewistische Partei nimmt den Namen "Kommunistische Partei Rußlands (Bolschewiki)" an. 15. März Weil der Sowjetkongreß den Vertrag von Brest-Litowsk ratifiziert, treten die Linken Sozial revolutionäre aus dem Rat der Volkskommissare aus.

31.Mai Verordnung über die Einführung des obligatorischen Gemeinschaftsunterrichtes.

Mitte Juni Ausschluß der SozialrevoIutionäre und Menschewiki aus dem Zentralen Exekutivkomitee des Allrussischen Sowjetkongresses.

6. Juli Sozialrevolutionäre ermorden den deutschen Botschafter Mirbach und versuchen einen Aufstand.

30.August Attentat von Sozialrevolutionären auf Lenin.

November 1. Allrussische Arbeiterinnen- und Bäuerinnenkonferenz, Einrichtung der Frauenabteilung (Shenotdel) - Erste Vorsitzende bis 1920 Inessa Armand, danach bis 1922 Alexandra Kollontai.


1919

Verkündung der Grundsätze zur Vergesellschaftung der Hausarbeit auf dem 4. Allrussischen Kongreß der Arbeiterinnen und Bäuerinnen.

25. Februar Die Sozialrevolutionäre werden wieder zu den Sowjets zugelassen.

18.- 23. März Der VII. Parteitag der KPR(B).


1920

17. Januar Dekret zur Abschaffung der Todesstrafe.

3.Februar Beschluß über die allgemeine Arbeitspflicht.

18. Februar Dekret über den Schutz der Gesundheit der Frauen (Legalisierung der Abtreibung).

29. Mäiz- 5.April Der IX. Parteitag erörtert die Wirtschaftspolitik und die Rolle der Gewerkschaften.

26. November Beginn des gewaltsamen Versuchs der Roten Armee, die Partisaneneinheiten Machnos zu entwaffnen.

28. Dezember Beschluß des Allrussischen Rätekongresses "über die Heranziehung der Frauen zum wirtschaftlichen Aufbau".


1921

Legalisierung der Adoption (wegen der allgemeinen Not wird diese Regelung der 2. Fassung des Ehegesetzes vorgezogen).

Gründung eines Institutes zur Forschung über Empfängnisverhütung.

Aufhebung der Arbeitspflicht.

1. Jahreshälfte Zunehmende Bauernaufstände.

Mitte Februar Beginn von Demonstrationen und Streiks in Petrograd (in geringerem Ausmaß auch in anderen Städten).

2. März Ausbruch des Kronstädter Aufstandes.

8- 16. März Der X. Parteitag beschließt die Naturalsteuer sowie eine Straffung der Partei und legt die Rolle der Gewerkschaften fest.

26. - 28. Mai Die X. Parteikonferenz beschließt eine "Reinigung" der Partei und diskutiert über eine "neue ökonomische Politik".

Sommer/Herbst Mißernten und Hungersnot, der mehrere Mjllionen Menschen zum Opfer fallen.


1922

Zivilgesetz über Erbschaft und Testament (progressive Erbschaftssteuer).

27. März - 2.April Der XI. Parteitag richtet ein Generalsekretariat ein, das Stalin übernimmt.

31. Oktober Die Staatliche Politische Verwaltung (GPU) erhält das Recht, die Todesstrafe und Deportationen zu verhängen.

23.—27.Dezember Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR).


1923

Einschränkung der Abtreibung (Abortus-Troika, 3 Monatsfrist, keine Abtreibung beim 1. Kind, Abtreibung nicht öfter als zweimal im Jahr, Gebühren).

9.März Ein dritter Schlaganfall schaltet Lenin endgültig aus dem politischen Leben aus.

17.- 25.April Auf dem XII. Parteitag wird über die drohende "Scheren"krise diskutiert.

8. Oktober Mit einem Brief Trotzkis an Zentralkomitee und Zentrale Kontrollkommission beginnt die Debatte um den "neuen Kurs".


1924

Registrierung der Abtreibung.

21.Januar Lenin stirbt 29.- 31.Januar "Leninaufgebot" zur Werbung neuer Parteimitglieder


1925

26. Januar Trotzki wird Vorsitzender des Revolutionären Kriegsrates und als Volkskommissar für das Kriegswesen durch M. V. Frunze abgelöst.

1. März Frauen erhalten das Recht, bei der Eheschließung ihren Familiennamen weiterzuführen; die Partner müssen sich vor der Ehe für einen Namen entscheiden.

Frühjahr Höhepunkt der bauern-freundlichen Politik: Wiederzulassung von Bodenpacht und landwirtschaftlicher Lohnarbeit sowie Steuersenkung.

20.August Vorlage der ersten "Kontrollziffern" (für das Wirtschaftsjahr 1925/26)

31.August Verordnung über die Einführung des allgemeinen Grundschulunterrichts in der RFSSR.

Herbst Die "Warenhunger"-Krise offenbart erneut die unzureichenden Beziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft.

l8.- 31.Dezember Niederlage der Opposition um Sinowjew und Kamenew auf dem XIV. Parteitag.


1926

4.Januar S. M. Kirow löst Sinonjew als Leningrader Parteisekretär ab.

6. - 9.April Erstes öffentliches Auftreten der "Vereinigten Opposition" um Trotzki, Sinowjew und Kamenew auf dem Plenum des Zentralkomitees.

14. - 23. Juli Auf einer gemeinsamen Plenarsitzung von Zentralkomitee und Zentraler Kontrollkommission wird in der "Erklärung der Dreizehn" das Programm der Opposition vorgelegt und von der Mehrheit abgelehnt.

1. August Alle Steuern aus der Landwirtschaft sind von nun an ausschließlich in Geld und nicht mehr in Naturalien zu entrichten.

16. Oktober Die Führer der Oppositin üben Selbstkritik.

23. - 26. Oktober Trotzki wird aus dem Politbüro ausgeschlossen, Kamenew verliert die Stellung eines Kandidaten des Politbüros und Sinowjew, der im Juli seinen Platz im Politbüro verloren hatte, muß als Vorsitzender des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationalen abtreten.

19. November Neues Familiengesetzbuch der RSFSR.


1927

Bau einer kleinen Präserfabrik 1. Januar Das neue Ehegesetz tritt nach einjähriger Diskussion in Kraft. 21.- 23. Oktober Trotzki und Sinowjew werden aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen. 2.- 19. Dezember Der XV. Parteitag beschließt ein Industrialisierungsprogramm und billigt die Direktiven zur Ausarbeitung eines Fünfjahresplanes. Zahlreiche Sympathisanten der Opposition werden aus der Partei ausgeschlossen.


1928

Ende Januar Stalin ordnet "außerordentliche Maßnahmen" zur Bekämpfung der "Getreide"-Krise an, die im Juli wieder aufgehoben werden.

16. Mai - 6.Juli Schachty-Prozeß gegen Ingenieure und Techniker

Herbst/Winter Während der Getreidekampagne werden erneut Zwangsmaßnahmen angewendet: trotzdem verschärft sich die Krise. In zahlreichen Städten wird der Lebensmittel-verbrauch rationiert.

Ende September N. I. Bucharin kritisiert in der "Prawda" die überhöhten Planansätze des Obersten Volkswirtschaftrates.

16. - 24. November Das ZK-Plenum beschließt eine Resolution über die beschleunigte Industrialisierung. Stalin erklärt die "rechte Abweichung" (mit Bucharin als führendem Kopf) zur Hauptgefahr.

10.- 24.Dezember Auf dem VIII. Allunions-Gewerkschaftskongreß werden die Grundlinien des Fünfjahresplanes erläutert. Umbesetzung der Gewerkschaftsspitze eingeleitet.


1929

18. Januar Das Politbüro beschließt (gegen die Stimmen der "Rechten") die Ausweisung L. D. Trotzkis aus der Sowjetunion. Dieser muß in der Nacht vom 10. - 11. Februar das Land verlassen.

23.- 29.April Die XVI. Parteikonferenz verurteilt die Bucharin-Gruppe und billigt den ersten Fünfjahresplan 1928/29 bis 1932/33. Bucharin als Herausgeber der "Prawda" abgelöst.

20.- 28.Mai Rücktritt von M. P. Tomskij als Vorsitzenden des Zentralrates der Gewerkschaften. Sieg der Stalinlinie.

9. Mai ZK-Resolution über den sozialistischen Wettbewerb.

Juni Werbungskampagne für die Gründung von Kolchosen.

5.Juni Durch Erlaß des Rates für arbeit und Verteidigung wird die - 1928 eingeleitete - Gründung von Maschinen-Traktoren-Stationen (im staatlichen Eigentum) forciert.

22. Oktober Das Politbüro beschließt, daß die Kompaktkollektivierung noch während des 1. Fünfjahresplanes durchgeführt werden soll.

November Bucharin und Tomskij aus dem Politbüro entfernt.

21. Dezember Der 50. Geburtstag Stalins wird zur großen Demonstration des Stalinkultes.

29. Dezember Stalin fordert die "Liquidation der Kulaken als Klasse".

Ende Dezember Das Auslaufen des 1. Fünfjahresplanes vom 30. September 1933 auf den 31. Dezember 1932 vorverlegt.


1930

Auflösung der Frauenabteilungen. 26.Juni - 13. Juli XVII. Parteitag ("Parteitag der vollentfalteten 0ffensive des Sozialismus").

10. September Prozeß gegen Kondratlev und andere Ökonomen. Verstaatlichung der Maschinen-Traktoren-Stationen.

Herbst Die Kompaktkollektivierung, durch eine Stalinrede vom 2. März vorerst gebremst, wird erneut vorangetrieben.

25. November - 7. Dezember Prozeßgegen die sog. Industriepartei.

19. Dezember Rykow als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare abgelöst durch Molotow. Mit Rykow verläßt der letzte Vertreter der "rechten Opposition" das Politbüro.


1931

1.- 9.März Prozeß gegen das angebliche "Bundesbüro der Menschewiki" (mit N. G. Groman u. a.).

5. September ZK-Beschluß über die Grund- und Mittelschule, der die pädagogischen Experimente der frühsowjetischen Periode endgültig beendet und die Entwicklung zur autoritären Lern- und Leistungsschule einleitet.


1932

Sommer Eine Mißernte führt zu einer schweren Hungersnot.

10. Oktober Dnjeproges, das größte Wasserkraftwerk der Welt, in Betrieb genommen.

Ende November Ein oppositionelles Manifest von M. N. Rjutin, das in Parteikreisen zirkuliert, fordert einen neuen politischen Kurs.


1933

2.August Nach 20 Monaten Bauzeit wird der 227 km lange Weißmeer-Ostseekanal eröffnet.


1934

26. Januar- 10. Februar XVII. Parteitag der KPdSU. 2. Fünfjahresplan (rückwirkend vom 1. Januar) angenommen. Stalin werden drei weitere Parteisekretäre (darunter S. M. Kirow) an die Seite gestellt, mehrere Oppositionelle zu Mitgliedern bzw. Kandidaten des ZK gewählt. Auf Parteitagsbeschluß wird die Zentrale Kontrollkommission der KPdSU zur Kommission der Parteikontrolle beim ZK (ohne Aufsichtsbefugnis gegenüber dem ZK) umgewandelt.

17.August- 1.September 1. Allunionskongreß der Schrifsteller: "Sozialistischer Realismus" als Programm.

Dezember Nach dem Mord an dem Leningrader Parteisektretät S. M. Kirow (1. Dezember) veranlaßt Stalin eine Massenverhaftung ehemaliger Oppositioneller.


1935

17.Februar Auf dem 2. Allunionskongreß der Kolchos-Stoßarbeiter wird ein Musterstatut für Kollektivwirtschaften angenommen.

7.ApriI Nach einer Entscheidung des Rats der Volkskommissare können schon Zwölfjährige mit dem Tode bestraft werden.

15. Mai Erste Strecke der Moskauer Untergrundbahn eröffnet.

25.August Die "Gesellschaft der Alten Bolschewiki" löst sich auf.

30.- 31.August Der Hauer A. G. Stachanow übertrifft in einem Kohleschacht am Donez die Schichtnorm um 1.300 %: Auftakt der "Stachanow Bewegung".

Herbst Lebensmittelrationierung gänzlich eingestellt.


1936

27.Juni Die Verordnung "über das Verbot der Abtreibung, die Verbesserung der materiellen Hilfe der Wöchnerinnen, Festsetzung einer staatlichen Hilfe für kinderreiche Familien, Erweiterung des Netzes der Entbindungsanstalten, Kinderkrippen und Kindergärten, Verschärfung der Strafsanktionen für die unterlassenen Unterhaltszahlung und über einige Anderungen der Ehescheidungsgesetze" bringt eine Neuorientierung der Ehe-und Familiengesetzgebung in der UdSSR. Die Familie wird wieder als Grundlage des Staates anerkannt und gefördert.

August Als Auftakt des Massenterrors Erster Moskauer Schauprozeß ("Prozeß der Sechzehn") gegen das "Trotzkistisch- Sinowjewistische Terroristenzentrum".

23. August Selbstmord von Tomskij.

26.September An der NKWD-Spitze wird Jagoda durch Jeschow abgelöst.

5. Dezember Der außerordentliche III. Rätekongreß verabschiedet die "Große Stalinsche Verfassung" der UdSSR. Sie ist von N. 1. Bucharin entworfen und löst die Konstitution von 1924 ab.


1937

23. - 30.Januar Zweiter Moskauer Schauprozeß ("Prozeß der Siebzehn") gegen das "Sowjetfeindliche Trotzkistenzentrum".

18. Februar Selbstmord von Ordschonikidse.

11. Juni Marschall Tuchatschewski und sieben weitere hohe militärische Führer verhaftet, später nach einem Geheimprozeß liquidiert. Bis Anfang 1938 lichtet der Terror in den Streitkräften besonders die oberen Ränge des Offizierskorps.

August Die Wahl eines Stalin nicht genehmen Politbüros der Ukrainischen KP (3. Juni) führt im August zu einem vernichtenden Schlag gegen die führenden ukrainischen Kommunistenkader.

10. September Der Abbruch der Strafverfolgung von N. 1. Bucharin und A. I. Rykow bekanntgegeben.


1938

1. Januar Beginn des 3. Fünfjahresplanes

2. - 13. März Dritter Moskauer Schauprozeß ("Prozeß der Einundzwanzig") gegen das "Antisowjetisch rechte Trotzkistenzentrum" (Bucharin, Rykow u.a.).

Jahresmitte Abflauen der Terrorwelle.

8. Dezember L P. Berija, Stellvertretender Innenkommissar seit Juli, löst Jeschow als NKWD-Chef ab.


1939

10.- 21.März Der XVIII. Parteitag der KPdSU ("Parteitag des Kampfes für den Sieg des Kommunismus in der Sowjetunion") nimmt den 3. Fünfjahresplan an. Stalin gibt das Endes der "Parteisäuberung" bekannt.

Quelle: Sowjetunion 1921-1939 - von Lenin zu Stalin, Materialien des KB, Hrg. Vorbereitungsgruppe des Kommunistischen Bundes (KB), Hamburg o.J., S.6-9