Manuskript: Der Algerienkrieg: Kampf an vielen Fronten

Redaktion: Wilhelm Reschl (bei ARTE: Ulle Schröder)

Autoren: Ute Bönnen und Gerald Endres

 

Intro: Collage

Straßenkämpfe

Intro: Collage Nachrichtenschnipsel

01:07
Tunnel

Titel

 

1:37
Favrelier

O-Ton Noël Favrelière (Overvoice)
Et on me donne deux prisionniers à garder; nous étions là, au sud de Tebessa, c'est à dire c'est déjà le Sahara qui commence. Un des hommes, un des deux prisionnniers, un barbu d'une trentaine d'année, on m'a dit c'est un chef felagards. j'ai jamais su ni son nom ni rien du tout. On l'a fait monter dans un hélicoptère et quand il est monté, il a eu un "chech" sur la tête, le capitaine a fait tomber d'un geste ce "chech" en lui disant,"où tu vas, tu n'en as pas besoin". Cet hélicoptère était censé aller jusqu'à Tebessa. Et pour aller à Tebessa il fallait, je sais pas, deux heures peut-être. Un quart d'heure aprés, l'hélicoptère était là, il n'était plus dans l'hélicoptère. a ce moment là je savais pas, et quand on m'a dit ils ont dû le balancer, je ne voulaispas le croire. Je me disais,"Bon, les SS ont fait des choses comme ça, mais pas les Français, jamais! Mais après, j'ai vu plus tard des corps qui pourvaient être tombés des hélicoptères, qui étaient complètement écrasés sur des rochers, donc, peut-être, ce qu'il est arrivé à lui.

 

Man vertraute mir zwei Gefangene an, die ich bewachen sollte, da waren wir südlich von Tebessa, da wo die Sahara anfängt. Mir wurde gesagt, daß einer der beiden Gefangenen, ein Bärtiger um die dreißig, ein Führer der Aufständischen sei. Ich wußte weder seinen Namen, noch sonst was über ihn. Man ließ ihn in einen Hubschrauber einsteigen, und während er hineinkeinkletterte, er hatte eine Kopfbedeckung auf, stieß der Hauptmann ihm die Kappe vom Kopf mit der Bemerkung:.“Da wo du hingehst, brauchst du sie nicht". Der Hubschrauber sollte angeblich nach Tebessa fliegen, und bis dahin brauchte man vielleicht zwei Stunden, doch eine Viertelstunde später war er schon wieder da, und der Gefangene war nicht mehr drin. Zu dieser Zeit wußte ich nicht Bescheid, und als sie mir sagten, sie hätten Befehl gehabt, ihn rauszuwerfen, wollte ich es nicht glauben. Ich sagte mir: „Die SS hat solche Sachen gemacht, aber doch nicht die Franzosen, niemals. Später habe ich jedoch Leichen gesehen, die aus einem Hubschrauber gefallen sein konnten, sie lagen völlig zermalmt auf den Felsen, so wie es wahrscheinlich diesem Mann ergangen ist.

 

2:49
Hubschrauber

Noël Favrelière war als Wehrpflichtiger in den grausamen Konflikt um die Unabhängigkeit Algeriens und das Selbstverständnis der französischen Republik geschickt worden. Französische Soldaten kämpften auf afrikanischem Boden, doch nach offizieller französischer Darstellung war das gar kein Krieg.

 

3:13
Foto Horn

Das wurde auch dem Fremdenlegionär Johannes Horn beigebracht:

 

3.19
Horn

(ab 3:17) O-Ton Horn
Wir sind im französischen Mutterland, das haben wir immer gelernt. Wir sind eine Provinz Frankreichs, und wenn die hier Unruhe sähen wollen, dann ist das Aufstand. Wir sind nicht im Krieg, wir bekämpfen einen Aufstand innerhalb Frankreichs.

 

3:39
Algiers neu-alt

Doch der Mehrheit der Einwohner des Landes waren die Rechte eines französischen Bürgers vorenthalten worden, sie waren nur französische Untertanen ohne Mitbestimmungsmöglichkeit. Volle Bürgerrechte hatten die „pieds noirs“, die Siedler aus Europa. Das Streben der Berber und Araber nach Selbstbestimmung wurde gewaltsam unterdrückt. Dieser Konflikt brach 1954 offen aus und war nicht mehr auf Algerien zu begrenzen.

 

4:03
Boudaoud

 

O-Ton Omar Boudaoud
Mais la politique du gouvernement français! Lui, il ne reconnaît pas qu'il y avait une guerre, et l'opinion politique français n'était pas tellement sensibilisée sur cette guerre d'algérie qui était loin. Donc, pour nous, il faudrait que l'opinion française sache qu'il y a une guerre, et cette guerre il faut l'amener chez eux, il faut l'amener en France; et c'est là que nous nous sommes organisés pour de grandes actions en France. Et d'abord, quels objectifs il faut toucher? Il faut toucher d'abord le secteur économique, certains objectifs d'ordre militaire, certains grands tortionnaires, certaines usines d'armement, c'est à dire mener la guerre en France pour que chaque Français sache qu'il y a la gueere en France et là, il sera sensibilisé.

 

Was die Politik der französischen Regierung betrifft: Sie gab nicht zu, daß ein Krieg stattfand, und die französische Öffentlichkeit kümmerte sich nicht um diesen Krieg, der weit weg war. Für uns war es also nötig, daß die französische Öffentlichkeit erfährt, daß es diesen Krieg gibt, wir mußten diesen Krieg zu ihnen nach Frankreich bringen. Aber welche Ziele sollte man angreifen? Als erstes mußten wir die Wirtschaft treffen, dann einige militärische Ziele, bestimmte üble Folterer, gewisse Waffenfabriken. Das heißt, wir mußten den Krieg in Frankreich führen, damit jeder Franzose erfährt, daß Krieg in Algerien ist, damit ihm das klar wird.

 

4:52
Paris, Frankreich

Frankreich wirkte nicht wie ein Land im Krieg, doch die Republik war innerlich zerissen. Hunderttausende Algerier lebten im Land. Auf sie stützte sich die FLN, die Nationale Befreiungsfront. Hilfe gegen diese algerische Unabhängigkeitsbewegung suchte die französische Regierung auch bei den europäischen Nachbarn.

 

5:15 Frank

O-Ton Paul Frank:

Die Erwartungen der Franzosen an die deutsche Adresse waren eben Gefolgschaft, Solidarität mit Paris, und zwar hundertprozentig. Und da und dort ließ man dann durchblicken: Wir sind solidarisch in der Verteidigung Berlins gegen die Russen, deshalb ist es nur legitim, daß wir von euch Deutschen verlangen, daß ihr solidarisch seid in der Verteidigung Algeriens gegen die Algerier. Aber solche Vergleiche sind nicht glücklich und nicht stichhaltig.

 

5:53

Deutsche Straßen

Die französisch-deutsche Versöhnung hatte gerade begonnen, sie war noch sehr zerberchlich, und Unterstützung in der Bundesrepublik suchte auch die FLN, - zum Beispiel bei einem jungen SPD-Politiker:

 

6:08
Wischnewski

O-Ton Hans-Jürgen Wischnewski:
In dieser Zeit sind die Algerier zu mir gekommen und haben gesagt, daß sie doch natürlich ihre Unabhängigkeit haben müssen, die Zeit des Kolonialismus sei zuende, und sie bitten um politische Unterstützung. Ich habe damals gesagt, ich brauche ein paar Tage, um das genau zu durchdenken, denn es wird wahrscheinlich das Verhältnis zum französischen Nachbarn belasten, und das deutsch-französische Verhältnis war natürlich für uns alle damals von ganz, ganz entscheidender Bedeutung. Ich habe mir das 8 Tage überlegt, und dann habe ich gesagt, für das Selbstbestimmungsrecht des eigenen Volkes kann man nur ehrlich eintreten, wenn man auch Verständnis hat für das Streben nach Selbstbestimmungsrecht von anderen Völkern, und habe gesagt, ich will in meinem bescheidenen Rahmen politisch mithelfen, daß dieses Problem eine Lösung findet.

 

7:29
Frankreich Straße neu

Aus ganz konkreten Überlegungen stießen manche Franzosen zur FLN, nämlich aus Empörung darüber, wie Polizei und Behörden die Algerier in Frankreich behandelten:

 

7:42
Preiss

O-Ton Anne Preiss: (Overvoice)
J'étais à Lyon chez des amis, des copains, et au cours d'une soirée, on a parlé de la guerre d'Algérie. Ils ont parlé de la guerre d'Algérie et puis ils ont parlé des arrestations qu'il y avait en France, à Lyon; d'ailleurs à Lyon, il y avait un quartier qui avait le cour-feu parce qu'en fait, la guerre se voiyait en France et à Lyon il y avait un quartier avec couvre-feu. On parlait de ça, moi j'écoutais et à propos de l'arrestation des Algériens, j'ai eu une réaction, j'ai dit: Pourquoi les Français qui ne ressemblent pas à des Algériens, qui sont d'accord avec l'indépendance de l'algérie, pourquoi ils ne font pas un travail qui permette de...? Je ne sais plus comment je l'ai exprimé. Il y avait quelqu'un des réseaux qui était parmi les gens de cette soirée, qui a enregistré et m'a contactée le lendemain.

 

Ich war in Lyon bei Freunden, und abends sprachen sie über den Algerienkrieg und über die Verhaftungen in Frankreich, auch hier in Lyon.

Da gab es in der Stadt ein Viertel, über das eine Ausgangssperre verhängt war, der Krieg war wirklich auch hier in Frankreich sichtbar.

Sie sprachen über die Situation, ich hörte zu, und da löste das mit den Verhaftungen der Algerier in mir etwas aus. Ich fragte, warum die Franzosen so ganz als die Algerier sind, warum die, die mit der Unabhängigkeit Algeriens einverstanden sind, nichts tun. Ich weiß nicht mehr genau wie ich es sagte. Unter den Leuten an diesem Abend, gab es aber jemanden der diesen Unterstützernetzen angehörte. Der hatte meine Frage bemerkt und setzte sich am folgenden Tag mit mir in Verbindung.

 

8:54
Menschen Straße

Keine der großen Parteien Frankreichs, bis hin zu den Kommunisten wagte es, die algerische Unabhängigkeit offen zu unterstützen. Rückhalt fand die FLN bei kleinen Gruppen, zum Beispiel dem Netz um den Sekretär Jean Paul Sartres, Francis Jeanson:

 

9:10
Cuénat

(ab 9:06) O-Ton Hélène Cuénat:
Début 58, Omar Boudaoud, le responsable numéro 1 de la Fédération de France, eut un entretien avec Francis que j'ai vu juste après, qui m'a raconté. et Omar Boudaoud lui as dit:"Regarde, tu as énormément de choses, tout l'argent de la collecte du FLN, 500 millions de l'époque par mois passaient par nos mains, on triait, on comptait, on expédiait, les hébergements tout ça, tu as énorméments de choses; si tu es arrété tout est foutu; donc il faut, il faut divisier. et Omar lui a proposé de faire des services en quelque sorte, les uns sur l'argent, les autres sur les transport des personnes, les autres sur l'hébergement, et de  mettre à la tête de chaque secteur un Algérien. Là, Francis a dit non, il a dit non, et il a donné deux raisons. La première c'est la securité, il est certain que le risque provenait de là; chaque fois qu'il y avait une articulation entre un Français et un algérien, il y avait un risque. Et la deuxième raison, Francis lui a dit qu'il est important qu'il y ait un réseau français pour la suite, pour que l'amitié entre les deux peuple être sauvegardée.

Anfang 1958 hatte Omar Boudaoud, die Nummer Eins der FLN in Frankreich, ein Gespräch mit Francis, der mir kurz danach davon erzählte. Omar Boudaoud hatte ihm gesagt: „Du kümmerst dich um sehr viele Dinge“, - das ganze Geld aus den Sammlungen der FLN, 500 Millionen alte Franc gingen pro Monat durch unsere Hände, wurden sortiert, gezählt und verschickt, wir sorgten für Unterkünfte undso weiter. - „Du machst unheimlich viele Sachen, wenn du verhaftet wirst, ist alles hin. Wir müssen die Aufgaben aufteilen“, schlug Omar vor. Einige Gruppen sind für das Geld zuständig, andere kümmern sich um den Transport von Personen oder ihre Unterbringung. An die Spitze jeder Abteilung wollte er einen Algerier stellen. Francis hat da Nein gesagt, aus zwei Gründen. Erstens wegen der Sicherheit. Jedesmal wenn sich ein Franzose und ein Algerier trafen, war das ein Risiko. Zweitens war es für Francis wichtig, daß es ein französisches Unterstützersnetz gab, damit auch später die Freundschaft zwischen den beiden Völkern bewahrt werden könne.

 

10:34

Frau Treppe

Die Unterstützer halfen als Kuriere und Geldtransporteure.

Die Untergrundbewegung in Europa und die Aufständischen in Afrika finanzierten sich zu einem großen Teil aus den mehr oder weniger freiwillig gezahlten Beiträgen der algerischen Arbeiter in Frankreich.

 

11:01

Cuénat

O-Ton Hélène Cuénat:
On recueillait souvent dans des valises ou dans des sacs écossais avec des fermetures-éclair, les Algériens nous remettaient à moi et à d'autres, on travaillait ensemble, nous remettaient le produit de la collecte (par sacs) ce qui venait de marseille, de Lyon, etc. ... et il fallait le mettre dans des planques, le compter, le préparer comme si c'était le produit d'une banque, comme si c'était de l'argent en banque, et ensuite il fallait le faire passer les frontières; au début c'est de différents procédes qui ont été utilisés. Il y a en l'Ambassade de Tunisie qui a aidé par la valise diplomatique, enfin et après ça a été très vite le réseau "Curiel", un autre réseau qui s'est chargé de la dernière opération, c'est à dire du passage sous une forme extrêmement élégante, tout passait opar le canal bancaire, c'est à dire que l'argent ne....A aucun moment on n'a parté les valises à travers les frontières.

 

Das Geld wurde oft in Koffern oder in billigen Taschen mit Schottenmuster und Reißverschluß gesammelt. Die Algerier lieferten es bei mir und einigen anderen ab. Sie übergaben uns den Erlös der Kollekte aus Marseille, Lyon usw. Das Geld wurde in Verstecke gebracht, gezählt, und gebündelt, als ob es von einer Bank käme - und dann mußten wir es außer Landes schaffen. Zu Anfang benutzten wir unterschiedliche Methoden. Die tunesische Botschaft half mit Diplomatengepäck. Sehr schnell hat das dann das Netz "Curiel“, ein anderer Unterstützerkreis übernommen. Die Übergabe wurde auf eine äußerst elegante Weise geregelt, das Geld floß über Bankkonten. Das heißt, das Geld wurde niemals in Koffern über die Grenze getragen.

 

12:13
Kontrollen
12:22

Rhein

Kontrollen und Razzien machten es den FLN Aktivisten schwer sich in Frankreich zu bewegen. Um so wichtiger wurden die Verbindungen nach Deutschland. Deutsche Unterstützer schleusten als Fahrer die Algerier über die Grenzen.

 

12:28
Pilarek

O-Ton Klaus Pilarek:

Ja, ich glaube, wir als Fahrer sozusagen haben recht wenig riskiert, ich hielt das Risiko nicht für groß, hingegen das Risiko für die Mitfahrer erheblich. Wir haben uns eingebildet, daß wir dann, wenn wir tatsächlich in eine Kontrolle kommen würden, uns darauf hinausreden könnten, daß wir die Leute unterwegs aufgenommen haben.

 

12:55
Falkenberg

O-Ton Walmot Möller-Falkenberg:
Keiner wollte eigentlich mehr wissen, als er unbedingt wissen mußte, um nicht, wenn er gefragt werden würde, dann irgendwas sagen zu können. Also wir wußten nicht, wer das war, den wir transportiert haben, wir wußten nicht, ob er nun wirklich da geschlafen hatte, wo wir ihn abgeholt haben, sie wurden meistens an Bistros abgesetzt, also keine Kenntnis der Adressen in Paris zum Beispiel.

 

13:22
Pilarek

O-Ton Klaus Pilarek:

Wir sind auch meist als Pärchen gefahren, um einen plausiblen Grund zu haben, nach Paris zu fahren. Das waren eigentlich schon die einzigen Vorsichtsmaßnahmen, die wir getroffen haben.

 

13:35

Falkenberg

O-Ton Walmot Möller-Falkenberg:

In aller Interesse war, möglichst nichts zu wissen, also die Algerier kannten uns nicht, und wir kannten die Algerier nicht. Es war ein Transport.

 

13:43
Razzien

Weil Polizei und Geheimdienst die Untergrundarbeit in Frankreich immer mehr erschwerten, verlegte Ende 1958 die europäische Oragnisation der FLN ihre Zentrale in die Bundesrepublik. Deutsche Unterstützer kümmerten sich um die Infrastruktur.

 

13:59
Haroun

O-Ton Ali Haroun
Ça ne veut pas dire que nous sommes allés demander à la police allemande et aux autorités allemandes le permis de séjour, pas du tout! Nous sommes venus, nous installes clandestinement en allemagne, nous avons habité dans des logements qui étaient loués par des amis allemands, au nom de ces amis allemands et nous ne restions jamais plus de 15 jours à 3 semaines dans le même endroit, de façonque les voisins ne nous voient pas trop avec nos mines qui n'avaient rien d'allemand, nous n'étions pas des grands blonds, alors on attirait l'attention dans certains immeubles.

 

Das soll nicht heißen, daß wir zur deutschen Polizei und den deutschen Behörden gegangen sind und nach einer Aufenthaltsgenehmigung gefragt haben, ganz und gar nicht! Wir haben uns heimlich in Deutschland niedergelassen, wir haben in Wohnungen gewohnt, die von deutschen Freunden unter deutschem Namen gemietet wurden. Und wir blieben niemals mehr als zwei, drei Wochen am selben Ort, damit uns die Nachbarn nicht so oft sahen, mit unserem Aussehen, das kein bißchen deutsch war. Wir waren ja keine großen Blondhaarigen und zogen deshalb in bestimmten Wohnhäusern schnell die Aufmerksamkeit auf uns.

 

14:40

Henker

O-Ton Kurt Henker:

Sie brauchten natürlich nicht nur Unterkünfte, sondern sie benötigten jetzt, die FLN, sie benötigten logistische Mittel, und die logistischen Mittel waren natürlich Autos. Und da hatte ich neunzehnhundert... war’s neunundfünfzig? Neunundfünfzig sechzig war ich der stolze Besitzer, obwaohl ich keinen Führerschein hatte, von einem 190 SL, der von einem dieser Leute gefahren wurde.

Gut, erstens war das nicht bekannt, ich hab das nicht an die große Glocke gehängt. aber mir ist eben einmal passiert, daß der Wagen, der von einem gewissen Alex gefahren worden ist, zu schnell gefahren ist und die Landespolizei bei mir in der Lehrwerkstatt von Daimler-Benz angerufen hat, um festzustellen, ob der Wagen tatsächlich mir gehört. Und das war schon ein seltsames Gefühl, als der Lehrmeister mich ansah und sagte: „Henker, du fährst einen 190 SL? Landespolizei!“ Da wurde es mir etwas warm.

 

15:59
Haroun
Hafen

O-Ton Haroun
Nous avons eu ensuite une aide sur le plan de la logistique, c'est à dire que l'allemagne était un pays qui avait des contacts, à l'époque encore faciles, avec l'allemagne de l'Est, l'Allemagne de l'Est ayant des contacts faciles avec la Bulgarie, La Pologne, etc... ce qui fait que pour ce qui est de la logistique, C#est à dire l'achat d'armement, beaucoup d'armement nécessaire à notre action en France était acheté aussi bien dans les pays de l'Est qu'en Allemagne de l'Est, et ça transitait par la République fédérale; et là, je dois dire,que beaucoup de nos amis allemands ont accepté de récupérer ces armes, de les stocker un certain temps et de les remettre aux services spécialisés du FLN, de les dispatcher pour les différentes destinations.

 

Wir bekamen auch auf logistischen Gebiet Hilfe. weil Deutschland ein Land war, in dem sich zu dieser Zeit noch leicht Kontakte zu Ostdeutschland aufbauen ließen, und Ostdeutschland wiederum die Möglichkeit von Kontakten nach Bulgarien, Polen usw, bot. Viele der Waffen, die wir für unsere Aktionen in Frankreich benötigten, wurden im Ostblock gekauft und dann weiter durch die Bundesrepublik geschleust. Ich kann sagen, viele unserer deutschen Freunde ließen sich darauf ein, die Waffen eine zeitlang bei sich zu lagern, und sie dann den Spezialisten der FLN zu übergeben.

 

16:56
Schiffe

Per Schiff wurden Waffen in großer Menge nach Nordafrika geschmuggelt. Daran waran überzeugte Unterstützer der FLN, aber auch Waffenhändler beteiligt. Der französische Geheimdienst versuchte, diese Geschäfte zu unterbinden: Kampftaucher versenkten einen Frachter im Hamburger Hafen, andere Schiffe explodierten auf hoher See, Waffentransporteure wurden vor der algerischen Küste von der Marine aufgebracht.

 

17:38
Ankunft
Soldaten

(ca 17:34) Zur selben Zeit wurden immer mehr französische Wehrpflichtige in Algerien eingesetzt.

17:39
Fawreliers

(17:39) O-Ton Noël Favrelières
On est descendu du bateau, il y avait de très longues tables, là où est passé devant ces très longues tables, aux premières tables il y avait de vieilles dames d'un certain âge, il est vrai quà 20 ans elles sont déjà vieilles à 30 ans, plus aujourd'hui.

et c'était des dames de l'algérie français qui nous offraient une brioche, une tablette de chocolat, ectc. Un peu plus loin, le service psychologique nous offraient à chacun un petit fasicule, un petit livret avec une dizaine de photographies horribles: d'hommes d'égorgés, d'homme avec le sex sectionné, enfoucé dans la bouche, des textes très courtes. Voilà ce qui vous attend si vous n'êtes pas vigilants. Et tout au fond à la dernière table, il fallait crier son nom, son numéro et on vous apportait votre arme; et la plupart d'entre nous se cramponnait à son arme; on était mis en condition déjà.

 

Als wir das Schiff verließen, standen da sehr lange Tische, an denen wir vorbeigegangen. An den ersten Tischen waren ältere Damen, - für uns Zwanzigjährige sahen Dreißigjährige damals schon alt aus, das ist heute wohl nicht mehr so. Es waren Damen des „französischen Algerien“, die uns Brioche, Schokolade usw. anboten. Etwas weiter drückte der psychologische Dienst jedem von uns ein kleines Büchlein in die Hand  mit ungefähr zehn furchtbaren Fotos von Männern, denen die Kehle durchgeschnitten worden war, Männer, deren Penis abgeschnitten und ihnen in den Mund gesteckt worden war, dazu ganz kurze Texte. "Das steht ihnen bevor, wenn Sie nicht wachsam sind." Ganz hinten, am letzten Tisch, mußte man seinen Namen, seine Erfassungsnummer schreiben und bekam seine Waffe. Die meisten von uns klammerten sich an ihre Waffe. So hat man uns richtig eingestimmt.

 

 

18:48
Kampf

Der Krieg wurde von beiden Seiten grausam geführt, doch Frankreich sah sich als Ordnungsmacht moralisch im Recht.

 

19:07
Horn

O-Ton Johannes Horn:
wir haben also nur die Greuel gesehen. Wir haben auch Greuel gesehen von, wie man’s heute in den Zeitungen wieder liest und ab und zu mal im Fernsehen sieht, von hingemordeten Dorfbevölkerungen. Und das waren nicht nur die Spanier, die in der Gegend ansässig sind, und nicht nur die paar Franzosen, die dort im Gebirge oder in den Weinbergen lebten, sondern das waren insbesondere Araber, die nicht mitmachen wollten bei dem Aufstand der FLN. Und die Ressentiments, die wir bekommen im Erleben dessen, was dort um Saida passiert ist, war eigentlich ein ausschlaggebender Punkt zu sagen: Also irgendwo müssen die Franzosen, müssen wir für Ordnung sorgen.

 

19:56

Die algerische Befreiungsarmee schlug immer wieder aus dem Verborgenen zu. Die französischen Miltiärs versuchten, ihr die Rückzugsmöglichkeiten zu entziehen. Dabei gebrauchten Sie Methoden, die manchen Wehrpflichtigen schockierten.

 

20:18
Vinci

O-Ton Vinci
Notre régiment est désigné pour une intervention en protection de régiments de parachutistes et un régiment de la légion qui attaquait Douar, qui n'était occupé que par des femmes, des enfants et des vieux, les hommes étaient dans le maquis; et là, ça a été quelque chose d'assez dramatique puisqu'ils ont attaqué Douar aux lance-flammes et ... enfin c'est affreux, je me souviens toujours, je m'en souviendrai toujours, enfin... De femmes et d'enfants en flammes, et c'est la seule fois où j'ai tiré en Algérie; j'ai pas visé des hommes parce que j'étais incapable,je suis incapable d'essayer de tuer un homme, mais enfin j'ai voulu se servir cette arme que j'avais dans les mains, j'ai tiré en l'air et tout le monde s'en est rendu compte, et le lendemain, j'étais déserté.

 

 

Unser Regiment sollte den Angriff der Fallschirmjäger und eines Regiments der Legion decken, die Douar angriffen. In Douar waren nur Frauen, Kindern und Alte, die Männer waren im "Maquis", im Widerstand. Da hat sich was ziemlich dramatisches abgespielt.. Sie haben Douar mit Flammenwerfern angegriffen, und nun - das ist entsetzlich. Ich erinnere mich immer noch, ich werde mich immer daran erinnern...

Die Frauen und Kinder in Flammen, und das ist das einzige mal, daß ich in Algerien geschossen habe. Ich habe nicht auf Menschen gezielt, denn ich war unfähig, ich bin unfähig zu versuchen, einen Menschen zu töten. Aber schließlich wollte ich diese Waffe, die ich in den Händen hielt benutzen; ich habe in die Luft geschossen, und das haben alle bemerkt, und am folgenden Tag bin ich desertiert.

 

21:41
Gefangene
Foto Lischewski

Die Folterung von Gefangenen war alltäglich und wurde offiziell gebilligt, sofern überhaupt Gefangene gemacht wurden.

Besonders die Fremdenlegion gab selten Pardon.

 

22:04
Lischewski

O-Ton Franz Lischewski:
Bei Gefangenen oder irgendwie, da wurden schon harte Sachen oder keine Kompromisse gemacht. Meistens hieß das auch so: Keine Gefangenen! Bei kleinen Gruppen oder irgendwie: Besser keine Gefangenen, die belasten nur. Und wenn, ja wenn Arme und Hände hoch und alles weggeworfen... ja gut und schön, da wurden die weitergegeben an das Deuxieme Büro, das ist wie hier die Interpol oder die oberste Polizeibehörde. Die haben die dann zerquetscht oder ausgewrungen, was alles ist, was Nachschub, wo sie sind, so.., die haben das weiterbearbeitet. Wir haben die nur weitergegeben, also wir haben die nicht selbst verhört, die wurden dann nur..., dann war die Sache für uns schon gelaufen.

 

23:01
Gefangene

Auch das Erschießen von Gefangenen „auf der Flucht“ war alltäglich.

 

23:11
Favrelière

O-Ton Noël Favrelière
Quand à l'autre, un jeune qui avait mon âge, il a une vingtaine d'années, Mohammed El Ma aussi, il était blessé au talon, il marchait difficilement. C'est les gendarmes qui l'avait arrêté, alors qu'il était venu la nuit visiter sa mère. Et on m'avait dit:"De tout façon, tu te méfies de celui-là, aussi, c'est un vrai, c'est un felagards, et "Qu'est-ce qu'on en fait?" On m'avait dit:"Demain c'est la corvette-bois". La corvette-bois, c'est une expression militaire, qui date, de tous les temps peut-être. "tiens, vas nous chercher du bois pour faire du feu, et quand il s'écarte on le tire, on a l'excuse qu'il essayait de s'échapper.

"l'Express", pendant la guerre d'algérie, a montré des photos de la corvette-bois. Et je voulais pas qu'il meure, j'en avais marre de tout ça, des civils tués, des forêts brûlées, j'avais honte. j'avais écrit à mon père, maintenant c'est moi le SS, parce que mon père était un résistant. Je voulais qu'il parte, je voulais le sauver, on était au milieu de rien du tout et avec sajambe blessée, le laisser partir c'était de toute façon le condammer à mort, d'une autre façon. Et j'ai décidé de partir avec lui pour l'aider à marcher, j'ai attendu que la nuit tombe, et on s'est sauvé, la fuite.

 

 

Ein anderer, ein Junge, so alt wie ich, ungefähr zwanzig, Mohammed El Mah, war an der Ferse verletzt und konnte kaum laufen. Die Gendarmen hatten ihn verhaftet, als er nachts seine Mutter besuchte. Man sagte mir: „Auf alle Fälle mußt du mit dem da mißtrauisch sein, das ist ein echter Aufständischer.“ Und was hatte man mit ihm vor? Man sagte mir, morgen finde "Holzsammeln" statt, das ist ein  militärischer Ausdruck, den es eigentlich schon immer gab. "Los, geh Feuerholz suchen!“ und wenn er sich dann davonmacht, erschießt man ihn, mit der Ausrede er habe versucht zu fliehen. Während des Algerienkrieges hat die Zeitung l'Express Fotos Vom "Holzsammeln" gezeigt. Ich wollte nicht, daß er stirbt, ich hatte genug von all diesen Sachen, den ermodeten Zivilisten, den verbrannten Wäldern, ich schämte mich. Ich schrieb an meinen Vater, jetzt sei ich ein SS-Mann, denn mein Vater war in der Resistance gewesen. Ich wollte, daß der Junge entkommt, ich wollte ihn retten. Um uns herum war nichts und er mit seinem verletzten Bein....Wenn ich ihn nur hätte laufen lassen, hätte das auch seinen Tod bedeutet, so oder so. Ich hab mich entschlossen, mit ihm abzuhauen, um ihm beim Laufen zu helfen. Ich wartete bis es Nacht war und dann sind wir geflohen.

 

24:41

Flugzeug
Soldaten

Sie konnten auf einer abenteuerlichen Flucht nach Marokko entkommen.

Mit Deserteuren und Flüchtlingen bekamen auch die Deutschen zu tun.

 

24:52
Soldaten, Wischnewski

O-Ton Hans Jürgen Wischnewski
Das war natürlich auch besonders problematisch, wenn man daran denkt, daß es ja in erheblichem Maße französische Truppen in der Bundesrepublik gegeben hat, und daß in diesen französischen Truppen auch Algerier waren, die desertiert sind. Die waren fast alle daran interessiert, so schnell wie möglich nach Nordafrika zu kommen, um sich ihren Leuten im Kampf um die Unabhängigkeit anzuschließen

Sie haben auch bewußt Dinge organisiert, um Publizität zu bekommen. Zum Beispiel fast die Hälfte der Nationalversamm, - der französischen Fußballmannschaft waren Algerier.

 

25:42
Boudaoud

O-Ton Omar Boudaoud
Alors, nous les avons organisés, nous avons décidé le "Jour J" tous en même temps de quitter le territoire français et de se regrouper en Tunesie pour gagner une équipe de football du FLN.

 

Also haben wir in die Wege geleitet, daß an einem bestimmten Tag X alle gleichzeitig französichen Boden verlassen sollten, um in Tunesien eine Fußballmannschaft der FLN zu gründen.

 

25:54
Wischnewski

O-Ton Hans-Jürgen Wischnewski
Und die sind dann von heute auf morgen weggegangen und landeten in der Bundesrepublik

 

26:01
Boudaoud

O-Ton Omar Boudaoud
A partir de ce moment là, l'opinion publique française commençait un peu à mûrir sur cette guerre d'algérie.

 

Von da an wurde sich die französischen Öffentlichkeit des Algerienkriegs bewußt.

 

26:06
Straßenbahn

Kneipe

Ungefähr 3000 Algerier blieben in Deutschland. Um sie kümmerte sich offiziell eine legale Organisation, die algerische Gewerkschaft UGTA zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftbund:

 

26:23
Boudaoud

O-Ton Omar Boudaoud:
Alors pour ceux qui voulaient rester en Allemagne, on les prenait en charge pendant , entre 15 jours et 1 mois. Ils étaient nourris et logés, ils avaient 20 DM par jour de frais, et pendant cette période là, l'organisation du syndicat qui était la GTA, en collaboration avec le syndicat allemand, leur trouvait des emplois dans les usines allemandes, à travers toutes les villes allemandes.

 

Also für diejenigen, die in Deutschland bleiben wollten, wurde gesorgt. Ungefähr 14 Tage, einen Monat lang wurden sie verpflegt und untergebracht, sie bekamen 20 DM am Tag, und während dieser Zeit besorgte die Gewerkschaft, die UGTA ihnen gemeinsam mit der deutschen Gewerkschaft Arbeitsplätze in deutschen Fabriken, in allen deutschen Städten.

 

26:52
Henker

O-Ton Kurt Henker:
Was sie brauchten, das war erstens mal Arbeit und zweitens Papiere, um in Deutschland leben zu können. Jüngere Leute wurden vermittelt, um Berufe zu lernen, weil das ja zum Teil ungelernte Arbeiter waren. In Stuttgart gab es sehr viele Leute, die eine Ausbildung als Werkzeugmacher, als Maschinenschlosser und später sogar Ingenieure wurden. Das wurde über die Gewerkschaften vermittelt.

 

27:22

Als Ort der Zuflucht wurde Deutschland aber auch zum Hinterland des algerischen Unabhängigkeitskampfes, und dazu war Geld nötig:

 

27:40
Wischnewski

O-Ton Hans-Jürgen Wischnewski:
Meine algerischen Freunde sind zu mir gekommen und haben gesagt: “Wirhaben da ein bißchen Geld in Paris, das brauchen wir hier“. Ich sag: „Ja und, was habe ich damit zu tun?“ „Ja, du mußt uns helfen, damit wir das Geld hierherkriegen.“ Ich sag: „Ja dann müßt ihr jemand hinschicken nach Paris, und es holen.“ „Nein, das wollen wir nicht, wir wollen es überweisen“ Sag ich: „Gut, sprecht mit der Bank, daß ihr ein Konto kriegt, dann könnt ihr es überweisen.“ Nein, das wollen sie nicht, sie wollen es auf mein Konto überweisen, und das wäre der hundertprozentig sichere Weg. Sie haben gesagt: „Ein bißchen Geld.“ Da habe ich gesagt: „gut, hier ist meine Kontonummer, ich sage euch Bescheid, wenn das Geld kommt.“

 

28:28
Haroun

O-Ton Ali Haroun:
Donc, nous avons fait passer à son compte une somme, je crois de 1 ou 2 millions de Deutschmark, je me souviens plus très bien, ce qui était une très très grand somme, pour lui, qui était un jeune député.

 

 

Also haben wir auf sein Konto eine Summe von, ich erinnere mich nicht mehr genau, von 1 oder 2 Millionen DM überwiesen, eine sehr, sehr große Summe für ihn, einen jungen Abgeordneten.

 

28:44
Wischnewski

O-Ton Hans-Jürgen Wischnewski:
Ruft mich meine Bank an un sagt: „Kennen Sie einen Herrn soundso?“ „Nee, den kenne ich nicht, habe ich nichts mit zu tun.“ Und da riefen die extra öfter an, weil schon mal jemand zur Bank ging und sagte: „Ich brauche Kredit, und Herr Wischnewski ist absolut dafür, daß ich den Kredit kriege“, und ich dachte, das ist ein solcher Fall, ich sag: „Nee, kenne ich nicht, mit dem Mann habe ich nichts zu tun. „Hören sie, der Mann, den Sie nicht kennen und mit dem sie nichts zu tun haben, hat 1,8 Millionen auf Ihr Konto überwiesen.

 

29:09
Haroun

O-Ton Ali Haroun:
Lui, il ne pouvait pas dire à sa banque d'où ça venait, mais en realité, croyez-moi, c'était pas de l'argent de la drogue, ni de l’argent sale, c'était les cotisations ramassées en France auprès des ouvrièrs algériensqui constituait notre trèsor de guerre, c'est cette somme qui pour nous, à l'époque, de 1 ou 2 million de DM c'était peu.

 

Er konnte seiner Bank nicht sagen, woher das Geld kam, aber in Wirklichkeit, glauben sie mir, war das weder Drogengeld, noch schmutiges Geld, es waren die Einzahlungen, die in Frankreich von den algerischen Arbeitern gespendet wurden, die unsere Kriegskasse bildeten. Diese Summe, von 1 oder 2 Millionen Mark,  war für uns zu dieser Zeit wenig.

 

29:34
Wischnewski

O-Ton Hans-Jürgen Wischnewski:
Damals sehr, sehr viel Geld. Und ich habe dann das Geld auch von der Bank abgehoben und hab ihnen das Geld gegeben.

 

29:46
Haroun

O-Ton Ali Haroun:
Je me rappelle que c'est lui qui m'a remis la première fois, une petite sacoche, avec à l'époque déjà 2 millions de DM.

 

Ich erinnere mich, das erstenmal traf ich ihn, als er mir eine kleine Tasche mit damals 2 Millionen D-Mark übergab.

 

29:56
Wischnewski

O-Ton Hans-Jürgen Wischnewski:
Ich habe mich offiziell beschwert bei der algerischen Exilregierung und habe gesagt: So kann man das nicht machen.

 

30:02
Straße

Auch aus Rücksicht auf die Beziehungen zu einem künftigen algerischen Staat ließen die deutschen Behörden die Algerier ziemlich in Ruhe:

 

30:14
Haroun

O-Ton Ali Haroun:
Le FLN n'a jamais eu de contacts officiels avec du gouvernements de la RFA, il y avait bien sûr le Consulat de Tunesie, ou l'ambassade de Tunesie, au sein de l'ambassade de tunesie il y avait Malek, c'est à dire Hafid Keramane, on s'appelait Malek à l'époque, qui était officiellement un employé tunisien, mais qui en fait était un responsable local du FLN, c'était lui qui était, si vous voulez, un peu l'homme que les autorités allemandes contactaient de façon officieuse. Ils l'ont jamais contacté officiellement comme représentant de l'Algérie, même lorsque l'Algérie a eu un gouvernement provisoire, l'Allemagne, la RFA n'a pas reconnu le gouvernements provisoire de la République algérienne puisque elle était dans l'OTAN. Et la France, bien sûr surtout la France de General de Gaulle, avait menacé tous les pays qui reconnaitrait le gouvernement provisoire algérienne de rupture des relations avec ces pays, mais il n'empêche, je dois dire, que la police allemande, qui était quand même bien structurée, bien organisé, a gentiment fermé les yeux, parce que, je ne peux pas croire, qu'on ait fait tout ce qu'on a pu faire en Allemagne sans qu'un seul d'entre nous soit arrêté par la police.

 

Die FLN hat niemals offizielle Kontakte mit der Bundesregierung gehabt. Es gab natürlich das Konsulat Tunesiens oder die tunesische Botschaft - dort saß Malek, d.h. Hafid Keramane, damals nannte man ihn Malek. Er war offiziell ein Angestellter der tunesischen Botschaft, aber eigentlich ein örtlich Vertreter der FLN. Er war, wenn sie so wollen, ein bißchen der Mann, mit dem sich die deutschen Behörden halbamtlich in Verbindung setzten. Sie haben mit ihm niemals offizielle Kontakte als Verteter Algeriens gehabt, auch wenn Algerien eine provisorische Regierung hatte. Die Bundesrepublik hat die provisorische Regierung der Republik Algeriens nie anerkannt, da sie in der Nato war. Und Frankreich, besonders das Frankreichs General de Gaulles hatte allen Ländern, die die provisorische Regierung Algeriens anerkennen würden, mit dem Abbruch der Beziehungen gedroht. Das verhinderte aber nicht,  daß die deutsche Polizei, die doch gut organisiert war, freundlich die Augen geschlossen hat. Anders kann mir nicht vorstellen, daß wir das alles in Deutschland machen konnten, ohne daß ein Einziger von uns verhaftet worden ist.

 

 

31:52
Frank

O-Ton Paul Frank:
Solange die öffentliche Ordnung nicht tangiert war, solange die Menschenrechte nicht verletzt waren, hatten wir keinen Grund, nun päpstlicher zu sein als der Papst.

 

32:05
Boudaoud

O-Ton Omar Boudaoud:
Effectivement, ça a été une organisation, je dirais pas parfaite, mais presque parfaite, à tel point que la police allemande avait tellement confiance en notre organisation, sur la tenue de nos émigrés, dans l'organisation, et comme ils étaient en contact avec le point de chute que nous avions soi - disant légal, c'était la GTA le bureau de la GTA à Cologne. Il est arrivé plusieurs fois que quand ils arrêtaient quelqu'un un quelque part en Allemagne, ils téléphonaient à cette centrale, s'il fallait l'arrêter ou nous l'envoyait soit en Tunisie, soit au Maroc avec un rapport sur le dos.

 

 

In der Tat war unsere Organisation, ich würde nicht sagen perfekt, aber fast. So daß die deutsche Polizei unserer Kontrolle über unsere Landsleute so vertraute, das sie Verbindung zu unseren - nennen wir sie - legalen Anlaufstellen hielt, so zum Büro der U.G.T.A. in Köln. Es ist mehrmals passiert, daß sie jemanden irgendwo in Deutschland festgenommen hatten und bei uns in der Zentrale anriefen, ob man denjenigen einsperren sollte oder ob wir ihn mit der entsprechenden Meldung nach Tunesien oder Marokko schicken würden.

 

32:42 Botschaft, Attentate

Direkt vor der tunesischen Botschaft wurde ein algerischer Repräsentant niedergeschossen. Autobomben explodierten

 


Wochenschau

O-Ton Wochenschau:

Bombenattentate bei uns - Das Werk französischer Terroristen

 


Tatort

Französische Geheimdienste griffen in Deutschland die FLN und ihre Unterstützer an

 

33:01
Gorlas

O-Ton Johannes Gorlas:

Unser Problem war natürlich auch, was die Diskretion angeht, damals gar nicht so sehr die deutschen Behörden, sondern die französische Organisation „Rote Hand“ oder auch französische Dienststellen. Da war durchaus mit Einigem zu rechnen, und das haben wir gewußt. Man mußte zum Beispiel, wenn ich mit dem Auto gefahren, habe ich mal vorsichtshalber immer, obwohl das wahrscheinlich auch nichts genutzt hätte, mal den Kofferraum vorher aufgemacht und mir das vorher mal prüfend angeschaut. Also so ganz sicher war man nicht.

 

33:35
Falkenberg

O-Ton Walmot Möller-Falkenberg
Die meisten, die da mitgemacht haben, haben sich das vorher überlegt, und dann war das kein Problem mehr, denn jeder hat gesagt: Ich will das machen, das ist mein Teilchen, das ich beibringen kann zu dieser Dekolonialisierung jetzt ganz konkret, und das Risiko gehe ich eben ein.

 

33:51
Haroun

O-Ton Ali Haroun
Il y a eu une lutte, mais une lutte à sens unique. En Allemagne nous avons toujours joué à la souris qui s'échappe et non pas au chat, le chat était les services français. Pourquoi la souris qui s'échappe? Parce que nous nous avions pu, rendre coup pour coup comme on l'a fait en France. En France on a jugé et exécuté des policiers français des services secrets, parce que nous ne voulions pas que les autorité allemandes nous accusent de créer un terrorisme en Allemagne.

 

 

Es gab einen Kampf, aber er war einseitig. In Deutschland haben wir immer das Katz-und-Maus Spiel gespielt, aber nicht in der Rolle der Katze, die Katze, das war der französische Geheimdienst.

Warum die Maus, die flüchtet? Wir hätten uns Auge um Auge wehren können, wie wir es auch in Frankreich machten. In Frankreich haben wir französische Polizisten abgeurteilt und hingerichtet. Doch in Deutschland haben wir nie an einem französischen Geheimdienstler Vergeltung geübt, denn wir wollten nicht, daß die deutschen Behörden uns anklagten in Deutschland Terrorismus auszuüben.

 

34:34
Legion

Deutsche Staatsbürger waren auch direkt am Krieg beteiligt. Überall in Frankreich gab es Anwerbebüros der Fremdenlegion, und damals meldeten sich zur Legion überwiegend Deutsche.

 

34:54
Horn

O-Ton Johannes Horn:
Also zu meiner Zeit, das war 57, waren wir in der Ausbildung bis auf zwei Ungarn, einen engländer und einen Sudanneger fast alles - nein, zwei Spanier waren noch dabei in der Kompanie, der Rest waren alles Deutsche. Also von 100 Mann 92 Deutsche.

 

35:17
Lischewski

O-Ton Franz Lischewski:
Wenn es richtig zum Kampf kommt operationell, dann wird man auch nicht mehr nur mit der französischen Sprache angesprochen, dann sprechen auch alle Offiziere deutsche per du: Franz komm her, Deckung links rechts, dies, das. Dann gehen auch die Kommandos in Deutsch über.

 

35:34

Der Gegner benutzte die Guerillataktik

 

35:42
Lischewski

O-Ton Franz Lischewski:

Es ist nicht so vorstellbar wie hier im Krieg oder im Weltkrieg. Erst mal sieht man den nicht. Man hört das überall knattern, man erkennt, man kann aber keinen ausmachen. Man weiß auch nicht, ob man selbst einen getroffen hat, das sieht man gar nicht, nee. Nebenan der Kollege läuft, man sieht nur auf einma, wenn der umfällt, der hat das kleine rote Loch im kopf, dann fällt der um und schon auf der Erde, und dann ist der schon tot. Was ist, Castor, kuckste oder wat?

 

36:08

Legionäre

Viele Legionäre sahen zu, daß sie irgendwie diesem Krieg entkamen, und die FLN baute eine Organisation auf, die Legionären bei der Flucht helfen sollte, den Rückführungsdienst, geleitet von „Si Mustafa“, geboren als Winfried Müller. Mit der Hilfe deutscher Pazifisten wurden die Legionäre auf ungewöhnlichen Wegen angesprochen, zum Beispiel über Boulevardzeitungen.

 

36:33
Vack

(36:33) O-Ton Klaus Vack:
viele Fremdenlegionäre haben in diesen Zeitungen eine Anzeige aufgegeben: Einsamer Fremdenlegionär in Algerien sucht Briefkontakt zu einer schönen, attraktiven frau, und dann eine Nummer. Die Adresse, das war eine offizielle Adresse in Paris, und dann also die Feldpostnummer.

Und dann haben wir an diese Leute geschrieben dann erstmal überhaupt geantwortet ind dem Sinnem daß wir an einem Briefkontakt interessiert wären. Und am Anfang war das ein sehr mühsamer, umfangreicher Schriftverkehr, alles wurde mit der Hand geschrieben, nichts mit der Schreibmaschine, und haben versucht herauszubekommen, ob die Leute die Nase voll haben, und dann haben wir ihnen eben Informationen geschickt, wie es möglich ist, in bestimmten Situationen gefahrlos zu desertieren.

 

37:34
Fotos Legion

Auch Franz Lischewski entschloß sich mit einem Kameraden zu Flucht. Die beiden wurden noch weit in marokkanisches Gebiet von Armeeeinheiten und Kampfflugzeugen verfolgt

 

37:48

Lischewski

O-Ton Franz Lischewski:
Also am Tag konnte man nicht marschieren. die haben alles abgeleuchtet. Die Milipiper die haben so ein Glas, die suchen die Spuren alles, wo die eventuell sein können. Hat auch nicht lange gedauert, da kamen sie auf einmal mit die Zweimotorigen, und die haben so Eier nach uns abgeworfen. Da habe ich das erstemal bißchen Angst gekriegt. Der Kollege auch.

 

38:09
Deserteure

Sicherheit brachte erst der Kontakt mit Einheiten der algerischen Befreiungsarmee. Die Algerier waren sehr daran interessiert, solche Bilder vom guten Empfang der Deserteure zu verbreiten.

 

38:26
Lischewski

O-Ton Franz Lischewski:
Als ich türmen gegangen bin, bin ich ja bei denen in der Kaserne gewesen. da habe ich erst gemerkt, daß das genauso prima Leute sind wie wir oder alle anderen auch.

 

38:37

In getarnten Residenzen in Marokko mußten die Legionäre warten, bis der Rückführungsdienst alle Formalitäten für sie erledigt hatte. Rund 4000 Mann etwa jeder Zehnte der eingesetzten Legionäre ist auf diese Weise dem Krieg entkommen.

 

38:54

(38:54) O-Ton Lischewski:
Die Offiziere von dieser FLN, die haben uns das so erzählt, daß es da einen gibt, der die Leute weiterleitet. Der kann uns zur Heimat bringen, nach Hause.

 

39:09

Um ihre Heimat ging es auch den Algerienfranzosen. Die französische Poltik war hilflos,und die pieds noirs fürchteten, letzlich von der Regierung des Mutterlandes verraten zu werden. In Algiers brach Chaos aus, Teile des Militärs gaben ihre politische Zurückhaltung auf und entschlossen sich zu offener Meuterei.

 

39:31
Melnik

O-Ton Constantin Melnik (Overvoice)
Pourquoi l'armée français s'était engagée avec cette fureur dans la guerre d'algérie? C'est que, c'était une armée, il faut pas oublier, battue, elle a été battue en 1940, elle a été battue en Indochine et ... à tout à coup elle a eu l'impression qu'elle pourait enfin remporter une victoire. et en plus, s'est produit un phénomène qui était extrêment dangereux, si vous voulez, sur la plan du mantien de l#ordre, c'est que il a surgi dans l'armée français des troups d'elits, si vous voulez des parachutistes. Alors ces parachutistes avaient une espèce de volonté de vaincre absolument, une rage de vaincre et ces troups d'elits étaient extrêment dangereux et c'est elle qui a pratiquementjoué une rôle importante pendant la guerre d'Algérie.

 

Warum war die französische Armee so besessen daran interessiert diesen Krieg zu gewinnen? Es war eine geschlagene Armee, das darf man nicht vergessen. Sie wurde 1940 geschlagen, in Indochina und jetzt hatte sie das Gefühl, endlich einen Sieg erringen zu können. Außerdem zeigte sich ein Phänomen das extrem gefährlich für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung war. Es entwickelte sich nämlich innerhalb der französischen Armee eine Elitetruppe, die Fallschirmjäger. Sie hatten den unbedingten Drang zu siegen. Diese Elitetruppe war extrem gefährlich und spielte im Algerienkrieg eine bedeutende Rolle.

 

40:20

De Gaulle

In höchster Gefahr wurde Charles De Gaulle aus dem politischen Ruhestand geholt.

 

De Gaulle

O-Ton De Gaulle:

Si le peuple le veut, comme  dans la précédente grande crise nationale,   à la tête du gouvernement de la République française.

 

Gut, wenn das Volk es will nach dieser großen nationalen Krise, trete ich an die Spitze der französischen Regierung.

 

40:40

De Gaulle

Große Hoffnungen knüpften sich an de Gaulles Amtsantritt, nun mußte er die die Armee wieder unter Kontrolle bringen.

 

40:48

Frank

O-Ton Paul Frank:
Die Armee ist sozusagen der Garant der politischen Unbeweglichkeit. In allen Staaten, in allen Staaten. Und das war meines Erachtens das relativ noch leichteste Problem für De Gaulle, die Armee auseinanderzudividieren, das hat er auch getan, nicht wahr. Die Armee war nicht schlagfertig. Ein großer Teil war auf der Seite De Gaulles, ein anderer, die also gewisse Dinge von 1940 ihm nicht verzeihen konnten, war gegen ihn, und so... aber sobald eine Armee geteilt ist in der Führung, ist sie unbrauchbar, das hat er schon gewußt.

 

41:28
De Gaulle in Algiers

De Gaulle reiste durch Algerien und wurde von den pieds noirs begeistert empfangen. Auf dem Balkon des Generalgouvernements in Algiers fiel dann dieser Satz.

 

O-Ton De Gaulle

 

„Ich habe Euch verstanden“
Aber was hatte De Gaulle verstanden. Sein Aufteten war schwer einzuordnen

 

41:48
Cuénat

O-Ton Hélène Cuénat
On a eu l'impression que c'était un coup d'Etat militaire qui donc allait accentuer la politique militaire de répression et maintenir, faire la guerre jusqu'au bout. et on s'est assez vite rendu compte que c'était pas ça les intentions de de Gaulle que même dans le fameux discours"Je vous ai compris", où il s'adresse à l'armée et aux Colons, en fait c'est ironique, c'est à dire, qu'il avait déjà à ce moment là, enfin en tous cas, il a ... très, très vite, bon. tout le monde dit que de Gaulle est un empiriste, on a assez vite perçu qu'il ferait la paix, même au prix de l'indépendence. qu#Il était décidéà faire la paix en Algérie.

 

Wir hatten den Eindruck, daß es sich um einen militärischen Staatsstreich handelte, der die Politik der Militärs, die Repressionen verstärken und den Krieg bis zum bitteren Ende weiterführen würde. Aber sehr schnell wurde deutlich, daß das nicht die Absicht de Gaulles war. Sogar in seiner berühmten Rede „Ich habe Euch verstanden", an die Armee und die Algerienfranzosen, war das eigentlich ironisch gemeint, Es war allen sehr schnell klar, daß er sich nach den Gegebenheiten richtete und entschlossen war, Frieden zu schließen, - auch um den Preis der algerischen Unabhängigkeit.

 

42:37
Melnik

O-Ton Constantin Melnik
De Gaulle, j'ai l'impression avait une attitude un peu ambique, parce qu'il voulait aussi à un certain moment gagner cette guerre et il voulait surtout imposer ses conditions au FLN. Si vous voulez, il a un peu consideré le FLN qu'il a sous-estimé comme des hommes politiques de la IV. République qu'il avait roulés dans la farine. et il pensait que le FLN viendrait à ses genaux et que la FLN accepterait ses conditions qui, à terme, avait été l'indépendence, mais si vous voulez il y avait une phrasw du De Gaulle dans son discours de sept. 59, qui est essentielle, dont il disait la solution la plus français, il a toujours voulait imposer, je dis bien imposer,  par la force une solution, même pendant les négociacions la solution la plus favorable à la populations de Pieds Noirs, parce qu'il voulait, je crois, sincèrement défendre leurs intêrets. Or il a venu à l'idé de Lindépendance que progressivement et au cours des négociacions avec le FLN et c'est pour ça que les négociacions ont duré autant de temps, mais de tout façon si de Gaulle était allé plus vite, comme beaucoup de membres de son entourage le souhaitaient, je ne crois pas qu'il aurait pu le faire, en raison de la pression de l'Armée, donc c'est difficile de juger, mais il n'y a que l'histoire qui pourra juger, si on a perdu du temps, il fallait comme disait Mitterrand_ laisser de temps au temps- , c'était affreux parce que cette guerre était cruelle, elle a duré trop longtemps.

 

Ich habe den Eindruck, daß de Gaulle eine sehr zwiespältige Haltung hatte. Einerseits wollte er ab einem bestimmten Moment den Krieg gewinnen und andererseits der FLN die Friedensbedingungen diktieren. Er hat die FLN, die er unterschätzt hat, wie die Politiker der 4. Republik betrachtet, die er eingeseift hatte. Er dachte, daß die FLN zu Kreuze kriechen würde, und seine Bedinungen akzeptieren würde, die früher oder später auf die Unabhängigkeit hinauslaufen würden. Es gab den Satz von de Gaulle in einer Rede vom September 59: „Eine Lösung so französisch wie möglich.“ Er wollte immer, auch während der Verhandlungen, gewaltsam eine Lösung durchsetzen, die den französischen Interessen, und den Interessen der Pieds Noirs entsprach, ich glaube, er wollte auch deren Interessen ernsthaft verteidigen.

Er näherte sich der Idee von der Unabhängigkeit nur langsam im Verlauf der Verhandlungen mit der FLN. Deswegen zogen sich die Verhandlungen so lange hin. Aber, selbst wenn de Gaulle schneller gewesen wäre, so wie viele in seiner Umgebung sich wünschten, ich glaube nicht daß er es gekonnt hätte, schon wegen des Drucks der Armee. Man kann im Nachhinein nur schwer beurteilen, ob zuviel Zeit verloren wurde, oder ob, wie Mitterrand sagte, man Zeit brauchte. Es war entsetzlich, denn dieser Krieg war grausam und dauerte zu lange.

 

44:20
Putsch

Es kam noch zu einem Putschversuch gegen eine Politik, die letztlich auf eine algerische Unabhhängigkeit hinauslief, doch die Revolte brach schnell zusammen.

Der Krieg in Algerien und der Kampf im französischen Untergrund gingen währenddessen weiter.

 

44:45
Preiss

O-Ton Anne Preiss
j'avais dit à mes parents que je voulais continuer à étudier à Paris, en fait pour continuer le travail clandestin et j'ai réussi à aller à Paris. Les instructions étaient les suivants de ne pas bouger de ne rien faire tant que je j'étais pas contacté enfin de ne rien faire sur le plan politique tant que je n'étais pas contacté et même s'il avait une alerte de ne pas bouger d'attendre les instructions. heureusements que j'ai pas suivi les instructions parce que effecxtivement personne n'était au courant de ce que j'avais pu faire. J'étais, donc, en attente de continuer et puis je me suis aperçu que 2 inspecteurs de police à tour de rôle me suivaient ça je m'en suis rendre compte assez vite, j'ai mené ma vie quotidienne normale et j'étais disciplinée quoi. Mais un jour je suis entrées dans le Métro et quand devant moi un hommr a ouvert un grand périodique, je sais plus si c'était "France Soir" et il y avait la photo en grand  .....que j'ai   connu dans le réseau, un résponsable français du réseau de la wilaya 3 Jean Marie Boeglin qui avait une photo énorme. alors là, je me suis dit instructions ou  pas instructions moi je m'en vais, je m'en vais.

 

 

Ich hatte meinen Eltern erzählt, ich ginge nach Paris um meine Ausbildung fortzusetzen, aber in Wirklichkeit machte ich die Untergrundarbeit weiter. Es war mir gelungen nach Paris zu gehen, aber die Anweisungen lauteten, nichts zu tun, mich nicht politisch zu engagieren, mich nicht zu rühren auch im Falle eines Alarms. Glücklicherweise habe ich mich nicht an die Anweisungen gehalten, es wußte niemand von meinen Aktivitäten, ich wurde mißtrauisch, als ich merkte, daß zwei Polizeiinspektoren mich im Wechsel überwachten. Aber ich führte ein normales Alltagsleben und hielt mich noch an die Anweisungen. Aber eines Tages, als ich in die Metro stieg und jemand vor mir die Zeitung aufschlug, ich weiß nicht mehr, ob es die FRANCE SOIR war, sah ich ein großes Foto von jemandem, den ich aus dem Unterstützernetz kannte, einen französischer Unterstützer, Jean Marie Boeglin. da sagte ich mir, Anweisungen ja oder nein, ich hau ab. Und ich bin abgehauen.

 

46:15

Aufsehen erregte in Paris der Prozess gegen die „Kofferträger“, Mitglieder des Netzes um Francis Jeanson. Anwalt Mourad Oussedik gelang es, den Philosophen Jean-Paul Sarte in das Verfahren hineinzuziehen.

 

46:33
Oussedik

Mourad Oussedik
Sartre devait déposer à la barre lors du procès de jeanson. et il s'est trouvé qu'il était au Brésil à Belhorizont et il nous a fait savoir qu'il était d'un zona. Nous avons à ce moment là essayer de pallier cette défection nous nous sommes réunis, il y avait mon confrère Bel Abdalah, Dumas, Vergès, ainsi que moi il y avait Péjus qui était à ce moment là le secretaire de Sartre qui était responsable des temps modernes et nous avons rédigé une lettre ensemble. cette lettre a été lue au téléfone à Sartre qui se trouvait déjà à Belhorizont. Il a accepté les termes, nous avons déposé lors du procès la lettre et nous en avons donné lecture ce qui a fait un bruit etraordinaire, parce que pour la première fois dans cette lettre il y avait cette fameuse formule: et je porterais la valise si on me demanderait de la porter, ce qui a provoqué l'inculpation de Sartre.

 

 

Sartre war im Jeanson-Prozeß vorgeladen. Es war so, daß er zu der Zeit in Brasilien war in Belo horizonte. Er ließ uns mitteilen, daß er eine Gürtelrose habe. Wir versuchten das Problem zu lösen, wir haben uns getroffen, meine Kollegen Benabdallah, Dumas, Vergès und ich und Péju, damals der Sekretär von Sartre, der die Zeitschrift "le temps moderne" herausgab. Wir haben zusammen einen Brief entworfen, der Brief wurde Sarte, der noch immer in Belo horizonte war, telefonisch vorgelesen. Er hat die Formulierungen akzeptiert, wir haben den Brief im Prozeß eingebracht und vorgelesen, und das löste enormes Aufsehen aus, weil in diesem Brief die inzwischen berühmte Formulierung stand "Ich würde den Koffer tragen, wenn man mich fragen würde". Das Ganze hatte eine Anklage Sartres zur Folge.

 

47:51
Paris

Der Prozeß gegen die „Kofferträger“ erregte die französische Öffentlichkeit und endete mit harten Urteilen. Franzosen und Algerier auf der Anklagebank sollten für lange Zeit hinter Gittern verschwinden

 

48:10
Cuénat

O-Ton Hélène Cuénat:
Et je me rappelle ce que m’avait dit dans le Box au moment du procès, un jeune Algérien qui était à mes côtés qui s'appelait houldijons(?) et il m'avait croyant les peines, au moment où on avait reçu les peines  des gens etc. et il y avait un Algérien qui m'avait dit .Comment, vous avez 28 ans et vous allez sortir avec 40, c'est terrible, bon on savait bien qu'on sortirait avant enfin. Mais un autre un jeune m'a dit:ne l'inquiète pas on va finir notre révolution et on viendra vous aider à finir la vôtre et c'est quelque comme ça qui me semble la recherche, c'est à dire c#est cette solidarité effectivement. Les Algériens peuvent nous aider à finir notre révolution comme les allemands, comme nous, vous, c'est ça l'internationalisme.

 

Ich erinnere mich an das,, was mir ein algerischer Mitangeklagter sagte. Während der Urteilsverkündung meinte ein alter Algerier. "Wieso, Sie sind 28 und wenn sie rauskommen sind sie 40, das ist ja schrecklich". Doch wir wußten, daß wir früher rauskommen würden,. Und dieser andere sagte mir: "Reg dich nicht auf, wir beenden unsere Revolution und dann helfen wir euch, eure zu machen.

 

48:45

Oussedik

O-Ton Oussedik
Le français qui était dans le box disait: moi, j'ai aidé les Algeriens pour sauver l'honneur de mon pays. Il ne disait pas qu'il n'aidait pas les Algérien pour Algérie, il disait parce que je ne veux pas que mon pays passe pour un pays de colonisateur, pour un pays qui pratique la torture, mon devoir absolu de Français c'est de donner et de montrer que certains Français n'acceptent pas qu'il soit porté atteinte à l'honneur de la France.

 

Der Franzose auf der Anklagebank sagte, ich habe den Algeriern geholfen, um die Ehre meines Landes zu retten. Er sagte nicht, daß er Algerien half wegen der Algerier, somdern er sagte: Weil ich nicht will, daß mein Land als Kolonialmacht gilt, als ein Land, das foltert. Meine absolute Pflicht als Franzose war es, mich zu engagieren und zu zeigen, daß einige Franzosen nicht akzeptieren, daß gegen die Ehre Frankreichs verstoßen wird.

 

49:20
Evian

Schließlich stimmte Frankreich in den  Verträgen von Evian der algerischen Unabhängigkeit zu. Die Republik verlor ihre Departements in Afrika, war aber  einer existenzbedrohenden Gefahr entronnen.

 

49:41
Frank

O-Ton Frank
Die große Gefahr für De Gaulle und für die Leute vor ihm war, daß es den französischen Machthabern in Algerien, die Algerienfranzosen waren und dort lebten, dort ihre Latifundien verteidigten, daß es denen gelingen könnte, den Konflikt ins Mutterland politisch zu übertragen mit dem Endziel eines Bürgerkriegs. Rechts gegen links, und die Linke war auch gespalten. Das wäre ein schöner Bürgerkrieg geworden, alle gegen alle. Und ich persönlich bin der Meinung, daß die Verdienste, die sich De Gaulle um Frankreich erworben hat, indem er ihm diesen Bürgerkrieg erspart hat, höher zu bewerten sind als das, was er 1940 und folgende im Krieg für Frankreich erreicht hat.

 

50:43

Viele Kolonien sind in diesen Jahren unabhängig geworden, Und doch war der Kampf um Algerien eine historische Premiere. Er wurde auch in Europa ausgefochten, und die Zugehörigkeit zur einen oder anderen Seite war nicht mehr automatisch durch die Nationalität vorherbestimmt, sondern entsprang auch einer politischen Entscheidung, die der Einzelne für sich treffen mußte. Durch die algerische Krise hat sich die französische Demokratie letztlich stabilisiert, auch wenn bis heute Narben zurückgeblieben sind.

 

51:33

Hélène Cuénat gelang nach einem Jahr Gefängnis eine aufsehehnerregende Flucht. Sie verbrachte zehn Jahre im Exil.

 

51:40

Anne Preiss konnte mit einem algerischen Paß in Deutschland studieren. Sie lebt wieder in Frankreich

 

51:52

Noël Favrelière wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Nach zehn Jahren wurde er amnestiert und kehrte nach Frankreich.zurück

 

52:00

Die deutschen Unterstützer wurden von ihren algerischen Freunden zu einer Siegesfeier mit Couscous eingeladen. Eine Bilanz:

 

52:09
Pilarek

O-Ton Klaus Pilarek:

Es war damals die Vorstellung, daß man den Algeriern helfen müßte, ihre Selbständigkeit zu gewinnen, und nachdem sie gewonnen war, haben die algerier ihre angelegenheiten selbst geregelt, - zum Teil auf eine Weise, wie ich es heute nicht verstehen kann. aber trotzdem war richtig, was wir gemacht haben. Denn sie hatten einfach ein Recht darauf, ihre Dinge selbst zu regeln.

52:40

Abspann