< zurück

Rassismus bekämpfen!
Fight SDS und „becklash"!

Stellungnahme von der Antifaschistischen Gruppe im Prenzlauer Berg

Spiegelung aus der 02-04 für die trend Notausgabe
Der SDS, nach eigener Darstellung eine Gruppierung von Altlinken aus der Studentenbewegung von 1968, startete im Januar 04 seine Kampagne „becklash". „Becklash" fordert in einem offenen Brief an die Integrationsbeauftragte Marieluise Beck, Frauenministerin Renate Schmidt und Justizministerin Brigitte Zypries „alle Frauen und Männer, die aus Ländern kommen, in denen Männer gegenüber den Frauen rechtlich privilegiert sind und die ein Aufenthaltsrecht in Deutschland beantragen", ab sofort unterschreiben zu lassen, dass sie das Gleichheitsgebot des Grundgesetzes  anerkennen. Bei Verstößen sollten diese ihr Aufenthaltsrecht verwirken.

Jenseits des interessanten Aspektes, daß es für die InitiatorInnen der Kampagne offensichtlich Staaten gibt, in denen sie die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern voll verwirklicht sehen, läßt „becklash" (unabhängig von der Pflichterwähnung von Frauenhandel und Zwangsprostitution) keinen Zweifel daran, explizit MigrantInnen aus Staaten mit islamisch geprägter Kultur im Visier zu haben. Bereits in den einleitenden Sätzen bezieht sich „becklash" auf die sogenannte „Kopftuch-Debatte". Des weiteren dürften Frauen nicht aus eigenem Willen das Haus verlassen und keine Sprachkurse belegen. Mädchen dürften sich auf der Straße nicht frei bewegen, in den Schulen nicht am Sportunterricht teilnehmen, nicht am Sexualkundeunterricht, nicht an Klassenfahrten, etc. Zu Hunderten würden Mädchen allein in Berlin jährlich entführt und zwangsverheiratet, das Beschneidungsverbot übertreten und praktisch nicht verfolgt.

Der SDS fordert mit „becklash" ein rassistisches Sondergesetz! Die in „becklash" enthaltene pauschale Unterstellung an jeden Menschen aus islamisch geprägten Staaten, die Rechte von Frauen und Mädchen auf Freizügigkeit und körperliche Unversehrtheit nicht, bzw. weniger zu respektieren, als „wir zivilisierte Deutsche" ist nichts als Rassismus.

Der SDS ruft mit „becklash" nach dem „starken Staat", nach mehr Repression! Dem SDS scheint, was er selbst thematisiert, nicht aufgefallen zu sein. Bestehende deutsche Gesetze würden durchaus ausreichen um die in „becklash" thematisierten Verbrechen gegen die Freizügigkeit und körperliche Unversehrtheit von Frauen und Mädchen zu verfolgen. Erinnert sei hier nur an die allgemeine Schulpflicht und die einschlägigen Gesetze zu Freiheitsberaubung und Körperverletzung. Da es diesem Staat der Gleichstellung von Mann und Frau jedoch am ansonsten durchaus vorhandenen Verfolgungswillen zu fehlen scheint, zieht der SDS, staatsgläubig und autoritär orientiert, den Trugschluß, daß in einem solchen Fall eben mehr, neue, repressivere Sondergesetze her müßten.

Im Namen armer, hilfloser und geschundener Frauen ...
Es scheint dem SDS noch nicht aufgefallen zu sein, daß eine gewisse Vorsicht geboten ist, wenn plötzlich Sondergesetze und Maßnahmen zum Schutz von Frauen gefordert werden. Der Ku-Klux-Klan lyncht farbige Männer – natürlich nur um reine, weiße Frauen vor den massenhaften Vergewaltigungen durch die Nigger zu schützen. Unsere Jungs von der Bundeswehr marschierten auch in Ex-Jugoslawien ein, um die dortigen Massenvergewaltigungen zu beenden. Und jetzt eben: Türken, Araber, etc. raus! Wer seine Frauen so vorsteinzeitlich be- und mißhandelt, hat eben nichts zu suchen in unserem schönen Land der

Geschlechtergleichheit!
War doch nur ein Witz!

Wir sind nicht die Einzigen und Ersten, die sich von der Kampagne des SDS mehr als befremdet fühlen. Den Vorwurf des Rassismus wies Frigga Haug (führendes Mitglied des SDS und Erstunterzeichnerin der Kampagne) in einem taz-Interview zurück. Die Kampagne sei nur eine Provokation im satirischen Sinn, „um die Verhältnisse in den Familien zu  skandalisieren" (Originalzitat).

In diesem Sinne: mehr rassistische, mehr türken-, juden- und frauenfeindliche Witze? In den Medien, der Stammkneipe und am Arbeitsplatz?

Damit Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Sexismus endlich Thema werden in Deutschland?

Aber leider ist unser Sinn für Humor ziemlich beschränkt. Über Antiislamismus und Rassismus müßt  ihr mit anderen zusammen lachen. Ihr werdet sicher keine Schwierigkeiten haben, vorgegeblich  frauenfreundliche Doitsche zu finden, die Eure Positionen teilen und herzhaft gemeinsam mit Euch über diese gut gelungene, witzige Satire lachen.

Wir hingegen vertreten weiterhin:

Rassismus bekämpfen! Überall!
Auch wenn er sich links und feministisch zu tarnen versucht!

Mit antifaschistischen Grüßen
AGiP

Editorische Anmerkung

Der Artikel wurde uns am 12.2.2004 zugesandt und ist eine Spiegelung von

http://www.members.partisan.net/agip/aktuelles.html

Antifaschistischen Gruppe im Prenzlauer Berg
c/o Infoladen Stadtmitte Brunnenstraße 7
U-Bhf. Rosenthaler Platz
agip_berg@gmx.de