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Politische Ökonomie des Kapitalismus

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03 Die Akkumulation des Kapitals und die Entwicklung der Lage der Arbeiterklasse

Einleitung

Die Marxsche Akkumulationstheorie beruht auf der Mehrwerttheorie. Karl Marx hat mit seiner Mehrwerttheorie nachgewiesen, daß das Kapital und der Mehrwert, d°r aus der Ausbeutung der Arbeiterklasse stammt, untrennbar miteinander verbunden sind, daß das Kapital ein antagonistisches Ausbeutungsverhältnis zwischen der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie ist und daß das Mehrwertgesetz das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus ist. Mit der Mehrwerttheorie schuf Marx die Grundlage für die historische Rolle der Arbeiterklasse.(1)

Die Akkumulationstheorie untersucht die Auswirkungen des kapitalistischen Reproduktions- und Akkumulationsprozesses auf das Wachstum der Arbeiterklasse und auf die Klassenpolarisierung, auf die Entwicklung der Klassenlage der Arbeiter im Kapitalismus sowie auf die historische Entwicklungstendenz des Kapitalismus. Die Akkumulationstheorie begründet umfassend die marxistisch-leninistische Lehre von der historischen Mission der Arbeiterklasse.

Nur auf der Grundlage der Mehrwerttheorie (die wiederum auf der Werttheorie basiert) sowie der Akkumulationstheorie ist die gesetzmäßige Zuspitzung der entscheidenden Widersprüche des Kapitalismus, des Grundwiderspruchs und des damit eng zusammenhängenden Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit, zu verstehen. Nur auf dieser Grundlage ist die historische Mission der Arbeiterklasse, die revolutionäre Überwindung des Kapitalismus und der Aufbau des Sozialismus und Kommunismus, zu begreifen. Die Produktion und Akkumulation von Mehrwert beeinflussen entscheidend die Interessen und das Handeln der Kapitalisten und der Arbeiterklasse. Der maßlose Drang der Bourgeoisie nach Mehrwert äußert sich in dem wachsenden Drang nach Verwandlung von Mehrwert in Kapital zur extensiven und intensiven Erweiterung und Verschärfung der Ausbeutung der Arbeiterklasse. Die Akkumulation des Kapitals führt zur Vermehrung des Proletariats, seiner Konzentration in der Großproduktion und schafft die materielle Voraussetzung für die Verstärkung seiner Organisiertheit und Kampfkraft.

Das allgemeine Gesetz der Akkumulation des Kapitals ist wie alle ökonomischen Gesetze des Kapitalismus ein objektives, das heißt vom Willen und Bewußtsein der Menschen unabhängig wirkendes Gesetz. Durch den Kampf der Arbeiterklasse, die sich heute auf die Kraft des sozialistischen Weltsystems stützen kann, werden der Kapitalistenklasse zum Teil nicht unbeträchtliche Zugeständnisse zur Verbesserung der materiellen Lage der Arbeiter abgezwungen. Aber das Gesetz wird nicht außer Kraft gesetzt. Im Gegenteil, das allgemeine Gesetz der Akkumulation des Kapitals wirkt gerade im gegenwärtigen Kapitalismus verstärkt. Alle bürgerlichen Theorien von der Wandlung des Kapitalismus von einer Ausbeutungsgesellschaft in eine auf das „Gemeinwohl“ orientierte „Wohlfahrtsgesellschaft“, „Überflußgesellschaft“ usw. werden dadurch widerlegt.

Die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise, der Produktion von Mehrwert, geht Hand in Hand mit der Verwandlung des Mehrwerts in Kapital, mit der Kapitalakkumulation. Das Kapital kann nur in ständiger Bewegung, bei ständiger Produktion und Akkumulation von Mehrwert existieren. Wie jede gesellschaftliche Produktion, so ist auch die kapitalistische Produktion zugleich Reproduktion, in der sowohl die materiellen als auch die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen stets erneut wiederhergestellt werden. Sowohl die notwendigen Produktions- und Konsumtionsmittel als auch die gesellschaftlichen Verhältnisse der Menschen im Produktionsprozeß, also das Kapitalverhältnis, werden ständig reproduziert. Reproduktion des Kapitals, Konzentration und Zentralisation der Produktion und des Kapitals sind Bedingung und Ausdruck des Wachstums der kapitalistischen Produktion.

Mit der kapitalistischen Reproduktion ist nicht nur die ständige einfache Wiederherstellung des Kapitalverhältnisses, sondern die Reproduktion dieses antagonistischen Verhältnisses auf erweiterter Stufenleiter verbunden. Die Kapitalakkumulation wirkt sich entscheidend auf die gesamten Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterklasse in Form einer tendenziellen Verschlechterung ihrer Klassenlage aus.

In dem allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation, das als spezifisches ökonomisches Gesetz auch im gegenwärtigen Kapitalismus wirkt, erfaßte Marx den gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen der Kapitalakkumulation und der Lage der Arbeiterklasse.

Die Akkumulation des Kapitals führt zu einer Verschärfung des Grundwiderspruchs des Kapitalismus, dem Widerspruch zwischen der Vergesellschaftung der Produktion und der privatkapitalistischen Aneignung der Ergebnisse der Produktion. Dieser Widerspruch kann nur aufgehoben werden, wenn der Kapitalismus beseitigt wird. Die von Marx nachgewiesene historische Tendenz der kapitalistischen Akkumulation begründet ökonomisch die historische Aufgabe der Arbeiterklasse, in der sozialistischen Revolution die Macht zu erkämpfen, die kapitalistischen Eigentums- und Ausbeutungsverhältnisse zu überwinden und den Sozialismus und Kommunismus zu errichten. Die Akkumulationstheorie bildet daher nicht nur die Grundlage für die Analyse der Klassenlage der Arbeiterklasse, sondern auch für die Bestimmung des Inhalts und der Ziele des ökonomischen, politischen und ideologischen Kampfes der Arbeiter im Kapitalismus. Die Marxsche Akkumulationstheorie hat daher wie die Mehrwerttheorie große evolutionäre Bedeutung.

1 Siehe Karl Neelsen: Kapital und Mehrwert, Berlin 1973, S. 104 ff.

 

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Editorische Anmerkungen

Bei dem Lehrheft handelt es sich um einen virtuellen Reprint der 1973 in der DDR erschienenen Printausgabe.

Den Reprint besorgte eine LeserInnengruppe der TREND onlinezeitung.