Termine und Informationen vom AK Was tun?
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Redaktionelle Bearbeitung: Anne Seeck

TERMINE & INFOs

Seminare 2011 (2. Halbjahr)


Zwischen Bittbrief und Barrikade
Perspektiven der Erwerbslosenbewegung
Wochenendseminar 28./ 29.10.2011 im Mehringhof, Gneisenaustr.2a (U-Bhf. Mehringdamm)

Freitag 19 Uhr: „Wo sind sie geblieben“: Geschichte und Besonderheiten der Erwerbslosenbewegung  

mit Harald Rein (Frankfurter Arbeitslosenzentrum), Roland Roth (Politologe, Hochschule Magdeburg-Stendal) und Christian Schröder (Gruppe reflect! Berlin) 

Harald Rein wird über seine 30jährigen Erfahrungen in der Erwerbslosenbewegung berichten. Wo gab es Erfolge, was ist misslungen. Wie sieht die aktuelle Situation aus und wo sind Ansatzpunkte für neue Wege.

Roland Roth wird als Protestforscher darstellen, warum Proteste in Deutschland erfolgreich waren und welche Schlüsse man daraus für die Erwerbslosenbewegung ziehen kann. Was können wir z.B. von Stuttgart 21 und der Anti-AKW-Bewegung lernen? Welche Impulse können uns Proteste z.B. in der arabischen Welt, in Israel, in Spanien oder Griechenland geben?

Christian Schröder wird seine Forschungsergebnisse über die Erwerbsloseninitiativen in Amsterdam und Berlin vorstellen. Was sind die Ursachen der Flaute in Berlin? Wie kann eine Erwerbslosenbewegung erfolgreich sein?

Können wissenschaftliche Erkenntnisse den Blick für neue Perspektiven öffnen?  

Samstag 13.00 Uhr : Die Quadratur des Kreises?
Wollen und können Erwerbslose überhaupt zu einer „Bewegung“ werden?

Inwieweit ist es überhaupt möglich, dass höchst unterschiedliche Gruppen und zahlreiche Querköpfe „ihre Kräfte bündeln“, wie es so schön heißt?

Ist „Arbeitslosigkeit“ ein Stigma, das alle Aktivitäten lähmt?

Oder gibt es eine Kunst, mit unvollkommenen Mitwirkenden und unzureichenden Ressourcen erfolgreich zu sein?  

Zu diesem Thema werden wir ein World Cafe durchführen.

Das World Cafe geht davon aus, dass jede Menge Wissen und Weisheit bei den TeilnehmerInnen vorhanden sind. Es schafft den Rahmen, um Wissen zusammenzuführen und im Dialog weiter zu entwickeln. Inspirierende Leitfragen geben den Dialogen eine Richtung. In wechselnden Gruppen werden Themen diskutiert, Ideen entwickelt, Standpunkte bearbeitet und Lösungen erarbeitet. 

Samstag 15.00 Uhr: Erwerbslose Bewegungs-Los ?????

Berlin ist die Hochburg von prekär Beschäftigten und Langzeitarbeitslosen. Hier gilt es der Frage nach zu gehen, wie setzen sie sich zusammen, wo könnten gemeinsame Schnittmengen liegen und warum finden sie nicht zu einander. Die gemeinsamen Interessen liegen doch offen zu Tage, oder täuscht hier unsere Wahrnehmung.

Außerdem wollen wir uns anschauen, welche Gruppen – und Erwerbslosenzusammenhänge es in Berlin noch gibt. Was sind ihre Stärken und Schwächen, wie läuft die Zusammenarbeit mit anderen  oder eben auch nicht. Es soll auch ein Versuch unternommen werden nach zu spüren, wo sind  Gruppen und Zusammenhänge geblieben, bzw. worin sind sie aufgegangen oder was ist aus ihnen geworden (Professionalisierung, Frustration...). Sind die Formen bzw. die Konzepte der Organisierung von Erwerbslosen noch zeitgemäß?

Samstag 17 Uhr: Was tun?  

Nach dem Rückblick, dem World Cafe und der Bestandsaufnahme wollen wir abschließend einige Fragen diskutieren. Wo sind die Stärken und Schwächen? Worauf können wir in Zukunft setzen? Wie können wir etwas bewegen? Was kann anders werden, wie können wir uns neu orientieren? 

Veranstalter Netzwerk Selbsthilfe und Teilhabe e.V.
Unterstützt von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt

www.teilhabe-berlin.de
http://netzwerk-selbsthilfe.de/


Wie will und kann ich anders leben?
Infoveranstaltung und Open Space am 18./19.11.2011 in der SFE im Mehringhof, Gneisenaustr.2a (U-Bhf. Mehringdamm)
 

Freitag 19 Uhr: „Wie anders leben, anders arbeiten, anders wirtschaften?“
(Vortrag von Wolfgang Ratzel)

Der Vortrag bereitet unser samstägliches Beieinandersein im Open Space vor.

Er wird eingangs einen Rückblick auf Antworten bieten, die wir im Jahre 2011 auf unsere vielfältigen Fragen „Was tun, wenn ...“ gegeben oder unterlassen haben.  

Diesem Rückblick schließt sich die Frage an, was überhaupt Leben, Arbeiten und Wirtschaften unterscheidet: 

- Worin zeigt sich das jeweils Spezifische dieser Lebensbereiche und wie gestalten sich diese Lebensbereiche im postmodernen Berliner Hier und Jetzt. 

- Wie leben wir in der Leistungsgesellschaft und wie unterscheidet sich unser Lebensvollzug von der fordistischen Disziplinargesellschaft. 

- Als Kontrast dazu zeigt der Vortrag kurz und knapp, wie sich in der Vormoderne (und in weiten Teilen der Welt auch heute noch) Leben, Arbeit und Wirtschaften miteinander verbindet. 

Schwerpunkt dieser Betrachtung ist die Frage, welches Fähigkeitsprofil die Leistungsgesellschaft vermittelt, und worin sich dieses von den Befähigungen der vormodernen und modernen Disziplinargesellschaft unterscheidet. Auf welche inneren Schranken würde die Perspektive eines anderen Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens treffen? 

Im zweiten Teil des Vortrags geht es darum, was das Wort „anders“ meint.

Was verbinden wir mit dem Wort „Anderes Leben“, „Anderes Arbeiten“ und „Anderes Wirtschaften“? Das Wort „anders“ sagt ja lediglich aus, dass wir nicht so leben, arbeiten und wirtschaften wollen wie unter den Bedingungen unserer kapitalistisch-technischen Verhältnisse. Hinsichtlich dessen, was kommen soll, ist das Wort inhaltlich leer. 

Im Open Space werden wir unsere Gründe, warum wir das Gegebene ablehnen, ebenso aussprechen wie unsere Sehnsuchtshorizonte. Der Vortrag beschränkt sich deshalb auf die Frage, ob kapitalistisch-technische Verhältnisse überhaupt ein Anderes zulassen.

Oder ob das Wesen des Kapitalismus gerade in seiner Fähigkeit besteht, das Andere immer wieder und aufs Neue zu seiner eigenen Modernisierung einzuverleiben. 

Daran schließt sich die Frage an, ob es Grenzen für die Verwandlungs- und Anpassungsfähigkeit des kapitalistisch-technischen Systems gibt?
Gibt es ein Anderes, das dieser Einverleibung widerstehen kann?
Gibt es ein Au
ßen, in dem sich das Andere niederlassen kann?

Hinsichtlich der Frage nach den Grenzen der Integrationsfähigkeit des Anderen greift der Vortrag auf Rosa Luxemburgs Die Akkumulation des Kapitals zurück, stellt aber auch neuere Überlegungen zu den inneren Schranken der kapitalistisch-technischen Verhältnisse vor.

Samstag: OPENSPACE: „Wie will und kann ich anders leben?“(Oberthema) 

Nach dem Vorstellen der Open Space Prinzipien können die TeilnehmerInnen ihre Themen für die Workshops einbringen. Das sind Themen, die ihnen am Herzen liegen, die sie bewegen, die sie mit anderen bearbeiten wollen und für die Verantwortung übernehmen möchten. Danach folgen die Workshops, zu denen sich kleine Gruppen zusammenfinden. Derjenige, der das Thema eingebracht hat, übernimmt meistens die Moderation der Gruppe und hält Ergebnisse fest. Die Ergebnisse der Workshops werden dokumentiert, veröffentlicht und vervielfältigt. 

Veranstalter: AK Was von Teilhabe e.V.
Unterstützt von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt


Seminar am 16./17.12.2011
im Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Berlin-Kreuzberg, U-Bhf. Mehringdamm

Freitag, d.16.12. um 19 Uhr

Jan Ole Arps: Buchvorstellung "Frühschicht - Linke Fabrikintervention in den 70er Jahren"

„Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Aber ohne die Arbeiterklasse hatten wir keine Chance, die Welt zu verändern, so viel war klar.“ Das schrieb Harry Oberländer 1977, Jahre nachdem er als revolutionärer Aktivist bei Opel in Rüsselsheim angeheuert hatte. Vom Studenten zum Arbeiter.

Was heute kaum vorstellbar klingt, war Anfang der 1970er Jahre weit verbreitet. Einige tausend junge Linke tauschten den Seminarstuhl gegen die Werkbank, um sich mit den Arbeitern am Fließband zu vereinen. In seinem Buch „Frühschicht“ geht Jan Ole Arps der Geschichte dieses vergessenen politischen Experiments nach. Er beschäftigt sich mit den K-Gruppen, die sich an Lenins Modell der Kaderpartei orientierten, und den Spontis, die die These von der Autonomie der Arbeiterkämpfe in der Fabrik erprobten, schildert die Kluft zwischen revolutionärer Hoffnung und betrieblichem Alltag und forscht nach den Strategien der Beteiligten, mit diesem Widerspruch umzugehen. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Protagonisten, die mal nur einige Monate, manchmal ein ganzes Leben in der Fabrik geblieben sind.

Das Buch bietet Anlass zur Auseinandersetzung mit der Geschichte betrieblicher Kämpfe in der Bundesrepublik, es wirft aber auch Fragen auf, die heute noch aktuell sind: Wie kann eine Verbindung von Radikalität und Alltag aussehen? Wo liegen die Grenzen des politischen Aktivismus? Im Anschluss an die Buchvorstellung wird Gelegenheit sein, über diese und andere Fragen zu diskutieren.

Samstag, den 17.12. 2011

13 Uhr Karl- Heinz Schubert: Aufbruch zum Proletariat-
Die sozialrevolutionäre Episode der Westberliner Basisgruppen
1968/69

Im Zusammenhang mit den Osterunruhen 1968 wurden in Westberlin die ersten politisch heterogenen Basisgruppen gegründet, die sich bald über folgende Stadtteile ausbreiteten:
Friedenau, Kreuzberg, Märkisches Viertel, Moabit, Neukölln, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Wedding, Wilmersdorf und Zehlendorf. Ihre ursprüngliche politische Aufgabenstellung – Aufklärung über politische Missstände und Solidarisierung gegen Repression im Stadtteil zu betreiben - veränderte sich, als sich die Auffassung herausbildete, dass das Proletariat das „historische Subjekt“ für die Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise sei. Von da an bis zu ihrem Zerfall durch die Gründung kommunistischer Organisationen verstanden sie sich als
Stadtteilgruppen, die vorrangig Betriebsarbeit initiierten, um dort Positionen des Klassenkampfes zu verankern.

Zentrale Losungen waren in diesem Zusammenhang: „Arbeiterkontrolle statt Mitbestimmung“ und „Untersuchen-Kämpfen- Organisieren“. Anhand des historischen Materials wird in dem
Vortrag besonders auf die zentrale  Bedeutung dieser Losungen für damalige antikapitalistische betriebliche Interventionen eingegangen. Im Hinblick darauf soll auch das Verhältnis von Bruch
und Kontinuität durch die Bildung der so genannten K-Gruppen aufgezeigt werden, um deren betriebliche Praxis der 1970er Jahre besser einordnen zu können.

Samstag, 15 Uhr Wolfgang Ratzel:

Wir gingen ins Proletariat! – Anspruch, Wirklichkeit und Folgen maoistischer Betriebsintervention.

In den späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahren gaben Tausende von Studierenden ihre sicheren, aussichtsreichen, gutdotierten und altersgesicherten Berufsperspektiven auf, um „ins Proletariat zu gehen“. Statt revolutionärer Kampf auf dem Campus der Universitäten, nunmehr revolutionäre Betriebsarbeit. Statt akademische Würden nunmehr die Ehre, schwerarbeitende Hand- und HilfsarbeiterInnen zu sein. Statt Seminarraum und Mensa nunmehr Fließbänder, Produktionshallen und Kantinen. Statt Vollversammlungen im Audimax nunmehr Betriebsversammlungen in Hallen. Statt Rote Zellen an den Fakultäten nunmehr Betriebszellen in den Großbetrieben. Statt Kampf um Sitze in Studentenparlament und ASTA nunmehr Kampf um Sitze im Betriebsrat und in der gewerkschaftlichen Vertrauensleutekörperleitung.

Die Mehrheit der BetriebsgängerInnen kamen aus den maoistischen Nachfolgegruppen des SDS (KPD/ML, KPD/AO, KBW, KABD, AB usw.); viele aber auch aus dem Umfeld der Operaisten, Trotzkisten und der „moskautreuen“ DKP/SEW.

Welche Motive trieben diese Tausende dazu, einen relativ lockeren Uni-Alltag mit den Wonnen einer disziplinierten Schichtarbeit zu tauschen? - statt Debatten bis tief in die Nacht und tagsdrauf wohliges Ausschlafen nunmehr Aufstehen um 5 Uhr und raus in die Kälte der Frühschicht? Welche Faszinationskraft bewirkte diese „Opferbereitschaft“. Welche Kraft verwandelte den Betrieb als Ort entfremdender fordistischer Akkordarbeit in einen Ort, der Erlösung vom Übel des Kapitalismus versprach? Was genau erwartete man? - was wollte man erreichen?

Der Vortrag fragt aber vor allem: Wie veränderte die massenhafte Betriebsintervention der BetriebsgängerInnen den Alltag in den westdeutschen Betrieben? Gibt es Anzeichen dafür, dass die (maoistische) Betriebsintervention wider Willen den Modernisierungsprozess von der fordistischen zur postfordistischen Produktionsweise beschleunigt hat? Inwieweit enthalten heutige postmoderne Arbeitsorganisationen wider Willen Elemente maoistischer „Ideale“?

Der Vortragende war zwischen 1972 und 1994 selbst Betriebsgänger und spricht aus der Erfahrung von 22 Jahren Betriebsintervention.

Veranstalter: Was tun /Teilhabe e.V.
Unterstützt von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt