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Max Horkheimer

Anti-Amerikanismus, Antisemitismus und Demagogie und die Lage der Jugend heute
Späne - Notizen über Gespräche mit Max Horkheimer in unverbindlicher Formulierung aufgeschrieben von Friedrich Pollock
Mai 1967
QUELLE: Max Horkheimer, Gesammelte Schriften Bd. 14

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Amerika hat, aus welchen Motiven auch immer, Europa von völliger Versklavung gerettet. Die Antwort ist heute überall, nicht bloß in Deutschland, eine weitverbreitete und tiefgehende Amerika-Feindlichkeit.

Über deren Ursache hat man sich schon viel den Kopf zerbrochen. Ressentiment, Neid, aber auch Fehler, die von der amerikanischen Regierung und ihren Bürgern gemacht werden, spielen eine Rolle. Überraschend ist der Umstand, daß überall dort, wo der Anti-Amerikanismus sich findet, auch der Antisemitismus sich breitmacht. Die durch den Niedergang der Kultur bedingte allgemeine Malaise sucht nach einem Schuldigen, und aus den oben angedeuteten und anderen Gründen findet sie die Amerikaner und in Amerika selbst wieder die Juden, die angeblich Amerika beherrschen. Die Demagogen von rechts aber, bis zu einem gewissen Grad auch die von links, haben längst erkannt, daß sich hier ein fruchtbares Feld findet, und nützen die Lage in zunehmendem Maße aus.

Auch die Jugend ist von der Malaise ergriffen. Sie hat nichts, an was sie sich halten kann, es sei denn den Nationalismus, und dieser kann leicht in die Richtung des Anti-Amerikanismus und des Antisemitismus gelenkt werden. Obendrein geben die Erfolge de Gaulles, der an der Spitze eines dritt- oder viertrangigen Landes den Großmächten Fußtritte austeilt, ohne daß die Rechnung dafür bisher präsentiert worden ist, ein Beispiel, das zur Nachahmung auffordert. Grotesk ist die Verwirrung unter den linken Studenten. Die Einheit von Theorie und Praxis, die sie früher gefordert haben, wird zu einer kruden anti-amerikanischen Praxis, ohne daß eine echte Theorie dahinterstände. 

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