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aus: Interim 491 v. 13. Januar 2000

Frauen und Maenner wehren sich gegen Pornographie und Sexismus
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Wir haben heute mehrere Sexshops angegriffen, um ein Zeichen zu setzen gegen den alltäglichen Sexismus in unserer patriarchalen Kultur. Es scheint veraltet heute, sich hiergegen zu wehren, hat doch die Vermarktung von Sex ihr Schmutzmäntelchen ablegen können und ihren Weg bis in Talkshows und Sexmessen gefunden; gilt heute also als tolerierte, freie Meinungsäusserung, gegen die sich nur antiquitierte, sexfeindliche Ewiggestrige wehren.

Warum also wehren wir uns....???

Wir kritisieren an Pornographie nicht, daß Sexualität dargestellt wird, sondern wir lehnen es ab, auf welche Art und Weise dies geschieht, naemlich indem Frauen erniedrigt und zur Ware gemacht werden. In vielen Pomo-Shops mit Video-Kabinen dienen sie als Wichsvorlage und Gebrauchsgegenstand und sind in diesem Moment bloßes Objekt männlicher Phantasien. Bezeichnenderweise heisst der Titel eines Porno-Heftes "Du bist nur Titten, Arsch und Votze"!

Nicht selten wird bloße Gewalt im Film oder in Bildern festgehalten; 1975 tauchten in den USA sogenannte "snuff- Filme" auf ("snuff" heisst vernichten); Gewaltpomos, für die Frauen tatsächlich gefoltert und ermordet wurden! Nicht immer also wird das "Modell" nach gelungener "Sitzung" bezahlt und unversehrt wieder nach Hause geschickt!

Täglich sind wir mit Bildern und Texten konfrontiert, in denen Frauen als käufliche, allzeit verfügbare Sexobjekte dargestellt werden. Mann betrachtet sie als Ware. Pornographie wird dabei nur als eine Form der (kuenstlerischen) Darstellung "präsentiert; eine Fiktion, die nichts mit der Realität gemein hat.

Das ist nicht so!!!

So wird die von vielen Maennem vertretene Vorstellung, Frauen wuerden es im Grunde geniessen, vergewaltigt zu werden, durch die Art der Darstellung von Vergewaltigung in zahllosen Pornos bestaetigt und weiter geschuert. Dadurch, dass Gewalt gegen Frauen in den meisten Pornos mit sexueller Erregung und Befriedigung gleichgesetzt wird, sinkt bei Männern die Hemmschwelle, tatsächlich Frauen zu vergewaltigen und zu quälen. Dies zeigt sich unter anderem bei Vergewaltigungs- und Mordprozessen, bei denen immer wieder zum Vorschein kommt, daß Täter pornographisches Material als "Vorlage" benutzt haben. Es gibt keine grundsaetzliche Trennung von Phantasie und Realität!

Pornographie ist nicht eine Frage der Obszönität, der Zensur oder der freien Meinungsäusserung, sie ist eine Frage der Menschenrechte von Frauen! Und Sexismus ist nicht auf einer Skala zwischen harmlosem Sexfilm, Softpomo und Hardcore-Pomo zu beurteilen; man kann nicht versuchen, säuberlich den guten Sex vom schlechten zu trennen, das Gewaltlose vom Gewalttaetigen, das Erotische vom Pornographischen. Der alltägliche Sexismus in unserer Kultur muß hinterfragt werden!

Deshalb haben wir heute einige Staetten dieser sexistischen Kultur angegriffen. Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass der Kampf für eine Gesellschaft nicht veraltet ist, in der Sexualität nicht mehr durch Gewalt- und Herrschaftsverhältnisse geprägt ist, in der Frauen nicht durch ökonomische Faktoren gezwungen sind, ihren Körper zu verkaufen, sondern in der jede Frau selbst über ihren Koerper bestimmen und sexuelle Beziehungen eingehen kann.

 

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