"Tour de la Lutte du classe'"
Ein paar historische und politische Überlegungen zur Klasse und ihren Kämpfen

von Gerhard Hanloser

01/05

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Vom 'Pöbel' zum 'Proletariat'

Was es mit dem Begriff der Klasse und dem des Klassenkampfs auf sich hat, ist eine diffizile, weil ideologisch unglaublich überfrachtete Frage. Werner Conze, einer der Gründerväter der bundesrepublikanischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, beschrieb in einem vielbeachteten Beitrag die Entwicklung  „vom 'Pöbel' zum 'Proletariat'“. Der Beitrag erschien 1954 und trug die Unterüberschrift „Sozialgeschichtliche Voraussetzungen für den Sozialismus in Deutschland“.[1] Darin unterscheidet er zwischen den Armen der ständischen Gesellschaft und setzte den 'Pöbel' vom 'Proletariat' ab, das in den dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden sei. Unmittelbar mit der Entstehung des Proletariats hängt die Industrialisierung zusammen, eine historische Erscheinung, die Dynamik und das Heraustreten des Proletariats aus dem Pöbel verspricht. Statt der Pöbelrevolten des Vormärz tritt nun eine wohlorganisierte klar beschreibbare Gruppe auf den Plan. Doch die Entwicklungsgeschichte, die Werner Conze erzählt, zeichnet ein merkwürdig idyllisches Bild.  Mit der Assoziation der Proletarier in Gewerkschaften unter der Führung der Sozialdemokratie als Massenpartei erfolgte nun, so verkündet Conze, die Eingliederung des Arbeiters „in die bestehende Ordnung“: „Nun war die Zeit der Barrikaden vorbeigegangen, und die deutschen Arbeiter wollten im Grunde nicht das Risiko einer radikalen Revolution, sondern bejahten den Klassenkampf nur insoweit, als er zur Verbesserung ihrer materiellen Existenz diente und als er ihnen die Ehre ihrer Arbeit und ihres Standes erringen half.“ 

Historiker, die sich an Marx orientierten, sahen die Entwicklung etwas anders, demnach ging eine Phase der „ursprünglichen Akkumulation“ der Industrialisierung und der Entwicklung des industriellen Kapitalismus voraus, erst in diesem gewaltsamen Prozess der Enteignung der Bauern von ihren Subsistenzmitteln wurde eine Klasse von Eigentumslosen geschaffen.[2] Die Anfänge der industriellen Produktionsweise waren für die Armen also kein Segen, Marx und Engels sprachen von der „Schöpfungsgeschichte“ der „gewaltigen Produktivkräfte“ als „Märthyrergeschichte der Arbeiter“.[3] Auch wurde in verschiedenen Untersuchungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland immer wieder herausgestellt, dass bis in die dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts die Zeit von außergewerkschaftlichem Klassenkampf und Barrikaden nicht verschwunden war.

Spätestens mit dem Bekanntwerden der Verstrickungen der deutschen Historikerzunft in den NS, besonders auch im Falle des überzeugten Nationalsozialisten Werner Conze, lässt die Vorstellung eines zu der „Ehre“ seiner Arbeit gekommenen Proletariers – treu eingegliedert in die bestehenden Ordnung – als eine affirmative Rückprojektion der terroristischen Integration des deutschen Arbeiters während der Zeit des Nationalsozialismus in die Geschichte nach 1848 erscheinen. Auch das von Conze der Phase der Industrialisierung zugeschriebene Verschwinden des „Pöbels“ ist angesichts des Leistungsrassismus und der Dezimierung sogenannter Asozialer unter dem NS mehr dem Legitimationsbedürfnis des Historikers geschuldet, als dass damit eine korrekte historische Beschreibung vorliegen würde.[4]

Masse, Lumpenproletarier und Maschinenstürmer

Der Proletariats-Begriff des frühen Marx wollte sich nicht so sehr vom Begriff des 'Pöbel', sondern mehr  von der Vorstellung von 'Massen' absetzen, die unter den linkshegelianischen „kritischen Kritikern“ wie Bruno Bauer en vague war. Bauer hielt der unselbständigen, amorphen, unkritischen Masse den Geist und die Kritik der Intellektuellen  entgegen.[5] Marx  dagegen war an einem praktischen Bündnis von Theoretikern und Masse interessiert; sobald die Theorie die Massen ergreift, ist erstere nicht länger nur Theorie und letztere nicht mehr Masse, sondern revolutionäre Klasse.[6] Die Arbeiterexklusivismusthese wurde von Marx in seinen Frühschriften gesetzt: „Die Geschichte ist der Richter – ihr Urteilsvollstrecker das Proletariat.“ Hegelianische Geschichtsmetaphysik, Fichtesche Willensphilosophie und Feuerbachs Aktivismus reichen sich in dieser Phase von Marx die Hand. Im Kommunistischen Manifest machte Marx deutlich, dass sein Klassenbegriff klar umgrenzt ist und einer Entwicklungslinie folgt: Proletariat hat mit den rückwärts gewandten Maschinenstürmern nichts zu tun – sehr zur Genugtuung der Marx nur selektiv rezipierenden späteren Sozialdemokratie -  und muss sich aus den Fängen der frühsozialistischen und konservativen Strömungen der Arbeiterbewegung befreien. Im  Manifest wird die proletarische Klasse von den Bürgern und dem Kapital geschaffen und bildet sich im Gleichklang mit der Entwicklung von Industrie und Kapital zu einer der Bourgeoisie feindliche gegenüberstehenden Großgruppe.[7] Angesichts rückständig monarchistischer Verhältnisse - besonders in Deutschland -, empfehlen Marx und Engels taktische Bündnisse der Kommunisten mit „fortschrittlichen Bourgeois-Fraktionen“, wobei jedoch die Eigentumsfrage als „Grundfrage der Bewegung“ immer in den Vordergrund zu stellen sei.[8]

In den politischen Schriften grenzt Marx das Proletariat von den „Lumpen“ ab. In Der 18.Brumaire des Louis Bonaparte stellt Marx heraus, dass die Masse der Lumpenproletarier, „Gauner, Gaukler, Lazzaronis ... kurz die ganze unbestimmte, aufgelöste, hin- und hergeworfene Masse“, Louis Bonaparte zur Macht verholfen haben, der sich als „Chef des Lumpenproletariats konstituiert“ habe.[9] Dem ging eine schwere Niederlage des Proletariats in einer tiefen sozialen Krise voraus. Die marxistische Faschismustheorie von August Thalheimer hat auf die Ähnlichkeiten zur nationalsozialistischen Machtergreifung hingewiesen: nach der Niederlage der Kämpfe der Arbeiterklasse versprechen Faschismus und Bonapartismus als „Vermittler“ zwischen den paralysierten Klassen der bürgerlichen Gesellschaft „Ruhe und Ordnung“.[10] 

Die Rolle der „Lumpenproletarier“ im NS ist jedoch eine zwiespältige: zum einen rekrutierten sich die frühen SA-Schlägertrupps aus ihnen, zum anderen waren es gerade die „lumpenproletarischen“ Klassensegmente, die im NS für Renitenz sorgten. Spätestens hier zeigt sich die Problematik des Begriffs, mit dem Unangepasste, Leistungsunfähige, Prostituierte, Bettler und andere aus der Arbeiterschaft herausdefiniert wurden.

Klasse objektiv

Arbeiterklasse und Marx – das gehört zusammen. Marx gilt als Theoretiker des Klassenkampfes und doch hat er in seinem Hauptwerk Das Kapital. Zur Kritik der politischen Ökonomie über die Klasse und besonders den Klassenkampf so gut wie nichts geschrieben. Marx starb auch bevor er die geplanten entscheidenden Abschnitte zur Klasse und zur Lohnarbeit fertig stellen konnte.  Doch auch aus der von ihm gewählten Darstellungsweise im Kapital ließe sich rekonstruieren, dass das Kapitalverhältnis und sein zentraler Vergesellschaftungsmodus, der Werts, ohne die Existenz einer ausgebeuteten Klasse nicht zu verstehen ist. Marx stellt dar, dass Ware  sich nicht ohne Geld erklären lässt, Geld jedoch im Kapitalismus in der Form des sich vermehrenden Geldes, als Kapital, existiert. Kapital seinerseits ist ein soziales Verhältnis, das zwischen Klassen besteht, wie Marx bereits im zweiten Band des Kapitals hervorhebt, es ist nicht das Geld, sondern das „Klassenverhältnis“, das die bloße Geldfunktion in eine Kapitalfunktion verwandelt. Dass Ausbeutung in den Formen von Freiheit, Gleicheit, Rechtsstaatlichkeit verläuft, lässt sich nur dadurch erklären, dass eine spezifische Klasse aufgrund ihrer Mittel- und Subsistenzlosigkeit gezwungen ist, die Orte der Ausbeutung zum Zwecke des Gelderwerbs aufzusuchen, um am Reichtum der Gesellschaft teilhaben zu können, der sich bekanntermaßen in den Waren ausdrückt.[11]

Die Ausführungen zur trinitarischen Formel am Ende des dritten Bandes zeigen, dass Marx von der Fetischform der Ware sich nun bis zur Fetischform des um den Mehrwert zentrierten Klassenverhältnisses durchgearbeitet hat. In der Form beispielsweise des Lohnfetischs ist die fetischisierende Ideologie auch in den Köpfen der Proletarier verankert.

Das Kapital ist nicht nur ein abstrakt-theoretisches Buch, sondern lebt auch von dem reichhaltigen historischen Material, in dem der Klassenkampf immer wieder aufblitzt. Marx beschreibt im ersten Band den Kampf um den Normalarbeitstag. Aufgrund des unstillbaren Hungers des Kapitals nach unbeschränkter Vernutzung lebendiger Arbeit warnten Fabrikinspektoren, der „Klassenantagonismus sei zu einer unglaublichen Höhe gespannt“. Um diesen nicht zum Explodieren zu bringen und um keine vollständige Auspowerung der lebendigen Arbeit zu bewirken, müssen Staat und Gesetz einschreiten und als scheinbar über den Klassen schwebender, austarierender „ideeller Gesamtkapitalist“ wirken. Bissig bemerkte Marx, den Arbeitstag beschränkende Gesetze werden erlassen, „um dann diese Tatsache für den besten Ausdruck der proletarischen Herzenswünsche zu erklären“.[12]

Tatsächlich war auch der gewaltige Kampf um den Acht-Stunden-Tag Ende des 19. Jahrhunderts in den USA nicht das, worauf sich viele Arbeiter bescheiden wollten. Die anarchistischen und Handwerker-kommunistischen Teile der Bewegung wollte durchaus auch im Sinne von Marx das Lohnsystem allgemein abschaffen. Nach dem ungeklärten Haymarket-Massaker am 4. Mai 1886 wurde diese Klassenbewegung blutig unterdrückt. Noch heute wird in verschiedenen Ländern am 1. Mai an dieses Ereignis erinnert, auf das der „internationale Kampftag der Arbeiterklasse“ zurückgeht.[13]

Klasse subjektiv

Darauf, dass Klassenkampf nie nur eine bloß ökonomische Größe sein kann, haben besonders die englischen Sozialhistoriker wie Eric Hobsbawm und Edward P. Thompson hingewiesen. Thompson hielt entgegen der Marxorthodoxie fest, dass im Gegensatz zu „Klasse“ „Klassenkampf sowohl der vorgängige als auch der universellere Begriff“ sei. Klasse konstituierte sich demnach als Ereignis im Kampf selbst. Dabei ging es ihm nicht um eine soziologische Untersuchung der Klassenzusammensetzung. Seine sozialhistorischen Arbeiten zeigten vielmehr, wie unsinnig die Kategorisierungen und soziologischen Unterscheidungen sind. In der bahnbrechenden Untersuchung The Making of the English Working Class von 1963, kommt zum Ausdruck, dass auch die Food rioters des 18. Jahrhunderts als Teil der englischen Klassengeschichte zu begreifen sind.[14]

Die subjektiven Beweggründe der englischen Unterklasse, zu kämpfen und sich als Klasse zu konstituieren, sah Thompson in der Vorstellung einer moral economy, einem Set von Gerechtigkeitsvorstellungen, die von der sich ausbreitenden Ökonomie des freien Marktes penetriert werden. Er attackierte damit die Annahme gewerkschaftlicher oder orthodox-marxistischer Historiker und Theoretiker, wonach die Menschen vor ihrer gewerkschaftlichen Organisierung bloß 'instinktiv' reagierten. Dem setzte er die Untersuchung der sittlichen Wurzeln der Selbstkonstitution der Arbeiterklasse entgegen. Thompson ging es nach eigenem Bekunden vor allem darum, Klasse als Ereignis darzustellen, und deshalb war Klasse immer mit Klassenkampf verbunden und löste sich vom Klasse an sich/Klasse für sich-Schematismus: „Soziologen, die die Zeitmaschine angehalten haben und – unter beträchtlichem Aufwand an begrifflichem Geächze und Gestöhne – in den Motorenraum hinabgestiegen sind, erzählen uns, daß sie nicht in der Lage waren, irgendwo eine Klasse zu lokalisieren oder zu klassifizieren. Sie konnten nur eine Vielzahl von Menschen mit verschiedenen Beschäftigungen, Einkommen, Status-Hierarchien und was es sonst so gibt, finden. Sie haben natürlich recht, 'Klasse' ist ja nicht dieser oder jener teil der Maschine, sondern die Art und Weise, wie die Maschine funktioniert, wenn sie einmal in Gang gesetzt ist – nicht dieses oder jenes Interesse, sondern die Reibung von Interessen – die Bewegung selbst, die Hitze, das donnernde Getöse. Eine Klasse ist eine soziale und kulturelle Formation (oft mit institutionellem Ausdruck), die nicht abstrakt oder isoliert definiert werden kann, sondern nur über die Beziehungen zu anderen Klassen; und im Grunde kann die Definition nur im Medium der Zeit vorgenommen werden – Aktion und Reaktion, Veränderung und Kampf (...) Klasse selbst ist kein Ding, sondern ein Geschehen.“[15]

Die daran anknüpfende kulturhistorische Thompson-Schule der 80er Jahre verschleierte oftmals diesen Klassenbegriff durch ihren Kulturalismus; obwohl Thompson selbst immer die Klasse im Blick hatte, verwandelten viele seiner Anhänger Klassenkampf in sozialen Protest, in dem es vorrangig um kulturelle oder symbolische Artikulationsformen der Anerkennung ginge. Oft wurde die Konzeption der moral economy für die Beschreibung von Klassenkämpfen in ruralen Gegenden, besonders in weiten Regionen der sogenannten „Dritten Welt“, wie Vietnam, Indien oder China, herangezogen, obwohl Thompson selbst die Übertragung des Begriffs auf andere Zeiten und Regionen ausdrücklich ablehnte.[16]

Arbeiter und Bauern

Im Brumaire erklärte Marx, dass in den verzweifelten, verarmten Bauern „die proletarische Revolution den Chor“ erhält, „ohne den ihr Sologesang in allen Bauernationen zum Sterbelied wird“. Auch mit dieser Warnung im Ohr versuchten sich die aktivistischen Marxisten in halb- oder ganz kolonialen Ländern an einem Bündnis von Arbeitern und Bauern und einem gemeinsamen Klassenkampf dieser Schichten. Weltweit waren die meisten Nationen zur Zeit der heftigsten Klassenkämpfe noch Bauernnationen. In Russland war zur Zeit der Revolution  nur ein sehr kleines städtisches Segment der Arbeiter Fabrikarbeiter, die meisten Bewohner waren Bauern oder nur halb-proletarisierte Bauern-Arbeiter, die zwischen Stadt und Land pendelten.

Durch die Ungleichzeitigkeit des Entwicklungsstandes war das Bündnis zwischen Arbeitern und Bauern zum Scheitern verurteilt und sie hatten auch mit den Erwartungen der revolutionären Berufspolitiker wenig gemein. Die Lebenswelten, Interessen und Bedürfnisse der Schichten standen sich zuweilen feindlich gegenüber. Klassenkampf hieß für die bolschewistisch-jacobinischen Eliten, die entgegen dem sozialdemokratischen Abwarten eine putschistische Politik der Revolution verfolgten: Machtwechsel, Ein-Parteien-Herrschaft und wirtschaftlich eine Politik der forcierten Industrialisierung.  Der mörderische stalinistische Klassenkampf gegen die „Kulaken“, also die angeblich reichen Bauern, wurde zum Zwecke der Zurichtung der gesamten Landwirtschaft auf eine nachholende Industrialisierung durchgeführt. Die Bauern hatten sich entgegen der marxistisch-leninistischen Diktion im Russland der Revolution keineswegs als lethargische, konservative Masse gezeigt. Für sie hiess Klassenkampf Desertieren vom Krieg und „schwarze Umteilung“ zu Hause, also Enteignung der Großgrundbesitzer und Verteidigung ihrer Subsistenzproduktion und lokalen Märkte.[17] Ursprünglich gehörte dieser russische Bauernkrieg noch zum Prozess des revolutionären Umsturzes von 1917 dazu und konfrontierte sich erst in den 20er und 30er Jahren mit der stalinistischen Kommandowirtschaft, die auf Industrialisierung um jeden Preis aus war. Die Politik einer nachholenden Modernisierung auf dem Rücken aller Produzierenden kollidierte schließlich auch mit den städtischen Arbeitern, denen es um die Erhöhung des Lebensstandards, höhere Löhne und mehr Mitbestimmung in den Räten und Gewerkschaften ging. Der stalinistische Terror gegen die Bevölkerung, ähnlich wie der Terror in anderen sich am Marxismus-Leninismus orientierenden post-kolonialen Ländern lässt sich unter anderem zurückführen auf und erklären mit den dreierlei, miteinander im Kampf sich befindenden Klassenkampf-Vorstellungen.[18] 

Die Eliten der sozialistischen Länder, die den Marxismus-Leninismus als Entwicklungstheorie rezipiert haben, konnten sich auf einen ontologisierten Klassenbegriff beziehen. Klasse ist hier eine produktive Einheit, verschmolzen mit der Arbeit selbst, ganz der Zukunft zugewandt. Die positive Fassung von Klasse, als schaffende, aufbauende Kraft findet sich bei allen dogmatischen und sowjet-fixierten Marxisten von Lenin bis Lukacs, der allerdings als Gründervater des westlichen Marxismus gilt.

Der in den 30er Jahren entstandene westliche Marxismus um Lukacs, Karl Korsch und die frühe Kritische Theorie brach mit dem Marxismus-Leninismus als Legitimationswissenschaft der Sowjetunion. Die Gewerkschaften im Westen wurden als integrierende Institutionen kritisiert, die aus Klassenkampf Arbeiterbewegung machen, die kommunistischen Parteien des Ostens wurden als Teil der autoritär verwalteten Welt erkannt. Dem wurde die basisdemokratische und kämpferische Organisation in „Räten“ entgegengehalten. Einige Theoretiker versuchten sich aber auch an einer Symbiose von Marxismus und Psychoanalyse, um zu erklären, was Marx undenkbar schien: dass Arbeiter sich gegen ihr unmittelbares Interesse in die ausbeuterischen Verhältnisse einfügen. Auch erfuhr der Staat eine Formveränderung, die zu untersuchen sich der westliche Marxismus zur Aufgabe machte. Denn der Staat erschien nicht mehr als die neutrale Macht, die man bloß übernehmen müsse.[19]

Keynesianismus: Die Integration des Klassenkampfes

Der Keynesianismus wurde aus der fundamentalen Krise des Liberalismus, der Weltwirtschaftskrise 1929, geboren. Die klassische Vorstellung, wonach die unsichtbare Hand des Marktes alles regeln könne, hatte sich blamiert. Der Staat war angesichts von Verarmung, Hunger, Revolten und wilden Streiks als Krisenregulator gefragt. Die keynesianisch gestimmte USA unter Präsident Roosevelt erkannte nach heftigen Streikbewegungen bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs auch schließlich die Arbeiter politisch als Arbeitskraft an und propagierte einen angemessenen Lebensstandard für die amerikanischen Arbeiter.

Die politisch liberale keynesianische Krisenpolitik des New Deal in den USA beschnitt die Macht des big business und sorgte für eine Integration der Arbeiter in die Lohnarbeit bei angemessener Interessenvertretung durch Gewerkschaften und einer staatlichen Geldpolitik, die durchaus auch Verschuldung auf sich nimmt.[20] Man könnte John Holloway folgend den Keynesianismus als Einzug der Klasse in das Geldverhältnis bezeichnen, als monetäre Anerkennung des Klassenkampfs durch den Staat.[21] Damit verbunden war aber auch eine Entradikalisierung der Arbeiterklasse selbst. Die Kritischen Theoretiker der Frankfurter Schule sollten als Kritiker des frühen Keynesianismus gelesen werden, die die vom autoritären Staat bewerkstelligte Klassenintegration ablehnten. Was den einen als Auftakte des „goldenen Zeitalters“ nach dem Zweiten Weltkrieg erschien mit starken Gewerkschaften, Jazz und einem relativen Verschwinden der elitären Hochkultur[22], war den anderen ein Gräuel.[23]

Die Kritischen Theoretiker hatten die keynesianische Klassenintegration als barbarische Formierungsleistung in Deutschland kennengelernt. Im faschistischen Deutschland sollte sich eine besondere Spielart des autoritären Kriegs-Keynesianismus nach der Krise von 1929 durchsetzen. Im Unterschied zu den USA kamen hier die Arbeiter nicht zu ihrem Recht, sondern der NS verhalf ihnen höchstens zu ihrem Ausdruck als produktiver Bestandteil der deutschen „Volksgemeinschaft“. Die Nationalsozialisten übernahmen die klassenkämpferischen Symbole der Arbeiterbewegung zu Zwecken des Spektakels, gleichzeitig wurden die traditionellen Institutionen der Arbeiterbewegung zerschlagen. Klassenbewußte Arbeiterführer und renitente Arbeiter umgebracht oder interniert. Der NS brach die Arbeiter aus ihrem Milieu heraus, nahm ihnen die Klasse und gliederte sie in die rassistisch und nach Leistung hierarchisierte Volkgemeinschaft ein. Der Klassenkampf im Nationalsozialismus war nicht vollkommen suspendiert, zu Zeiten der durch die Kriegsvorbereitung bedingten Vollbeschäftigung flammten Arbeitsniederlegungen und „Bummelei“ im „Reich“ sogar wieder auf, doch eine relevante „Arbeiteropposition“ mochte nicht entstehen. Solidarisch-politisch motivierte Streiks gegen den rassistischen und antisemitischen Terror der Nazis gegen alle „Nicht-Arier“ blieben aus. Die Drohung der Konzentrationslager, die ideologische und spärliche materielle Einbindung und die den Klassenkampf simulierende wie institutionalisierende Deutsche Arbeitsfront (DAF), die allerdings von den Arbeitern als ineffektive Zwangsorganisation erlebt wurde, sorge für einen relative Ruhe an der inneren Klassenfront des Dritten Reichs. Lediglich die ausländischen Zwangsarbeiter in Deutschland sorgten von 1939-45 immer wieder für Unruhe. [24] Ein weitgehend tabuisiertes Kapitel der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte ist die Konstitution des DGB als  Einheitsgewerkschaft und Erbin der DAF; wenn auch viel vermittelter als in anderen Bereichen (Justiz, Verwaltung, Lehre) gibt es auch in der Gewerkschaftsgeschichte unheimliche Kontinuitätslinien.[25]

Neue Linke, neue Klassenkämpfe

In den 50er Jahren erfuhr der Marxismus, besonders nach dem Schock über die Invasion der roten Armee 1956 in Ungarn eine Erneuerung - auch in der Theorie des Klassenkampfs. Ausgerechnet in dem Land, indem sich Stalinismus, Euro-Kommunismus und Partisanen-Antifaschismus die Hand gaben, in Italien, wurde der Marxismus radikalisiert und auf neue Füße gestellt. In den 50er Jahre entstand der Operaismus als Spielart des westlichen Marxismus.[26] Der Klassenkampf sollte als Motor der Geschichte entdeckt werden, als vorrangige Erscheinung und nicht als bloß abgeleitete ökonomische Größe des Kapitals.

Darüber hinaus wurde mit weiteren Marx-orthodoxen Gewissheiten über die Klasse und den Klassenkampf gebrochen. Der italienische Marxist Panzieri arbeitete die immanente Formbestimmtheit der kapitalistischen Maschinerie heraus,[27] woraus Aktivisten des italienischen Klassenkampfes die Sabotage der und den  Kampf gegen der Fließbandarbeit ableiteten, womit sie bloß ideologisierten, was die bäuerlich sozialisierten Wanderarbeiter aus dem Süden in den großen Industrien der 60er und 70er Jahren praktizierten. Immerhin hatte Marx selbst entgegen dem ihm zugeschriebenen Produktivkraft-Fetischismus die Maschinerie im Kapital als „Kriegsmittel des Kapitals“ bezeichnet. Marx hielt auch an der Abschaffung der Arbeit und der arbeitenden Klasse fest: Freiheit beginnt nach Marx erst da, wo „das Arbeiten, das durch Not und äußere Zwänge bestimmt ist, aufhört“[28].

Die kopernikanische Wende innerhalb des Marxismus stellt Mario Trontis Buch Arbeiter und Kapital dar, worin der Klassenkampf als Ausgangspunkt jeder Überlegung zum Kapitalismus gemacht wird. Er hebt hervor,  dass “von den ersten Formen dieses Kampfes an die Arbeiter als Klasse sich innerhalb des Kapitals finden und es aus seinem Inneren heraus bekämpfen müssen. (…) Die Arbeiter betreten die Fabrik der Kapitalisten schon als Klasse: Nur so nämlich kann ihre gesellschaftliche Produktivkraft ausgebeutet werden. Gezwungen, nicht von juristischen, sondern von ökonomischen Gesetzen, Arbeitskraft zu verkaufen, also sich selbst als Ware auf dem Markt zu verkaufen, finden sie sich bereits individuell vereint gegen den Kapitalisten, noch bevor sie anfangen, Kapital zu produzieren“.[29]  Eine neuere Schule undogmatischer Marxisten knüpft seit einigen Jahren an die Überlegung der Vorrangigkeit des Klassenkampfes und der Klassenkonstitution an. John Holloway betont, dass die Entstehung des Kapitals einer doppelten Fluchtbewegung geschuldet sei: der Knecht wollte dem Abhängigkeitsverhältnis vom Großgrundbesitzer entfliehen, der Herr wollte sich der patriarchalen Verantwortung für den Leibeigenen entledigen. Das Kapital entstand demnach schon als Bewegung und als Klassenkampf.[30]

Darüber hinaus betonen diese kritischen Marxisten, dass Klasse inhärenter Bestandteil des Kapitals ist und nur als negative Kategorie Sinn macht, als eine Klasse, die in der Arbeit nicht zu sich selbst kommt, sondern in ihrer Leiblichkeit und in ihren Bedürfnissen durch die Arbeit als fremde, ihnen äußerliche Macht negiert wird. Der die letzten Jahre aufkommende und modische „Post-Operaismus“ von Antonio Negri hat diese Überlegung zugunsten eines affirmativ turn aufgegeben. Bei ihm ist die „Multitude“ - Ersatzbegriff für die desavouierte „Klasse“ -  produktiv, selbstverwertend und geht im Paarlauf mit den neusten Technologien dem Paradies jenseits des herrschenden, finsteren Empires entgegen.[31] Mit dieser Behauptung beleben die Post-Operaisten aber auch eine lange Tradition innerhalb der Linken wieder: Klassentheorie als optimistische Mobilisierungsideologie, die auf Klasseneffekte setzt.

Diese kamen auch beim letzten großen Aufblitzen von Revolte und Klassenkampf auf. 1968 entdeckte man alle Ikonen des Klassenkampfs wieder und trug sie stolz vor sich her. 1968 war ein Aufstand gegen die lähmende Ruhe des Keynesianismus, dessen relative Prosperität als „goldene Ketten“ empfunden wurden. Es tauchte ein Klassenkampf im neuen Gewand auf, der auch mit der Tradition der klassischen Arbeiterbewegung brach. Die Jugend begehrte gegen die lebenslange Perspektive eines sicheren Arbeitsplatzes und der dazugehörigen Kleinfamilie auf. Ab den späten 60er Jahren entdeckten feministische Marxistinnen die von der Marxorthodoxie als blinder Fleck behandelte Reproduktionsarbeit von Frauen und hielten der Vorstellung, dass nur der „produktive Arbeiter“ richtig klassenkämpfen könne, entgegen, dass die ganze Gesellschaft, auch Familie und Küche, als Verweigerungs- und Kampfterrain der gesellschaftlichen Fabrik zu sehen sei. Sie forderten „Lohn für Hausarbeit“. In den USA und in der BRD waren es die Jugendlichen und Randgruppen, die revoltierten. In Europa gingen lediglich in Frankreich nach langen und militanten Streiks Arbeiter und Studenten im Mai 1968 in Paris zusammen auf die Straße. Dort kam man dem am nächsten, was Anarcho-Syndikalisten des 19.Jahrhunderts, der Kritische Theoretiker Walter Benjamin in Anlehnung an den italienischen Propagandisten der revolutionären Gewalt, Sorel, und die undogmatisch-marxistische Gruppe der Situationisten als Vorbereitung zur Revolution und zum Umsturz forderten: dem revolutionären Generalstreik.[32]

In Deutschland propagierten Aktivisten des  SDS „Klassenkampf statt Sozialpartnerschaft“, doch das Bündnis zwischen Arbeitern und Studenten kam nicht zu Stande. Die Spaltung von (jugendlicher) Revolte und (institutionalisiertem) Klassenkampf sollte hier von Dauer sein. Wer fortan noch Klassenpolitik und Klassenkampf hochhielt – wie die K-Gruppen der 70er und 80er Jahre - kam in den nicht unbegründeten Verdacht, bloß Identitätspolitik zu betreiben.

Generell waren die 6oer Jahre international jedoch Zeiten erhöhter Streikbilanz. Für England machten marxistische Krisentheoretiker eine profit squeeze, eine Profitklemme aufgrund der hohen Streikbereitschaft, aus.[33] Im Schatten des späten kalten Krieges konnten die Menschen im Westen ihr Konsumniveau sukzessive erhöhen. Bis Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre klagten liberal und affirmativ gestimmte Soziologen über eine „Revolution der Erwartungen“ und ein explodierendes Anspruchsdenken der unteren Klassen.

Neoliberaler Klassenkampf von oben

Die neoliberal gesonnene Regierung der USA trat als erstes an, um das Anspruchsniveau der Lohnabhängigen zurückzuschrauben und den Kapitalismus schockartig zu restaurieren. Das erste Laboratorium sollte im Süden sein: in dem US-unterstützten Putsch gegen den sozialdemokratisch-reformerischen Präsidenten Allende in Chile verband sich irrationaler Antikommunismus mit der „monetaristischen Konterrevolution“ des Milton Friedman. Unter Pinochet machten sich Absolventen der Chicago School of Economics daran, fiskal-, geld- und lohnpolitisch die Lebensbedingungen der arbeitenden Klassen enorm zu verschlechtern und das Land auf die Interessen der großen Konzerne zuzurichten. Der Neoliberalismus erklärte schließlich auch in den westlichen Zentren die Arbeiter zum Feind und jeden zum Individuum. Ronald Reagan ließ 1980 unmittelbar nach seinem Amtsantritt streikende Fluglotsen mit Handschellen abführen, die „eiserne Lady“ Margarete Thatcher brach den Gewerkschaften, vor allem den kämpferischen Bergarbeitern, in Großbritannien das Genick.  Der jahrzehntelang geltende realsozialistische Klassenkompromiss - niedriges Konsumniveau der Arbeiterklasse und niedrige Produktivität der Fabriken - wurde von den Arbeitern und Arbeiterinnen im Wunsch nach mehr Freiheit und mehr Waren aufgekündigt. Die neoliberale Deregulierungspolitik brachte allerdings nach dem Ende des Sozialismus gesteigerte Produktivitätsansprüche und der breiten Masse ein noch niedrigeres Konsumniveau. Vor allem die Politik der Privatisierung setzte massenhaft Arbeiterinnen und Arbeiter frei.

Auch die DDR lernte nach dem Anschluss die Politik der De-Industrialisierung und Massenentlassungen kennen. Das Ende des „rheinischen Kapitalismus“ begann im Osten des wiedervereinigten Deutschlands.[34]  Der „Standort Deutschland“ sucht im Moment seinen Anschluss an den neoliberalen Trend, indem durch Beschneidung der staatlichen und versicherungsgedeckten Einkommen der Arbeitsmarkt durcheinander gewirbelt und die Arbeitsbereitschaft bei schlechteren Löhnen erhöht werden soll. Erst eine rot-grüne Bundesregierung hat den Anschluss an die neoliberal Wende bewerkstelligt. Flankiert wird das von einer Standort-Politik und -Rhetorik der Unternehmen, die den Belegschaften bei Unbotmäßigkeit mit Verlagerung und Entlassungen drohen.

Für den Klassenbegriff

Zu Beginn des 21.Jahrhunderts wird das wachsende Heer der Armen und Ausgespuckten entscheiden, wohin es die Welt zieht. Der produktivistisch klingende Begriff der Klasse scheint dieses Phänomen zu ignorieren, weil er nur die Lohnabhängigen in den Blick bekommt. Doch auch diejenigen, die über keine feste Arbeit verfügen, sind damit beschäftigt, ihre Energie auf ihren Lebensunterhalt zu richten. Auf diesen Umstand machen Negri und Hardt in ihrem jüngsten Buch Multitude zu Recht aufmerksam.[35] Deshalb macht der Klassenbegriff nach wie vor am besten deutlich, dass wir in einer Gesellschaft leben, die eine ganze Klasse vom direkten Zugang zum Reichtum ausschließt. Die meisten Angehörigen dieser Klasse müssen durch immer prekärere Formen der Mehrwertabpressung und der andersartigen Reproduktion hindurchgehen, um am gesellschaftlichen Reichtum wenigstens marginal zu partizipieren. Der Klassenbegriff hält an der Einsicht fest, dass die Gesellschaft eine antagonistische, bipolar gespaltene ist. Mit ihm werden nicht so sehr die vielerlei Spaltungslinien, Differenzen und Identitäten betont, die andere Theorien aus dem Umfeld der gender-, post-colonial- oder identity-Forschung in den Vordergrund stellen. 

Der Klassenkampf von oben ist in Deutschland bislang ein Kampf, der nur zwei bewusst handelnde Akteure zu haben scheint: die Kapitalisten und eine Regierung, die das Geschäft eines parteiischen Klassenstaats erledigt. Die subjektivistisch-euphorische Bestimmung von Klasse durch die Situationisten, wonach das Proletariat die „Klasse des Bewusstseins“ sei, ist im Zuge des „kurzen 20. Jahrhunderts“ (Eric Hobsbawm) und zu Beginn des chaotischen 21. Jahrhunderts zumindest in hiesigen Gefielden vollständig verschwunden. Aber, soviel Idealismus sei am Ende erlaubt, sie sollte wieder Gültigkeit beanspruchen dürfen.

Anmerkungen

[1]W.Conze, Vom „Pöbel“ zum „Proletariat“, Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Bd.41, Wiesbaden 1954

[2]Vgl.: K.Marx, Das Kapital, Bd.I, MEW 23, S.741ff.

[3]K.Marx/F.Engels, MEW 8, S.545

[4]G.Aly, Theodor Schieder, Werner Conze oder: Die Vorstufen der physischen Vernichtung. In: Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, in: W.Schulze/ O. G.Oexle, Frankfurt a.Main 1999, S. 163-182

[5]Vgl.: B.Bauer, Feldzüge der reinen Kritik, hg. von H.M.Saß, Frankfurt a.Main 1968

[6]K.Marx, Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie (1843/44), in: Karl-Marx-Ausgabe, hg. von Lieber/Furth, Bd.I, Stuttgart 1962, S.488-505

[7]Martin Nicolaus nannte dies die hegelianische Choreographie bei Marx. Er hält dem entgegen, dass in Marx' ökonomischem Spätwerk dieser Behauptung einer entwicklungslogischen und gleichzeitig antagonistischen, bipolaren Klassenbildung widersprochen wird und mit der ökonomischen Entdeckung des Surplus die Mittelklasse als Komplikator des einfachen Klassenantagonismus entstanden sei. Martin Nicolaus, Konkurrenz und Mehrwert. Zur Klassentheorie bei Marx, Berlin 1970.

[8]Marx/Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Berlin (Ost) 1967 Hier stellt sich die Frage, ob die anempfohlene Bündnispolitik mit der Bourgeoisie auch Marx frühem Evolutionismus geschuldet ist und revolutionstheoretisch in dieser Frage rückblickend den Anarchisten Recht zu geben ist.

[9]K.Marx, Der 18.Brumaire des Louis Bonaparte, Kempten/Allgäu 1965, S.71

[10]A.Thalheimer, Über den Faschismus, in: O.Bauer, H.Marcuse, A.Rosenberg, Faschismus und Kapitalismus. Theorien über die sozialen Ursprünge und die Funktion des Faschismus, S.19-38

[11]K.Marx, Das Kapital. Zur Kritik der politischen Ökonomie, Bd.I-III,MEW 23-25, bes.: MEW 24, S. 37, zur Interpretation: N. Rakowitz, Einfache Warenproduktion. Ideal und Ideologie, Freiburg 2000

[12]K.Marx, Das Kapital, Bd.I, MEW 23, S. 245-320

[13]F.Hausmann, Die deutschen Anarchisten von Chicago oder: warum Amerika den 1.Mai nicht kennt, Berlin 1998

[14]E.P.Thompson, Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse, Frankfurt a.Main 1987

[15]Zitiert und übersetzt nach: D.Groth, Zur Einführung, in: E.P.Thompson, Plebeische Kultur und moralische Ökonomie. Aufsätze zur englischen  Sozialgeschichte des 18. und 19.Jahrhunderts, Frankfurt a.Main/Berlin 1980, S.13f.

[16]Vgl.: M.Gailus/Th.Lindenberger, Zwanzig Jahre „moralische Ökonomie“, in: Geschichte und Gesellschaft Nr.20, 1994, S.469-477

[17]Selbst die revolutionärste Strömung der damaligen westlichen Kommunisten, die Rätekommunisten, konnten diese revolutionäre Qualität der Bauernkämpfe nicht erkennen. Einen anregenden Versuch, sie zu begreifen lieferte dagegen der die Tradition der linken Sozialrevolutionäre verteidigende Detlef Hartmann, Soziale Revolution und das Kommando der Akkumulation. Zur Aktualität der russischen Revolution, in: Materialien für einen neuen Antiimperialismus Nr.4, das Ende des sowjetischen Entwicklungsmodells, Berlin 1992 

[18]Vgl. zu diesem Abschnitt: O.Figes, Die Tragödie eines Volkes. Die Epoche der russischen Revolution 1891-1924, Berlin 1998, N.Werth, Ein Staat gegen sein Volk. Gewalt, Unterdrückung und Terror in der Sowjetunion, in: S.Courtois u.a. (Hg.), Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Werths Beitrag ist einer der wenigen seriösen  in diesem Buch.

[19]Vgl.: M.Jay, Dialektische Phantasie. Die Geschichte der Frankfurter Schule und des Instituts für Sozialforschung (1923-1950), Frankfurt a.Main 1976

[20]A.Schlesinger, The Age of Roosevelt, 2Bd., Cambridge 1957/1959

[21]J. Holloway, Der Abgrund tut sich auf: Aufstieg und Niedergang des Keynesianismus, in: Wildcat-Zirkular Nr.28/29, S.21-48

[22]E.Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20.Jahrhunderts, München/Wien 1995, S.324-262, E.Hobsbawm, Gefährliche Zeiten. Ein Leben im 20.Jahrhundert, München/Wien 2003

[23]T.Adorno/M.Horkheimer, Kulturindustrie, Aufklärung als Massenbetrug, in: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt a.Main, 1998, S.128-176

[24]Zu diesem Abschnitt: T.Mason, Sozialpolitik im Dritten Reich – Arbeiterklasse und Volksgemeinschaft, Opladen 1978, I.Kershaw, Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick, Reinbek bei Hamburg 1988, U.Herbert, Arbeit, Volkstum, Weltanschauung. Über Fremde und Deutsche im 20.Jahrhundert, Frankfurt a.Main 1995

[25]Vgl.: S.Mielke/P.Rütters, Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) – Modell für den gewerkschaftlichen Wiederaufbau? Diskussion in der Emigration und in der Gründerphase der Bundesrepublik Deutschland, in: H.E.Volkmann (Hg.), Ende des Dritten Reiches – Ende des zweiten Weltkriegs. Eine perspektivische Rückschau, München 1995, S.677ff.

[26]Vgl.: S.Wright, Storming Heaven. Class  Composition and Struggle in Italian Autonomist Marxism, Michigan 2002

[27]R.Panzieri, Über die kapitalistische Anwendung der Maschinerie im Spätkapitalismus, in: C.Pozzoli, Spätkapitalismus und Klassenkampf. Eine Auswahl aus den Quaderni Rossi. Frankfurt a.Main 1972

[28]K.Marx, Das Kapital, Bd.III, MEW 25, S.828

[29]M.Tronti, Arbeiter und Kapital, Frankfurt a.Main 1974

[30]J.Holloway, Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen, Münster 2002, S.161ff.

[31]M.Hardt/A.Negri, Empire. Die neue Weltordnung, Frankfurt a.Main/New York 2002

[32]Zu 68: L.Schulenburg (Hg.), Das Leben ändern, die Welt verändern. 1968: Dokumente und Berichte, Hamburg 1998, I.Gilcher-Holty, „Die Phantasie an die Macht“. Mai 68 in Frankreich, Frankfurt a.Main 1995

[33]A.Glyn/B.Sutcliffe, Die Profitklemme. Arbeitskampf und Kapitalkrise am Beispiel Großbritanniens, Berlin 1974

[34]Vgl.: Karl-Heinz Roth, Die Wiederkehr der Proletarität und die Angst der Linken, Köln 1994. Damals wollten die meisten Linken noch nichts von Roths Einladung zu einer drängenden Debatte hören.

[35]Michael Hardt/Antonio Negri, Multitude. Krieg und Demokratie im Empire, Frankfurt a.M./New York 2004

 

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde uns vom Autor am 7.1.2005 zur Veröffentlichung überlassen.
Eine stark gekürzte Fassung dieses Beitrags findet sich in iz3w 282, Jan/Feb 2005.