Betrieb & Gewerkschaft

Konflikt Gate Gourmet - Texas Pacific Group

von Rantaplan

01/06

trend
onlinezeitung

Die grösste Herausforderung für die NGG

Bei der Betrachtung der bisherigen Verhandlungen im Januar 2006 zwischen der NGG (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten) und der Texas Pacific Group (TPG) über den Tarifkonflikt bei der Gate Gourmet in Düsseldorf stellt sich die Frage, wohin führt der Kurs der NGG ? Nach bisher 108 langen und harten Streiktagen vor der Halle 8a am Düsseldorfer Flughafen ist die Versuchung groß, vielleicht einen zu eiligen Abschluss herbeizuführen, der diesen Arbeitskampf nachträglich in Frage stellen könnte. Nach der bitteren Erkenntnis über die Härte und Kompromisslosigkeit ihres Tarifgegners übt die NGG zunehmend massiven Druck auf die streikende Belegschaft und ihre Tarifkommission aus, um die Zustimmung zu einem Paket zu erwirken, welches von der ursprgl. Forderung nach 4,5% mehr Lohn weit abgerückt ist und mehr der harten Forderung nach 10% Lohnsenkung Rechnung trägt, anders scheint ein Verhandeln mit der TPG nicht mehr möglich. Es ist eine unglückliche Entwicklung, daß in einem Tarifkonflikt, in dem es ursprgl. nur um das Entgelt ging, die Verhandlung eines neuen Manteltarifvertrages nachträglich mit hinein wirkte und dann auch noch in den vergangenen Wochen die neue Forderung der TPG nach einer weiteren Reduzierung der Lohnkosten um 10% eine unerträgliche Belastung in die eh schon extrem schwierigen Verhandlungen hineinbrachte.

Eine Ablehnung der strarren Forderungen der Arbeitgeberseite hätte wahrscheinlich eine weitere längere Durststrecke zur Folge, auf der weitere Verhandlungen erstmal ausgesetzt würden. Aber hier hat sich ein Konflikt entwickelt der weit über das lokale Geschehen hinauswirkt, der in den vergangenen Monaten immer mehr zu einem symbolischen Kampf gegen die scheinbare Übermacht des Großkapitals geworden ist, das auf brutale Art und Weise durch Sozialabbau eine Profitmaximierung betreibt. Das bezieht sich natürlich nicht nur auf die Gate Gourmet, sondern ist mittlerweile in Deutschland flächendeckend zu beobachten. Die Geschichte hat gelehrt, daß durch längere Zeiten von massivem Sozialabbau das Staatsgefüge nachhaltig unterhöhlt und destabilisiert wird. Deshalb sind die Gewerkschaften dazu aufgerufen, diesen Kampf möglichst kompromisslos zu führen und endlich wieder zu dem zu werden, was sie einstmals gewesen sind, starke Gegenspieler des Großkapitals, um die Gesellschaft in einem erträglichen Gleichgewicht zu erhalten. Der Kampf gegen soziale Ausbeutung und Sozialraub stützt die Demokratie.

Gerade die NGG als dienstälteste Gewerkschaft Deutschlands mit einer 140- jährigen Tätigkeit, sollte sich gründlichst auf ihre Wurzeln besinnen und es sich gut überlegen, zu welchen Konditionen sie mit der TPG abschließen wird. Der sog. "Go Forward Plan" der Gate Gourmet/ TPG, der den Konzern offenbar für den geplanten Weiterverkauf vorbereiten soll, beinhaltet nicht nur die bekannte Forderung nach Reduzierung der Lohnkosten um 10%, gleichzeitig soll die Produktivität des Einzelnen nochmals um 8 - 10 % gesteigert werden. Hier entwickelt sich schon der nächste Sprengstoff für die Tarifverhandlungen der Zukunft, es ist offensichtlich, daß Gate Gourmet nach dem Desaster mit McKinsey in Düsseldorf (was auch mit zu dem Streik beigetragen hat), absolut nichts gelernt hat und gnadenlos eine immer weiter steigende Arbeitsverdichtung anstrebt um natürlich auch weiteres Personal einzusparen. Die daraus resultierende Unruhe in den Belegschaften wird die Gewerkschaftsarbeit noch weiter erschweren. Es ist jetzt an der NGG, hier eine klare, unmißverständliche Linie zu ziehen und nicht zu eilig einem Problem aus dem Weg zu gehen, daß sie bald wieder einholen wird. Auch Burger King, ebenfalls Klient der NGG, ist in den Händen der TPG. Die Bereitschaft der Düsseldorfer Belegschaft, den Streik bei Gate Gourmet notfalls noch weiter durchzuhalten, ist auf jeden Fall ungebrochen.

Auch stellt sich die Frage, warum eine Gewerkschaft wie die Verdi kaum dazu bereit ist, diesen Arbeitskampf zu unterstützen, dazu sieht sie nach eigener Aussage kaum eine Möglichkeit. Die Verdi versucht ab Anfang Februar mit den übrigen Betrieben der Gate Gourmet Deutschland (der Düsseldorfer Betrieb gehört zur Gate Gourmet West)einen neuen Tarifvertrag zu verhandeln und wird mit Sicherheit vor ähnlichen Schwierigkeiten wie die NGG stehen, zumindest was die Verhandlungen betrifft. Hier ist endlich Solidarität und Zusammenarbeit gefordert, ebenso eine Abkehr von der jüngsten Politik der NGG, Hilfsangebote z.B. von der IG-Metall zur Streikunterstützung geradezu abzulehen. Nur ein Zusammenhalt der Gewerkschaften im immer härter werdenden sozialen Kampf bietet die Möglichkeit, der Ausbeutung durch das Kapital die Stirn zu bieten.

Der Gegner hat einen Namen: Texas Pacific Group und Gate Gourmet

Editorische Anmerkungen

Der Text erschien am 22.01.2006  bei Indymedia.