Betrieb & Gewerkschaft

Continental kauft Siemens
VDO = doppelte Ausbeutung?

01/08

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Dortmund (Korrespondenz), 28.12.07: Weitgehend am Rande der bundesweiten Berichterstattung hat der Automobilzulieferer Continental Anfang Dezember vom Siemens-Konzern den Bereich Siemens VDO für 11,4 Milliarden Euro übernommen. Es ist damit der weltweit fünftgrößte Automobilzulieferer entstanden mit einem Jahresumsatz von ca. 25 Milliarden Euro und ca. 140.000 Beschäftigten. Inwiefern jetzt Arbeitsplätze vernichtet werden sollen, darüber schweigt sich Conti-Chef Wennemer noch aus.

Bei den Belegschaftsversammlungen in den ehemaligen Siemens VDO-Werken wurde dazu nur gesagt, dass erst in zwei bis drei Monaten dazu konkrete Aussagen getroffen werden. Nur der Verkauf des Werkes in Würzburg und Berlin wird immer offener diskutiert. Wennemer strebt eine drastische Steigerung der Ausbeutung an. Auf verschiedenen Info-Veranstaltungen verlangte er die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich in Deutschland und Frankreich.

Die Kollegenzeitung Elektropower vom 12.12.07 schreibt: "Neue gemeinsame Zukunft mit Conti - Ausbeutung verdoppeln? Die IG Metall geht nach wie vor von ca. 7000 Arbeitsplätzen aus, die gefährdet sind. Das Werk in Würzburg und eines in Berlin soll verkauft werden (kleine Elektromotoren). Außerdem soll die Konzentration der Verwaltung in Hannover ca. 1.000 Arbeitsplätze in Regensburg gefährden (hauptsächlich Angestellte!). Die Arbeitsplatzvernichtung bzw. Werksschließungen sind dabei nur eine Seite der massiven Pläne zur Steigerung der Ausbeutung und Unterdrückung.

In der online-Ausgabe der 'Süddeutschen Zeitung' vom 1.12. wird dies ausdrücklich so angekündigt: 'Wennemer gab als Zielmarke aus, dass VDO seine bisherige Rendite (...) angleichen müsse. Statt der bislang erzielten sechs Prozent Rendite sei ein Korridor zwischen zehn und zwölf Prozent das Ziel. Dieses solle bis 2010 erreicht werden.' Kurz: Ausbeutung verdoppeln!

Ein 'Extra' der Kollegenzeitung ElektroPower in Dortmund berichtet über Versuche zur Senkung der Leistungszulage für alle Zeitlöhner auf einen Werksdurchschnitt von 10 Prozent, was teilweise einem Lohnabbau von zwei bis fünf Prozent entspricht. Dazu soll der neue era-Tarifvertrag herhalten.

Um die geplante Vernichtung von 148 Arbeitsplätzen in Dortmund über die Bühne zu bringen, wurde die maximale Abfindungshöhe von 90.000 auf 130.000 Euro erhöht. Ältere Kollegen, aber auch andere, die den zunehmenden Stress und Druck nicht mehr aushalten und körperlich oder psychisch krank werden, sollen sich damit ihre Arbeitsplätze abkaufen lassen. Doch: Jeder Arbeitsplatz, der wegfällt, fehlt unserer Jugend.

Wennemer hat seine Rechnung aber ohne uns VDO- und Conti-Belegschaften gemacht: Wir können uns über die Standorte hinweg zusammenschließen und konzernweit den Kampf für unsere aufnehmen."

Kurz vor Weihnachten wurde bekannt gegeben, dass das ehemalige Siemens-VDO-Werk in Würzburg und das ehemalige Conti-Werk in Berlin von Continental an den Coburger Automobilzulieferer Brose verkauft wurden. Brose ist nicht Mitglied im Unternehmerverband und bezahlt seinen Beschäftigten weniger als den Metall-Tarif. Außerdem hat Conti-Chef Wennemer gegenüber den Medien nach Weihnachten angekündigt, dass er auch Werke schließen will.

Es wird jetzt darauf ankommen, die Zeit zu nutzen, um die Kräfte für den Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz zu sammeln und in die Offensive zu gehen. So könnte der gemeinsame Kampf für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich auf Kosten der Profite Arbeitsplätze schaffen bzw. erhalten.

Editorische Anmerkungen

 Dieser Artikel stand in www.rf-news.de wir spiegelten von dort.