Replik auf Dieter Wegners "Lieber Herr Schell, es rettet uns kein höh´res Wesen, kein Gott, kein Kaiser und kein heil´ger Geist" (1)

von Bruno für die Zeitschrift "Aufheben- Ansichten aus der Klassengesellschaft"

01/08

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Hurra, endlich wieder Arbeiterführer gefunden! In der Unterstützung der GDL durch die Gewerkschaftslinke zeigt sie, dass die Arbeiterklasse in ihrer Wahrnehmung als Objekt existiert und einer Stellvertretung der Arbeiterinteressen bedarf. Die entscheidenden Schritte zur deren Wahrung, endlich „das Richtige“ zu tun, soll ausgerechnet von einem Gewerkschaftsführer kommen, der selbstverständlich von links kritisiert wird, doch mutiger und entschlossener zu sein. Die Arbeiter sind für sie nicht die Subjekte des Konflikts und treibende Kraft, sondern Objekte einer Tarifauseinandersetzung. Die Gewerkschaftslinke reiht sich damit in die Riege der veröffentlichen Meinungsmacher der bürgelichen Presse ein, die diese Auseinandersetzung nach Möglichkeit auf die Geschäftsführung und einem hart ringenden Gewerkschaftsvorstand reduziert wissen will: „Die Bahnarbeiter existieren lediglich als Opfer böser Umstände. Man zeigt ja viel Verständnis für die Lokführer und Zugbegleiter, ist betrübt über ihr hartes Schicksal, gar so, als ob man im Kapitalismus eine besondere Ungerechtigkeit entdeckt hätte und nun mal tüchtig drüber diskutieren muss.“ Diesen Honig schmiert man ihnen und der Volksseele dann populistisch um den Bart. Nur Arbeitskampf, den möchte man nicht, gefährdet er doch unser aller Standortinteresse. Übrig bleibt ein gesellschaftlich entkoppelter Konflikt zweier „Egomanen“ vom Schlage des Mehrdorn und Schell, deren mediales Schattenboxen, unsere Blicke bannt. Über diese Personalisierung wird der Arbeitskampf entschärft und entpolitisiert. 

Es bedarf einer Gegenüberstellung der Motivation des Gewerkschaftsvorstandes der GDL, mit der Motivation der Bahnarbeiter. Der Druck auf die Arbeiter, der sich, durch die beschissenen Arbeitsbedingungen ergibt, treibt sie zu einem offenen Konflikt mit ihrer Geschäftsleitung. Die GDL bietet sich, als vormalige Vertreter des Beamtentums an, diesen Konflikt im Namen der meuternden Mannschaft zu führen. Gerne würden Schell und Co, im Bereich des Machbaren, des wirtschaftlich Vernünftigen, eine Lösung der Umverteilung des Profits am Verhandlungstisch regeln, um der Geschäftsleitung der Bahn AG, ihren Wert als Abfangjäger und Transformator proletarischen Zorns unter Beweis zu stellen. Im Gegenzug  dafür spekuliert sie auf ihre sozialpartnerliche Absicherung in einem juristischen Rahmen, mit Pöstchen im Aufsichtsrat, wie die großen Konkurrenten von Transnet. Die Kampfbereitschaft der Basis soll ihrem Ziel den nötigen Druck zu verleihen. 

Die politische Bourgeoisie weiß allerdings, sollte der Vorstand der Bahn AG den Lokführern nachgeben, er damit einen Flächenbrand an Forderungen auslöst, würden die Werktätigen doch zum Bewußtsein ihrer Macht kommen. Die Bahnarbeiter könnten die Gewerkschaften mit ihrer Unzufriedenheit vor sich her treiben, und damit den Ambitionen der Bourgeoisie, die  Bahn AG als Globel Player zu etablieren, einen schweren Schlag versetzen. Kritisieren wir die Gewerkschaftsführung in ihrer Zaghaftigkeit, übersehen wir die Funktion von Gewerkschaften im allgemeinen und dem Interesse und Ziel der GDL Funktionäre im Besonderen. 

Die Arbeiter müssen in der Tat den Druck aufrecht halten und sogar noch verstärken. Dies wird aber nicht durch Apelle an die GDL Funktionäre erreicht, sondern nur wenn die Arbeiter ihre eigenen Forderungen aufstellen und ihre Situation gesellschaftlich verallgemeinern. Den GDL Vorstand zu verteidigen, weil die Lokführer und Zugbegleiter hinter ihm stehen, ist kein Argument für die Gewerkschaft. Dies wäre eher Anlass dafür die Lokfüherer zu kritisieren und sie vor einem solchen einschläfernden Handeln zu warnen. Der GDL zu unterstellen, kein Interesse an der Profitmacherei zu haben, ist ein Treppenwitz der besonderen Art, bezieht sie doch ihre gesamte Existensberechtigung als Gewerkschaft ganz profan aus der Profitmacherei. Gewerkschaften geben vor, für die Werktätigen einen möglichst großes Stück vom Kapital heraus zu holen, allerdings zwingt ihre Bejahung der Lohnarbeit sie zu einem realistischen Blick auf die

Rentabilität der Arbeit, damit es in ihrer Logik überhaupt etwas zu verteilen gibt. Für ihr Klientel fordern sie offiziell eine bessere Verteilung des Profits, und managen mit der Geschäftsführung dies zu marktpolitischen und für den Standort verantwortlichen Lösungen. Der GDL macht ihr Spagat, einer verantwortlichen Verteilung des Profits, mit den Begehrlichkeiten einer kämpferischen Basis zu schaffen, die schließlich mit den Renditezielen des Unternehmens im Einklang bleiben müssen. Der Druck der Basis für eine deutliche Verbesserung ihrer Bezüge und Arbeitsbedingungen ist groß, und die GDL muss sich als die Gewerkschaft der Lokomotivführer profilieren, will sie damit ihre Existenzberechtigung begründen. Hierzu benötigt sie natürlich die Mitgliedschaft und Anerkennung der Lokführer und Zugbegleiter, da das Beamtentum, dem sie ja entspringt, stark dezimiert ist und auf Dauer abgeschafft wird. Damit würde auch die GDL den Bach runter gehen. Will sie dies verhindern muss sie sich in eine moderne Interessenvertretung transformieren. Da das Plätzchen in der großen DGB Familie schon durch Transnet besetzt ist, muss sie sich eine Nische suchen, in der sie ihren Nutzen für das Kapital unter Beweis stellen kann, oder ein Dasein als Anhängsel an Transnet fristen. Die lausigen Arbeitsbedingungen der Lokführer und Zugbegleiter kommen ihr da gerade recht, hat sie jetzt doch die Chance sich in der Basis zu verankern und dem Vorstand der Bahn AG zu zeigen, wie wertvoll sie als Saboteur des Klassenkampfes in einem solch strategisch sensiblen Bereich ist. Und all zu viel ist ja auch nicht passiert, außer Rauschen im Blätterwalde. Von wirklichen Streik keine Spur. Die Bahn AG kann locker weiter akkumulieren und die Lokführer und Zugbegleiter arbeiten zu den miesen Bedingungen weiter. 

Über den Druck der Basis steigt die GDL verbal aus dem Konsens mit dem Bahnvorstand aus, sie mimt eine kämpferische Haltung und zwingt so den Bahnvorstand mit ihr zu verhandeln. Wie kann die GDL den Druck der Basis mit der Forderung des Vorstandes nach Kontrolle und Domestizierung der Belegschaft, im Sinne der Kapitalverwertung, in Einklang bringen? Schell und Co. wird von der Leitung der Bahn AG und der politischen Bourgeoisie* dafür kritisiert, dass sie aus diesem Konsens der ökonomischen Vernunft verbal ausschert, und isoliert sie, droht ihr mit Zerschlagung. Die Existenzberechtigung als gewerkschaftlicher Tarifpartner besteht darin, darauf zu achten, dass die Arbeiter keine eigenen Forderungen aufstellen und eigenständig handeln, bloß nicht den Bezug zu anderen Werktätigen herstellen, der ökonomischen Vernunft der Standortlogik des Unternehmens folgen und sich erst gar nicht als Arbeiter wahrnehmen, sondern als Teil der großen Familie „Bahn AG“. Die Gewerkschaft soll dafür sorgen, dass die Arbeiter ihre Interessen mit dem Zwang zur Profitmaximierung des Unternehmens in Einklang bringen. Eine Gewerkschaft die dies nicht schafft ist für die Interessen des Kapitals so notwendig wie ein Kropf und wird erst gar nicht anerkannt und möglichst politisch und juristisch zerschlagen. Die GDL muss also das Problem einer aufmüpfigen, partiell und temporär aus der Standortlogik ausgestiegenen Basis im Sinne der Geschäftsleitung in den Griff kriegen, wobei die Militanz der Bahnarbeiter allerdings der GDL erst den Drive für ihre Selbsterhaltung gibt. So was sitzt man am Besten einfach als schattenboxendes Medienspektakel aus. Man bleibt in den Schlagzeilen, ohne wirklich was zu unternehmen. Alle bewahren ihr Gesicht, Mehdorn als knochenharter Vertreter der Bahn AG und des deutschen Kapitals, Schell und Co als unermüdliche Verhandlungs.- und Arbeiterfüher. In der Zwischzeit läuft die Vorbereitung für den Abwehrkampf der Bourgeoisie, des Streikbruchs und Einschüchterung, für den Fall, das die Arbeiter doch der Kragen platzt und in einem unbefristeten Arbeitskampf treten. Denn sie sind es die das entscheiden, nicht die GDL.

Für den Vorstand ist es zwingend Notwendig den Arbeitern eine Niederlage zu zufügen. Ihr Projekt, die Bahn AG als Globelplayer des Transport.-und Logistikwesen zu etablieren, wird durch eine Gruppe von Lohnarbeitern ihres Unternehmen, die sich gegen den gesamten Apparat, unverbesserlich und resistent, gegen die Standort und Globalplayer Logik auflehnen, gefährdet. Schreckt dies doch benötigte Investoren ab, und weckt Begehrlichkeiten und Kampfbereitschaft anderer Werktätiger. Im internationalen Konkurrenzkampf um Marktanteile und Kapitaltransfers wäre ein Scheitern der Bahn AG, als international agierender und marktdominierender Konzern ein deutlicher Rückschritt für das nationale Kapital. Wir werden in den nächsten Wochen eine weiteres Lehrstück gewerkschaftlicher Sabotage, des scheibchenweise auspumpen der Kampfkraft, des Isolierens der Belegschaft und Verschleppung von Kampfaktionen erleben. Man lässt sie Runden im Kasernenhof des Kapitals laufen, bis sie sich wieder deprimiert und desillusioniert hinter der Kapitallogik des Verzichts für den Standort einreihen. Sie werden am Schopfe der Niederlage in die Höhe gehalten werden, zur Warnung an all die anderen, die ihre miesen Arbeitsbedingungen aushalten und ihnen das dann als Sieg der wirtschaftlichen Vernunft, des Erhalts von Arbeitsplätzen erklären. Zur Belohnung bekommt der GDL Vorstand dann die Anerkennung als echte deutsche Arbeitervertreter und vielleicht sogar Pöstchen im Aufsichtsrat, oder anderen Gremien. Dieses Szenario kann nur von den Arbeitern selber durchbrochen werden, da hilft kein Volkstribun und auch kein höheres Wesen. Das der GDL Vorstand allerdings jeden Abend vor dem Bettchen zum höheren Wesen betet, dass dies nicht eintritt, teilt sie wohl mit der gesamten herrschenden Klasse. 

Die Linke fordert eine kämpferische Gewerkschaftseinheit. Welche „Einheit des Kampfes“ soll das denn werden. Ich habe von den GDL-Offiziellen weder eine Aufforderung an die anderen Arbeiter, nicht einmal an die der Bahn gehört sich dem Arbeitskampf anzuschließen, noch dass eine gesellschaftliche Verallgemeinerung der unwürdigen Arbeitsbedingungen im Kapitalismus bestätigt wurden. Denn die Bedingungen der Lokführer sind nicht speziell, sondern sie sind Allgemeingut sozialer Not werktätiger Menschen. Gerade die Gewerkschaften haben die substantiellen Verschlechterungen der Arbeiter mit ihrer legalistischen und sozialpartnerlichen Vernunft ermöglicht und damit zur Steigerung der sozialen Not beigetragen. Eine Einheit des Kampfes kann sich nur durch den gemeinsamen Kampf der werktätigen Menschen entwickeln. Ssie kann nur über die Klasse, in der Erkenntnis des gemeinsamen Schicksals, entstehen. Nicht über irgendeine bürgerliche Institution und schon gar nicht über die Gewerkschaften, mögen sie nun GDL oder Transnet heißen. Es gibt keine proletarische oder klassenkämpferische Gewerkschaften, das schließt sich mitlerweile aus. Es gibt allerdings opportunistische Gewerkschaftsführer, die mit kämpferischen Sonntagsreden versuchen ihre meuternde Basis einzufangen und unter ihrem Einfluss wieder in die Standortlogik zu integrieren. Die Gewerkschaft im Kapitalismus der Dekadenzphase ist eine Vermittlungsebene bürgerlicher Subjekte, die in der Verteilung um den Mehrwert konkurrieren. Und Vermittlungsebene impliziert, dass das große Ganze nicht angekratzt, sondern erhalten wird, zwecks Erhöhung der Rentabilität der Arbeit, sprich Ausdehnung des Teils der unbezahlten Arbeit, die so dringend notwendig ist, um die Profite zu steigern und diese psychotische Bestie Kapitalismus am Laufen zu halten. Nur durch die Ausbeutung konkreter menschlicher Arbeit kann Mehrwert entstehen. Wer also auf die Lohnarbeit als gesellschaftliches Reproktionsprinzip insistiert, bekennt sich zum Kapitalismus, auch wenn das mit diesem Blödsinn vom gerechtem Lohn, von Mitarbeitermotivation, Binnenkaufkraft moralisch kaschiert wird.  Darin sind sich alle eben einig, dass das so bleiben muss, sonst wäre das ja kommunistische Diktatur. Pfuideibel. Nicht die GDL ist wegen ihres Ausscherens aus der Gewerkschaftsfront zu kritisieren, oder die Transnet, weil sie die Arbeiterinteressen verrät, sondern weil sie allesamt Teil des Kapitals sind. Die Gewerkschaftsschelte ist ausschließlich der lauwarme, abgestandene Ausguss des Verteilungskampfes innerhalb der Spielregeln der bürgerlichen Gesellschaft. Die Gewerkschaften bekämpfen nicht die Lohnarbeit, als geselschaftliche Grundlage, der Kapitalismus wird nicht in Frage gestellt, sondern nur in wie weit, Löhne absenkbar und Arbeitszeiten verlängerbar sind. Die Gewerkschaften (alle) vollführen dabei eine akribische Spitzel.- und Polizeiarbeit. Sie sind der heiße Draht zur Bourgeoisie, und die Gewerkschaftslinke ist das Fieberthermometer im Anus der Klasse. Sie transformieren die Stimmung der Belegschaften, zu strategischen Indikatoren für das Kapital. Die Arbeiter, die sich hier einreihen und sich in Konkurrenz zu allen anderen Werktätigen setzen, folgen den Agenten des Nationalismus und das ist kein deutsches Spezifikum, sondern generalisiert sich weltweit. Wer zu feige ist, dies den Kollegen zu sagen, hilft durch seinen Opportunismus, sie in die nationalistische Sackgasse zu führen und schmeißt noch auf die kommende Niederlage eine Schippe Dreck oben drauf, statt in Form von Analyse und Kritik zur Klärung und Entwicklung des Bewusstseins beizutragen. Womit wollen wir die Kollegen denn beeindrucken und bestärken? In dem falschen nationalistischen Standortdenken „Oh, seht her wie treu wir euch sind! Wir folgen euch überall hin, selbst in den Sumpf, unter dem Fanfarengeschmetter  großer Worthülsen, wie „Einheitsfront der Arbeiterbewegung“. Das ist nichts als zutiefst opportunistische Arbeitertümlerei, die linke Flanke des Kapitals. Die Arbeiterbewegung ist längst im System angekommen und mit genau dieser Chimäre,  haben wir es in Form von Gewerkschaften, Arbeiterparteien, linken Kritikern des Systems zu tun. Sie besorgen die Transformierung des Kapitals in einen klassenübergreifenden Konsens des Einzig machbaren. Kritisiert werden so genannte Auswüchse, zu deren Behebung jede Menge idiotische Konzepte mitgeliefert werden, sei es Arbeiterselbstverwaltung, Verstaatlichung, Tobinsteuer, gerechter Lohn, nationaler Sozialismus... und eben auch kämpferische Gewerkschaften. Es stinkt wie Jauche, diese jahrelange Dominanz, indoktrinärer und letztendlich nationalistischer, sozialdemokratischer Stellvertreter Rezepturen. Genau entlang diesem Verständnisses zur Klasse verläuft die Trennungslinie zwischen revolutionären KommunIstinnen und letztendlich “...einen sektiererisch – utopischen Antikapitalismus (...) der die absurdesten Formen annimmt (...) und auf den gescheiterten Versuch von Alternativökonomie zurückgreift.“ Robert Schlosser Entsprechend des Bewusstseins als abhängige Lohnarbeiter, die ihren Körper und Geist zur gesellschaftlichen Reproduktion als Ware verkaufen, wurde über einen langen historischen Zeitraum eine Institution als kollektiver Makler der Ware Arbeit geschaffen. Die Gewerkschaften sind also lediglich Ausdruck der Warengesetze des Kapitals und damit untrennbarer Teil des auf Lohnarbeit basierenden Klassensystems. Für ihre rechtliche und politische Anerkennung haben sich die Gewerkschaften vom Aktivposten der Arbeiterklasse zur Durchsetzung höherer Löhne und Verkürzung der Arbeitszeit, Schutz vor körperlicher und geistiger Vernutzung zum nationalistischen Aktivposten der politischen Bourgeoisie entwickelt. Man kann auch sagen, die Arbeiterklasse ist durch sie als nationale gestalterische Größe im Kapital angekommen. Jedes Manöver der herrschenden Logik zur weiteren Ausdehnung unbezahlter Arbeit wird von den Gewerkschaften flankiert, der Wunsch der Lohnabhängigen nach sozialer Sicherheit kanalisiert, gegeneinander ausgespielt und ins Leere geführt. Kein Gremium der herrschenden Klasse, dem nicht ein „Arbeitervertreter“ beiwohnt, sich immer darüber legitimierend, dass unsere Interessen nicht unter die Räder geraten. Da wird dann mächtig gestritten, was den Arbeitern zu zumuten ist, welche Opfer sie für den Erhalt des Wirtschaftsstandort zu bringen haben. Die Gewerkschaften sind es, die die Angriffe auf unsere Lebensbedingungen, als ökonomische Vernunft und Notwendigkeit erklären und den nötigen modernen nationalistischen Anstrich für den Standort verpassen. Denn je größer die Fähigkeit Lohnarbeit weltmarkttauglich, rentabel zu verkonsumieren, um so größer die Kapitalströme, um so größer das Quantum unbezahlter Mehrarbeit, um so mehr Scheiße wird in Form von Massenkonsum gefressen, die Abfallprodukte der Überproduktion. 

Das  Prinzip vergesellschafteter  konkurierender Mehrarbeitserheischung bedarf einer immer weiteren Steigerung der unbezahlten Arbeit. Es ist das verallgemeinerte Reproduktionsprinzip, dem alle menschlichen Bedürfnisse unterliegen. Dieses Prinzip, das nur noch mit Hilfe des Kreditsgeldes immer schneller vertilgt, was es soeben erst erschaffen hat, muss diese permanent steigende Warenmenge verdauen, damit die Lohnarbeit nicht ausgeht, mit deren Hilfe die Metamorphose von konkreter Arbeit in abstrakten Wert und über die Distribution des Marktes in Geld gelingt. Geld, fähig sich über die Warenförmigkeit der Arbeitsprodukte in jede Form des Kapitals zu metamorphisieren, um nebenbei wie ein Borg, alles noch nicht warenförmige in Ware zu verwandeln. Ein Zwischenmenschliches Prinzip, das sich in der Form des Alles und Jeden niederkonkurierens, als gesellschaftlicher klassenübergreifender Konsens, für den Run auf das Geld, ausdrückt. Geld, der Kraft, vor dem wir in demütiger Warenförmigkeit niederknieen. Eben weltumspannender kultureller Mittelpunkt, in der scheinbaren Endlosschleife der Formel G-W-G´.

Diese schlichte Formel, ist der Treibstoff aller gesellschaftlicher Tätigkeit, unter deren Diktat sie subsumiert werden muss. Jede Kritik und Interpretationen gesellschaftlicher Verhältnisse muss von diesem Punkt aus betrachtet und bestimmt werden, oder sie verliert sich im Sumpf von Parteinahme und Anpassung für den Fortbestand des gesellschaftlichen Status Quo und behandelt dieses von Menschen gemachte Verhältnis, als natürliches, unabänderliches, in dem man sich einzurichten hat, eben über die partielle Kritik, zur eigenen (immer von anderen behinderten) Forteilsnahme im weltweiten Schlachtfest um die Anhäufung von Geld und ist damit mit Nichten einer Emanzipation aus dem fetischistischen ideologischen Überbau der Geldvermehrung, als sinnstiftende Absolute, einen Deut weiter gekommen. Man trägt, über die Kritik schlicht zur Reproduktion und Anpassung des Wertgesetztes an die Wechselfälle der verallgemeinerten Konkurrenz bei, beleidigt über die subjektiv empfundene, ewig eigene unzulängliche, niemals genügende und  immer unterpreviligierte Stellung. Alle deklarieren sich zu Opfern der Verhältnisse, innerhalb der Formationen des Weltmarktes. Auf dem Weltmarkt mithalten heißt allerdings für die Klasse der Lohnabhängigen immer ganz profan (zu Weltmarktbedingungen) länger, billiger, rechtloser und in Konkurrenz zum restlichen Weltproletariat knechten. Egal unter welchem ideologischen Banner dies eingefordert wird. Es zielt lediglich darauf ab, unbezahlte Mehrarbeit aus der Arbeiterklasse zu pressen. „Wohlstand“ für die Klasse der Werktätigen heißt per Vorrausverpfändung ihres zukünftigen Arbeitslohnes, also Konsumtenkredit, den Ramsch der industriellen Überproduktion zu verkonsumieren um dafür tüchtig und zu Bedingungen des Kapitals die Stechkarte zu drücken. Das ist das ganze Geheimnis der Kritik am Schweinestall Weltmarkt, in dem immer das größte und skrupelloseste Schwein den Takt der Ausbeutung bestimmt. Ohne die proletarische Gegenbewegung im Kapital, ohne die optionale Bedrohung des kommunistischen Umsturzes dieser Verhältnisse durch die Arbeiterklasse, fehlt ein soziales Korrektiv, das stark genug ist der Bourgeoise etwas entgegen zu setzen, für die nach wie vor nur ein Gesetz gilt:

"Kapital, ..., flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel." (T. J. Dunning, l.c. p. 35, 36)

Wir haben vom Kapital nichts zu fordern, es gibt keinen Grund mit seinen Institutionen zu kommunizieren. Es ist Target und unsere Losung kann nur sein: Proletarier aller Länder vereinigt euch!

Nachbemerkungen

*Lassen wir die Bahn AG mit ihren eigenen Worten über ihre strategischen Ziele sprechen und nehmen uns einen kleinen Einblick in die Personalstruktur des Aufsichtsrates wodurch sich auch die Begrifflichkeit der politischen Bourgeoisie erklären dürfte : Nachzulesen auf

 

Editorische Anmerkungen

Den Text erhielten wir vom Autor zur Veröffentlichung in dieser Ausgabe.

1) Gemeint ist der Artikel Dieter Wegners vom 27.11.07  bei Labournet