Kalkül und Wahn, Vertrauen und Gewalt
Vor dem Ausnahmezustand des Kapitals

Initiative Sozialistisches Forum

01/09

trend
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Der Markt hat für alles einen Preis, aber der Markt selbst hat keinen Preis.“
Financial Times Deutschland
„Das Geld der Deutschen ist derzeit in einem logischen Rätsel angelegt.“
Frankfurter Allgemeine
vom 8. Oktober 2008
„Wenn der Himmel einstürzt, sind alle Spatzen tot.“
Mao Tse-Tung

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.1 Gleichwohl: Die Gesellschaft der totalen Konkurrenz ist in heller Panik, sie wird sich zersetzen und zerstören. Unmöglich noch kann sie die Bedingung der Möglichkeit ihrer eigenen Existenz aus sich selbst heraus reproduzieren: der vollendet autistische Selbstbezug des Kapitals, die losgelassene Akkumulation um der Akkumulation willen, die „Plusmacherei“ (Marx) rutscht ins historische Minus, zerbricht an sich und eben daran, daß die Gesellschaftlichkeit der Individuen als Subjekte bloß auf dem generalisierten Ausschluß aller durch alle gründet, der, eben in den Formen von Wert, Geld, Kapital den totalen Einschluß stiftet, d.h.: die gesellschaftliche Synthesis als vollendet negative. Das ist gewiß paradox: die unbedingte gesellschaftliche Einheit in der Form des totalisierten Atomismus; ein Paradox jedoch, das im Geld dingliche Gewalt annimmt und als „logisches Rätsel“ (FAZ) erscheint. In der Panik wird sich die falsche Gesellschaft ihres eigenen Widersinns inne, allerdings in einer nur noch verrückteren Form, einer Form, die das bankrotte Kalkül der Ökonomie vermittels des Wahns der Politik zu therapieren verspricht, tatsächlich zu überbieten sucht: der Form eines paranoiden Souveräns, der den Triumph des Willens über den kapitalen Sachzwang beschwört und so gerade die „Angst vor dem Chaos“2 schürt, darin die Flucht nach vorn anpeitscht und so auf den autoritären Staat provoziert, auf den Ausnahmezustand, d.h. auf die ursprünglich faschistische Situation: denn nichts anderes ist der „Preis des Marktes“ als das politisch, vermittels des Gewaltmonopols auf Leben und Tod erzwungene Opfer der Individuen.

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Editorische Anmerkungen

Den Text erhielten wir den AutorInnen zur Veröffentlichung. Es ist die annotierte Fassung des in der Jungle World N° 43 vom 23. Oktober 2008 erschienenen Artikels.