Tipps für Erwerbslose in Berlin
Bericht vom Seminar „Was tun, wenn ich nicht gebraucht werde?“

von Anne Seeck

01/11

trend
onlinezeitung

Am 17./18. Dezember 2010 fand in Berlin das Seminar „Was tun, wenn ich nicht gebraucht werde?“ statt. Der Samstagnachmittag begann mit einem world-cafe, in dem in Gruppen Antworten auf Fragestellungen erarbeitet wurden. Danach stellte ich einen Reader mit Tipps für Erwerbslose vor. Diese Tipps in diesem Artikel sind einerseits Hinweise von mir, aber auch gemeinsam erarbeitete Antworten unter „weitere Tipps“.

Mit diesen Tipps möchte ich Erwerbslosen bei ihren Problemen helfen, aber andererseits auch auf die Möglichkeiten in Berlin hinweisen. Niemandem braucht in dieser Stadt die Decke auf den Kopf zu fallen. 

Zu den Problemen:

Was tun, wenn ich Probleme mit dem Jobcenter habe?

Wichtig ist, sich beraten zu lassen. Auf der Internetseite der Kampagne gegen Hartz IV findet sich eine Liste von Beratungsstellen: http://www.hartzkampagne.de/pdfs/berat_stellen_u_ra_adress_2009%2007%2001.pdf

Darüber hinaus gibt es auch gewerkschaftliche Beratung:
http://www.verdi.de/erwerbslose
http://www.verdi-erwerbslosenberatung.de/
http://netkey40.igmetall.de/homepages/vst_berlin_neu/arbeitskreise/arbeitskreisarbeitslosigkeit.html

Während es in anderen Städten wie Oldenburg (ALSO) eine gute parteiliche Beratung gibt, existiert in Berlin kaum unabhängige Beratung. Im Mehringhof gibt es keine Beratung mehr, in der Lunte jeden Donnerstag von 18-20 Uhr. (Weisestr.53) BASTA Berlin will ein Erwerbslosenzentrum aufbauen und Beratung anbieten. Sie haben Räume im Wedding, in der Schererstr.8 gefunden. ( http://scherer8.blogsport.de/

Geh nicht allein zum Amt, nimm dir Begleitung mit. Die Initiative „Keine/r muss allein zum Amt“ kann dich dabei unterstützen: http://zahltagberlin.blogsport.de/die-initiative/  

Bei der Initiative „Kölner Erwerbslose in Bewegung“ findest du nützliche Tipps:
http://www.die-keas.org/ueberlebenshandbuch
http://www.die-keas.org/tipps-und-tricks

Auch in Internetforen wie Tacheles und im Elo-Forum findest du Tipps:
http://www.die-keas.org/nuetzliche-links
http://www.erwerbslosenforum.de/  

Übrigens wurde gerade ein Antrag auf Förderung von Tacheles abgelehnt, weil sie nicht arbeitsmarktorientiert seien.
http://www.tacheles-sozialhilfe.de/  

Austausch findest Du auch bei Chefduzen: http://www.chefduzen.de/  

Auch bei der Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg findest Du Links, die nützlich sind:
http://www.also-zentrum.de/allgemein/links.htm
 

Weitere Tipps:

  • einen Begleiter mitnehmen

  • mich über meine Rechte/ die Rechtslage informieren, ggf. beraten lassen

  • auf die schriftliche Fixierung von Aussagen achten!

  • (Eine Strafanzeige bei der Polizei machen bei Verweigerung des Existenzminimums)

  • Beratungskostenhilfe/Prozesskostenhilfe beim Amtsgericht beantragen

  • Umziehen, um zu einem anderen Jobcenter zu kommen

  • Die Rechtmäßigkeit von Einwänden und Drohungen überprüfen, z.B. in der Hierarchie der nächst Höheren fragen

  • Rechtsanwälte (Rechtsanwälte helfen nie! Regierung stürzen!)

  • Beratung, Begleitung, Widersprüche, Klagen

  • Niemals allein zum Amt gehen

  • Streik organisieren (bei Ein-Euro-Jobbern)

  • Verbände und Vereine zur Unterstützung von Anträgen, Widersprüchen und Klagen

  • Mundraub

  • Hotelzimmer besetzen

  • Rechtsberatung bei den Bezirksämtern

  • Auf jeden Fall Ruhe bewahren, sich nicht in Angstattacken führen lassen

  • Vorrang der persönlichen Vorsprache

Was tun, wenn ich umziehen muß?

Bei der Aufforderung des Jobcenters, die Kosten der Unterkunft zu senken und ggf. umzuziehen, kann die Kampagne gegen Zwangsumzüge helfen: http://www.gegen-zwangsumzuege.de/  

Man kann sich auch Hilfe von RechtsanwältInnen holen, die findet man in der Beratung der Mietergemeinschaft. http://www.bmgev.de/  

Mittlerweile gibt es auch Stadtteilgruppen in Neukölln (Schillerkiez, Rixdorf), in Treptow (Karla Pappel), in Kreuzberg (Mietenstopp-Bündnis) etc., die gegen Verdrängung aus den Kiezen kämpfen.

Infos zum Thema Gentrifizierung erhält man immer Dienstags von 16-18:00 in der Lunte, Weisestr.53, http://tfa.blogsport.de/termine/  

Wer wegen eines Schufa-Eintrages bzw. einer fehlenden Vorvermieterbescheinigung keine Wohnung findet, kann sich an folgende Einrichtungen wenden. Allerdings ist zu beachten, dass man einen umfangreichen Hilfeplan ausfüllen muß, evt. zum Sozialpsychiatrischen Dienst geschickt wird, man vieles trotzdem allein machen muß, obwohl die Sozialarbeiter an einem Geld verdienen etc.  http://www.buergerhilfe-berlin.de/einrichtungen.html und http://www.mithilfe.org/  

Wer WG´s sucht, für den kann auch die reflect-Liste hilfreich sein:

Für Thema 1 "Wohnen":

  • Wohnung oder

  • Zimmer oder

  • Zwischenmiete oder

  • Nachmiete oder

  • Mitbewohner / mit irgendwelchen Endungen dran

http://www.reflect-online.org

Hier gibt es Hilfe, wenn man doch obdachlos wird: http://www.kaeltehilfe-berlin.de/angebot.htm

Eine Notübernachtung gibt es im Winter jeden Donnerstag auch im Mehringhof, Gneisenaustr.2a. 

Weitere Tipps:

  • vorher versuchen, einen Teil der Wohnung unterzuvermieten (z.B. an Bekannte in Westdeutschland, die gelegentlich Berlin besuchen)

  • beim Jobcenter einfach ganz abmelden und bei einem gewünschten am Zielort einen kompletten Neuantrag stellen (Gesetzeslücke?)

Was tun, wenn ich keine Krankenversicherung habe?

Für Migranten kann die medizinische Flüchtlingshilfe sehr hilfreich sein: http://www.medibuero.de/ und http://www.malteser.de/73.malteser_migranten_medizin/default.htm und http://www.fluechtlingsrat-berlin.de/akmedizin.php  

Bei Obdachlosen hilft die Jenny de Latorre- Stiftung weiter:  http://www.delatorre-stiftung.de/

Zum Thema Armut und Krankheit Infos im Labournet: http://www.labournet.de/diskussion/wipo/gesund/armutsgesetz.html 

Weitere Tipps:

  • Es gibt wenige Ärzte, die sich auf Tausch einlassen (Arbeit gegen Behandlung)

  • Chipkarte von FreundInnen leihen

  • Malteser bei Migranten

  • Kältehilfe- Flyer im Netz, Infos für Wohnungslose

  • Gibt andere Form der Krankenversicherung (Geld in Kasse einzahlen)

Was tun, wenn ich am 20. des Monats kein Geld mehr habe? 

Es gibt mittlerweile viele Lebensmittelausgaben in Berlin. http://www.laib-und-seele-berlin.de/ausgabestellen.php

Allerdings ist natürlich die Vertafelung der Gesellschaft sehr fragwürdig. Hier ein Artikel im Trend: http://www.trend.infopartisan.net/trd0910/t080910.html  

Zudem gibt es Suppenküchen: http://franziskaner.de/Suppenkueche.149.0.html und http://www.kaeltehilfe-berlin.de/angebot-suppen.htm

Ein Leitfaden für Wohnungslose: http://www.ofw-leitfaden.de/adressen/adressen1.php  

Es gibt mittlerweile einen großen Sozialmarkt, wo meistens Ein-Euro-Jobber ausgebeutet werden. Allein in Neukölln findet man Folgendes: 

Kostenlose Fahrradwerkstätten: http://www.wohnen-in-neukoelln.de/de/guenstig-einkaufen/werkstaetten.html  

Essen: http://www.wohnen-in-neukoelln.de/de/guenstig-einkaufen/essen-und-trinken.html  

Textilien und Möbel: http://www.wohnen-in-neukoelln.de/de/guenstig-einkaufen/textilien-und-moebel.html  

Zur Situation von Ein-Euro-JobberInnen ein Interview im Trend: http://www.trend.infopartisan.net/trd1110/t231110.html 

Weitere Tipps:

  • Blut + Plasma- Spenden

  • Pfandleihe

  • Sich organisieren und versuchen Strukturen aufzubauen, die ein Leben ohne Hartz ermöglichen

  • Flohmarkt

  • Kollektiv Klauen im Supermarkt

  • Linke Projekte ohne Geld besuchen

  • Betteln, anpumpen, Betteln bei Freunden und Bekannten

  • Zeitungen austragen (es werden immer Leute gesucht)

  • Durch Selbstversorgung vorbeugen

  • Tauschringe

  • Wenig bewegen (Energieverbrauch senken)

  • Berlin umsonst etc.

  • Klauen, Hochstapelei

  • Kostenloses Essen bei eintrittsfreien Stiftungen (z.B. Friedrich-Ebert-Stiftung)

  • Besser wirtschaften, Buch „Bioessen trotz Armut“ besorgen 

Die Möglichkeiten: 

In Berlin gibt es eine riesige Trägerlandschaft, die Angebote macht. Natürlich sind diese Angebote meistens nicht politisch, aber es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Keine/r muss sich langweilen.  

Was tun, wenn ich Kultur und Sport brauche? 

Man kann in das Zentrum für Gesundheit und Kultur gegen Ausgrenzung und Armut gehen, das kostenlos viele Angebote macht, wie Trommeln, Entspannung, Fahrradwerkstatt etc. http://www.gitschiner15.de/  

Es gibt die Möglichkeit, für drei Euro ins Theater etc. zu gehen. http://www.berlin.de/sen/kultur/presse/3euro.html  

Auch die Volkshochschulen bieten zu ermäßigten Preisen vielfältige Möglichkeiten, z.B. Sprach-, Bewegungs-, Mal- und Computerkurse. http://www.vhs-berlin.de/  

Man kann auch zu kostenlosen Lesungen gehen. 

„4 im roten Kreis“ jeden 2. Dienstag im Monat in der Schillingbar Ecke Weserstr./Reuterstr. in Neukölln.  

Unregelmäßig finden auch Lesungen im Goldenen Hahn am Heinrich-Platz in Kreuzberg statt.

Hinweise zu interessanten Lesungen bekommt man über Stimmenrausch: pfeifer (at) stimmenrausch.de

Stimmenrausch gesch. Marke des Büro für Gute Worte Literatur- Text- Veranstalter- Presse- Online- Agentur 

Kostenlose Lesungen und Ausstellungen finden im Labor statt: http://www.daslabor-berlin.de/  

Kostenlos Musik (Blues, Jazz, Rock) hören, kann man jeden Montag um 21 Uhr im Sandmann, Ecke Reuter/Erlangerstr. Allerdings ist es sehr voll. http://www.sandmann-berlin.de/ 

Frauenzentren:

  • http://www.frieda-frauenzentrum.de/index.php

  • http://www.paula-panke.de/

Und natürlich gibt es den Stressfaktor mit zahlreichen kostenlosen Filmabenden, Konzerten, politischen Veranstaltungen, Volksküchen usw. http://www.stressfaktor.squat.net/  

Weitere Tipps:

  • Laufen und Gymnastik

  • Im Sommer schwimmen

  • Universität der Künste, teilweise kostenlose Konzerte von Studierenden

  • Berlin Pass: kostenloser oder ermäßigter Eintritt in kulturellen Einrichtungen (siehe Internet)

  • GEZ-Befreiung

  • www.gratis-in-berlin.de (Kultur in Berlin)

  • Frauenzentren

  • Stadtteilinitiativen, Stadtteilzentren, Nachbarschaftszentren

  • In besetzten Häusern deren kostenlose Veranstaltungen besuchen (www.stressfaktor.squat.net), fast 100 Adressen in Berlin

  • Geld sparen und Präventionskurse der Krankenkasse besuchen

  • Lesezirkel selber aufbauen

  • Nach Polen fahren und das Woodstock-Festival im August besuchen. Ist komplett kostenlos, aber entspricht einem 200 Euro Festival nach „deutschem“ Standard

  • Fahrrad fahren

  • Öffentliche Bibliotheken nutzen, Lesen, Buchläden

  • Openstage Klubs/Kneipen

  • Musikschulangebote nutzen

  • Sich anbieten zur Mithilfe auf biologischen Höfen/ Gärtnereien

  • Sie & Ihn praktizieren

Was tun, wenn ich mich ehrenamtlich engagieren will, z.B. in der Selbsthilfe? 

In Berlin gibt es zu vielen Themen Selbsthilfemöglichkeiten: http://www.sekis-berlin.de/ UND http://www.sekis-berlin.de/Liste_der_Stadtteilzentren_in.liste_zentren0.0.html

Weitere Tipps:

  • es gibt viele Projekte, bei denen man ohne Bürokratie mitarbeiten kann

  • an die Freiwilligenagenturen wenden (z.B. im Stadtteilzentrum Pankow) (http://www.berlin.de/buergeraktiv/engagement/freiwilligenagenturen/)

  • zu den Gruppentreffen hingehen, reinschnuppern und mitmachen, z.B. bei Greenpeace

  • Häuser besetzen, Miete verweigern

Was tun, wenn ich mich umorientieren und weiterbilden möchte?

Für Frauen gibt es viele Möglichkeiten in Frauenzentren. Natürlich ist auch das nicht sonderlich politisch, aber es kann der Selbstreflexion dienen und damit hilfreich sein.

Frau und Beruf: http://www.frauundberuf-berlin.de/frau-und-beruf/angebot_frameset.htm

Kobra: http://www.kobra-berlin.de/index.php?id=veranstaltungen-fuer-frauen

Raupe und Schmetterling: http://www.raupeundschmetterling.de/angebot.html

Bei der Suche nach beruflicher Orientierung, kann einem auch ein Profilpass weiterhelfen. http://www.profilpass-online.de/

Das Geld kann man sich allerdings auch sparen, denn es ist immer das gleiche Prinzip. Dort schlüsselt man zuerst die wichtigen Tätigkeitsfelder im Leben auf:

  • Schule

  • Berufsausbildung

  • Haushalt und Familie

  • Wehrdienst, Zivildienst, Freiwilliges Jahr

  • Hobbys und Interessen

  • Arbeitsleben und Praktika

  • Besondere Lebenssituationen

  • Politisches und soziales Engagement.

Bei jedem Feld folgen die gleichen Schritte:

1.   Schritt: Benennen. Hier benennen Sie wichtige Stationen, Ereignisse und Aktivitäten in ihrem Leben. Auch Gründe, warum Sie etwas getan haben, sind dabei von Bedeutung.

2.   Schritt: Beschreiben Sie ihre Aktivitäten näher. Stellen Sie sich dazu die konkrete Situation vor. Was haben Sie genau getan? Welche verschiedenen Schritte waren nötig? Listen Sie die einzelnen Tätigkeiten auf. Probieren Sie dazu die Formulierungen: Ich habe...Ich habe...getan oder Ich habe bei mitgemacht...

3.   Schritt: Auf den Punkt bringen. Sehen Sie sich die Tätigkeiten noch einmal an, die sie genannt haben. Formulieren Sie Ihre Tätigkeiten um und beginnen Sie die Sätze mit: Ich kann...Ich bin in der Lage...Ich weiß, wie...Ich habe gelernt...All dies sind Fähigkeiten, die Sie besitzen! Mit diesem Schritt haben Sie sie auf den Punkt gebracht!

4.   Schritt: Bewerten. Wählen Sie die für Sie wichtigsten Fähigkeiten aus und bewerten Sie diese. Lesen Sie dazu vorher die Beschreibungen der vier Niveaus aufmerksam durch. Welche Aussage trifft zu:

Niveau A: Ich kann es mit Hilfe einer anderen Person oder einer schriftlichen Anleitung tun.

Niveau B: Ich kann es ohne Hilfe einer anderen Person oder einer schriftlichen Anleitung, das heißt selbständig tun.

Niveau C1: Ich kann es selbständig auch in einem anderen Zusammenhang tun.

Niveau C2: Ich kann es selbständig auch in einem anderen Zusammenhang tun und kann es anderen Menschen vormachen oder erklären.

Es kann hilfreich sein, mit anderen Menschen über Ihre Fähigkeiten und Bewertung zu sprechen.

Es sei hier als Kritik angemerkt, dass es dabei natürlich nicht nur um Entfaltungstechniken geht, sondern auch um Selbstoptimierung. Im Neoliberalismus wird der ganze Mensch gebraucht. Die Herrschaftsform Hierarchie wird durch die Herrschaftsform Person ausgetauscht.

Wer einen Ein-Euro-Job macht, hat die Möglichkeit der Weiterbildung. Leider kann es aber passieren, dass einem aufgedrängt wird, was man gar nicht will. Und man gleichzeitig nicht das machen darf, was man will.

http://www.zusatzjobs-und-bildung.de/

Bei der Suche nach einer Weiterbildung können auch Lernläden weiterhelfen, der Lernladen in Neukölln ist allerdings nicht sehr hilfreich, aber das Ganze ist natürlich abhängig von den jeweiligen MitarbeiterInnen.

http://www.lnbb.de/lernlaeden/

Auch im Internet kann man sich informieren:

Bei der Arbeitsagentur :  http://kursnet-finden.arbeitsagentur.de/kurs/index.jsp

Weiterbildungsberatung für Frauen: http://www.berlin.de/sen/frauen/arbeitswelt/qualiberatung.html#1

Weiterbildungsdatenbank: http://www.wdb.de/de.aspx?seite=Allg/Home

Eine Weiterbildung oder Umschulung kann man zum Beispiel im Forum Berufsbildung in Kreuzberg machen.  http://www.forum-berufsbildung.de/

Weitere Tipps

  • googeln

  • das Studium an der Fernuni Hagen ist vereinbar mit Arbeitslosengeld II

  • auch die Möglichkeit nutzen, in konkrete Tätigkeiten hineinzulernen

Was tun, wenn ich mich selbständig machen will?

Natürlich ist eine Selbständigkeit kapitalismuskompatibel, eigentlich sollte man sich ja kollektiv organisieren und nicht individuell vor sich herwursteln. Oftmals ist das allerdings die einzige Alternative, um wenigstens zeitweise dem Druck des Jobcenters zu entfliehen. Viele „Selbständige“ sind auch nur Aufstocker.

Man kann Gründungszuschuss oder Einstiegsgeld beantragen, außerdem auch einen Zuschuß für zusätzlichen Bedarf, z.B. einen Laptop.  http://de.wikipedia.org/wiki/Einstiegsgeld

In den Bezirken wird das unterschiedlich behandelt. So muß man in Neukölln zum Existenzgründungsbüro. Außerdem ist es erforderlich, ein Existenzgründungsseminar zu besuchen.

Frauen können das z.B. bei Raupe und Schmetterling besuchen. 4 Tage kosten 40 Euro. http://www.raupeundschmetterling.de/selbststaendigkeit/existenzkompakt.html

Das Existenzgründungsseminar bei Raupe und Schmetterling beinhaltet:

Allgemeines zur Existenzgründung

  • Gründungen im gesellschaftlichen Trend?

  • Förderungen von Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit (Gründungszuschuss, Einstiegsgeld)

  • Weitere Finanzierungsmöglichkeiten

  • Von der Idee zur Umsetzung- oder auf welchen Füßen steht mein Unternehmen?

  • Ideen, Profile und Ziele- passt das Unternehmen zu meiner Person?

  • Rechtsformen von Unternehmen- ein Blick auf das Haftungsrisiko

  • Nebenberuflich oder hauptberuflich- Überlegungen zu Stand- und Spielbeinen in der Unternehmensplanung

  • Abgrenzung von Freiberuflichkeit und Gewerbe

  • Genehmigungen

  • Namensrecht

Ohne Netz und doppelten Boden- soziale Absicherung und steuerliche Pflichten in der Selbständigkeit (Der Brocken, der einen runterziehen kann, existentiell bedrohlich)

  • Krankenversicherung

  • Rentenversicherung

  • Arbeitslosenversicherung

  • Buchführung/EÜR

  • Umsatzsteuer, Einkommenssteuer, Gewerbesteuer
    (Selbständige, die wirklich davon leben wollen, sind nicht zu beneiden.)
    Aber ich weiß doch gar nicht, was sein wird...Der Businessplan:

  • Grundlagen zur Erstellung eines Business-Plans

  • Geschäftsidee und GründerIn

  • Markteinschätzung und Konkurrenz

  • Vermarktungsstrategien

  • Ertragsplanung, Umsatz- und Rentabilitätsvorschau

  • Kosten- und Finanzierungsplan

  • Liquiditätsberechnung

Für das Einstiegsgeld ist ein Businessplan erforderlich:

  • Zusammenfassung

  • die/der GründerIn

  • Rechtsform

  • Angebotspalette

  • Markt- und Zielgruppenanalyse

  • Marketing- und Unternehmensstrategie

  • Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplan

  • Umsatz- und Rentabilitätsvorschau

Als Freiberufler muß man sich beim Finanzamt anmelden und eine Steuernummer holen. Zudem braucht man eine Tragfähigkeitsbescheinigung. Die kann man z.B. von Verdi als Fachverband bekommen. 

Weitere Tipps:

  • ein eigenes Konzept erarbeiten und das Gewerbe anmelden (Die Jobcenter haben eigentlich die Aufgabe, die Leute in den 1. Arbeitsmarkt in ein nicht selbständiges Verhältnis zu bringen.)

  • Die Anträge auf Einstiegshilfen werden nur in Einzelfällen genehmigt und sind von der Lust und Laune des Sachbearbeiters abhängig. Aber letztendlich kann einen der Sachbearbeiter nicht hindern, es trotzdem zu machen (das Einstiegsgeld ist eine Kann- Bestimmung, aber sie können einen nicht daran hindern, sich auch ohne Einstiegsgeld selbständig zu machen)

  • Unbedingt die Rechte und Pflichten bei der (perversen) Krankenversicherungspflicht beachten

  • Es geht oft nur mit einem guten Steuerberater, da es darum geht, bestimmte Freibetragsgrenzen nicht zu überschreiten.

  • Es sehr, sehr, sehr, sehr gut überlegen...

  • Es gibt sehr gute Unterstützungsmöglichkeiten, aber wenn die „Ressourcen“ nicht reichen, kann es einem viel Ärger und Kummer bringen

Was tun, wenn ich Projekte organisieren will?

Hier ist die Fördertopfbroschüre von Netzwerk Selbsthilfe sehr hilfreich, die ist allerdings zur Zeit vergriffen, aber in der Gedenkbibliothek erhältlich.

Fördertöpfe für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiativen / Netzwerk Selbsthilfe e.V. http://www.netzwerk-selbsthilfe.de/beratung/foerdertopfbroschuere/

Außerdem wird dort auch ein Seminar zur Projektumsetzung angeboten.
http://www.netzwerk-selbsthilfe.de/beratung/seminar/

Es ist natürlich sinnvoller, kollektiv anders zu arbeiten, als sich individuell selbständig zu machen. Informationen über Projekte erhält man auch in dem Buch „Wegweiser Solidarische Ökonomie“ von Elisabeth Voß: https://mensch.coop//solioeko

Wer sich über selbstorganisierte Projekte informieren will, kann auch die Contraste lesen: http://www.contraste.org/

Weitere Tipps:

  • FreundInnen fragen

  • Ein Konzept entwickeln und beim Förderfonds LSK (Lokales Soziales Kapital) einreichen, erreichbar über die Bezirksämter, keine Rechtsform, auch Einzelförderung

Was tun, wenn ich (Lohn-)Arbeit suche?

Wenn man sich bewerben muß, findet man den Stellenmarkt in Beratungsstellen, z.B. im TUBA in Neukölln. Früher befand sich eine unabhängige Erwerbsloseninitiative „Kollektive Hand“ in dem Laden, der dann von dem riesigen Beschäftigungsträger Bequit in Neukölln übernommen wurde. Natürlich sind die Beschäftigungsträger hauptsächlich an einer Integration in den Arbeitsmarkt interessiert.  http://www.bequit.de/

Im Mehringhof existiert die AG Beschäftigungsindustrie, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzt. Auf Trend wurde folgender Artikel veröffentlicht:  http://www.trend.infopartisan.net/trd1210/t381210.html

Weitere Tipps:

  • Keine Ahnung, habe ich noch nicht ernsthaft probiert.

  • Ich suche keine Arbeit

  • Arbeit gibt’s genug, nur nicht bezahlt, also ehrenamtlich arbeiten

  • Lokales Soziales Kapital (LSK), Förderung für Projekte beantragen (bei Stiftungen und über Vereine

  • Internet

  • Bekannte fragen, modern: Socialnetwork

  • Trägergesellschaften (GSUB)

  • Pro-forma- Bewerbungen

  • Total-Blockade

  • Selber inserieren (schwarzes Brett)

  • Ich vertreibe meine Angebote privat und öffentlich

  • Im persönlichen Netzwerk mein Ersuchen kommunizieren und meine Fähigkeiten

  • Stellenanzeigen, Zeitungen

  • Tagelöhnervermittlung

  • Supermärkte Aushänge

Weitere Tipps für Erwerbslose in Berlin erhält man unter: http://www.teilhabe-berlin.de/tipps.html

Wegen der Probleme und trotz der Möglichkeiten ist natürlich eine Erwerbslosenorganisierung notwendig.

Organisieren könnt Ihr euch in Berlin:

Kampagne gegen Hartz IV http://www.hartzkampagne.de/

Bündnis für ein Sanktionsmoratorium http://www.sanktionsmoratorium.de/

Bündnis für eine Regelsatzerhöhung www.regelsatzerhoehung-jetzt.org  

Kampagne gegen Zwangsumzüge http://www.gegen-zwangsumzuege.de/

Keine/r muss allein zum Amt http://zahltagberlin.blogsport.de/

Jobcenterversammlung Neukölln http://zusammendagegen.blogsport.de/

Basta Berlin in der Scherer Str.8 (Wedding)

AG Beschäftigungsindustrie im Mehringhof, Gneisenaustr.2a

AG Soziales Berlin im Haus der Demokratie, Greifswalder Str.4

Verdi-Erwerbslosenausschuß: http://erwerbslose.berlin.verdi.de/

AK Arbeitslosigkeit der IG Metall: http://netkey40.igmetall.de/homepages/vst_berlin_neu/arbeitskreise/arbeitskreisarbeitslosigkeit.html

AK Marginalisierte  http://marginalisierte.de/

Bundesweit organisieren könnt Ihr euch in der BAG Plesa: http://www.bag-plesa.de/

Wenn Ihr Austausch mit anderen Erwerbslosen möchtet, dann kommt in den Erwerbslosentreff in die Lunte. Dort könnt Ihr bei Kaffee und Brötchen mit anderen quatschen, euch informieren und gegenseitig unterstützen. Auch die Internetnutzung ist möglich. Dieser Treffpunkt existiert seit den Hartz IV-Protesten 2004, ist selbstorganisiert und unabhängig.

Jeden Mittwoch von 12-15 Uhr in der Lunte, Weisestr.53 (U-Bhf. Boddinstr.)
http://www.teilhabe-berlin.de/erwerbslosentreff.html

Zu Themen um Hartz IV, Armut und Erwerbslosigkeit finden bis Oktober 2011 jeden 3. Montag im Monat um 19 Uhr Veranstaltungen in der Lunte statt.

Die nächsten Veranstaltungen sind:

Die Bürgerarbeit
Montag, d. 17. 1. 2011 um 19 Uhr in der Lunte, Weisestr.53
mit Peter Brunnett  (Blog „das gemeine wesen“)

Als neuer Arbeitsdienst befürchtet, läuft die Bürgerarbeit schleppend an. Menschen mit „multiplen Vermittlungshemmnissen“ sollen in den „Genuß“ dieser Form von Arbeit kommen. In Modellprojekten hat sich aber gezeigt, dass es gerade die „arbeitsmarktnahen“ Personen waren, die ausgewählt wurden.

Der Neuköllner Jobcenterchef Tack führte aus, dass 1.000 Plätze für Neukölln beantragt und bewilligt worden wären. Dazu müssten 3.000 „Bewerber aktiviert werden“ - die dann die bekannten Stufen durchlaufen. Am Ende würden 1.000 ausgewählt und eingesetzt. Allerdings laufe das Projekt frühestens am 1.April an. Aufgrund der vorgeschalteten Stufen sei ein Vorlauf von 6 Monaten nötig.

Es ist also gar kein Geld da, um einen flächendeckenden Arbeitsdienst zu etablieren. Lassen wir uns überraschen, was den Herrschenden noch einfällt, um uns zu aktivieren. Angeblich herrscht Wachstum, beim Fälschen der Arbeitslosenstatistik sind sie Spitze. Für die meisten Langzeitarbeitslosen ist zudem der Niedriglohnsektor die Alternative. In diesen wollen sie uns treiben. Was können wir gegen den Arbeitszwang tun?

Solidarität mit Werner Braeuner
Montag, d. 21.2.2011 um 19 Uhr in der Lunte, Weisestr.53
mit Thomas Bodenstein (Solidaritätskomitee Werner Braeuner)

Kurze Information über Werner Braeuner und zu seinem 'Fall'

Werner Braeuner, geb. 1955 in Gelsenkirchen, ist Maschinenbau-Ing. und hat im Febr. 2001 den damaligen Direktor des Arbeitsamts Verden/Weser getötet, weil der verantwortlich war für eine Reihe von Repressions-Maßnahmen gegen Werner, die in einer Total-Kürzung des Arbeitslosengelds gipfelten. Diese Maßnahme war übrigens auch nach den Vorschriften der Arbeitsverwaltung nicht rechtens.

Werner wurde 2001 zu 12 Jahren Knast verurteilt, wird also im Febr. 2013 entlassen, falls nicht doch die geänderten Regelungen über nachträgliche Sicherungsverwahrung angewendet werden. Werner hatte schon vor o.g. Tat reichhaltig schlechte Erfahrungen bezüglich des Umgangs mit Arbeitslosen gemacht: Sinnlose ABM- und Eingliederungsmaßnahmen etc.

Wie viele andere Langzeit-Gefangene hat auch Werner eine Odyssee durch viele Knäste hinter sich und sitzt derzeit in der JVA Sehnde bei Hannover.

Seit Sommer diesen Jahres verweigert Werner, der sich als Anarcho versteht, die Arbeit im Knast, weil er sie als Fortsetzung des Zwangsarbeitssystems Hartz IV sieht. Im Knast besteht Arbeitspflicht! Für Werner bedeutet das, dass er zur Zeit einem willkürlichen System von Zuckerbrot und Peitsche ausgesetzt ist. Die Peitsche kann über viele Abstufungen vom Telefon- u. Einkaufsverbot bis zur Isolationshaft ( 24 Std. Einschluß) gehen.

Werner ist einigermaßen gesund und hält sich mit 'nen bißchen Sport und Gymnastik fit – so gut es eben geht. Seine Informationen bezieht er vorwiegend aus Veröffentlichungen, die er durch 'Gefangenenabo' erhält. Geistig und moralisch ist Werner ungebrochen.

Veranstalter: Erwerbslosentreff/ Teilhabe e.V.
Unterstützt von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt

Editorische Anmerkungen

Wir erhielten den Artikel von der Autorin

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