Betrieb und Gewerkschaft
Gefälschter Takko-Brief verteilt

von Aktivisten

01/11

trend
onlinezeitung

Mit einem gefälschten Brief an über 1.000 Haushalte haben Sozial-Aktivisten auf die schlechten Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten vom Textildiscounter Takko hingewiesen. Der Brief stammt scheinbar von Takko selbst, wurde aber in Wirklichkeit von den Aktivisten entworfen und in Telgte (nahe Münster) verteilt. Dort befindet sich der Sitz des Modeunternehmens.

Der Brief bezieht sich auf eine Untersuchung der Stiftung Warentest aus  dem Herbst 2010. Darin wurde das soziale und ökologische Engagement von 20 deutschen Modeunternehmen bewertet. Takko landete auf dem vorletzten  Platz, vor allem, weil die Firma nicht wollte, dass die Produktionsstätten besichtigt werden. In der Untersuchung heißt es, dass fast alle Textilunternehmen nur den gesetzlichen Mindestlohn zahlen, der zum Beispiel in Bangladesh bei 20 Euro pro Monat liegt.

Mit dem gefälschten Brief wollten die Aktivisten auf die schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam machen. „Takko prahlt auf der eigenen Internetseite mit sozialem Engagement und einem Verhaltenskodex.  Tatsächlich ist das Unternehmen aber nicht bereit, das auch von unabhängigen Kontrolleuren überprüfen zu lassen“, kritisiert eine Aktivistin. „Es ist also zu befürchten, dass die Situation der  Arbeiterinnen und Arbeiter noch schlechter ist als in den
Zulieferbetrieben anderer Firmen – und dort ist die Situation katastrophal.“

Nun sollen Nachfragen von Kunden den Druck auf den Discounter erhöhen. In dem Brief werden die Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, bei Takko anzurufen, Post zu schreiben oder in der Filiale vorbeizukommen. „Ihre Meinung interessiert uns“, heißt es im Brief. „Welche Löhne müssen wir zahlen, um unserer sozialen Verantwortung gerecht zu werden?“

Aus Sicht der Aktivisten sollte Takko Löhne nach den Standards des  Fair-Trad-Siegels zahlen. In der herkömmlichen Textilindustrie geht momentan nur ein Prozent des Verkaufspreises eines T-Shirts als Lohn an  die Näherinnen und Näher. „Wenn Takko die Arbeitsbedingungen verbessern würde, dann bräuchte sich das Unternehmen nicht vor unabhängigen Kontrollen fürchten“, so die Aktivistin. „Darüber hinaus sind auch  politische Vorgaben und ein anderes Wirtschaftssystem nötig, um die Situation in den Zulieferbetrieben der gesamten deutschen Textilindustrie zu verbessern.“

Der Test von Stiftung Warentest:
http://daserste.ndr.de/panorama/kik118.pdf und  http://www.test.de/themen/freizeit-reise/test/Damen-T-Shirts-CSR-Nur-ein-Anbieter-stark-engagiert-4118781-4119108/

Faksimile des gefälschten Briefes

Editorische Anmerkungen

Die Nachricht und das Faksimile übernahmen wir von Indymedia (4.1.2011)