trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Kosova- Mitrovica: Die Lage muss sich radikal ändern

von Max Brym

01/2016

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Im Jahr 2015 blieb die Lage in Mitrovica genauso schlecht oder noch schlechter als in den Jahren vorher. Die Stadt Mitrovica hat die höchste Arbeitslosenrate in Kosova, sowie die höchste Zahl von Sozialhilfeempfängern Die sogenannte Sozialhilfe lässt den Menschen weniger als 1 Euro pro Tag zum Leben. Die Stadt ist weiter ethnisch geteilt. Im Jahr 2000 wurden über 11.000 Albaner aus Nord-
Mitrovica vertrieben, sie dürfen seit dem nicht zurückkehren. In der gesamten Zeit werden Albaner genötigt den Norden Kosovas zu verlassen.

Der Fluss Ibar teilt die Stadt. Mit internationaler Unterstützung kontrollieren illegale serbische Tschetnik Formationen die Brücke über den Fluss. Barrikaden und „ Wächter der Brücke“ teilen die einst multiethnische Arbeiterstadt Mitrovica. Im gesamten Norden Kosovas werden Häuser von Albanern illegal von serbischen Chauvinisten genutzt. Eine Rückkehr der albanischen Familien wird verhindert. Die Stadtregierung von Mitrovica versprach 15.000 neuer Arbeitsplätze. In der Realität hat die Zahl der Beschäftigten neuerlich abgenommen. Es gab keinerlei Investitionen in der ausgewiesenen Industriezone ( Zonën Industriale në Frashër). In der Turistikzone „Regjioni i Shalës“ passierte nichts.

Die Produktion in der Mine von Trepca ist weiterhin eine Produktion „ auf Probe“ ohne jedes Recht für die dort beschäftigten Bergarbeiter. Das Durchschnittsalter der Minenarbeiter liegt bei 58 Jahren. Dieser Umstand senkt natürlich die Produktivität. Das Ziel der kosovarischen Privatisierungsagentur AKP ist es dadurch, die geplante Privatisierung der Minen mit Chrom, Nickel, Kupfer, Blei und Gold, immer günstiger zu gestalten. Gleichzeitig akzeptierte die kosovarische Regierung mit dem Vertrag in Brüssel im letzten Jahr die ethnische Teilung Kosovas. In ökonomischer Hinsicht ist dadurch jede Möglichkeit verbaut das ehemalige Kombinat Trepca auf gesellschaftlicher Grundlage zu reaktivieren.

Ein Teil des ehemaligen des Kombinats mit eigenen Minenzugängen und Verarbeitungskapazitäten befinden sich im Norden von Mitrovica. Der Anspruch auf Teile von Trepca durch den serbischen Staat wurde akzeptiert -mittels des Abkommens Zajednicë. . Der Rest von Trepca soll in absehbarer Zeit im Süden der Stadt privatisiert werden. Jeder interessierte private Investor ist nur am kostengünstigen Abbau und Abtransport der Rohstoffe interessiert. An den verarbeitenden Kapazitäten hat kein modernes kapitalistisches Unternehmen aus Europa ( Thyssen Krupp) oder aus den USA Interesse. Die Stadtregierung von Mitrovica macht sich allerdings um diese Fragen keinerlei Gedanken. Posten werden nach Parteizugehörigkeit vergeben. Familiäre Interessensgruppen unter dem Deckmantel von Parteien kämpfen um Macht, Einfluss, Geld und Bauaufträge.

Es ist völlig richtig, wenn die „ Bewegung für Selbstbestimmung“ VETËVENDOSJE! durch ihre Leitung in Mitrovica erklären lässt: „ Die einzige Hoffnung für unsere Bürgerinnen und Bürger ist der Kampf für ein besseres Leben in Würde. Alle Unglücklichen hoffen auf radikale Veränderungen. Wir wollen eine Republik Rechtsstaatlichkeit, soziale Gleichheit und Würde.“ Entscheidend wird der Kampf um die Reaktivierung der Arbeiterbewegung in Mitrovica sein. Nur diese Bewegung kann Trepca verteidigen, sowie eine Produktion auf gesellschaftlicher Grundlage zu Gunsten aller unabhängig von ihrer Nationalität herstellen.