Der Preis der Popularisierung?
Zwei Anmerkungen zur ZeroCovid-Initiative

von Detlef Georgia Schulze

01/2021

trend
onlinezeitung

Anfang des Monats hatten Verena Kreilinger, Winfried Wolf und Christian Zeller ein Papier mit dem Titel „ Die Pandemie solidarisch europaweit eindämmen“ und dem Untertitel „Regierungen schützen die Kapitalinteressen – nicht die Gesundheit der Menschen“ veröffentlicht. In meinem Blog hatte ich aus diesem Anlaß bekundet: „Ich stimme insbesondere dieser [der in meinem Blog-Artikel angeführten1] These – soweit zitiert – und weitgehend (aber nicht vollständig) dem Rest zu.“

Inzwischen gibt es quasi eine popularisierte Fassung des Textes als Unterschriftensammlung; von der editio vulgata kann ich leider allenfalls folgende Sätze unterschreiben:

  • „[Infektionsschutz-]Maßnahmen können nicht erfolgreich sein, wenn sie nur auf die Freizeit konzentriert sind, aber die Arbeitszeit ausnehmen. Wir müssen die gesellschaftlich nicht dringend erforderlichen Bereiche der Wirtschaft für eine kurze Zeit stilllegen. Fabriken, Büros, Betriebe, Baustellen, Schulen müssen geschlossen und die Arbeitspflicht ausgesetzt werden.“
  • „Sammelunterkünfte müssen aufgelöst, geflüchtete Menschen dezentral untergebracht werden.“
  • „Das Personal muss in diesem Bereich [im Gesundheits- und Pflegebereich] auf gestockt werden. Die Löhne sind deutlich anzuheben. […]. Wir verlangen die Rücknahme bisheriger Privatisierungen und Schließungen.“

Aber auch bei diesen Sätzen ist – wie bei vielen linken Aufrufen und Programmen – der moralische Imperativen „müssen“ ein Problem: Außer im letzten zitierten Satz wird nicht gesagt, was die Unterzeichnenden wollen (und warum sie es wollen und was eventuell auch andere ‚auf den Geschmack kommen‘ ließe), sondern es werden vermeintliche politische oder moralische Objektivitäten postuliert.2 – Aber warum passiert es nicht, wenn es doch „muß“?!

Den vollständigen Beitrag als Pdf-Datei lesen

Editorischer Hinweis

Wir erhielten den Beitrag von der AutorIn für diese Ausgabe.