Die Entstehungsgeschichte Israels von 1882-1948

von Nathan Weinstock

02/04
 

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3. Palästina zum Zeitpunkt der Geburt des Zionismus

Als die ersten zionistischen Einwanderer den Boden des Gelobten Landes betreten, existiert Palästina als eigenständiges politisches Gebilde noch nicht. Das Territorium, das diesem .Namen entspricht, besteht in groben Zügen aus den West-Provinzen der Region, die gewöhnlich als »Syrien« bezeichnet wurde. Ihre Grenzen sind kaum genau zu bestimmen. Tatsächlich wurden die definitiven Grenzen des Landes, das etwa 27000 qkm umfaßt, durch eine Reihe von Vereinbarungen und Verträgen erst zwischen 1906 und 1922 festgelegt. Die Ungenauigkeit des Begriffs »Palästina« entspricht dem Vokabular der ersten Zionisten, die undifferenziert Ausdrücke wie »Syrien« oder »Palästina« gebrauchen.

Obwohl die Zionisten sich unablässig auf das »historische Vaterland«, ja selbst auf die »Biblischen Grenzen« berufen, bleiben gerade diese Begriffe die unbestimmtesten. Es könnte übrigens auch kaum anders sein: hat doch die Fläche, auf die das hebräische Gemeinwesen sich erstreckte, im Verlauf der jüdischen Geschichte beträchtlich geschwankt. Aller Wahrscheinlichkeit nach - berücksichtigt man auch die Tatsache, daß die im 19. Jahrhundert gegründeten jüdischen Gemeinschaften im Gelobten Land erst jüngeren Datums waren -begründet sich der Plan einer Wiederherstellung des jüdischen Staates nicht aus einer wie immer gefaßten geographischen Kontinuität, sondern vielmehr aus der Fortdauer einer religiösen Tradition: dem Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Beobachtung, daß während vieler Jahre die zionistischen Karten nicht die Wüste Negev einschlössen, ein Tatbestand, der sehr gut jenes Moment von Willkür unterstreicht, das in die territorialen Forderungen eingegangen ist. [1] Bis 1914 bleibt Palästina ein verborgener Winkel des osmanischen Reiches, ein unterentwickeltes und wenig bevölkertes Land, dessen Ökonomie auf ziemlich primitiver Landwirtschaft beruht. Der Handel hat ausschließlich lokalen Charakter, Industrie ist praktisch nicht vorhanden. In dieser Naturalwirtschaft bleiben kommerzielle Tauschakte derart unbedeutend, daß tatsächlich keine Handelsstraße besteht, die einen solchen Namen verdiente. Zudem lauern auf den wenigen Wegen räuberische Beduinen den Reisenden auf. Die ersten wirklichen Transportmittel erscheinen erst 1875. [2] Die Dörfer leben in sich zurückgezogen, weit entfernt die einen von den anderen. Die zwei Häfen Jaffa und St.-Jean-d'Acre tragen das Aussehen fast toter Städte. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sind die Verhältnisse völlig feudalistisch geblieben. [3] Erst ab 1870 tritt das Land nach und nach aus seiner Stagnation. Die leibeigenen Fellachen werden mitleidlos durch Großgrundbesitzer ausgebeutet, erdrückt von Abgaben und Steuern. Im Dorf ist der Bauer dem Scheich preisgegeben, dem Gouverneur, dem Hauptpächter, der die Steuern gepachtet hat, schließlich den Händlern und Wucherern, die darin rivalisieren, ihn niederzuhalten. Traditionsgemäß kennt der Dorfbewohner nur ein Mittel, diesem Elend zu entrinnen: das Nomadenleben. [4]

Zu Beginn des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts dürfte die Einwohnerzahl um die 300000 liegen und 1914 eine halbe Million leicht übersteigen. Das kleine jüdische Gemeinwesen in Palästina, das 1855, nach der Ankunft der ersten, aus zahlreichen Pilgern und Rabbinern bestehenden Gruppen am Anfang des Jahrhunderts, auf 10000 steigt, verdoppelt sich im Laufe einer Generation. Es wächst zusehends ab 1880 und erreicht 1895 50000. [5]

Doch diese Gemeinschaft ist keineswegs homogen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts haben sich der Minderheit der orientalischen Juden (Sefardim), die schon seit Generationen im Land leben, europäische Einwanderer (Aschkenasim) zugesellt. Untereinander sprechen die Juden eine Vielfalt von Sprachen: Jiddisch, Arabisch, Ladino (jüd.-spanisch), Deutsch, Französisch, Englisch, Persisch, Georgisch. Sie unterteilen sich zu Beginn des l. Weltkrieges in 27 Gemeinden (Kehi-lot). Der einigende Faktor dieser Gemeinschaft besteht - abgesehen von der gemeinsamen religiösen Bindung - in der Abhängigkeit der Mehrzahl ihrer Mitglieder von großzügigen Spenden ihrer im Ausland lebenden Glaubensgenossen. Ein französischer Beobachter verzeichnet 1868, daß nur 15% der 13000 Juden in Palästina einer einträglichen Beschäftigung nachgehen. Es handelt sich um Klein-Handwerker, Krämer und einige, ausländische Waren importierende Händler. Es gibt keine jüdischen Landwirte innerhalb des Gemeinwesens. [6]

Die Reformen der Sultane Selim III. und Mahmud II. kündigen den Zerfall des Feudalismus an. Dieser setzt sich fort nach der Eroberung Syriens durch Muhammad Ali, der die Verpachtung der Steuern im Bereich der Krone 1838 aufhebt. Abdul-Mejid (1839-1861) schafft das Lehnswesen ab; Palästina ist 1814 dem türkischen Reich wieder abgetreten worden. Der Niedergang des alten Regimes konkretisiert sich weiter im Gesetz über Grundeigentum von 1858, in dem der Staat sein Recht auf Eigentum von Grund und Boden stärkt. [7] Während des gesamten 19. Jahrhunderts stellt sich die »Orient-Frage«, eine Formulierung, die sehr deutlich den Ansturm des Abendlandes auf den osmanischen »kranken Mann« bezeichnet, den es gilt, untereinander aufzuteilen. Die fortschreitende Aufteilung ein wenig aufgehalten durch Rivalitäten der Großmächte - ist verbunden mit mehrfacher Einmischung unter dem Vorwand des Schutzes der heiligen Orte und religiöser Minderheiten. Die Russen geben sich als Schutzherren der Heiligtümer zu erkennen und verteidigen die Sache der orthodoxen Kirche, England richtet ein Konsulat in Jerusalem ein und wacht, gemeinsam mit Preußen, über protestantische Interessen, Frankreich landet 1840 im Libanon, um maronitische Christen vor den Drusen zu retten. Ganz zufällig breitet London zugleich seine schützenden Arme auch über die jüdischen Minderheiten aus, da auch ihr Schicksal gelegentlich ein hervorragendes Motiv zur Intervention abgeben mochte.

Nach dem Krim-Krieg, der eben auf Grund der kontroversen Fragen hinsichtlich des Status' der heiligen Orte ausbricht, zeichnen sich alle christlichen Kirchen in Palästina durch fieberhafte Aktivität aus:

Franzosen, Engländer, Deutsche und Russen errichten Kirchen und gründen religiöse Institutionen. Ein »friedlicher Kreuzzug«, der, man ahnt es, offensichtlich profane nationale Interessen verdeckt. [8] Die jüdischen Organisationen der bedeutendsten imperialistischen Länder - Jewish Board of Deputies, Hilfsverein der deutschen Juden, Alliance Israelite Universelle (A.I.U.) - beteiligen sich aktiv an der kolonialen Expansion ihrer Vaterländer im Orient: »Die Anstrengungen der abendländischen Juden zugunsten ihrer Brüder im osmanischen Territorium sind niemals zu trennen gewesen von politischen Überlegungen.« [9]

Der folgende Ausschnitt, dem Gründungsentwurf des Hilfsvereins (1901) entnommen, ist besonders vielsagend: »Zutiefst wird das Lebensrecht unserer Organisation darauf beruhen, daß die Ausbreitung der deutschen Sprache in den osteuropäischen Ländern und Asiens unseren Glaubensgenossen zum Zwecke ihrer wirtschaftlichen Fortschritte, die natürlich verbunden sind mit der Ausbreitung des deutschen Handels, nahegebracht werden kann. Überdies bei allen jiddisch sprechenden Glaubensgenossen die besten Voraussetzungen für eine Ausbildung an deutschen Schulen bestehen «. Das »zivilisatorische Werk« der A.I.U. verfolgt ein ähnliches Ziel. »Dank ihrer Anstrengungen«, schreibt Chouraqui, »war die jüdische Minderheit in Algerien eingebettet in den kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Bereich des französischen Eroberers.« [10] Der kapitalistische Einbruch in Palästina vollzieht sich in drei Phasen. Zuerst durch die Errichtung christlicher Kirchen (Klerus und Mönche), die bedeutende Grundstückskäufe vornehmen und beachtliches Kapital investieren. Die Kirchen geraten auf diese Weise in Besitz wertvollen Bodens, auf dem die Mönche Fellachen arbeiten lassen. Zweifellos ziehen sie kräftigen Gewinn aus ihren Gütern, aber es scheint gleichwohl gerecht hinzuzufügen, daß sie eine Pionierrolle in der Landwirtschaft des Landes gespielt haben. Die zweite Etappe des kapitalistischen Eindringens ist gekennzeichnet durch die Ankunft deutscher Siedler 1867-1868 und 1906/07. Diese Einwanderer gehören dem Tempelorden an, und ihre Kolonien zeichnen sich durch verbesserte landwirtschaftliche Technik aus. Wie die Geistlichen greifen auch sie oft auf einheimische Arbeitskräfte zurück. Die jüdische Einwanderung eröffnet die dritte Periode der Kolonisierung. Sie beginnt mit der Gründung Petach-Tikvas im Jahre 1878. Die zwei ersten Phasen der europäischen Kolonisierung haben die Grundlagen der zionistischen gelegt und das Land mit einer gewissen Zahl von Verbindungswegen ausgestattet. Die landwirtschaftliche Technik verbessert sich zunehmend. Tendenzen, sich um städtische Zentren und deren nähere Umgebung niederzulassen, sind zu beobachten. Der landwirtschaftliche Markt entwickelt sich. Inzwischen ist die osmanische Wirtschaft schrittweise vom internationalen Kapitalismus aufgesogen. Die Stärke des türkischen Staatsapparates, der »reduziert auf seine wirkliche Rolle, die einer politischen Maschine zur Ausbeutung der bäuerlichen Wirtschaft für kapitalistische Zwecke«, wird vom Imperialismus zur Realisierung der Akkumulation durch Zwang, zur erpresserischen Aneignung des Mehrwerts der Ländereien gebraucht. Dieses gewaltsame Eindringen des Kapitals im Orient kommt schließlich in der Zwangseinführung einer Geldwirtschaft zum Vorschein - ein Vorgang, den Rosa Luxemburg vorzüglich dargestellt hat. [11]

Der Zehnte, Überbleibsel des orientalischen Despotismus, wird von nun an eine neue Funktion ausüben: das westliche Kapital >arbeiten< zu lassen. Erwähnen wir überdies - der Zusammenhang ist leicht zu durchschauen -, daß das Produkt jener Abgaben der Behörde für die osmanische Staatsschuld als Garantie dient. Die kapitalistische Wirtschaft untergräbt die Grundlagen selbst noch des feudalen Systems. Die Integration der unterentwickelten Länder in den kapitalistischen Markt während der imperialistischen Epoche, löst deren traditionelle Wirtschaft auf. Sie werden Exportmärkte für das Kapital, Rohstoffquellen und Sitz eines überausgebeutenden Proletariats. Die Verwirklichung dieser Ziele, und besonders die Zwangseinführung der monetären Wirtschaft, setzen die Auflösung des Dorf-Gemeineigentums an Boden voraus und zugleich die Unterwerfung der Fellachen unter schärfste Besteuerung. Der Einschluß Palästinas in den Weltmarkt zieht die üblichen Folgen nach sich: die Zerstörung der ländlichen, traditionell ausgeglichenen Wirtschaft, somit die Überbevölkerung des Landes auf Grund einer Stagnation der wenig ausdehnbaren landwirtschaftlichen Produktion. [12]

Die Landverschuldung, ein brennendes Problem, das sich in allen unterentwickelten Ländern gleich stellt, erhält indessen in der arabischen Welt »außergewöhnliche Dimensionen«. [13] Die Steuerlast zwingt den Fellachen, sich in Schulden zu stürzen und verschlingt seinen Ertrag. Freilich, es sind Wucherzinsen: 40 bis 50% erreichen sie gewöhnlich pro Jahr.

Katastrophaler noch wird die Entscheidung der osmanischen Regierung sein, die Steuerzahler zu zwingen, ihre Steuern, statt wie traditionell in natura, nun in Bargeld zu entrichten. Ein gutes Beispiel für das Vordringen monetärer Wirtschaftsform auf das Land. »Auf dem Boden dieses Steuersystems zog der Wucher in das indische Dorf ein und setzte sich in ihm fest, wie ein Krebs von innen die soziale Organisation zerfressend, ...« schreibt Rosa Luxemburg in bezug auf Indien. [14]

Eine Situation, die nicht besser sein könnte für die von den Abgaben des Bauern sich mästenden Effendis, während jener sein Leben lang in Angst vor Überschuldung lebt, schließlich noch seinen Nachkommen die Schuldenlast übertragen muß. Eine Vorstellung dieser Verhältnisse läßt sich gewinnen aus einer im Jahre 1930 durchgeführten Untersuchung, die die Höhe der durchschnittlichen Schulden einer Bauernfamilie auf 20-27 palästinensische Pfund, die wechselnden Zinsen auf 30-200% schätzt. Die absolute Schuldenlast der Fellachen erreichte nicht weniger als 2 000 000 Pfund. Von Steuern und Schulden überladen, war der Bauer schnell bereit, sein Eigentum abzutreten. Im günstigsten Falle darf er hoffen, Pächter auf seinem eigenen Boden zu werden. Ganze Dörfer verlieren auf diese Weise ihr Grundeigentum und geraten in die Arme der Wucherer. Ergebnis ist die stufenweise Enteignung der Fellachen und die Bildung einer Bauernklasse ohne Boden. Dieses überausgebeutete bäuerliche Proletariat bildet jene Arbeitslosenreserve, die zur Aufrechterhaltung der niedrigen Koloniallöhne unerläßlich ist. [15]

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist das hervorstechendste Merkmal der palästinensischen Landwirtschaft die Existenz von Großgrundbesitzen.

Die Vorherrschaft der Großgrundbesitzer wird verstärkt durch etatistische Tendenzen des osmanischen Regimes im letzten Jahrhundert, insbesondere nach der Eroberung Muhammad Alis. Das türkische Gesetz über Grundeigentum, 1858 verkündet, führt zur massiven Einziehung sogenannten brachliegenden Bodens, ein Vorgang, der die Bodenkonzentration begünstigt. Es liefert den legalen Entwurf einer gigantischen Plünderung. Die Regierung beraubt vor allem die beduinischen Nomaden ihres Landes. Zweck dieses Gesetzes ist die Auflösung des Kollektiv- und Stammeseigentums zugunsten des privaten. Die Eintragung der Eigentumsrechte zielen auf die Erhöhung der Steuern, »derart, daß der höchstmögliche Gewinn aus dem Boden gezogen werden kann«. Daher haben auch die Dorfbewohner auf alle möglichen Listen zurückgegriffen, dieser Eintragung zu entgehen, so daß schließlich das für die Anwendung des Gesetzes eingerichtete Grundbuch nichts mehr mit den wirklichen Verhältnissen gemein hat. Dramatische Folge dieser Umstände: Die Gewohnheitsrechte der Pächter werden nicht mehr anerkannt. Dieser Gegensatz von Tatbestand und Recht erweist sich für die Landarbeiter als katastrophal. [16] Zahlreiche Fellachen, die ihr Recht zur Einschreibung nicht erhalten, verlieren mangels Eigentumstitel ihren Boden. Die beduinischen Stämme werden in ähnlicher Weise enteignet. Einziehungen werden noch erleichtert durch das heimliche Einverständnis von Grundherren und osmanischen Beamten. Hinzu kommt, daß die Ankunft der ersten europäischen Siedler eine allgemeine Tendenz zu Bodenspekulationen entfacht. Schließlich wird die Eigentumskonzentration in den Händen einiger reicher Familien noch von den Bestimmungen des Gesetzes von 1858 unterstützt, die die Beschlagnahme jenes Bodens vorsehen, der während drei Jahren brachgelegen hat und aus diesem Grunde als herrenlos betrachtet wird. Man kann sich die Mißbräuche vorstellen, die sich aus dieser Maßnahme in einem Land ergeben mußten, dessen Ländereien man in regelmäßigen Zeitabständen brachliegen ließ. Um ihren Ertrag gegen die Übergriffe des Staates und der Hauptpächter zu schützen, verschenken die Bauern häufig ihr Land religiösen Stiftungen (waqfs), die auf diese Weise beträchtliches Eigentum anhäufen. [17]

Ein weiterer Prozeß, der die Konzentration des Grundeigentums begünstigt: die Verpachtung der Steuern. Die Einsammlung des Zehnten ist eines der einträglichsten, von Steuerpächtern ausgeübten Ämter. Machtlos ist der Fellache ihnen ausgeliefert. Zudem stecken die Notabein des Dorfes - Scheich oder Muchtar - mit den Pächtern unter einer Decke. Jene sind mit der herrschenden Aristokratie verbunden,. und es ist bezeichnend, daß die Steuerverpachtung weiterbesteht, auch nach der Revolte der »Jung-Türken«. Da er unter den Steuern und dem Wucher leidet, gibt der Fellache häufig seinen Grundbesitz auf, um damit dem Zehnten, den Steuern und Pächtern zu entkommen. Unter solchen Bedingungen konnten das kapitalistische Eindringen und die Auflösung des Feudalismus nur mehr die Güterkonzentration verstärken und das Land weiter in Stagnation halten.

Überdies wird das Land periodisch von räuberischen Beduinen heimgesucht, die die Bewohner vertreiben, sie berauben oder zu Sklavendienst zwingen. Riesige Landstriche verwildern auf diese Weise. Unterentwickelte Technik und feudale Produktionsverhältnisse: darin zeigt sich die Grundlage des rückständigen Palästina. [18] Nicht erstaunlich wirkt es somit, daß 1895 nur etwa 10% des palästinensischen Bodens bestellt waren, und dies vor allem in den Gebieten von Jerusalem und Jaffa. Brachliegendes Land kann, dank allgemeiner Korruption der osmanischen Verwaltung, zu Spottpreisen erworben werden.

Die landwirtschaftliche Bevölkerung kann in drei Kategorien aufgeteilt werden.[19]

  • Die Großgrundbesitzer, deren Land im allgemeinen von Fellachen bearbeitet oder zu einer mehr oder weniger festgelegten Miete verpachtet wird;
  • die landlosen Bauern, die, als landwirtschaftliches Proletariat, oftmals seit Generationen die Besitzungen der Domänen bebauen (nicht selten das Land, das die Fellachen einst verloren);
  • die Schicht der Bauern mit mittlerem und kleinem Eigentum.

Bei der Beantwortung der Frage, welche Bedeutung im Verhältnis jeder Gruppe zukommt, ist man ausschließlich auf Vermutungen angewiesen. Es liegen keine statistischen Angaben aus dieser Zeit vor. Nach Granott repräsentieren die kleinen und mittleren Eigentümer 25% des Bodens in Galiläa und nahezu die Hälfte in Judäa. Einer türkischen Statistik von 1909 zufolge besitzen die Fellachen der Sanjaks (Bezirke) von Jerusalem, Nablus und St.-Jean-d'Acre im Durchschnitt pro Familie 0,46 dunam (der dunam beträgt 0,1 ha). Demgegenüber besitzen 144 Großgrundbesitzer, wie es sich aus einer in den zwanziger Jahren durchgeführten Zählung ergibt, 3130000 dunam, also im Durchschnitt 2200 ha pro Familie. Einige unter ihnen verfügen über Ländereien, die bis 10000Q dunam umfassen. Die Familie Sursuk z. B. ist buchstäblich Eigentümer des Tales von Jesreel: 230 000 dunam! Kurz, 250 Familien besitzen in etwa so viel Land wie die Fellachen Palästinas zusammen. Entsprechend den Ergebnissen der Johnson-Crosbie-Untersuchung von 1930 sind 65,9% der bäuerlichen Familien in Besitz von Land, während 29,4% der Fellachen (Halb-)Pächter oder Landarbeiter sind. Aber fast zwei Drittel des verpachteten Bodens (ebenfalls 69%) gehören den sich in den Städten aufhaltenden Großgrundbesitzern. Was die ausgebeuteten Fellachen betrifft, so verfügen 54% von ihnen über Land von weniger als einem feddan (der feddan, eine traditionelle Maßeinheit, entspricht jener Fläche, die innerhalb einer gegebenen Region mit einem Ochsengespann bearbeitet werden kann. Der Flächeninhalt schwankt von Dorf zu Dorf, entspricht aber dem Arbeitsrhythmus des Fellachen - man kann es mit dem alten englischen Ackermaß vergleichen, dem yoke, das Gespann bedeutet.). Dennoch darf aus all dem nicht geschlossen werden, Palästina sei einzig ein Land der großen Ausbeuter. Die Ländereien der Grundeigentümer, der meist in den Städten sich aufhaltenden Effendis, stellen nach jener Untersuchung nur 21% der bebauten Fläche dar. Hierzu sollten noch die 11 % Ackerböden addiert werden, die den Dörfern gehören und gleichfalls von diesen verpachtet werden. Eine nachfolgende, 1936 durchgeführte Untersuchung gestattet einen Gesamtüberblick. Ihr zufolge nehmen die 322 untersuchten Dörfer einen Flächeninhalt von 3 252 735 dunam ein. Die nachstehende Tabelle läßt die Struktur der Landaufteilung erkennen:

Struktur des arabischen Grundeigentums in Palästina (1936)

Kategorie Anzahl der Grundstücke % der Grundstücke % der Oberfläche des Landes
Weniger als 100 dunam 65933 91,8 36,7
Von 100-1000 dunam 5706 8,0 35,8
Mehr als 1000 dunam 150 0,2 27,5
(darunter mehr als 5000 dunam) (13) (0,01) (19,2)

Die Polarisierung ist eindrucksvoll: die 13 Latifundien über 5000 dunam entsprechen mehr als der Hälfte der Fläche, die von den 65933 Grundstücken unter 100 dunam repräsentiert werden. [20] Gehen wir etwas näher ein auf die Großbesitze, so können vier Arten von Besitzern unterschieden werden:

a) Die Effendis (Grundherren) [21]

Die Konzentration des individuellen Gründbesitzes vollzieht sich seit Beginn der Jahre 1860-1870. Allerdings ist das ausländische Eindringen rückläufig: noch 1872 gehören nur zwei Großgrundbesitze europäischen Familien, darunter der des Wucherers Bergheim. Er ist der einzige jüdische Grundherr dieser Epoche. [22] Unterdessen nimmt die lokale Bourgeoisie - wie auch reiche Syrer und Ägypter - zahlreiche Bodenkäufe vor und profitiert derart vom neuen Bodengesetz. Eine heftige Bodenspekulation kommt in Gange: der Kauf »brachliegenden« Landes, das dem Staat übertragen war, ist eine ausgezeichnete Anlagequelle, zumal die ersten zionistischen Käufer noch den Preis steigen lassen. Es handelt sich um Spekulationsgewinne, die die Herausbildung einer Schicht nicht auf ihren Gütern ansässigen, der Landwirtschaft indifferent gegenüberstehenden Eigentümern zur Folge haben.

Ein Beispiel genügt zur Darstellung der Atmosphäre. 1872 erwirbt Sursuk, Wucherer und Hauptpächter, den nördlichen Teil der Ebene von Jesreel, die, 18000 ha groß, 20 Dörfer umfaßt und von 4000 Fellachen bewohnt ist. Der Preis für dieses Geschäft ist lächerlich niedrig: 18000 bis 20000 Pfund. (Im übrigen scheint die türkische Regierung letzten Endes nur 6000 Pfund eingenommen zu haben, was viel über die Redlichkeit der Beamten aussagt.) Nun stellen die jährlichen Einkommen aus diesem Landgut allein 12000 bis 40000 Pfund dar. Außerdem müssen die Fellachen noch den Zehnten entrichten, dessen Gesamthöhe etwa ein Zehntel des Einkommens erreicht, und eine fixe Gebühr pro feddan. Als schließlich Sursuk seine Ländereien jüdischen Siedlern verkauft, beträgt der Preis das Zigfache vom einstigen Kaufpreis. Da sie von der Unkenntnis der Bauern über ihre legalen Rechte und von der allgemeinen Korruption profitieren, eignen sich die Effendis schrittweise das Land der Fellachen an. Auch während der Periode des britischen Mandats werden sich diese Eigentumsabtretungen weiter fortsetzen.

b) Die Staatsgüter [23]

Diese Ländereien umfassen vor allem die Domänen, die dem Sultan bis 1908 gehörten, und jene, die während des 19. Jahrhunderts vom Staat konfisziert worden waren (hauptsächlich die Weideflächen der Fellachen). Einst Tradition, daß herrenloses Land von dem zuerst Angekommenen bestellt wurde, ist dieses Gewohnheitsrecht durch das Gesetz von 1858 aufgehoben worden. Von nun an wird der brachliegende Boden Eigentum des Staates. Dazu gehört das konfiszierte Land der Beduinen, und jenes brachliegende, das gesetzlich als herrenlos betrachtet wird. Besonders durch die Anwendung der letzten Bestimmung erwirbt der osmanische Staat das Land für den Bau der Hedjaz-Eisenbahn.

Da ein Grundbuch fehlt, ist es schwierig, die Ausdehnung der Staatsgüter zu berechnen. Man schätzt, daß sie während der Zeit des Mandats eine Fläche von 875000 bis 991000 dunam darstellen, davon die Hälfte bebautes Ackerland. Später haben die Behörden Dünen, Wüstenflächen, Waldschonungen, Sümpfe usw. hinzugefügt.

c) Die religiösen Güter (Waqfs) [24]

Die Mehrzahl dieser wegen ihres religiösen Zwecks unveräußerlichen Grundstücke sind im 16. Jahrhundert gebildet worden. Der Status dieser Ländereien schützt den Bauern und dessen Nachkommen vor Konfiszierung, übermäßigen Steuern und garantiert ihnen das Nutzungsrecht. Dennoch verhindert er nicht die Verringerung der Güter, zumal sich die osmanische Regierung, vor allem seit Ende des letzten Jahrhunderts, aller Mittel bedient. Auch ihre Ausdehnung ist ungewiß, die Schätzungen schwanken je nachdem, ob man auch diejenigen Güter rechnet, die nur teilweise religiösen Zwecken bestimmt sind.

Die von der Verwaltung der Waqfs erhobene Zehntsteuer beläuft sich auf 12,75% der Gesamtabgaben im Lande. Eingezogen werden die Beiträge durch die Imane. 1922 schätzt man die jährliche Summe auf ,65 000 Pfund. [25]

d) Die Ländereien der christlichen Kirchen [26]

Häufig haben die Kirchen die juristische Form des Waqf für ihre Domänen übernommen. Obwohl schon länger im Lande ansässig, entfalten die Kirchen ihre Tätigkeit in größerem Maße doch erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts.

Wieder ist es nicht möglich, genaue Angaben über die Größe aller Güter zu machen, allerdings läßt sich eine Vorstellung ihrer Bedeutung gewinnen, wenn man bedenkt, daß die allein innerhalb der Fläche des jüdischen Staates gelegenen Grundstücke, die vor 1917 durch die russisch-orthodoxe Kirche erworben worden waren und 1948 der UdSSR ersetzt wurden, 1964 auf 4,5 Millionen Dollar geschätzt worden sind. [27]

Gehen wir nun über zu den kleinen und mittleren Gütern. [28] An erster Stelle sollte erwähnt werden, daß Palästina, entsprechend einer Statistik von 1945, 863 arabische Dörfer und 41 beduinische Stämme umfaßt. Im Durchschnitt beträgt die Fläche der Dörfer zwischen 9000 und 12000 dunam, von denen 6000 bis 7000 bestellt werden. Die mittlere Einwohnerzahl eines Dorfes erreicht 700 bis 800 Personen, man muß allerdmgs annehmen, daß sie sich, im Laufe der Periode, die der Volkszählung vorherging, merklich erhöht hatte. So überschreitet 1935 die mittlere Bevölkerung keine 609 Einwohner. Der Anreiz zu privatem Grundeigentum durch die Einführung der Bodeneinschreibung unter den Osmanen schafft schließlich das zerstreute Dorfeigentum an Grund und Boden, das zahlreiche Dörfer in anderen Gegenden besaßen, ab (detached area). [29]

a) Das Gemeineigentum (muscha'a) [30]

Bis 1860 ist praktisch das gesamte bebaute Land in Palästina Eigentum von Dorfgemeinschaften. Es wird periodisch durch Los verteilt. Die Kraft dieser Gewohnheit ist so stark, daß Granott noch 1948 schätzt, daß die Hälfte der arabischen Dörfer ihr treu geblieben sind, trotz des von den Osmanen ausgeübten Druckes, der, auf dem Umweg über die Einschreibung individueller Grundstücke, darauf abzielt, diese Form der Verteilung abzuschaffen - eine Politik, die übrigens auch von den britischen Behörden weiter verfolgt werden wird. Es handelt sich hierbei um eine gewohnheitsmäßige Bodenregelung, die der gesamten arabischen Welt eigen ist (z. B. Algerien). Sie bestand während der Antike und wird schon in der Bibel erwähnt. [31] Nach allgemeiner Regel sind die Grundstücke, die alle zwei Jahre neu verteilt werden, nicht größer als acht dunam. In einigen Dörfern überschreitet der individuelle Anteil keine ein oder zwei dunam. Unter dem osmanischen Druck und gleichzeitig mit dem Eindringen des Kapitalismus entwickelt sich das schon in einigen Regionen früher bestehende Privateigentum. Seit 1831 verzeichnet man das Verschwinden der dörflichen Gemeinschaften. Das Privateigentum verbreitet sich vor allem - eine bedeutsame Tatsache - in der Nähe von Städten und darauffolgend in der Umgebung der kapitalistische Wirtschaftszentren bildenden jüdischen Dörfer. So entsteht seit den Jahren 1860-1870 eine Klasse (Schicht) bäuerlicher Kleineigentümer. Diese Phase der Auflösung des Gemeineigentums ebnet den Weg zu Landkäufen der Siedler. Im Rahmen des musha'a allerdmgs bleibt der Boden unveräußerlich und tritt nicht in den ökonomischen Kreislauf. Folge des Eindringens privaten Grundbesitzes in die Dörfer: neben Gemeineigentum an Boden treten Privatgrundstücke auf, die hawakir (Gartenland). Diese Landstücke sind im allgemeinen sehr viel kleiner als jene der muscha'a.

Ein Ergebnis dieser Analyse ist die Bestätigung der Annahme, daß die Verteilung des gemeinschaftlichen Bodens eng an den Wucher gebunden ist; denn intensiv betriebene Landwirtschaft erfordert Kapital, das sich der Fellache wiederum notwendigerweise leihen muß. Nun räumen die Wucherer nur individuellen Besitzern Kredit ein. Der Wert des Bodens wächst damit bezeichnenderweise mit der Verteilung. Infolgedessen wird in einer Geldwirtschaft die muscha'a das Dorf zur Stagnation verurteilen. Damit wird auch der Zusammenhang verständlich, der zwischen der Ausdehnung der Orangenpflanzungen und Weingärten, die bedeutende vorhergehende Investitionen erfordern, sowie der zu gleicher Zeit stattfindenden Zunahme der europäischen Kolonisation, besteht. Es genügt, daran zu erinnern, daß 1890 der Erwerb landwirtschaftlicher Geräte, eines Ochsengespanns und der notwendigen Samen, um einen feddan zu bearbeiten und zu bestellen und eine Fellachenfamilie bis zur Ernte zu versorgen, 16 Pfund kosten. Eine beträchtliche Summe, wenn man bedenkt, daß 1904 die jährlichen Ausgaben einer siebenköpfigen Bauernfamilie 27 Pfund nicht übersteigen! Und wir haben erwähnt, wie hoch die Fellachen verschuldet waren.

b) Die Halbpächter und die Landarbeiter (harats) [32]

Die Einziehung des Bodens, die Grundstücksspekulation und der Wucher, dehnen das Pachtwesen aus. Sobald der Effendi ein Grundstück erworben hat, stellt er einen Aufseher (oft einen christlichen Araber) ein, der die Arbeit der Pächter überwacht. Auch erscheint der Repräsentant des nicht im Dorf ansässigen Gutsbesitzers immer dann, wenn es gilt, die jeweils zur Ernte fälligen Abgaben einzutreiben. Zehntausende von Bauern sind der Pacht unterworfen, die Stagnation erzeugt, da dem Fellachen der landwirtschaftliche Mehrwert entrissen wird. Habgierig bemächtigen sich die Grundherren eines Viertels, oft auch eines Drittels, der Ernteerträge. In der Rate des Pachtzinses spiegelt sich das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage wider; der Bevölkerungsdruck ist stark: Palästina aber verfügt über wenig fruchtbares Land. Zudem wirft die rückständige landwirtschaftliche Technik nur einen lächerlichen Ertrag ab. Die Produktivität wird zuvor schon unterdrückt durch die Zersplitterung der Grundstücke, die in der Tat eine enorme Vergeudung darstellt. Diese unaufhörliche Zerstückelung wird systematisch weitergeführt durch die kollektive Verfahrensweise, an der die Fellachen paradoxerweise festhalten, schützt sie doch auch die unökonomische muscha'a vor noch stärkerer Aufsplitterung. [33] Es bleibt dem Fellachen nichts als das Allernotwendigste zum Leben.

Und oft sind seine Lebensbedingungen noch niedriger als die der Landarbeiter. So kann seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts die Bildung einer proletarischen Bauernklasse beobachtet werden. Der Landverkauf zieht die Verdrängung der Halbpächter nach sich, die gezwungen werden, ihr Haus zu verlassen und sich auf dem Land oder in der Stadt zu verdingen. Ernest Mandel beschreibt diesen den Kolonien eigentümlichen Prozeß:

»Diese Überbevölkerung des Dorfes ruft einen heftigen Konkurrenzkampf unter den Bauern um die Vermietung kleiner Landstückchen hervor, und zwar nicht als Mittel, sich den Durchschnittsprofit zu sichern, sondern einfach als Ernährungsgrundlage. Die Grundbesitzer sind viel eher daran interessiert, ihr Land in kleinen Parzellen zu vermieten, als es in Form eines kapitalistischen Großbetriebes auszubeuten. Die bürgerlichen Eigentumsverhältnisse erweisen sich als ein Hindernis für die Einführung der kapitalistischen Produktionsweise in der Landwirtschaft.

Die äußerste Zerstückelung der Unternehmen resultiert daraus . . . Das gleiche Phänomen führt zu einer beträchtlichen Steigerung der Grundrente und zu einer Überkapitalisierung des Bodens. Die so verarmten Bauern verlieren auf die Dauer ihren eigenen kleinen Besitz und verwandeln sich direkt oder indirekt in Proletarier. Die kleinen Pächter, die sich verzweifelt an ihr Stückchen Land klammern, zahlen eine Wucherrente, während ihr Einkommen oft niedriger ist als das eines Landarbeiters. Wenn sie nicht ein Minimum an Kapital besitzen und das gemietete Land nicht in Form der Halbpacht bewirtschaften können, werden sie zu wirklichen Proletariern, die für einen elenden Lohn arbeiten müssen.« [34]

Die Auflösung der feudalen Gesellschaft in Palästina, Folge des Eindringens kapitalistischer Wirtschaftsformen, und der zersetzenden Wirkung der »friedlichen Eroberung« durch die Kirchen und deutschen Siedler, bereitet jenen Rahmen vor, in den sich die zionistische Kolonisation einfügen wird.

Anmerkungen

1) Man kann sich hierbei beziehen auf die Karte des Keren Hayessod, das Palestine Diary von F. H. Kisch illustriert, veröffentlicht 1938 in London (S. 453).

2) GRANOTT, The Land-System in Palestine, London 1952, S. 71. moshe ma'oz, Ottoman Reform in Syria and Palestine 1840-1861, Oxford 1968, S. 133.

3) GRANOTT, a.a.O. S. 250-251.

4) Ebd. S. 34 und 250-251.

5) Nach den Angaben von COHEN, a. a. 0. S. 62, Fußnote l.

6) RUPPIN a.a.O. 2. Bd., S. 130 und 248. S. den Bericht von charles netter, geschrieben 1868 in: Andre Chouraqui, L'Alliance Israelite Universelle et la renaissance juive contemporaine (1860-1960), Paris 1965,S.451f.

7) GRANOTT, a.a.O. S. 31-33.

8) Ebd. S. 159; ben HALPERN,The Idea of the Jewish State, Cambridge 1961, S. 109.

9) HALPERN,a.a.O.S.121.

10) Zitiert bei CHOURAQUI, L'Allience. .., S. 56f., S. 123.

11) ROSA LUXEMBURG, Die Akkumulation des Kapitals, (1913) Frankfurt a. M. 1966.

12) S. ERNEST MANDEL, Marxistische Wirtschaftstheorie, Frankfurt a. M. 1968, S.303L

13) DOREEN WARRINER,, Land and Poverty in the Middle East, London 1948, S. 22.

14) R. LUXEMBURG, a.a.O. S. 346.

15) Ebd. Die Beschreibung des Mechanismus der Kolonisierung Algeriens illustriert ausgezeichnet unsere Ausführungen. (S. 349ff.).

16) WARRINER, a. a. 0. S. 16ff.

17) GRANOTT, a.a.O. S. 56, ROSA LUXEMBURG beschreibt das gleiche Phänomen in Algerien vor der Kolonisierung.

18) Die Beschreibung der vorhergehenden Seiten bezieht sich im wesentlichen auf die Darstellung GRANOTTs, a. a. 0. S. 54-77.

19) Ebd.S.18ff.

20) Alle an dieser Stelle erwähnten Daten sind der Studie von GRANOTT entnommen, a. a. 0. S. 34 und besonders S. 35.

21) Ebd.S.78-84.

22) Ebd.S. 84.

23) Ebd.S. 85-127.

24) Ebd.S.128-155.

25) KISCH, a.a.O. S. 58 (Vermerk vom 20. Mai 1923); Great Britain and Palestine 1915-1945, Royal Institute o/International Affairs, London 1946,S. 113.

26) GRANOTT, a.a.O. S. 156-163.

27) Korrespondenzbericht von andre scemama in Le Monde vom 26./27. Januar 1964.

28) GRANOTT, a.a.O. S. 164-212.

29) Ebd. S. 213; s. E. mandel, a. a. 0. S. 34-38.

30) GRANOTT, a.a.O. S. 213-248.

31) Ebd-S.295f.und 299.

32) Ebd.S. 286-303.

33) WARRiNER,a.a.O.S.58und64.

34) E. MANDEL, a. a. 0. S. 303f.

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde von der Red. trend gescannt. Als Vorlage diente "Das Ende Israels?" 1975 Berlin-West, S. 27-50. Bei diesem Buch handelte es sich um eine auszugsweise Übersetzung von „Le Sionism contre Israel" (Der Zionismus gegen Israel), dessen frz. Neuherausgabe vom Autor jetzt untersagt wurde.

"Das Ende Israels?" wurde übersetzt und bearbeitet von Eike Geisel und Mario Offenberg und in der Politikreihe (Nr. 61) bei Wagenbach 1975 in Westberlin herausgegeben. Es unterscheidet sich vom Originaltext, der 1969 erschienen, folgendermaßen:

"Zur editorischen Technik dieser Ausgabe sei noch folgendes vermerkt: es erwies sich aus mehreren Gründen als undurchführbar, die umfangreiche französische Originalausgabe ohne größere Kürzungen in deutscher Übersetzung herauszubringen. Der Mühe, sich komplizierte gesellschaftliche Prozesse begrifflich und historisch anzueignen, entsagt, wer einer um sich greifenden Tendenz sich unterwirft, die den Horizont der Aufklärung auf Umfang und Inhalt von Schulungsheften festschreibt. Der fortschreitende politische Analphabetismus, der auch für die hier untersuchten Fragen nur eine Handvoll erstarrter Formeln parat hat, ist Ausdruck dieser Entwicklung. Wichtige Bücher sind leider oft auch dicke Bücher. Weshalb die deutsche Fassung nun so drastisch ihres ursprünglichen Umfanges beschnitten ist, hat seinen Grund in der Logik des Marktes, gegen die ein progressives Verlagskonzept wenig ausrichtet. Vor der Alternative: Schublade oder Kürzung entschieden wir uns einmal für die vom Autor selbst mit erstellte Zusammenfassung von Teil II (die aus einer spanischen Ausgabe übernommen und mit geringfügigen Korrekturen versehen wurde) und eine kürzende Bearbeitung von Teil I. Die Kürzungen betreffen in der Hauptsache die Auseinandersetzung mit in der Tendenz gleichen, in der Nuancierung aber unterschiedlichen Interpretationen zionistischer Autoren, zum anderen eine ganze Reihe von aufgeführten Belegen. Wir hoffen, daß durch diese Beschränkung der wissenschaftliche Charakter und die Anschaulichkeit der Untersuchung von Weinstock keine entscheidende Einbuße erleiden. Eigennamen, politisch-organisatorische Termini, Institutions- und Ortsbezeichnungen wurden transkribiert aus dem Hebräischen bzw. Arabischen, und - soweit erforderlich - durch von den Herausgebern in Klammem eingefügte Erläuterungen erklärt. Nach Möglichkeit haben wir versucht, Zitate Weinstocks aus deutschen Quellen nach den Originalen zu zitieren, in anderen Fällen aber zugängliche deutsche Ausgaben zu benutzen. Der Anhang des französischen Originals (u.a. über marxistische Theoretiker zur Judenfrage, Grundsatzerklärungen von der I.S.O.-Matzpen) wurde nicht übernommen." (S.26)