Unternehmen machten 2004 mehr Gewinn
Löhne stagnierten


von
Markus Euskirchen
02/05

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Offiziell, aktuell (aber nicht wirklich überraschend) sagt auch das Statistische Bundesamt: Obwohl die Unternehmens- und Vermögenseinkommen in Deutschland im vergangenen Jahr stark gestiegen sind, haben Arbeitnehmer erneut nicht mehr verdient.

Die Arbeitnehmerentgelte verharrten mit 1,132 Billionen Euro auf dem Stand des Vorjahres, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, am Donnerstag, den 13.1.05 in Wiesbaden. Angesichts der steigenden Verbraucherpreise verloren die Arbeitnehmer sogar rund 1,5 Prozent an Kaufkraft. Dagegen hätten die Unternehmen- und Vermögenseinkommen beträchtlich auf 484 Milliarden Euro zugelegt: Das war mit einen Zuwachs um 10,7 Prozent die höchste Wachstumsrate seit der Wiedervereinigung. Bereits 2003 waren die Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 3,5 Prozent gestiegen, während das Arbeitnehmerentgelt kaum zunahm.

Die Lohnkosten pro Arbeitnehmer sind damit 2004 erstmals seit der Wiedervereinigung nicht mehr gestiegen. Weil die Arbeitsproduktivität je Kopf gleichzeitig mit 1,3 Prozent kräftiger zunahm als im Vorjahr, sanken die Lohnstückkosten erstmals seit 1997, und zwar um 1,3 Prozent.

Die Lohnquote als Anteil des Arbeitnehmerentgelts am Volkseinkommen lag 2004 mit 70,1 Prozent deutlich unter der des Vorjahres mit 72,1 Prozent. Hahlen sagte, die Bruttolöhne und -gehälter seien 2004 lediglich um 0,1 Prozent gewachsen, während die Nettolöhne- und Gehälter wegen der Einkommensteuersenkung mit plus 1,6 Prozent deutlich zunahmen, inflationsbereinigt jedoch stagnierten. Dabei ging die Lohnsteuer der Arbeitnehmer um 5,7 Prozent zurück, während ihre Sozialbeiträge um 0,7 Prozent anstiegen. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte habe 2004 nahezu so stark zugenommen wie im Vorjahr, nämlich um 1,3 Prozent auf 1,4 Billionen Euro.

Die privaten Konsumausgaben hätten sich im gleichen Maß erhöht. Nach Herausrechnen der Inflation nahm das verfügbare Einkommen jedoch um 0,2 Prozent ab. In den 90er Jahren hatten die privaten Konsumausgaben noch stärker zugenommen als das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. Von 2001 bis 2003 kehrte sich sich dieses Verhältnis um, was wesentlich zu der schwachen Wirtschaftsentwicklung beigetragen hatte. Die Sparquote erhöhte sich im vergangenen Jahr weiter auf 10,9 Prozent von 10,7 Prozent im Vorjahr und erreichte damit den höchsten Stand seit 1995. Die einen nennen dieses Phänomen "Angstsparen", für die anderen ist es auch ohne Waschküchenpsychologie klar, dass mehr gespart wird, wenn die Armen gar kein Geld mehr haben zum Ausgeben und sich der wachsende Reichtum bei den Reichen konzentriert.

Editorische Anmerkungen

Der vorliegende Text ist eine Spiegelung von
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