Es ist der erste Nachmittag, an dem
es so richtig heiβ ist in Bamako, seitdem das „polyzentrische
Weltsozialforum“ vorigen Donnerstag an diesem ersten von drei
internationalen Schauplätzen begonnen hat. Am Montag dieser
Woche findet in der Nähe eines Stadttors und unweit einer Schule
die Abschlusszeremonie statt, zu der symbolisch Bäume in der
Hauptstadt dieses in Teilen von Dürre und Tockenheit geplagten
westafrikanischen Landes Mali gepflanzt werden. 8- bis
10-jährige malische Schulkinder pflanzen Palmen, und die
anwesenden Europäer sollen Eukalyptuspflänzchen in die Erde
setzen.

Eisenbahn und
Baumwolle
Doch es bleibt nicht beim
symbolischen Ereignis, dem eine Pressekonferenz im Pavillon des
Sportstadions unter anderem mit Vertretern der OrganisatorInnen,
der malischen Ex-Ministerin Aminata Traoré, dem
internationalistischen Bauerngewerkschafter José Bové aus
Südfrankreich und Taoufik Ben Abdallah – dem marokkanischen
Vorsitzenden des Sozialforums Afrika – vorausging. Rund um die
jugendlichen und älteren Baumpflanzer, und gut im Sichtfeld der
eifrig knipsenden Kameras, haben Frauen und Männer aus Mali mit
drei gröβeren Transparenten Aufstellung genommen, sie fordern:
„Stoppt die Privatisierung, gebt dem Volk von Mali die Eisenbahn
zurück“ und „Erstattet Doktor Tiecoura Traoré seine vollen
Rechte zurück“. Der Ingenieur Tiecoura Traoré ist zur
Symbolfigur gegen die Raubprivatisierung des malischen
Eisenbahnnetzes geworden, das 2003 vom französisch-kanadischen
Konsortium Transrail aufgekauft wurde. Seitdem wurden 26 von 36
Bahnhöfen geschlossen, und der Eisenbahngenieur, der den Kampf
dagegen anführte, wurde ohne Angabe von Rechtfertigungsgründen
entlassen. Dagegen hat sich ein sehr aktives
„Bürgerrechtskollektiv für die Rückerlangung und die (in die
Landesentwicklung) integrierte Fortentwicklung der Eisenbahn von
Mali“ gebildet, das COCIDIRAIL. Es umfasst nicht nur „aus
betrieblichen Gründen“ entlassene ehemaligen Eisenbahner,
sondern auch bisherige Nutzer des Schiennetzes und Menschen aus
der Zivilgesellschaft, inzwischen auch 50 Fördermitglieder in
Frankreich. „Sehen Sie diese Frauen dort, die aus Region
auβerhalb von Bamako kommen, um uns zu unterstützen“, sagt uns
Tiecoura Traoré, „manche von ihnen haben Ehemänner, die bei der
Bahn arbeiteten. Aber die meisten von ihnen hatten mit dem
Betrieb als solchem nichts zu tun. Da sie – wie viele Malier –
im informellen Sektor arbeiteten, boten sie unterschiedlichste
Gegenstände, oft Nahrungsmittel und Speisen, auf den Bahnhöfen
und entlang der Strecken an. Jetzt wurde ihnen die
Lebensgrundlage entzogen“, oder sie droht verloren zu gehen, da
Transrail anstrebt, ihre Aktivitäten auf den Schienen vermehrt
auf den Containertransport von Exportgütern - wie Baumwolle -
zum Hafen von Dakar (Senegal) zu konzentrieren.
Baumwolle, das ist wieder eine
andere, aber grundsätzlich ähnliche Geschichte in Mali. Die
malische Textilgesellschaft CMDT wird längst schleichend –
Aktivitätssparte für Aktivitätssparte - privatisiert, unter
internationalem Druck. Der Privatisierungsprozess soll bis 2008
abgeschlossen sein. Drei Viertel der Erlöse bringen die
Franzosen auβer Landes. Im Übrigen sehen die Produzenten die
Preise unkontrolliert verfallen, da der Baumwollanbau in den USA
hoch subventioniert wird und nur deswegen billiger
konkurrenzfähig bleiben kann. Die Subventionen dort kommen nur
einer Handvoll superreicher Produzenten zugute: Wo im
US-Bundesstaat Louisiana vor 40 Jahren noch zwei Millionen
Baumwollfarmer tätig waren, sind es heute noch 30.000, die
riesige und menschenleer gewordene Flächen bebauen. „Um eine
Jeanshose zu kaufen, muss ich jetzt 70 Kilomter mit dem Auto
fahren“ sieht man einen Landarbeiter von dort in einem
französisch-malischen Dokumentarfilm sagen. In Mali dagegen lebt
eine Mehrheit der Bevölkerung von der Landwirtschaft, und ein
bedeutender Teil von ihr wiederum vom Baumwollanbau – solange es
eben noch geht.
Dennoch sind diese Themen nicht
beherrschend beim Weltsozialforum. Zunächst einmal aus einem
nachvollziehbaren Grund – weil es sich eben um ein
internationales und nicht ein landesweites oder regionales Forum
handelt. Aber zahlreiche Teilnehmer wären sicherlich damit
einverstanden gewesen, die globalen Fragen auch unter anderem
anhand der lokalen Ausbeutungssituation zu studieren. Die das
Forum hauptsächlich veranstaltenden NGOs jedoch, als deren graue
Eminenz sicherlich die frühere Kulturministerin Aminata Traoré
gelten darf,
waren in ihrer Mehrheit für
einen eher verhaltenen Kurs: Kritik an den westlichen
Groβmächten - und vor allem an dem in Mali noch immer
dominierenden Frankreich, der früheren Kolonialmacht – sollte
auf dem Forum zwar zum Ausdruck kommen, aber man solle es dabei
auch nicht übertreiben. Nicht zuletzt ist dies auch das
Interesse der malischen Behörden, die das Forum unterstützten,
und sei es in seiner Eigenschaft als Devisenbringer, ferner auch
im öffentlichen Fernsehen einige – späte – Werbung vor Beginn
dafür machen lieβen.
Eine am vorigen Sonntag geplante
Demonstration von ehemaligen Sans papiers, die aus Europa
ausgeschafft worden sind, vor der französischen Botschaft lief
nur zur Hälfte los. Die andere Hälfte der rund 500 Teilnehmer
blieb am Sammlungsort stehen – „auf telefonische Intervention
von Aminata Traoré hin“, wie ein französischer linker Aktivist
zu wissen meint. Ferner mischen neben antiimperialistisch oder
internationalistisch orientierten Gruppen auch politisch
teilweise eher moderate Verfechter des „fairen Handels“, aber
auch falsche NGOs wie die durchaus nicht als „non gouvermental“
zu bezeichnende Friedrich-Ebert-Stiftung – Parteistiftung der
neoliberalen deutschen Regierungspartei SPD – auf dem Weltforum
der sozialen Bewegungen, Initiativen und NGOs mit. Die
Ebert-Stiftung etwa lieβ ein Begrüβungstransparent mit ihrem
Namen, neben den Transparten koorganisierender Gruppen oder mit
Forderungen nach einer anderen Weltwirtschaftsordnung, vor dem
Eingang zum Kongresspalast von Bamako anbringen.
Welche
Interessenüberschneidungen sind mit den malischen Behörden
möglich? (Und wo enden sie?)
Zu den hauptsächlichen Themen,
bei denen auch mit scharfer Kritik nicht gespart wurde, gehörte
die Einwanderungspolitik der Europäischen Union. Dabei kam eine
zumindest teilweisen Konvergenz der Interessen der
migrationswilligen Menschen „von unten“ mit jenen der malischen
Regierungsstellen sicherlich zu Hilfe: Wie
sozialwissenschaftliche Studien wiederholt belegten, bildet die
Emigration in vielen und vor allem in den entlegenen Regionen
Malis einen wichtigen Entwicklungsfaktor. Dazu gehören nicht nur
die Überweisungen von Emigranten etwa aus Frankreich an ihre
Familien, sondern auch die kollektiven Projekte, die viele
Auswanderer betreiben. So wandert fast nie eine gesamte
Dorfbevölkerung ab, sondern ein Teil der jugendlichen
Dorfbewohner wandert – und sei es nur vorübergehendd – aus, um
dann aber in der Ferne einen Teil des verdienten Geldes für
gemeinsame Vorhaben wie etwa eine Brunnenbohrung
zusammenzulegen. Diese Form nicht-staatlicher und nicht durch
internationale Kredite gekoppelter Entwicklungsfinanzierung kann
der malischen Regierung nicht grundsätzlich ungelegen kommen.

Der 21jährige Student der
Wirtschaftswissenschaft Aboubacar, aus Bamako, erkennt hierin
tatsächlich eine mögliche Überschneidung der Interessen von
Sozialforum und malischen Staatsrepräsentanten andererseits.
Doch er fügt selbst noch zwei weitere mögliche Schnittstellen
hinzu: „Die malische Regierung ist sicherlich auch dafür, zu
verhindern, dass der Preis für die Baumwolle, der den
Produzenten ausbezahlt wird, nicht ins Bodenlose verfällt. Denn
es handelt sich auch um eine der Haupteinnahmequellen Malis, die
das Land als solches ernährt. Und auch im Bildungsbereich gibt
es sicherlich Überschneidungen und gemeinsame Interessen: Im
Namen der Entwicklungsimperative möchte die Regierung wirklich
erreichen, dass der Analphabetismus zurückgedrängt werden und
dass besonders auch Frauen bessere Schulbildung, oder in manchen
Gegenden überhaupt Schulbildung erhalten. Die Regierenden
denken, dass sich das Land mit einem niedrigen Bildungsstandard
nicht entwickeln kann, und dass auch die Frauen nicht
ausgeklammert werden dürfen.“
Zweifellos sind bei solchen
Fragen die Absichten der Offiziellen von Mali und manch anderer
der Staaten des „Südens“ – jedenfalls derer mit demokratischen
Regierungsformen - denen der „Altersmondialistes“ (ANMERKUNG 1)
näher als jenen der mächtigsten westlichen, imperialistischen
Staaten und ihrer Konzerne. Denn letzteren geht es darum, ein
neoliberales Akkumulationsregime zu bewahren und zu fördern, das
besonders in der Dritten Welt längst auch einen offenen Angriff
auf öffentlich garantierte Bildungs- und Gesundheitssysteme
impliziert – in „unseren“ Metropolen stecken solche
Entwicklungen im Vergleich dazu erst noch in den Kinderschuhen.
Aber das ändert nichts daran, dass auch der malische Staat
grundsätzlich ein Garant etablierter Eigentums- und damit immer
indirekt auch Ausbeutungsverhältnisse ist, und bestenfalls den
„stummen Zwang“ der ökonomischen Machtverhältnisse auch gegen
seinen Willen exekutieren muss. Insofern partielle Bündnisse
möglich sind, muss dies jedoch allzeit mit bedacht werden.
Was die Verbesserung der
Partizipations- und Lebenschancen von Frauen betrifft, ist die
Regierung von Mali dagegen tatsächlich nicht inaktiv. In dem
westafrikanischen Land, das eine laizistische Republik
darstellt, aber eine tief religiöse und traditionsverhaftete
Gesellschaft aufweist, können Frauen ebenso Soldatinnen und
Offizierinnen – manchmal sieht man welche auf ihrem Motorrad aus
dem Sitz der Luftwaffe am Boulevard der Unabhängigkeit kommen -
wie Ministerinnen werden. Zugleich liegt im gesellschaftlichen
Bereich noch vieles im Argen, namentlich wenn man an die so
genannte Mädchenbeschneidung oder Verstümmelung der weiblichen
Genitalien im Kindesalter denkt, die in Mali (wie auch in
Ägypten oder Yemen) weit verbreitet ist. Fälschlich wird sie von
manchen mit dem Islam in Verbindung gebracht, dem diese
archaische Praxis als solchem aber fremd ist; in Mali und
anderswo hat der vordringende Islam freilich mancherorts ältere
Glaubensvorstellungen und Riten fortbestehen lassen und
integriert. Die malische Regierung betreibt selbst, etwa in Form
von eindeutig vor dieser Praxis warnenden Fernsehspots, aktive
Propaganda gegen die Mädchenbeschneidung. Neben zahlreichen auf
diesem Gebiet aktiven Initiativen und NGOs, deren einer meine
Gastgeberin selbst angehört.
Am Weltsozialforum hat sich der
malische Staat auch finanziell ein wenig beteiligt, obgleich das
Ausmaβ davon eher symbolisch blieb. Von 700 Millionen
francs-CFA („Francs der französischen Gemeinschaft in
Afrika“), die für das Weltsozialforum in Bamako ausgegeben
worden sind – das entspricht umgerechnet rund 1 Million Euro -,
hat die malische Regierung ersten Informationen zufolge 10 bis
15 Millionen francs-CFA zugeschossen; das sind
umgerechnet circa 15.000 bis 20.000 Euro. Vor allem aber lässt
sie die Tagungsorte durch kleinere Gruppen von Soldaten und
Gendarmen schützen, die aber zurückhaltend und unaggressiv
auftreten und eher symbolisch Präsenz zeigen. Ein anderes
Gesicht der Armee lieβ sich anlässlich des Afrikanischen
Reaggeafestivals am Freitag abend (das auβerhalb des
WSF-Programms stattfand) beobachten, als gröβere Grupep von
malischen Jugendlichen unautorisiert über den Zaun zu klettern
drohten: Für solche Zwecke sind die Soldaten mit speziellen
Schlaggürteln, die mit Eisennieten besetzt sind, ausgerüstet.
Migration und ihre
Kriminalisierung
Die Einwanderung zählte also,
unumstritten, zu den Kernthemen der verschiedenen Konferenzen
anlässlich des WSF. So gehörte zu den interessantesten
Konferenzen auf dem Forum eine Veranstaltung zum Thema
« Kriminalisierung von Migration ». Lucile Damas von ATTAC
Marokko ging scharf mit der europäischen Politik ins Gericht,
die sich durch Heuchelei und Doppelbödigkeit auszeichne.
Einerseits schliebe
man dort, wo es um die Aufhebung von Schutzbarrieren für die
Ökonomien des Südens und die Durchsetzung von
Freihandelsinteressen der stärkeren Nationalökonomien gehe,
Abkommen an, in deren Rhetorik viel von Zusammenarbeit zu
gegenseitigem Nutzen die Rede sei und oft der Eindruck erweckt
werde, als stünden die Verträge allein im Interesse der Länder
des Südens und ihrer „Entwicklung“. Andererseits aber
verschwinde diese Rhetorik sofort, wo es um den „Schutz“ Europas
vor unerwünschter Zuwanderung gehe, und mache einer regelrechten
„Obsession“ der Abwehr Platz. Staaten wie Marokko, Tunesien,
Libyen und Ägypten lieben
sich vor den europäischen Karren spannen, im Interesse einer
vorgelagerten Abwehr- bzw. Selektionspolitik für Migranten, die
detailliert untersucht wird. Die deutsche Europaparlamentarierin
Gaby Zimmer (Linkspartei.PDS) berichtet von den Versuchen der
Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken, mehr über die
dramatischen Bedingungen für unerwünschte Flüchtlinge und
Migranten zu erfahren, die in Libyen oder den Italien
vorgelagerten Inseln geparkt würden. Sie wünscht eine
intensivere Zusammenarbeit mit Kräften im Süden, um genauer zu
wissen, was in dieser Hinsicht in Ländern wie Marokko oder
Libyen passert. Ich bin eher positiv erstaunt über die doch
recht korrekten Äuberungen
der ostdeutschen Abgeordneten - aber ob sie das in Brandenburg
auch so sagen würde? Der Abgeordnete Ag Ibarcane aus Gao im
Norden Malis fordert die linken Abgeordneten und Gleichgesinnte
auf, eine „Kampagne in den Tiefen Europas, bei ihren Wählern“ zu
entfachen, um für eine Öffnung Europas für Immigranten
einzutreten, denn auch Europa habe kein Interesse an einer
dauerhaften Abschottung.
Andere Veranstaltungen, die
spannend zu werden versprachen, fanden teilweise nicht statt
oder fielen unangekündigt aus, etwa weil die Referenten nicht
gekommen waren. Dazu trug sicherlich vor allem die zeitweise
Überforderung der Organisatoren durch den Andrang der (laut den
örtlichen Veranstaltern, deren Zahlenangaben dazu realistisch
ausfallen) 15.000 bis 20.000 Teilnehmer bei – auch wenn im
Vorfeld teilweise deutlich höhere Zahlen erwarteter Teilnehmer
zirkuliert waren. Freilich sprechen französische Linksradikale
gerüchteweise von politischen Blockaden, die aber nicht belegbar
sind. Alles in allem hielt sich das Ausmaβ organisatorischer
Probleme aber dennoch – in der Gesamtschau - deutlich unterhalb
des Erwarteten. Die von manchen Teilnehmern beklagte
„Aufsplitterung“ des Sozialforums auf neun bis zehn Orte in der
Hauptstadt, die aus Sicht der Veranstalter die Teilnehmer näher
an die Lebensrealitäten in der Stadt heranbringen sollte, war
weitaus weniger schlimm als beim Europäischen Sozialforum in
Paris vor drei Jahren.
Sozialforum im besten Sinne:
Notfalls neben dem offiziellen Programm
Und auch die sozialen
Konfliktthemen in Mali kamen anlässlich des Sozialforums
durchaus zur Sprache, man musste nur richtig hinschauen. Drauben
vor dem Kongresspalast hatten Leute ein riesengrobes
Strohdach aufgebaut, wo während drei Tagen ein Programm geboten
wurde, das nicht in den offiziellen Veranstaltungsankündigungen
stand. Auch wenn es nicht im Namen einer Gruppe oder Partei
veranstaltet wird, hat doch offenkundig die kommunistische
Bewegung SADI (Afrikanische Solidarität für Entwicklung und
Unabhängigkeit) aus Mali organisierend gewirkt. Diese Bewegung
stellt den Kultur- und Tourismusminister des Landes, ist aber de
facto eher oppositionell. Ganz überwiegend Malier sind gekommen,
es wird in Bambara – das von einer Bevölkerungsmehrheit im Land
gesprochen wird – vorgetragen und auf Französisch übersetzt.
Minen- und Landarbeiter sowie arme Bauern sind hier
zusammengekommen, die wütend ihren sozialen Protest vortragen.
Anwohner der Goldminen, die durch ein
französisch-südafrikanisches Kapitalkonsortium aufgekauft worden
sind und für den Grobteil
der Malier verschlossenes Terrain darstellen, berichten über grobflächige
Verseuchungen mit Quecksilber, das zum Goldabbau eingesetzt und
rücksichtslos in die Landschaft geblasen wird. Männer und Frauen
berichten von Missbildungen an Kindern, „wir erleben eine
Situation wie in Nagasaki nach dem Atombombenabwurf“.
Gewerkschafter aus den Minen berichten über willkürliche
Verhaftungen und Gefängnisaufenthalte ihrer Kollegen seit sechs
Monaten ohne jede offizielle Begründung. Mutmablich
analphabetische Bäuerinnen berichten über heftige
Agrarkonflikte, über Wasser, das von den Feldern auf die
Exportkulturen von Bananen umgeleitet wird, die einheimischen
Reichen gehören, die auf die Komplizenschaft von Richtern und
Gedarmen bauen können. Über Wasserrechnungen, die trotzdem
bezahlt werden müssen, und über brutale Misshandlungen durch die
Gendarmerie. Die Frauen meinen, die Zeiten seien vorbei, wo man
darauf bauen konnte, dass Ihresgleichen sich nicht für Politik
interessiere. Hier findet Sozialforum at it’s best statt.
ANMERKUNG 1:
Anhänger einer „anderen Welt“ – autre monde -, wie die
früher als „Globalisierungsgegner“ titulierten Kritiker der
Weltwirtschaftsordnung heute im französischen Sprachraum
allgemein bezeichnet werden
Editorische Anmerkungen
Bernhard Schmid
stellte uns seinen Artikel in der vorliegenden Fassung zur
Verfügung. Er weist daraufhin, dass dies eine ausführliche
Fassung ist, die gekürzt in der „Wochenzeitung“ (WoZ)
erschien.
Die Fotos stammen
auch vom Autor. Danke!!!
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