Betrieb & Gewerkschaft
DaimlerChrysler Bremen:
Erfolg gegen Dienstleistungstarifvertrag

Korrespondenz aus Bremen
02/06

trend
onlinezeitung
Im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die so genannte EU-Dienstleistungsrichtlinie (Bolkestein) ist die folgende Korrespondenz aus Bremen von großer Bedeutung. Die Auseinandersetzung bei DaimlerChrysler geht in die gleiche Richtung und ist dafür ein Vorgefecht. Wir hoffen natürlich, eine starke Delegation der DaimlerChrysler-Kollegen in Straßburg zu treffen.

Bei uns in Bremen will DaimlerChrysler, wie in allen anderen Werken auch, den Dienstleistungstarifvertrag (DLTV) einführen. Er ist Bestandteil der Konzernvereinbarung 2012 und beinhaltet unter anderem eine Arbeitszeitverlängerung um vier Stunden unbezahlt, regelmäßige Samstags- und Sonntagsarbeit ohne Zuschläge, Überstunden ohne Zuschläge, Lohnkürzung und 20% weniger Lohn für Neueinstellungen.

Bisher fallen unter den DLTV die Kantinen-Mitarbeiter und der Logistik-Bereich, wo auch die Lkw-Fahrer beschäftigt sind. Viele von uns vermuten, dass die nächsten die Schlossereien sowie der Werkzeugbau sein werden. Bei uns hat sich von Anfang an Widerstand dagegen geregt. Weit über 1000 Kollegen haben 2005 gegen die Einführung des DLTV unterschrieben. Daraufhin gab es einige Betriebs- und Vertrauensleuteversammlungen, auf denen es hoch her ging. Befürworter des DLTV haben argumentiert, dass er doch noch weit besser sei als das Branchenübliche bei Logistik, Gastronomie und Sicherheitsdienstleistungen. Kämpferische Kollegen halten dagegen, dass der Begriff Dienstleistung dehnbar ist und wenn der Anfang erst gemacht ist, nach und nach die ganze Belegschaft betroffen sein wird. Das Transparent ,,Ein Werk - eine Belegschaft - ein Tarifvertrag - gegen DLTV" begleitete die ganze Auseinandersetzung, sowohl bei einer Arbeitsniederlegung im Sommer als auch beim selbständigen Streik im November, wo es eigentlich um den Protest gegen den Abbau der 8500 Arbeitsplätze ging. Die Diskussion um die Tarifforderung 2006 war dann auch geprägt von der Forderung, das Pforzheimer Abkommen wieder zu kippen, denn dieses ermöglicht den Betriebsräten per Beschluss und mit Zustimmung der IG Metall, den Tarifvertrag zu unterschreiten.

Im November hieß es, wenn der Betriebsrat dem DLTV nicht bis Weihnachten zustimmt, dann wird ab Januar fremd vergeben. In einer Abstimmung haben sich von 620 Kollegen 57% gegen den DLTV ausgesprochen. Der Betriebsrat hat dann in einer Kampfabstimmung kurz vor Weihnachten dem DLTV für die Bereiche zugestimmt, die sich mehrheitlich für den DLTV ausgesprochen haben.

Die Werksleitung ist jetzt verunsichert. Und hat Angst vor der Verschärfung der Widersprüche. So kam es bisher zu keiner Fremdvergabe, der DLTV wird auch nicht angewandt. Das ist ein großer Erfolg der kämpferischen Belegschaft. Er kam vor allem zustande auf der Grundlage einer kämpferischen Aktionseinheit, wo sich Kollegen aus fast allen Bereichen des Werks regelmäßig beraten und Flugblätter herausgeben, um zu informieren und den gemeinsamen Kampf zu organisieren.

Editorische Anmerkungen

Der Artikel ist eine Spiegelung von
http://www.mlpd.de/rf0604/rfart5.htm