Betrieb & Gewerkschaft
IWW Lagerarbeiter gefeuert


von Wobblies.de

02/07

trend
onlinezeitung

In New York wurden über die Feiertage zum Jahresende 22 Mitglieder der Industrial Workers of the World (IWW) wegen ihrer gewerkschaftlichen Organisierung entlassen. Wobblies reagieren mit Streikposten und Demonstrationen

Am 2. Januar 2007 läuteten ArbeiterInnen und UnterstützerInnen der «Food Industry and Allied Workers Union» (”ArbeiterInnen der Nahrungsmittel-Branche und Alliierte”, Industrial Union 460/640 der IWW) das neue Jahr mit einer Demonstration und Streikposten ein.
In der zurück liegenden Woche hatten die Besitzer von vier Supermärkten damit gedroht, die gewerkschaftlich organisierten ArbeiterInnen mit illegalen Mitteln - aufgrund ihres Aufenthaltsstatus und als offensichtliche Vergeltung für deren Gewerkschaftsaktivitäten - zu feuern oder sie bei der Einwanderungsbehörde zu denunzieren. Eine Demonstration am vergangenen Dienstag richtete sich deshalb gegen die «Amersino Marketing Group» in Brooklyn, New York.

ArbeiterInnen in 5 New Yorker Warenhäusern inzwischen in der IWW organisiert

Während der letzten eineinhalb Jahre haben ArbeiterInnen in der Logistik von Warenhäusern in den New Yorker Stadtteilen Brooklyn und Queens eine Branchen-Gewerkschaft innerhalb der IWW (die Industrial Union 460/640) auf die Beine gestellt. Diese Kampagne hatte einigen Erfolg, es organisierten sich ArbeiterInnen in fünf Warenhäusern. Mehrere der Betriebsgruppen sind mittlerweile nach den vom US-Arbeitsrecht vorgesehenen Wahlen offiziell anerkannt und haben die Bosse dazu gezwungen, die gesetzlichen Bestimmungen über Mindestlöhne und Arbeitszeiten in vollem Umfang einzuhalten. Zuvor waren mehrere arbeitsrechtliche Verfahren mit einer Gesamtentschädigungssumme von mehr als 100.000 US-Dollar eingeleitet worden.

Als Ergebnis der Aktionen der «Food Industry and Allied Workers Union» haben die ArbeiterInnen außerdem festgestellt, dass eine zunehmende Zahl von Bossen im gesamten Lebensmittellogistik-Sektor sich an die Mindestlohn- und Überstundenstandards hält. Zeitgleich mit ihren Erfolgen sahen sich die ArbeiterInnen mit einem rasant wachsenden Widerstand des Managements konfrontiert. Ihre koordinierten Aktionen in dieser Woche, bei der sie versuchen, den Aufenthaltsstatus der ArbeiterInnen als Trumpfkarte ins Spiel zu bringen, sind dabei nur der jüngste Schritt in einer ganzen Reihe von hinterhältigen Manövern, deren Ziel die Behinderung der gewerkschaftlichen Organisierung ist.

Wilder Streik als spontane Reaktion

Der Besitzer von Amersino, Yu Q «Henry» Wang - der im letzten Jahr die ArbeiterInnen um Löhne von mehreren hundert tausende Dollar bestohlen hat - reagierte mit Drohungen und Entlassungen auf die von den ArbeiterInnen durchgesetzten verbrieften Rechte. Lester Wen, der Besitzer des Restaurant-Zulieferers «EZ-Supply» weigerte sich fast ein Jahr lang, mit den Beschäftigten zu verhandeln, nachdem diese durch Wahlen die Gewerkschaft im Betrieb dem Arbeitsrecht gemäß durchgesetzt hatten. Als Folge davon setzte die Gewerkschaft EZ-Supply dadurch unter Druck, dass sie sich an die Kunden der Firma wendete und mehrere von ihnen dazu brachte, zu anderen Zulieferern zu wechseln. Ende November kam es schließlich zu einer Übereinkunft zwischen der Gewerkschaft und dem Rechtsanwalt der Firma, in dem letztere sich zu Lohnerhöhungen, bezahlten Pausenzeiten und vielen anderen Verbesserungen verpflichtete (Mehr Infos dazu). Am 26. Dezember 2006 wurde diese Übereinkunft jedoch von Lester Wen und seinen Bütteln in einem Überraschungsmanöver widerrufen; stattdessen bedrohten sie in illegaler Weise ArbeiterInnen aufgrund ihres Aufenthaltsstatus.

Als Antwort darauf schmissen die ArbeiterInnen sofort die Brocken hin und traten vorübergehend in einen wilden Streik.(Quelle: www.iww.org/en/node/3120)
 

Editorische Anmerkung

Es gibt seit kurzem eine Website der deutschsprachigen Wobblies - www.wobblies.de - von dort übernahmen wir diese Nachrichten. Dort gibt es etliche Artikel zum Thema betriebliche Klassenkämpfe weltweit.