Auf einem Workshop in
Berlin setzten sich auch gewerkschaftliche Linke, die den DGB
zum Bezugspunkt nehmen, für Organisationsfreiheit der Berliner
FAU ein.
Weitere Aktionen sind
angekündigt.
„Gegen den unfairen Bann der
FAU-Berlin“, heißt es auf einem Transparent, dass ArbeiterInnen
in Bangladesh am vergangenen Freitag getragen haben. In
insgesamt 15 Ländern auf allen Kontinenten wurde am 29. und 30
Januar gegen die gewerkschaftlichen Einschränkungen gegen die
anarchosyndikalistische Organisation protestiert. Auf einem gut
besuchten Workshop in Berlin erläuterte Holger Marcks von der
FAU die Hintergründe. Im Zuge des Arbeitskampfes im Kino Babylon
Mitte seien seiner Organisation zunächst Arbeitskampfmaßnahmen
gerichtlich untersagt und schließlich das Recht abgesprochen
worden, sich als "Gewerkschaft" zu bezeichnen. Mittlerweile habe
die Geschäftsführung des Kinos Strafantrag gegen die FAU Berlin
gestellt, weil sie angeblich gegen die Unterlassung verstoßen
habe. „Menschen sind akut von Haft bedroht, nur weil sie
angeblich das Wort 'Gewerkschaft' auch nur sinngemäß in den Mund
genommen haben sollen“, so Marcks.
Für Organisationsfreiheit
„Diese Maßregelungen ist ein Angriff
auf die Organisationsfreiheit aller Gewerkschaftler“, meinte
Jochen Gester vom Arbeitskreis Internationalismus der Berliner
IG-Metall. Der AK gehört ebenso wie das Forum, Betrieb,
Gewerkschaft und soziale Bewegungen in Berlin zu den
Mitunterzeichnern eines Solidaritätsaufrufes mit der FAU. Beide
Organisationen gehören zur DGB-Linken und es ist tatsächlich ein
Fortschritt, dass hier erste Ansätze einer Solidarität über
Gewerkschaftsgrenzen entsteht.
Auch der emeritierte Politologe Bodo
Zeuner setzte sich für die Organisationsfreiheit der FAU aus,
ohne deren Gewerkschaftskonzept zu teilen. Er plädierte für
einen erweiterten Solidaritätsbegriff, der auch mit dem DGB
konkurrierende Organisationen einschließt, rief aber auch dazu
auf, die Entwicklungen innerhalb des DGB genau zu beobachten.
Zeuner gab einen kurzen Einblick in
die Gewerkschaftgeschichte, wo oft eine sehr enge Solidarität
geübt wurde. Dass hieß zum Beispiel, dass der traditionsreiche
Druckerverband sich lange dagegen wehrte, auch Frauen
aufzunehmen und die Anzahl der Auszubildenden streng
reglementieren wollte. In der Abwehr von LeiharbeiterInnen oder
Lohnabhängigen aus anderen Ländern findet sich diese
soziologisch exclusive Solidarität genannte Praxis wieder.
Demgegegenüber ist eine Solidarität über Gewerkschaftsgrenzen
nötig und möglich, meinte auch der Journalist Willy Hajek. Das
geht über die FAU hinaus. Er verwies darauf, dass bei den
Betriebsratswahlen im Daimler-Werk in Berlin-Marienfelde neben
der offiziellen IG-Metall-Liste oppositionelle Gewerkschafter
unter dem Namen Alternative zur Wahl antreten. Bisher konnte ihr
Ausschluss aus der IG-Metall verhindert werden. Auch hier müsse
der Kampf um Organisationsfreiheit geführt werden.
„Ob sich die Kollegen in einer
DGB-Gewerkschaft, der FAU oder einer anderen Gewerkschaft
organisieren, ist deren Sache. Wir müssen für ihre
Organisationsfreiheit eintreten“, dieser Aufruf aus dem Publikum
war bei der Veranstaltung weitgehend Konsens.
Dass bedeutet eben nicht, dass man
ein bestimmtes Gewerkschaftskonzept favorisieren muss, aber es
muss ohne Repression diskutiert und praktiziert werden können.
Auch im Kino Babylon in Berlin-Mitte, wo die aktuelle
Auseinandersetzung begonnen hat. Dass sie noch nicht zu Ende
ist, machte der dortige Betriebsrat Andras Heinze deutlich. Der
mit der Dienstleistungsgewerkschaft verdi abgeschlossene
Tarifvertrag würde für die Teilzeitbeschäftigte, die die große
Mehrheit der Beschäftigten stellen, gar nicht gelte. Zudem sei
für die Berlinale im Kino Babylon extra spezielles Personal
angestellt worden. Aus Angst vor Belegschaftsprotesten? Die wird
es auf jeden Fall geben. Für den 20.Februar ist schon eine
Demonstration angemeldet, die die Beschäftiungsverhältnisse
hinter Glanz und Glamour zum Thema haben wird.
Editorische
Anmerkungen
Den Artikel
spiegelten wir bei Indymedia, wo er am 31.1.2010 erschien.
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