Betrieb & Gewerkschaft

Solidarität mit der FAU

von "lesenderarbeiter"

02/10

trend
onlinezeitung

Auf einem Workshop in Berlin setzten sich auch gewerkschaftliche Linke, die den DGB zum Bezugspunkt nehmen, für Organisationsfreiheit der Berliner FAU ein.
Weitere Aktionen sind angekündigt.

„Gegen den unfairen Bann der FAU-Berlin“, heißt es auf einem Transparent, dass ArbeiterInnen in Bangladesh am vergangenen Freitag getragen haben. In insgesamt 15 Ländern auf allen Kontinenten wurde am 29. und 30 Januar gegen die gewerkschaftlichen Einschränkungen gegen die anarchosyndikalistische Organisation protestiert. Auf einem gut besuchten Workshop in Berlin erläuterte Holger Marcks von der FAU die Hintergründe. Im Zuge des Arbeitskampfes im Kino Babylon Mitte seien seiner Organisation zunächst Arbeitskampfmaßnahmen gerichtlich untersagt und schließlich das Recht abgesprochen worden, sich als "Gewerkschaft" zu bezeichnen. Mittlerweile habe die Geschäftsführung des Kinos Strafantrag gegen die FAU Berlin gestellt, weil sie angeblich gegen die Unterlassung verstoßen habe. „Menschen sind akut von Haft bedroht, nur weil sie angeblich das Wort 'Gewerkschaft' auch nur sinngemäß in den Mund genommen haben sollen“, so Marcks.

Für Organisationsfreiheit

„Diese Maßregelungen ist ein Angriff auf die Organisationsfreiheit aller Gewerkschaftler“, meinte Jochen Gester vom Arbeitskreis Internationalismus der Berliner IG-Metall. Der AK gehört ebenso wie das Forum, Betrieb, Gewerkschaft und soziale Bewegungen in Berlin zu den Mitunterzeichnern eines Solidaritätsaufrufes mit der FAU. Beide Organisationen gehören zur DGB-Linken und es ist tatsächlich ein Fortschritt, dass hier erste Ansätze einer Solidarität über Gewerkschaftsgrenzen entsteht.

Auch der emeritierte Politologe Bodo Zeuner setzte sich für die Organisationsfreiheit der FAU aus, ohne deren Gewerkschaftskonzept zu teilen. Er plädierte für einen erweiterten Solidaritätsbegriff, der auch mit dem DGB konkurrierende Organisationen einschließt, rief aber auch dazu auf, die Entwicklungen innerhalb des DGB genau zu beobachten.

Zeuner gab einen kurzen Einblick in die Gewerkschaftgeschichte, wo oft eine sehr enge Solidarität geübt wurde. Dass hieß zum Beispiel, dass der traditionsreiche Druckerverband sich lange dagegen wehrte, auch Frauen aufzunehmen und die Anzahl der Auszubildenden streng reglementieren wollte. In der Abwehr von LeiharbeiterInnen oder Lohnabhängigen aus anderen Ländern findet sich diese soziologisch exclusive Solidarität genannte Praxis wieder. Demgegegenüber ist eine Solidarität über Gewerkschaftsgrenzen nötig und möglich, meinte auch der Journalist Willy Hajek. Das geht über die FAU hinaus. Er verwies darauf, dass bei den Betriebsratswahlen im Daimler-Werk in Berlin-Marienfelde neben der offiziellen IG-Metall-Liste oppositionelle Gewerkschafter unter dem Namen Alternative zur Wahl antreten. Bisher konnte ihr Ausschluss aus der IG-Metall verhindert werden. Auch hier müsse der Kampf um Organisationsfreiheit geführt werden.

„Ob sich die Kollegen in einer DGB-Gewerkschaft, der FAU oder einer anderen Gewerkschaft organisieren, ist deren Sache. Wir müssen für ihre Organisationsfreiheit eintreten“, dieser Aufruf aus dem Publikum war bei der Veranstaltung weitgehend Konsens.

Dass bedeutet eben nicht, dass man ein bestimmtes Gewerkschaftskonzept favorisieren muss, aber es muss ohne Repression diskutiert und praktiziert werden können. Auch im Kino Babylon in Berlin-Mitte, wo die aktuelle Auseinandersetzung begonnen hat. Dass sie noch nicht zu Ende ist, machte der dortige Betriebsrat Andras Heinze deutlich. Der mit der Dienstleistungsgewerkschaft verdi abgeschlossene Tarifvertrag würde für die Teilzeitbeschäftigte, die die große Mehrheit der Beschäftigten stellen, gar nicht gelte. Zudem sei für die Berlinale im Kino Babylon extra spezielles Personal angestellt worden. Aus Angst vor Belegschaftsprotesten? Die wird es auf jeden Fall geben. Für den 20.Februar ist schon eine Demonstration angemeldet, die die Beschäftiungsverhältnisse hinter Glanz und Glamour zum Thema haben wird.

Editorische Anmerkungen

Den Artikel spiegelten wir bei Indymedia, wo er am 31.1.2010 erschien.