Am 13.2. hat die Linke in
Dresden mit der Verhinderung des Neonaziaufmarsches einen
realen und nicht nur, wie beispielsweise bei den Blockaden
in Heiligendamm im Jahr 2007, einen symbolischen Erfolg
errungen.
Der rechte Aufmarsch in Dresden war in den letzten Jahren der
zentrale Termin in ihrer politischen Agenda. Denn viele andere
langjährige Aktionen, wie der Rudolf-Hess-Gedenkmarsch, waren
durch die antifaschistischen Proteste und die darauf
reagierenden staatlichen Maßnahmen nicht mehr durchführbar.
Während in Berlin schon am 8.Mai 2005 ein Bündnis aus
Antifaschisten und Zivilgesellschaft einen Neonaziaufmarsch
durch Blockaden verhinderte, konnten die Rechten bis zum
vergangenen Samstag in Dresden marschieren. Denn die politisch
Verantwortlichen hatten bisher mit ihrem Agieren gegen „linke
und rechte Extremisten“ in Wirklichkeit den Rechten den Rücken
freigehalten. Zudem wird das Anliegen des rechten Aufmarsches,
die Dresdner Bevölkerung als wahre Opfer des 2.Weltkrieges zu
stilisieren, auch von Teilen der Dresdner Bevölkerung geteilt,
die sich nicht öffentlich auf der rechten Demo zeigen würden.
Diese Gemengelage hat dazu geführt, dass bisher in Dresden die
Antifaschisten als größere Gefahr als die Rechten gesehen
wurden. Das war das Klima, in denen die Nazis marschieren
konnten und die Linken isoliert waren.
Linke
und Teile der Zivilgesellschaft
Dass
sich in diesem Jahr der Wind gedreht hat, liegt an dem Bündnis
zwischen der größten Teil der aktiven antifaschistischen Szene
und Teilen der Dresdner Zivilgesellschaft, die sich nicht länger
mit symbolischen Aktionen a la Friedensgebeten und
Menschenketten begnügen wollten.
Diese Aktionen haben den
Naziaufmarsch nicht verhindert und das war auch gar nicht ihr
Ziel. Die politisch Verantwortlichen von Dresden haben sich noch
in der letzten Woche mit dem Verbot des rechten Aufmarsches,
das juristisch so gehalten war, dass es nach der einschlägigen
Rechtssprechung nur abgelehnt werden konnte, blamiert. Dass die
Rechten nicht marschieren konnten, ist allein den aktiven
Gegendemonstranten zu verdanken.
Mit dem Blockadekonzept wurde eine Aktionsform gefunden, auf die
sich alle Akteure einigen konnten. Als die Polizei vor mehr als
3 Wochen mit Razzien und der Beschlagnahme von
Mobilisierungsmaterialen auf den Blockadeaufruf reagierte, hatte
das fragile Bündnis seine entscheidende Bewährungsprobe zu
bestehen. Schnell zeigte sich, dass sich aus dem Bündnis niemand
distanzierte. Vielmehr war die Bereitschaft nun erst recht den
Rechten entgegenzutreten, noch gewachsen.
Nur auf dieser Grundlage war der Erfolg vom Samstag möglich.
Eine Blockade nur aus Antifas und radikalen Linken wäre von der
Polizei garantiert geräumt worden. Aber alte Frauen, Menschen
mit Gewerkschaftsfahnen und Mandatsträger verschiedener Parteien
abzuräumen, damit die Nazis marschieren können, das war für die
Staatsapparaten ein zu hoher Preis.
Für die Linke sollte die Lehre aus Dresden sein, dass solche
Bündnisse für die Durchsetzung ganz konkreter Ziele häufiger
angestrebt werden sollte. Das bedeutet nicht, dass die
Bündnispartner die Position der Linken akzeptieren müssen.
Gegen
jede Totalitarismustheorie
Konkret
für Dresden war es nicht nötig, eine einheitliche Meinung über
die Sinnhaftigkeit der alliierten Bombardements zu haben, um
sich den Nazis entgegen zu stellen. Das bedeutet natürlich
nicht, dass man in dem Bündnis aufgeht und dass man die
Bündnispartner nicht kritisieren darf. Wie nötig eine
inhaltliche Auseinandersetzung ist, zeigte sich noch wenige Tage
vor dem Dresdener Aufmarsch. Da erweist sich Christian Demuth
von dem zivilgesellschaftlichen Verein „Bürger.Courage e.V.“ als
Nachbeter der sächsischen Totalitarismustheorie, die besagt,
dass man die Nazis nicht kritisieren kann, ohne sich nicht
mindestens genau so vehement von der DDR zu distanzieren.
So
wurde Demuth in einem Interview mit der Taz im Zusammenhang mit
der alliierten Bombardierung Dresdens folgendermaßen zitiert: „
Die DDR
hatte die Propaganda aus dem Goebbels-Ministerium im Grunde
dankbar aufgenommen, um gegen die angloamerikanischen
Imperialisten Stimmung machen zu können.“
Dass die DDR die
alliierten Bombardements auf Dresden im kalten Krieg
instrumentalisieren ist bekannt und beschämend. Zu behaupten,
sie hätten dabei die Goebbels-Propaganda fortgesetzt ist eine
Geschichtsfälschung, die man auch bei Personen nicht durchgehen
lassen sollte, mit denen man gemeinsam gegen die Nazis auf die
Straße geht.
Editorische
Anmerkungen
Den Artikel
erhielten wir vom Autor.
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