Betrieb & Gewerkschaft
TEKEL-Streik 67. Tag - Die
Unterstützung für den Widerstand wächst
von N.N.
02/10
trend
onlinezeitung
8300 ArbeiterInnen aus der
TEKEL-Tabakindustrie, deren Fabriken geschlossen wurden, wollen
ihren Rechten entsprechend in anderen öffentlichen Institutionen
arbeiten.Der Widerstand, der mit diesem
Hintergrund begonnen wurde, erreichte gestern Freitag19. Februar 2010) den 67. Tag.
Die Forderung der ArbeiterInnen
ist nicht Arbeit nach dem 4-C Paragraphen des
StaatsbeamtInnengesetzes mit dem Titel "temporäres Personal",
welcher den ArbeiterInnen das Recht auf Kollektivvertrag und
Streik nimmt, Löhne und Entschädigungen senkt und keine
Arbeitsgarantie für das nächste Jahr bietet, sondern sie fordern
Arbeit in anderen staatlichen Betrieben nach dem Arbeitsrecht.
Die Regierung hingegen, bot den
ArbeiterInnen über den gesamten Zeitraum hindurchnur Verbesserungen an, während sie keine grundlegenden
Änderungen des 4-C vornahm. Dazu gehören Anhänge wie die
Verbesserung der Löhne, Anhebung der Arbeitsdauer auf 11 Monate
und Urlaubszeit auf 22 Tage, sowie Abfindungen.
Die ArbeiterInnen akzeptieren jedoch den 4-C unter keinen
Umständen.
Die ArbeiterInnen, die ihren Widerstand vor der Türk-Is Zentrale
in Zelten fortsetzen, trafen gestern ihre Vorbereitungen für die
heutige Solidaritätsaktion der Gewerkschaften KESK, DISK,
TÜRK-IS und KAMU-SEN. Bereits gestern früh trafen Familien der
ArbeiterInnen und ArbeiterInnen aus anderen Städten in kleinen
Gruppen in Ankara ein.
Die ArbeiterInnen bekräftigten noch einmal, dass der Kampf nicht
nur die TEKEL-ArbeiterInnen etwas angehe, sondern dass sie von
allen, die Zukunftszweifel hätten, Unterstützung erwarten.
Die Unterstüztung und Aktion der Revolutionären
ArbeiterInnenbewegung vor Ort geht weiter. Zwei Tage lang
verteilten die Mitglieder der Bewegung Flugblätter mit dem Titel
"Tekel ArbeiterIn! Diese Geschichte ist Deine! Diese Geschichte
ist unsere! Diese Geschichte ist jene der widerstandleistenden
ArbeiterInnenklasse!"
Bei den ArbeiterInnen, die vor allem in den Abendstunden in
ihren Zelten besucht wurden, fanden die Flugblätter großes
Interesse. Sie verlasen selbst die Flugblätter, in denen die
Widerstandsgeschichte der TEKEL-ArbeiterInnen aufgearbeitet
wurde. Es wurden in den letzten beiden Tagen 400 Flugblätter
verteilt und die Aktion wird heute fortgesetzt.
Besuch von KünstlerInnen
Die Schauspieler Tarik Akan und Rutkay Aziz kamen zur TÜRK-IS
Zentrale und führten ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der TEK
GIDA-IS.Anschließend wandte sich Tarik
Akan mit eine Rede an die ArbeiterInnen. Er sagte: "Ich möchte
mich im Namen meines Landes bei Euch bedanken".
Akan, der erklärte,
dass die ArbeiterInnen an etwas erinnern, was bereits in
Vergessenheit geraten sei, sagte weiter: "Eine unorganisierte
Gesellschaft ist keine Gesellschaft, ein/e Arbeiter/in, der oder
die keine Organisation oder Gewerkschaft hat, ist ebenfalls
kein/e Arbeiter/in. Ich danke Euch, dass ihr uns daran erinnert
habt."
Tarik Akan betonte, dass die
Türkei schwierige Zeiten hinter sich hat und gab an, dass die
Republik Türkei zu viele ihrer Menschen, die an die Demokratie
glauben, geopfert hat. Akan bekräftigte seinen Glauben daran,
dass der Kampf eines Tages zum Erfolg führen wird.
Rutkay Aziz brachte zum Ausdruck, dass der Kampf der
TEKEL-ArbeiterInnen ein Kampf für Brot und Freiheit sei und die
ArbeiterInnen seit 67 Tagen sehr bedeutende Seiten in der
Geschichte der ArbeiterInnenklasse geschrieben hätten. Er
erklärte, dass die TEKEL-ArbeiterInnen mit ihrem Kampf gegen
Ungerechtigkeit in die Geschichte der ArbeiterInnenklasse
eingegangen sei und sagte in Solidarität mit den ArbeiterInnen
seine Teilnahme an der heutigen Aktion in Ankara zu. "Euer Weg
zur Erlangung eurer Rechte, Euer/unser Weg zur Freiheit,
Demokratie und zum Frieden soll offenstehen", so Rutkay.
Anschließend begaben sich die beiden Schauspieler in die
Streikzelte, um sich mit den ArbeiterInnen zu unterhalten.
Gestern Nachmittag sangen die MusikerInnen Tolga Sag und Pinar
Sag gemeinsam Lieder mit den ArbeiterInnen. In einer Rede
erklärte Pinar Sag, dass die TEKEL-ArbeiterInnen für die Zukunft
ihrer Kinder kämpfen, und dass sie als KünstlerInnen immer auf
der Seite der Arbeiterinnen stehen werden. Sie brachte zum
Ausdruck, dass auch sie aufgrund ihrer Ansichten Repression
ausgesetzt ist, und dass der Kampf für Meinungsfreiheit,
Menschenrechte und die Rechte der ArbeiterInnen weitergehen
wird.
Einem Beschluss zufolge haben gestern auch in den Städten
Antalya, Izmir, Bursa, Adana, Denizli und Kirklareli einige
Gewerkschaften, demokratische Massenorganisationen und
politische Parteien Sitzstreiks abgehalten und Presseerklärungen
verlesen. Bei ihren Presseerklärungen richteten sie
Solidaritätsbotschaften an den TEKEL-Widerstand. Außerdem
machten sich Familienmitglieder und zahlreiche demokratische
Massenorganisationen, sowie Gewerkschaftsmitglieder aus Kocaeli,
Samsun, Hakkari und Istanbul gestern auf den Weg nach Ankara, um
den heutigen Sitzstreik zu unterstützen.
Im folgenden das Programm für die heutigen Aktionnen in
Ankara:
Die KAMU-SEN und TÜRK-IS
Mitglieder werden sich mit ihren Fahrzeugen beim Hypodrom
treffen.
Die Mitglieder der
DISK/Genel-Is, werden sich vor der Gewerkschaftsabteilung in
der Süleyman Sirri Sokak versammeln und von dort aus
marschieren.
Die Mitglieder der KESK und
der DISK werden sich mit den anderen demokratischen
Massenorganisationen im Kurtulus-Park versammeln.
Versammlungszeit an allen
Treffpunkt ist 10.00 Uhr.
Die Demonstration in Richtung
Sakarya-Straße wird um 11.00 Uhr beginnen.
Am Sakarya-Platz wird um 12.00
Uhr eine Presseerklärung verlesen und ein eintägiger
Sitzstreik beginnen.
Von 20.-21. Februar wird ein
eintägiger Sitzstreik abgehalten.
Drohungen vom Gouverneur in
Ankara
Die Konföderationen wurden im
Zusammenhang mit der heutigen Solidaritätsaktion vom Gouverneur
in Ankara bedroht. Dieser behauptete, dass die Aktion
gesetzeswidrig sei und erklärte: "Die Konföderationen werden für
jeglichen Vorfall und Schaden, der am Aktionsort eintreten
könnte die Verantwortung tragen".
DISK-Vorsitzender Süleyman Celebi
antwortete darauf: "Der Angriff richtet sich nicht nur gegen die
TEKEL-ArbeiterInnen. Er richtet sich gegen die Jugendlichen,
PensionistInnen, gegen alle Schichten der ArbeiterInnen sowie
gegen Arbeitslose. Sie haben eine Waffe in der Hand und wollen
uns sagen 'Verhaltet Euch ruhig, wir geben so und soviel Lohn,
es gibt noch Millionen hungriger Menschen'. Sie glauben, dass
sie uns mit Hunger und Arbeistlosigkeit zur Vernunft bringen und
durch Drohungen und Repression einschüchtern können. Wir werden
uns nicht einschüchtern lassen, uns ergeben oder in die Knie
zwingen lassen..."
Editorische
Anmerkungen
Der Artikel
wurde von Indymedia gespiegelt, wo er am 19.2.2010 erschien