Inwieweit treffen die
Hetztiraden gegen Arbeitslosigkeit zu? Überhaupt nicht. Es
handelt sich nicht um Arbeitslosigkeit, sondern um
Lohnarbeitslosigkeit. Hier wird vermischt, um zu erreichen
das sich die ganze Gesellschaft im wesentlichen die
Betrachtung und Argumentation des Kapitals zu eigen macht.
Arbeit, die nicht der Ausbeutung unterworfen ist, zählt
nicht. Sie ist in deutscher Wirtschaft nichts wert. So ist
die Angst der Kapitale, dass alle dem Aufruf der
Arbeiterführer aller Farben folgten und Lohnarbeitslose und
Hartz IV-Empfänger sich aufmachten und die „angedrohte“
Arbeit einforderten.
Unabhängig davon, dass sie es nicht einmal organisieren könnten,
wer alles müsste befürchten, dass ihm die Lohn „abhanden käme“
und er als Lohnarbeitsloser weiter machen müsste.
Sind 4 Mio. Lohnarbeitslose nicht Beleg genug,
dass sie Arbeit nicht organisieren
können.
Wenn 1
Million ArbeiterInnen sofort eingesetzt werden müssten? Dann
wären da immer noch 3 Millionen. Sollen Sie doch sagen,
wo die Leute arbeiten sollen und warten wir doch mal die Antwort
der IHK und Handwerkskammern ab.
Dass es sich um Lohnarbeit handeln
muss und nicht um Arbeit, erfuhr ich selbst, als ich auf
„unserem“ Wohnhausparkplatz das Eis zerkleinerte, um die Flächen
rutsch frei zu machen. Ich selbst habe kein Auto oder sonstiges
maschinengetriebenes Fahrzeug.
Es kam
ein Nachbar und fragte : Warum machst du das, bist du blöde?
Ohne seine Frage vollständig zu beantworten, sagte ich "Aus
Langeweile!" Er nahm den Besen, den ich mitgebracht hatte, und
fing auch an zu arbeiten, dabei hetzte er immer weiter, dass wir
es doch nicht machen sollten, da wir es doch sowieso mit den
Nebenkosten bezahlten. Er gab mir dann Recht, als ich sagte,
dass es doch ein wenig glatt und damit auch gefährlich für uns
sei, obwohl wir zahlten. Wir machten meckernd eine Weile weiter,
ich holte dann einen Fotoapparat, und wir machten Bilder unserer
Arbeit. Dann verabredeten wir uns, einen Brief zu schreiben, den
wir dem Vermieter schicken, wo wir ihm sagen, dass wir die 11
Euro für Schneeräumen Einbehalten. Als Beleg ein Bild.
Obwohl
dieser Nachbar schon ein halbes
Jahr hier wohnt, haben wir uns nicht gekannt, und durch so eine
„banale“ Situation haben wir uns nicht nur kennen gelernt, wir
haben auch gleich etwas ins “Rollen“ gebracht.
Da wir
hier keine Ware produziert haben und auch keine Dienstleistung
erbracht haben die zu verkaufen wäre, kann kein Wert zugeordnet
werden. (Im übrigen holt die ARGE die 11 Euro gleich wieder ab,
wenn wir damit durchkommen)
Zurück
zu der Hetze: Es erstaunt doch sehr, dass es auf die
„Arbeitslosen“ geht. Die Lohnarbeitslosigkeit ist doch ein
Ergebnis.
Wenn die Bahn die Züge entgleisen lässt,
wird dann auf die Zugreisenden gehetzt? Nein, dann ist alles
andere „Schuld“, nicht die Reisenden, nicht mal die
Schwarzfahrer oder die, die die billigsten Karten haben.
Wenn
eine Trebühne in einem Stadion zusammenbricht, wird dann auf den
Zuschauer gehetzt? Nein,dann ist alles andere „Schuld“ usw.
Wenn
35000 Firmen jedes Jahr Pleite gehen,ist das der
kapitalistischen Konkurrenz geschuldet oder den Lohnarbeitern?
Das
Kapital tut alles, um die Lohnarbeit loszuwerden - Lohnsenkung
bis zur Kündigung.
In der
Autoindustrie ist gerade verabredet worden, dass es ausreicht,
dass jemand seinen Lohnarbeitsplatz behält, wenn er jedes Jahr
10 % mehr leistet. Dafür gibt es dann einmalig ca.300 Euro,
einmalig!
Wenn
genau das passiert ist, was sich fast alle wünschen, vor allem
Kapitale, nämlich, dass die Lohnarbeiter weniger werden, dann
wird von allen Seiten auf sie gehetzt, ohne die Verursachung zu
benennen.
Dass
Koch, Rüttgers und Konsorten hetzen, ist nicht schlimm, das ist
ihr Job als Kapitalknechte, dass KlassenkameradInnen dasselbe
Argument benutzen, macht fertig. Das ist zwar durchaus
verständlich, macht dennoch fertig. Der Lohnarbeitslose ist ihr
Spiegel, sie wissen genau, dass
dann die Reproduktion nicht mehr gesichert ist. Das ist es womit
das Kapital droht um Gefügigkeit und Lohnsenkung durchzusetzen.
Auch von daher ist es nötig, dass es aufhört mit dem Jammern und
moralisch zu argumentieren, es gilt deutlich machen, dass es
nicht nur um Geld geht.
Wie
was organisiert werden kann, können wir am 20.03.2010 in Essen
bereden. Ich bring den Besen mit.
Editorische
Anmerkungen
Den Artikel
erhielten wir vom Autor.
http://krisendemonrw.wordpress.com
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Zwingen wir die Profiteure zur
Kasse!
Die Krise des
Kapitalismus ist nicht vorbei. Prekär Beschäftigte,
MigrantInnen und ihre Familien traf es zuerst. Nun
beginnen die Massenentlassungen. Die Krise darf aber
nicht aus den Taschen von uns Lohnabhängigen,
Erwerbslosen, Jugendlichen und RentnerInnen bezahlt
werden! Wir sind nicht für diese Krise verantwortlich.
Ganz im Gegenteil: Wir sind diejenigen, die Tag für Tag
durch unsere Arbeit den Reichtum dieser Gesellschaft
schaffen. Dieser Reichtum kommt aber nicht uns zugute.
Wir sind diejenigen, die tagtäglich der Gefahr von
Erwerbslosigkeit und Armut ausgesetzt sind. In den
letzten Jahren hat die Politik immer wieder
Unternehmenssteuern gesenkt und Massensteuern erhöht.
Der Höhepunkt dieser Politik waren die
milliardenschweren Finanzpakete für die Banken. Wir
brauchen jetzt eine genau umgekehrte Politik. Dafür ist
Druck von der Straße nötig!
Am 20. März setzen
wir mit unserer Demonstration ein Zeichen des Protests
gegen die Last, die uns Lohnabhängigen, Erwerbslosen,
RentnerInnen, Jugendlichen und MigrantInnen aufgebürdet
wird.
Im Laufe dieses
Jahres wird uns die Krise mit voller Wucht treffen.
Mittels Leiharbeit, Hartz IV und Studiengebühren sollen
wir für diese Krise zahlen. Viele andere Maßnahmen
kommen hinzu, andere sind geplant. So gibt es
Überlegungen die Lebensmittel demnächst voll zu
besteuern. Den Kommunen werden die Gelder gestrichen,
Massenentlassungen, auch von Stammbelegschaften,
beginnen. Hunderttausende LeiharbeiterInnen sind bereits
entlassen. Zudem treibt die Regierung den Sozialabbau
immer weiter voran. Nach der „Rente mit 67“ ist die
geplante Einführung der Kopfpauschale in der
Krankenversicherung die Fortsetzung der Angriffe der
letzten Jahre.
Dagegen müssen wir
einen breiten Widerstand organisieren!
Nicht wir –
Lohnabhängige, Erwerbslose, RentnerInnen und Jugendliche
– werden diese Krise bezahlen! Wir zwingen die
Profiteure zur Kasse. Dazu ist der Streik – auch der
politische – ein mächtiges Mittel, denn ohne unsere
Arbeit gibt es gar keine Profite.
Wir fordern:
-
Entlassungsverbot
- Unbefristete
Übernahme aller LeiharbeiterInnen und Befristeten zu
gleichen Tariflöhnen
- Hartz IV
abschaffen – übergangsweise 500€ Grundsicherung
- Rente ab 60
statt „Rente mit 67“
- Eine Schule für
Alle – mit kleineren Klassen und mehr Lehrern
- Studiengebühren
abschaffen – Bachelor/Master System reformieren
-
Ausbildungsplätze für alle – Übernahme aller
Auszubildenden im erlernten Beruf
- 30 Stunden
Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich
- Gesetzlicher
Mindestlohn von 10 €
- Abzug aller
deutschen Truppen aus dem Ausland
Die
gewerkschaftlichen und sozialen Kämpfe nehmen an Fahrt
auf: Tausende AutomobilarbeiterInnen kämpfen um Ihre
Arbeitsplätze. GebäudereinigerInnen und ErzieherInnen
gehen auf die Straße, im Juni demonstrierten rund
250.000 SchülerInnen und StudentInnen für bessere
Bildungsbedingungen, im März vergangenen Jahres
protestierten 55.000 Menschen unter dem Motto „Wir
zahlen nicht für Eure Krise“ und mehr als 150.000
Menschen in Kopenhagen und Berlin gegen die
rücksichtslose Ausplünderung unserer Umwelt.
Gleichzeitig mit unserer Demonstration findet in Essen
eine Konferenz der Friedensbewegung statt, mit der wir
uns solidarisieren. Der Krieg ist ein Mittel der
Profiteure, um neue Absatzmärkte zu erobern, Waffen zu
verkaufen und um sich begrenzte Ressourcen zu sichern.
Wir sind erklärte GegnerInnen des Krieges.
Wir zahlen nicht
für Eure Krise – Zwingen wir die Profiteure zur Kasse
Für eine solidarische Gesellschaft ohne Profitlogik!
Kommt zur Demonstration am 20.
März 2010 nach Essen!
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