Wettern gegen Arbeitslose
Notizen zur Demo am 20.03.2010 in Essen

von Peter Djordjevic

02/10

trend
onlinezeitung

Inwieweit treffen die Hetztiraden gegen Arbeitslosigkeit zu? Überhaupt nicht. Es handelt sich nicht um Arbeitslosigkeit, sondern um Lohnarbeitslosigkeit. Hier wird vermischt, um zu erreichen das sich die ganze Gesellschaft im wesentlichen die Betrachtung und Argumentation des Kapitals zu eigen macht. Arbeit, die nicht der Ausbeutung unterworfen ist, zählt nicht. Sie ist in deutscher Wirtschaft nichts wert. So ist die Angst der Kapitale, dass alle dem Aufruf der Arbeiterführer aller Farben folgten und Lohnarbeitslose und Hartz IV-Empfänger sich aufmachten und die „angedrohte“ Arbeit einforderten.

Unabhängig davon, dass sie es nicht einmal organisieren könnten, wer alles müsste befürchten, dass ihm die Lohn „abhanden käme“ und er als Lohnarbeitsloser weiter machen müsste.

Sind 4 Mio. Lohnarbeitslose nicht Beleg genug, dass sie Arbeit nicht organisieren können.

Wenn 1 Million ArbeiterInnen sofort eingesetzt werden müssten? Dann wären da immer noch 3 Millionen. Sollen Sie doch sagen, wo die Leute arbeiten sollen und warten wir doch mal die Antwort der IHK und Handwerkskammern ab.

Dass es sich um Lohnarbeit handeln muss und nicht um Arbeit, erfuhr ich selbst, als ich auf „unserem“ Wohnhausparkplatz das Eis zerkleinerte, um die Flächen rutsch frei zu machen. Ich selbst habe kein Auto oder sonstiges maschinengetriebenes Fahrzeug.

Es kam ein Nachbar und fragte : Warum machst du das, bist du blöde? Ohne seine Frage vollständig zu beantworten, sagte ich "Aus Langeweile!" Er nahm den Besen, den ich mitgebracht hatte, und fing auch an zu arbeiten, dabei hetzte er immer weiter, dass wir es doch nicht machen sollten, da wir es doch sowieso mit den Nebenkosten bezahlten. Er gab mir dann Recht, als ich sagte, dass es doch ein wenig glatt und damit auch gefährlich für uns sei, obwohl wir zahlten. Wir machten meckernd eine Weile weiter, ich holte dann einen Fotoapparat, und wir machten Bilder unserer Arbeit. Dann verabredeten wir uns, einen Brief zu schreiben, den wir dem Vermieter schicken, wo wir ihm sagen, dass wir die 11 Euro für Schneeräumen Einbehalten. Als Beleg ein Bild.

Obwohl dieser Nachbar schon ein halbes Jahr hier wohnt, haben wir uns nicht gekannt, und durch so eine „banale“ Situation haben wir uns nicht nur kennen gelernt, wir haben auch gleich etwas ins “Rollen“ gebracht.

Da wir hier keine Ware produziert haben und auch keine Dienstleistung erbracht haben die zu verkaufen wäre, kann kein Wert zugeordnet werden. (Im übrigen holt die ARGE die 11 Euro gleich wieder ab, wenn wir damit durchkommen)

Zurück zu der Hetze: Es erstaunt doch sehr, dass es auf die „Arbeitslosen“ geht. Die Lohnarbeitslosigkeit ist doch ein Ergebnis.

Wenn die Bahn die Züge entgleisen lässt, wird dann auf die Zugreisenden gehetzt? Nein, dann ist alles andere „Schuld“, nicht die Reisenden, nicht mal die Schwarzfahrer oder die, die die billigsten Karten haben.

Wenn eine Trebühne in einem Stadion zusammenbricht, wird dann auf den Zuschauer gehetzt? Nein,dann ist alles andere „Schuld“ usw.

Wenn 35000 Firmen jedes Jahr Pleite gehen,ist das der kapitalistischen Konkurrenz geschuldet oder den Lohnarbeitern?

Das Kapital tut alles, um die Lohnarbeit loszuwerden - Lohnsenkung bis zur Kündigung.

In der Autoindustrie ist gerade verabredet worden, dass es ausreicht, dass jemand seinen Lohnarbeitsplatz behält, wenn er jedes Jahr 10 % mehr leistet. Dafür gibt es dann einmalig ca.300 Euro, einmalig!

Wenn genau das passiert ist, was sich fast alle wünschen, vor allem Kapitale, nämlich, dass die Lohnarbeiter weniger werden, dann wird von allen Seiten auf sie gehetzt, ohne die Verursachung zu benennen.

Dass Koch, Rüttgers und Konsorten hetzen, ist nicht schlimm, das ist ihr Job als Kapitalknechte, dass KlassenkameradInnen dasselbe Argument benutzen, macht fertig. Das ist zwar durchaus verständlich, macht dennoch fertig. Der Lohnarbeitslose ist ihr Spiegel, sie wissen genau, dass dann die Reproduktion nicht mehr gesichert ist. Das ist es womit das Kapital droht um Gefügigkeit und Lohnsenkung durchzusetzen. Auch von daher ist es nötig, dass es aufhört mit dem Jammern und moralisch zu argumentieren, es gilt deutlich machen, dass es nicht nur um Geld geht.

Wie was organisiert werden kann, können wir am 20.03.2010 in Essen bereden. Ich bring den Besen mit.

Editorische Anmerkungen

Den Artikel erhielten wir vom Autor.



http://krisendemonrw.wordpress.com

Zwingen wir die Profiteure zur Kasse!

Die Krise des Kapitalismus ist nicht vorbei. Prekär Beschäftigte, MigrantInnen und ihre Familien traf es zuerst. Nun beginnen die Massenentlassungen. Die Krise darf aber nicht aus den Taschen von uns Lohnabhängigen, Erwerbslosen, Jugendlichen und RentnerInnen bezahlt werden! Wir sind nicht für diese Krise verantwortlich. Ganz im Gegenteil: Wir sind diejenigen, die Tag für Tag durch unsere Arbeit den Reichtum dieser Gesellschaft schaffen. Dieser Reichtum kommt aber nicht uns zugute. Wir sind diejenigen, die tagtäglich der Gefahr von Erwerbslosigkeit und Armut ausgesetzt sind. In den letzten Jahren hat die Politik immer wieder Unternehmenssteuern gesenkt und Massensteuern erhöht. Der Höhepunkt dieser Politik waren die milliardenschweren Finanzpakete für die Banken. Wir brauchen jetzt eine genau umgekehrte Politik. Dafür ist Druck von der Straße nötig!

Am 20. März setzen wir mit unserer Demonstration ein Zeichen des Protests gegen die Last, die uns Lohnabhängigen, Erwerbslosen, RentnerInnen, Jugendlichen und MigrantInnen aufgebürdet wird.

Im Laufe dieses Jahres wird uns die Krise mit voller Wucht treffen. Mittels Leiharbeit, Hartz IV und Studiengebühren sollen wir für diese Krise zahlen. Viele andere Maßnahmen kommen hinzu, andere sind geplant. So gibt es Überlegungen die Lebensmittel demnächst voll zu besteuern. Den Kommunen werden die Gelder gestrichen, Massenentlassungen, auch von Stammbelegschaften, beginnen. Hunderttausende LeiharbeiterInnen sind bereits entlassen. Zudem treibt die Regierung den Sozialabbau immer weiter voran. Nach der „Rente mit 67“ ist die geplante Einführung der Kopfpauschale in der Krankenversicherung die Fortsetzung der Angriffe der letzten Jahre.

Dagegen müssen wir einen breiten Widerstand organisieren!

Nicht wir – Lohnabhängige, Erwerbslose, RentnerInnen und Jugendliche – werden diese Krise bezahlen! Wir zwingen die Profiteure zur Kasse. Dazu ist der Streik – auch der politische – ein mächtiges Mittel, denn ohne unsere Arbeit gibt es gar keine Profite.

Wir fordern:

  • Entlassungsverbot
  • Unbefristete Übernahme aller LeiharbeiterInnen und Befristeten zu gleichen Tariflöhnen
  • Hartz IV abschaffen – übergangsweise 500€ Grundsicherung
  • Rente ab 60 statt „Rente mit 67“
  • Eine Schule für Alle – mit kleineren Klassen und mehr Lehrern
  • Studiengebühren abschaffen – Bachelor/Master System reformieren
  • Ausbildungsplätze für alle – Übernahme aller Auszubildenden im erlernten Beruf
  • 30 Stunden Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich
  • Gesetzlicher Mindestlohn von 10 €
  • Abzug aller deutschen Truppen aus dem Ausland

Die gewerkschaftlichen und sozialen Kämpfe nehmen an Fahrt auf: Tausende AutomobilarbeiterInnen kämpfen um Ihre Arbeitsplätze. GebäudereinigerInnen und ErzieherInnen gehen auf die Straße, im Juni demonstrierten rund 250.000 SchülerInnen und StudentInnen für bessere Bildungsbedingungen, im März vergangenen Jahres protestierten 55.000 Menschen unter dem Motto „Wir zahlen nicht für Eure Krise“ und mehr als 150.000 Menschen in Kopenhagen und Berlin gegen die rücksichtslose Ausplünderung unserer Umwelt. Gleichzeitig mit unserer Demonstration findet in Essen eine Konferenz der Friedensbewegung statt, mit der wir uns solidarisieren. Der Krieg ist ein Mittel der Profiteure, um neue Absatzmärkte zu erobern, Waffen zu verkaufen und um sich begrenzte Ressourcen zu sichern. Wir sind erklärte GegnerInnen des Krieges.

Wir zahlen nicht für Eure Krise – Zwingen wir die Profiteure zur Kasse
Für eine solidarische Gesellschaft ohne Profitlogik!
Kommt zur Demonstration am 20. März 2010 nach Essen!