Pressemitteilung vom 31.1.2012
Unterricht wie in Kriegszeiten

LSV NRW solidarisch mit griechischen Schülern

02/12

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In vielen Dörfern und Kleinstädten in Griechenland läuft der Unterricht inzwischen wie unter den Bedingungen im 2. Weltkrieg: Die Schulbusse kommen nicht mehr, Bücher fehlen, Eltern müssen Öl kaufen, damit die Öfen in den Schule geheizt werden können. Die Landesschülervertretung Nordrhein-Westfalen (LSV-NRW) verurteilt, dass die „griechische Krise“ nun auch auf dem Rücken der Schulkinder ausgetragen wird. Sie fordert, dass die Schulen wieder so betrieben werden, dass ein Unterricht wie in Friedenszeiten gewährleistet ist. Hannah Gnech vom LSV-Vorstand: „Im Unterricht wird in unseren Schulen vielfach über die ‚Euro-Krise’ und die Probleme insbesondere in Griechenland gesprochen. Dabei geht es in der Regel um die Sicherheit für die Banken, die ihre Einlagen gefährdet sehen. Es geht um den Bestand oder den Zerfall der Euro-Zone. Es ist unsere Aufgabe, auf die Situation in den griechischen Schulen hinzuweisen. Das ist nicht nur eine Frage der Informationsvermittlung. Es geht auch um Handlungsstrategien. Und es geht um solidarisches Handeln!“

Aus Azalas auf der Insel Naxos war der LSV berichtet worden: „Morgens war es im Januar fast stets um die 5°, aber wir haben auch bis zu 2° gesehen; das bedeutet dann natürlich Frost auf den Bergen. Die Kinder hatten schon einmal schneefrei und einmal “frostfrei”, weil der Bus nicht kommen konnte. Das ist allerdings nichts gegen die Temperaturen auf dem griechischen Festland. Im Nord- und Mittelgriechenland sowie auch im Peloponnes lagen die Temperaturen oft um die -10°C, und in Florina ganz im Norden Griechenlands sind sie einen Monat lang gar nicht über Null gestiegen mit einer Tiefsttemperatur von -25°C vor ein paar Tagen!“

Die Eltern ärgern sich, weil sie aus dem „reichen Europa“ abfällige Kommentare über „die verwöhnten Griechen“ lesen konnten, die sich darüber beschweren würden, dass das Heizöl so viel teurer geworden sei. Inzwischen sei es aber so, dass sehr viele Leute gar kein Öl mehr kaufen können. Weiter heißt es: „Auch die Schulen haben kein Geld mehr für die Heizung, so dass das Öl von den Eltern gekauft werden muss. Aber auch die Heizung funktioniert so schlecht, dass die Kinder oft die Anoraks anlassen müssen, und oft ist ihnen trotzdem so kalt, dass sie kaum schreiben können; das ist keine Erfindung, sondern es ist unserer Tochter Irini tatsächlich so ergangen, und bei Angeliki funktioniert die Heizung im Klassenraum ebenfalls kaum, das heißt dass es dann im Klassenraum unter 10°C ist (die Tragaía ist einer der kältesten Flecken von Naxos).“

Auch an Schulbüchern mangelt es: Bis Weihnachten hatten die Kinder der Grundschule nur etwa die Hälfte ihrer Schulbücher. Das Spardiktat der Sparkommissare schlägt durch. Aus dem Brief der Eltern: „Aber die Regierung hat schlauerweise im Haushalt dieses Jahres die für die laufenden Ausgaben der Grundschulen vorgesehenen Gelder um 83% gesenkt. Merkwürdigerweise sind die vorhergesehenen Einnahmen aus der Verfolgung der Steuerhinterzieher im großen Maßstab mit 0,0 € veranschlagt worden…“ Die griechischen Nachrichten berichten ab und zu, dass die Schüler inzwischen teilweise auch unter schlechter Ernährung leiden; in Nordgriechenland versuchen manche Schulen Gelder für eine Verpflegung der Kinder in der Schule aufzutreiben, da wiederholt hungrige Kinder in der Schule ohnmächtig geworden sind.

Editorische Hinweise

Wir übernahmen die PM von der Website der LandesschülerInnenvertretung von NRW