Am 8. März,
dem internationalen Frauenkampftag, gehen weltweit
hunderttausende Frauen auf die Straße, um gegen
Ausbeutung und Unterdrückung, Krieg und Patriarchat zu
protestieren und für eine gleichberechtigte, solidarische
Gesellschaft zu kämpfen.
Uns ist dabei
wichtig die Widersprüche zu erkennen und diese anzugehen.
Die Unterdrückung der Frau ist ein Produkt der
Klassengesellschaft, die in einer patriarchalen Form
stattfindet. Im weltweit herrschenden kapitalistischen
System stellt das patriarchale Verhältnis die
Unterdrückung und Ungleichbehandlung an Frauen dar. In
dieser kapitalistischen Gesellschaftsform gibt es eine
klare geschlechtliche Arbeitsaufteilung, Frauen wird die
Aufgabe der Reproduktion zugewiesen. Dieses Verhältnis
hat Tradition – eine Tradition in der Frauen mit
psychischer, physischer, sexueller und struktureller
Gewalt konfrontiert sind. Der Antifeminismus rechter
Kräfte dient der Verteidigung und Stabilisierung dieser
Verhältnisse.
Daher ist es notwendig, dass wir in der BRD für die
Befreiung der Frau kämpfen und eine fortschrittliche
Alternative aufzeigen. Ein Beispiel hierfür ist die
Frauenbefreiung in Rojava, ein Kriegsgebiet, indem Frauen
in allen öffentlichen und gesellschaftlichen Ebenen eine
tragende Kraft sind.
Antifeminismus – Produkt der Rechten?
Als
Antifeminismus von Rechts wird der Erhalt des
Frauenbildes der kapitalistischen Gesellschaft, oder gar
eine Verschärfung dessen, ein Rückschritt bezeichnet.
Antifeminismus ist jedoch nicht nur ein Phänomen der
extremen Rechten, sondern fest im gesellschaftlichen
System verankert.
Die Frau ist
nach diesem bürgerlichen Bild für die Reproduktion der
Gesellschaft zuständig. Konkret bedeutet das, dass ihre
Aufgaben Hausarbeit und Kindererziehung sind, um dem Mann
den Rücken freizuhalten, sodass er in der direkten
Produktion arbeiten kann. Wenig anerkannt sind zudem die
unterbezahlten Jobs, wie Erzieherin, Krankenpflegerin
usw., die ebenso der Reproduktion dienen und überwiegend
von Frauen ausgeführt werden. Nach wie vor verdienen
Frauen durchschnittlich weniger als Männer bei gleicher
Arbeit: In der BRD beträgt der Unterschied 22%. Es kommt
noch hinzu, dass in der bürgerlichen Gesellschaft die
Frau als eine Ware betrachtet wird und somit z.B. ihr
Körper verkauft wird oder als lebender Kleiderständer
vermarktet werden kann.
Der Antifeminismus von rechts hat ein noch
rückschrittlicheres Frauenbild, z.B. sollen Frauen
weniger oder gar nicht an der Gesellschaft teilhaben. So
muss sich die Frau bei politischen, ökonomischen und
kulturellen Themen heraus halten.
Der
Antifeminismus von Rechts wird von drei verschiedenen
Akteuren getragen: der extremen Rechten, konservativen
und rechtspopulistischen Kräften und christlichen
Fundamentalisten.
Die extreme Rechte übernimmt das Frauenbild des
Faschismus, d.h. die Frau steht hinter dem Mann. Sie
dient lediglich als Gebärmaschine, die eine starke
Familie und den „Erhalt der Volksgemeinschaft“ zum
Auftrag hat. Dies stützt sich auf ein biologistisches
Rollenbild, die Frau wird auf ihre körperlichen Merkmale
reduziert.
Die
christlichen Fundamentalisten gehen von einem ebenso
konservativen Frauenbild aus. Sie berufen sich dabei auf
die Bibel, wonach Frauen unrein, schlecht und rechtlos
seien. Deshalb hat die Frau auch keinerlei
Selbstbestimmungsrecht und wird entmündigt über ihren
eigenen Körper zu entscheiden, wie z.B. bei Abtreibung
oder sexueller Selbstbestimmung.
Als bedeutendste Kraft konservativer und
rechtspopulistischer Kräfte ist die als „eurokritisch“
gegründete Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) zu
nennen.
Die
traditionelle Vater-Mutter-Kind Familie wird als
„natürlichste aller Gemeinschaften“ bezeichnet, die es zu
schützen gilt. Die Frau selbst gilt als genug befreit und
gleichberechtigt, wenn sie die für sie bestimmte Rolle
einnimmt und erfüllt.
Hingegen wird jegliche Vielfalt als „Genderismus“
verflucht und von den Rechtskonservativen als Feindbild
gesehen. Auch werden Ansätze zur Befreiung der Frau auf
allen Ebenen bekämpft.
Rechter
Antifeminismus wird jedoch nicht nur von Männern
ausgeübt, sondern auch von Frauen selbst propagiert. Ein
Beispiel dafür ist Hedwig von Beverfoerde die
Organisatorin der „Demo für Alle“ und Mitbegründerin der
reaktionären „Initiative Familienschutz“. Sie spricht
sich unter Anderem für Betreuungsgeld, gegen sexuelle
Vielfalt und Selbstbestimmung aus. Durch solche
Initiativen wird die Unterdrückung der Frau legitimiert
und versucht Frauen besser an das kapitalistische System
anzupassen und auszubeuten.
Ein aktuelles
Beispiel aus Stuttgart ist die „Demo für Alle“, bei der
alle Akteure zusammen auf die Straße gehen. Dabei geht es
um einen Rückschritt – einen Rollback – hinter die
wenigen Errungenschaften der Frauenbewegung, was neben
den rassistischen und homophoben Elementen ihrer Hetze
oft vergessen wird.
Antifeminismus ist ein elementarer Bestandteil im
gesellschaftlichen Rechtsruck in der BRD und in Europa.
Auch ein zentrales Element, was sich in den Diskussionen
um dem Silvesterabend in Köln zeigt. Diejenigen, die sich
u.a. gegen die Befreiung der Frau positionieren, sind nun
dieselben die einen Pseudofeminismus an den Tag legen, um
rassistische Hetze zu verbreiten und Angst zu schüren.
Gewalt an Frauen ist kein Problem, das mit Geflüchteten
einherkommt, sondern das tief in der Gesellschaft
verwurzelt ist.
Am 15. Mai
1997 stimmte u.a. Ministerpräsident Horst Seehofer gegen
die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe.
Ebendieser nutzt jetzt die Vorkommnisse in Köln, um
rassistische Hetze gegen Geflüchtete zu betreiben und
sich als Frauenrechtler darzustellen.
Statistiken
verzeichnen bundesweit jährlich 7000 bis 8000 Fälle von
Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Die Dunkelziffer
ist beträchtlich höher.
Rojava,
ein fortschrittliches Beispiel!
Es ist wichtig gegen die
Instrumentalisierung und Unterdrückung der Frau zu
kämpfen. Einen fortschrittlichen Ansatz auf diesem Weg
zeigt uns die Frauenbefreiung in Rojava (Nordsyrien).
Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs 2011
wurde der nördliche Teil Syriens von den
Befreiungskräften der YPG (Volksverteidigungseinheiten)
und YPJ (Frauenverteidigungseinheiten) befreit. Die YPJ
spielte eine zentrale Rolle bei der Befreiung der Region
und ist ein wichtiger Bestandteil bei der Verteidigung
gegen den IS (Islamischer Staat). Nicht nur militärisch,
sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen haben
Frauen tragende Funktionen und Ämter inne. Jegliche
administrativen führenden Positionen werden doppelt
besetzt, wobei darauf geachtet wird, dass höchstens ein
Mann dabei sein darf.
Es wurde
erkannt, dass die Befreiung der Gesellschaft mit der
Befreiung der Frau einher gehen muss. Daher gibt es
eigenständige politische Frauenstrukturen und Frauenräte,
welche die Partizipation der Frauen an allen Prozessen
ermöglicht.
Zudem wurden
als Schutzraum Frauenhäuser geschaffen in einer
Gesellschaft, in der Frauen eine untergeordnete Rolle
spielen und Gewalt an Frauen an der Tagesordnung ist. Die
Gewalt an Frauen hat nach der Befreiung drastisch
abgenommen. Dies hängt unter Anderem auch mit den neu
geschaffenen Frauengerichten zusammen, vor denen Frauen
über Gewaltdelikte an Frauen urteilen.
Im Beispiel Rojava sehen wir eine Möglichkeit der
Befreiung der Frauen, die ihre Zukunft in die eigenen
Hände nehmen, indem sie sich organisieren.
Ohne Organisierung keine Befreiung!
Das Beispiel
in Rojava zeigt, dass es notwendig ist, sich als Frauen
zu organisieren, um die eigenen Interessen erkämpfen zu
können oder auch gegen diejenigen agieren zu können die
sich der Frauenbefreiung entgegen stellen – seien es
rechte oder bürgerliche Kräfte.
Auch hier vor Ort müssen wir uns für unsere Rechte
organisieren und kämpfen, auch wenn in diesem
kapitalistischen System allenfalls gewisse
Errungenschaften erkämpft werden können. Eine reale
Befreiung der Frau ist jedoch in diesem System nicht
möglich.
Der Kampf um die Befreiung der Frau muss mit der
Befreiung der Gesellschaft einher gehen.
Daher ist es wichtig, eigene Perspektiven aufzuzeigen,
mit deren Aufbau zu beginnen und eine andere Zukunft,
ohne Ausbeutung und Unterdrückung, zu erarbeiten.
Deshalb rufen wir alle dazu auf, am 8. März mit uns auf
die Straße zu gehen.
Gegen rechten Antifeminismus, gegen Ausbeutung und
Unterdrückung.
Für die Befreiung der Frau!
Quelle:
https://frauenkampftagstuttgart2016.wordpress.com/
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