Unsere Geschichte
Streiks und Massenaktionen gegen Entlassungen, Stillegungen und Betriebsschließungen vom Mai 1975 bis September 1977

Auszug aus: Kritisches Gewerkschaftsjahrbuch 1977/78

02/2017

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Mai 1975

2.5.: Nach einem gerichtlichen Vergleich wandeln die Arbeiter von Erwitte ihre Betriebsbesetzungen zur Abwehr der Stillegung in einen Streik um.

15. und 22.: Warnstreiks gegen angekündigte Betriebsstillegug bei Thyssen/Niederrhein (1800 Teilnehmer).

16.5.: Warnstreiks gegen Stillegungspläne bei SEL, Mannheim (700 Teilnehmer).

23. und 26.5.: Warnstreiks gegen beabsichtigte Entlassungen von 350 Arbeiterinnen bei SEL, Dortmund.

Juni 1975

11. - 13.6.: Hungerstreik von Arbeitern der Firma Stübbe-Demag, Kalletal, vor der Mannesmann-Hauptverwaltung in Düsseldorf gegen die geplante (und schließlich auch durchgeführte) Stillegung des Werks zum 31. 12.

August 1975

12.8.: Demonstration von 800—900 Lehrlingen bei BASF, Ludwigshafen, gegen die Absicht der Unternehmensleitung, etwa 150 Lehrlinge nicht ins Arbeitsverhältnis zu übernehmen.

September 1975

18.9.: 3000 Arbeiter und Angestellte demonstrieren in Emden gegen die Vernich tung von Arbeitsplätzen in Ostfriesland, insbesondere gegen den geplanten Bau eines VW-Werks in den USA.

24.9.: Streiks und Protestdemonstrationen der Arbeiter der Essener Eisenwerke, die im Oktober fortgesetzt werden und zur Rücknahme von Teilstillegungsplänen der Unternehmensleitung führen.

Oktober 1975

15.10.:  Streiks bei der Trafo-Union, Nürnberg, gegen Verlagerungsabsichten der Unternehmensleitung. 23. 800 demonstrieren vor der Wuppertaler Hauptverwaltung von Enka-Glanzstoff gegen die beabsichtigte Stillegung des Zweigwerks in Waldniehl.

23.10.: Demonstrationsstreik von 1000 Druckern, Setzern, Angestellten und Jour­nalisten gegen eine geplante Zeitungsfusion von NRZ und WAZ.

31.10.: Streik der Drucker bei Madsack, Hannover, gegen Überstunden angesichts verbreiteter Arbeitslosigkeit im Druckgewerbe.

November 1975

28.11.: In Herborn/Hessen demonstrieren 1000 Arbeiter und Angestellte gegen die Schließung eines Philipps-Zweigwerks.

28.-2.12.: Streik von 700 Arbeitern bei Singer und Co., Blankenbach/Karlsruhe, ge­gen eine beabsichtigte Betriebsschließung.

Januar 1976

15.1.: 4000 Arbeiter der Stahlwerke Südwestfalen in Geisweid demonstrieren gegen die geplante Vernichtung von 1000 Arbeitsplätzen im Werk.

22.1.: 1300 Arbeiter streiken bei VFW-Fokker in Speyer gegen Stillegungspläne.

März 1976

10.3.: In Hamburg und anderen Städten streiken die Drucker gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen.

10.3.: 30000 kommen zur Solidaritätskundgebung anläßlich des einjährigen Streiks der Arbeiter im Zementwerk Seibel & Söhne, Erwitte. Der DGB-Vorsitzende Vetter spricht von einem Lehrstück für die Notwendigkeit der Kontrolle wirtschaftlicher Bei den Primavera-Werken in Lohne/Westfalen besetzen die Arbeiter den Betrieb, um zu verhindern, daß Maschinen abtransportiert werden, wäh­rend Lohnauszahlungen nicht mehr vorgenommen werden.

16.3.: Proteststreiks bei Heidenreich und Harbeck, Hamburg, gegen die Stille gung, die 900 Arbeitsplätze vernichten würde. Am 19. 3. solidarisieren sich 5000 bei einem Protestmarsch durch die Stadt.

19.3. Neuer Warnstreik bei VFW-Fokker, Speyer, gegen den Abtransport von weiteren Produktionsanlagen nach Nordenham. Es gelingt, die Firmenleitung zur vorläufigen Zurücknahme der Stillegungspläne zu zwingen.

April 1976

8.4.: In Speyer demonstrieren 7000 gegen Stillegungspläne bei VFW-Fokker.

Mai 1976

7.-10.4.: Bewachung des Betriebes VFW-Fokker in Speyer durch 1000 Beschäftigte, um Abtransport von Maschinen zu verhindern.

12. und 13.4.: In Herborn demonstrieren erneut 1300 Arbeiter und Angestellte gegen die Schließung eines Philips-Zweigwerks (Valvo).

14.4.: 300 Werftarbeiter protestieren in Büsum gegen die Entscheidung der Landesregierung, dort keine Schleuse zu bauen und damit Arbeitsplätze zu ge­fährden.

26.4.: Protestkundgebung gegen geplante Stillegung eines AEG-Zweigwerks in Zeil a. M.

Juni 1976

10.6.: Streik bei der Thyssen AG, Bochum, gegen rund 50geplante Entlassungen.

17.6.: Proteststreik von 1000 Arbeitern und Angestellten bei Siemens, Bruchsal, gegen Stillegungspläne des Konzerns.

Juli 1976

16.7.: Streik von 3000 Arbeitern der Mannesmann Röhrenwerke, Hilden, für eine Beschäftigungsgarantie.

September 1976

24.9.: Bei VFW-Fokker, Speyer, vereinbaren Betriebsrat und Geschäftsleitung die Erhaltung von Uber 1000 Arbeitsplätzen und ziehen damit die Konse­quenzen aus der Protestwelle gegen die Stillegungspläne.

25.9.: In Bruchsal demonstrieren 6000, unter Einschluß von Vertretern beider Kirchen, gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Siemens.

Oktober 1976

7.10.: 700 MAN-Arbeiter streiken gegen die geplante Schließung des Kesselbaus im Hamburger Werk und die Vernichtung von 230 Arbeitsplätzen.

9. und 18.10.: Erfolgreicher Warnstreik von 400 Arbeitern bei Atlas-Maschinenbau, Bre­men, für einen Sozialplan und die Übernahme der Arbeiter in andere Be­triebe der AG Weser.

12.10: Erfolgreicher Streik der Arbeiter bei der SKF-Kugellagerfabrik, Schwein­furt, gegen geplante Massenentlassungen.

13.10.: Streik von 230 Arbeitern in der Schlosserei bei Siemens, Bruchsal, gegen ge­plante Entlassungen.

16.10: Protestkundgebung von 400 Beschäftigten bei Siemens, St. Wendel, gegen drohende Betriebsschließung.

29.10.: Protestdemonstration mit 800 Teilnehmern gegen die beschlossene Stil legung eines AEG-Zweigwerks in Vechta/Südoldenburg.

29.10.: Warnstreik von 300 Arbeitern der Eurovia-Textilfabrik in Gelsenkirchen gegen die Werkschließung und den Verlust von 600 Arbeitsplätzen. Weitere Aktionen zur Westdeutschen Landesbank nach Düsseldorf und erneute Warnstreiks folgen im November (5. und 12. 11.).

November 1976

10./12.11.: Bei Siemens, Bruchsal, streiken erneut Tausende von Arbeitern gegen Entlassungen und die Kündigung einer Vertrauensfrau.

23.11.: Warnstreik gegen die Entlassungsankündigungen von 230 Beschäftigten bei insgesamt 400köpfiger Belegschaft des Trierer Walzwerks, Wuppertal.

24.11.: Bei Siemens, Bruchsal, streiken 500 Werkzeugmacher und Schlosser gegen die geplante Entlassung von 69 Kollegen.

27.11.: Erneute Streiks und Protestdemonstrationen gegen die geplante Schlie­ßung der Eurovia-Texttlwerke, Gelsenkirchen.

Dezember 1976

8.12.: Durch Überstundenverweigerung erzwingen die 1250 Beschäftigten der SE-Fahrzeugwerke Still, Hamburg, die Einstellung von 75 Arbeitern aus einem stillgelegten Zweigwerk.

Januar 1977

26.1.: 15 000 Hamburger Arbeiter und Angestellte demonstrieren mit einem Fackelzug gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen.

Februar 1977

10.2. 300 Arbeiter der Frühschicht bei Thyssen, Meiderich, streiken gegen geplante Kurzarbeit

28.2. Warnstreik von mehreren hundert Arbeitern der Mannesmann-Röhren­werke, Reisholz, gegen die Vernichtung von 1800 Arbeitsplätzen.

März 1977

1.3.: Warnstreik und Protestkundgebung von 3000 Arbeitern gegen die Vernichtung von 1000 Arbeitsplätzen bei den Neukirchner Eisenwerken, Saarland.

5.3.: Streik von 350 Arbeitern im Hamburger Still-Werk, Janestraße, gegen eine geplante Teilstillegung.

8.3.: Streik von 3000 Arbeitern der Kabelwerke Feiten und Guillaume, Köln, ge gen die Entlassung von 976 Arbeitern und Angestellten.

8.3.: Streik von 1500 Arbeitern der Mannesmann-Röhrenwerke, Düsseldorf-Reisholz, gegen die Schließung von 2 Mannesmann-Betrieben.

9.3.: Streik und Demonstration von 10 000 Arbeitern der Stahlwerke Röchling, Burbach in Völklingen, gegen die Vernichtung von 2000 Arbeitsplätzen.

14.-16.3.: 26 Beschäftigte der Firma Genzel, Walkenried/Harz, erzwingen durch Arbeitsverweigerung die Auszahlung ihrer überfälligen Löhne.

16.3.: Erneuter Streik von 10000 Arbeitern und Angestellten der Stahlwerke Röchling, Völklingen, gegen Massenentlassungen.

17.3.: 1000 Jugendliche demonstrieren in Emden gemeinsam mit betrieblichen Jugendvertretern gegen den Mangel an Ausbildungsplätzen.

21.3.: 400 Beschäftigte der Firma Goodrich, Koblenz, streiken gegen die geplante Betriebsschließung.

27.3.: Warnstreik bei Thyssen-Niederrhein, Oberhausen, gegen die geplante Entlassung von 2500 Arbeitern und Angestellten.

April 1977

12.4.: 100 Beschäftigte streiken gegen die beabsichtigte Stillegung der Didier-Werke in Eisenberg/Pfalz.

15.4.: Arbeitsniederlegung und Protestdemonstration von 5000 Arbeitern und Angestellten der Thyssen-Niederrhein AG, Oberhausen, gegen eine Teilstillegung.

20.4.: Arbeiter und Angestellte der Zehlendorfer Spinnstoff-Werke, Berlin, pro­testieren vor der Hoechster Jahrhunderthalle gegen die Pläne der Konzern­leitung, 710 von 1060 Beschäftigten zu entlassen.

21.4.: 2000 Arbeiter und Angestellte im Kreis Aschendorf/Emsland protestieren mit einer zweistündigen Arbeitsniederlegung gegen die Massenarbeitslosigkeit im Emsland (Arbeitslosenquote: 17%).

26.4.: 3000 Werftarbeiter der Thyssen-Nordseewerke, Emden, streiken gegen die Entlassung von 700 Kollegen.

29.4.: Die Belegschaft der Habra-Druck, Darmstadt, beschließt permanente Betriebsversammlungen, bis die Unternehmensleitung ausreichend informiert. Schließlich kontrolliert der Betriebsrat die Ausarbeitung des Sozial­plans.

Mai 1977

25.-27.: 2000 Beschäftigte bei SKF, Stuttgart, streiken gegen eine geplante Produktionsverlagerung und den Verlust von Arbeitsplätzen.

27.5.: Streik von 200 Beschäftigten bei Ardie-Metall, Nürnberg, gegen geplante Arbeitsplatzvernichtung.

Juni 1977

2.6.: Warnstreik von 1600 Arbeitern der Mannesmann-Röhrenwerke und der Kammerich AG, Reisholz, für die Erhaltung der von Stillegungsplänen der Konzernleitung bedrohten Arbeitsplätze.

20.6.: Warnstreik und Demonstration von 1200 Arbeitern bei Krupp-Industrie und Stahlbau, Rheinhausen, gegen Verlagerung von 1500 Arbeitsplätzen.

20.6.: 290 Beschäftigte der Consul GmbH, Nürnberg, erzwingen mit einem Streik das Recht, die geplante Stillegung durch Transparente im Werksgelände bekanntzumachen.

Juli 1977

1.7.: Protestdemonstrationen von 350 Vertrauensleuten der Klöckner-Hütte, Bremen, gegen die angekündigte Massenentlassung von 500 Angestellten.

12.7.: Demonstration von 3000 Arbeitern der Klöckner-Hütte, Bremen, gegen geplante Entlassungen. Einstündiger Solidaritätsstreik der Bremer Drucker beim Weserkurier/Bremer Nachrichten.

22.7.: 400 Beschäftigte streiken bei 1CI, Offenbach bei Landau, gegen die drohende Betriebsschließung.

August 1977

20.8.: Demonstration der Arbeiter und Angestellten der bayrischen Max-Hütten Sulzbach/Rosenberg und Haidhof gegen die geplanten Massenentlassun-gen im Klöckner-Konzern.

25.8.: In Bremen demonstrieren 15000 gegen die Arbeitsplatzvernichtung bei Klöckner und in anderen Werken.

30.8.: Warnstreik bei den Hoesch-Hüttenwerken, Dortmund, Werk Phoenix, gegen Rationalisierungsmaßnahmen.

September 1977

1.9.: Warnstreik von 4000 Beschäftigten bei VFW-Fokker, Bremen, gegen Massenentlassungen. Demonstrationszug vor die Bürgerschaft. Am 7., 9.. 22. und 28. erneute Streiks i n allen norddeutschen Zweigwerken des Konzerns, Demonstration in Delmenhorst und Delegation zum IG-Metall-Gewerk­schaftstag.

6.9.: Streik von 900 Arbeitern bei SEL, Mannheim, gegen drohende Massenentlassungen.

Quelle: O. Jacobi, W.Müller-Jentsch, E. Schmidt (Hg.), Kritisches Gewerkschaftsjahrbuch 1977/78, Westberlin 1978, S.121- 124