Wir danken
für die Begrüßung und begrüßen unsrerseits
von ganzem Herzen die Räterepublik in Bayern.
Wir bitten, Sie mögen uns häufiger und
konkreter mitteilen, welche Maßnahmen Sie
zwecks Bekämpfung der bürgerlichen Henker,
der Scheidemänner und Kompagnie durchgeführt
haben,
- ob Sie in
Stadtbezirken Arbeiterräte und
Hausangestelltenräte geschaffen haben,
- ob Sie die
Bourgeoisie entwaffnet haben und die Arbeiter
bewaffnet,
- ob Sie
Kleiderlager und andere Warenlager
beschlagnahmt,
- ob Sie
speziell die Fabriken und die Reichtümer der
kapitalistischen
Landwirtschaftsunternehmungen in der
Umgebung expropriiert,
- ob Sie die
Hypotheken- und Pachtabgaben für die
Kleinbauern abgeschafft haben,
- ob Sie die
Löhne der Landarbeiter und der ungelernten
Arbeiter verdoppelt und verdreifacht haben,
- ob Sie
alles Papier und Druckereien für die
Herausgabe populärer Flugblätter und
Zeitungen für die Massen konfisziert haben,
- ob Sie den
sechsstündigen Arbeitstag mit zwei- oder
dreistündiger Beschäftigung auf
Staatsverwaltungsgebiet eingeführt haben,
- ob Sie die
Bourgeoisie gezwungen haben, weniger Raum zu
bewohnen zwecks sofortiger Einführung der
Arbeiter in reichen Wohnungen,
- ob Sie alle
Banken in Ihre Hände genommen haben,
- ob Sie
Geiseln aus der Bourgeoisie genommen haben,
ob Sie höhere Lebensmittelrationen für die
Arbeiter als für die Bourgeoisie eingeführt
haben!
Ob Sie alle
Arbeiter für die Verteidigung der
Räteregierung bis zum letzten Mann und die
Ideenpropaganda in den umliegenden Dörfern
mobilisiert haben?
Durch
restlose Durchführung solcher und ähnlicher
Maßnahmen in großem Maßstabe mit
Selbsttätigkeit der Arbeiterräte und
Abgesandten(n) der Kleinbauernräte muß Ihre
Lage befestigt sein.
Es ist
notwendig, der Bourgeoisie eine
außerordentliche Steuer aufzuerlegen, um den
Arbeitern, Landarbeitern, Kleinbauern sofort
um jeden Preis eine tatsächliche Besserung
ihrer Lage zu gewähren.
Beste Grüße
und Wünsche wirklicher Erfolge.
Quelle: Tankred Dorst (HG) Die Münchner
Räterepublik - Zeugnisse und Kommentar, Ffm
1966, S.109, zitiert vom Original: Telegramm
Lenins, Hauptarchiv München, Abt. I.
"Arbeiter- und Soldatenrat", Nr.23, Folio
322f - neu gesetzt durch red. trend
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