Rede auf der Demo gegen Residenzpflicht am 3.3.2001 in Rathenow*
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Warum unterstützen wir als Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen diese Demonstration der Flüchtlinge für Ihre Bewegungsfreiheit und für die Abschaffung der Residenzpflicht!!

Flüchtlinge sind ein Teil der Bevölkerung in Rathenow und hier im Land. Sie sind hierher ins Land gekommen aus Gründen politischer Verfolgung, wirtschaftlicher Not, geschlechtlicher und rassistischer Unterdrückung.Sie wollen sich beteiligen an dem gesellschaftlichen Leben, das schließt die Möglichkeit ein, eine Lohn- oder andere Erwerbsarbeit zu suchen und auszuüben, und sich auch frei in diesem Land bewegen zu können genau wie es das Recht jedes anderen Teils der Bevölkerung hier in diesem Land ist.

Als aktive und kritische Gewerkschafterinnen aber wissen wir auch, daß viele Kolleginnen, junge wie alte, oftmals gerade diese notwendige Solidarität vermissen lassen. Deshalb sind wir heute auch dabei als Teil der Männer und Frauen und Jugendlichen in- und außerhalb der Gewerkschaften, der nicht für Standort, Standort, Deutschland über alles, sondern gerade auch für Solidarität und Menschenrechte steht weltweit und besonders auch hier in Deutschland.

Denn die Solidarität, das tous ensemble wie die großen sozialen Bewegungen in Frankreich seit 1995 es zeigen, schließt gerade auch Flüchtlinge und andere Teile der Bevölkerung , die oftmals in der Öffentlichkeit beleidigt und diskriminiert werden und Zielscheibe sind für rassistische Angriffe, unmittelbar mit ein.

Aber wir unterstützen diese Demonstration noch aus einem anderen Grund, der uns kritischen Gewerkschafterinnen sehr, sehr am Herzen liegt. Die Flüchtlingsinitiativen in Rathenow wie auch anderswo haben begonnen, selbständig öffentlich aufzutreten, Gesicht zu zeigen und sich alleine zu vertreten. Der offene Brief vor einem Jahr und 29 Tagen war eine solche sichtbare öffentliche Aktion und die Reaktionen der Behörden, der verantwortlichen Politiker zeigten, daß sie große Schwierigkeiten haben, diese Tatsache zu akzeptieren. Und immer noch gibt es zu viele Stellvertreter hier im Land, die im Namen von Flüchtlingen öffentlich das Wort ergreifen, anstatt sie selbst zu Wort kommen zu lassen, einzuladen und sie ihre Situation schildern zu lassen.

Die sich selbst-organisierenden Flüchtlingsintiativen zeigen uns aber auch einen Weg, den wir als kritische Gewerkschafterinnen schon seit Jahrzehnten auch in den Gewerkschaften und unter den Kolleginnen in Ost wie West versuchen, zu gehen, sich nicht mehr stellvertreten und bevormunden zu lassen, sondern als Bürger und selbstbewußte Menschen in dieser Gesellschaft aufzutreten, um Rechte einzufordern. Forderungen durchzusetzen und schlechte Verhältnisse zu verändern.

Aus diesen Gründen unterstützen wir diesen Kampf der Flüchtlinge für die sofortige Abschaffung der Residenzpflicht und für ihre Selbstorganisation.

Tous ensembte, Alle zusammen können wir etwas verändern.

* Der Redebeitrag  wurde vorher als Flugi verteilt.