Es ist ein ganz normaler Tag einer ganz normalen Woche
Es ist eine ganz normale Nachrichtensendung von einem privaten FS-Kanal
Und es ist eine ganz private Wertung dieser, unserer Gesellschaftsordnung, danach !

von Klaus Remmler

03/09

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onlinezeitung

Viele Nachrichten, die von der Nachrichtenredaktion des Fernsehsenders für wichtig und vom allgemeinen Interesse bewogen wurden, prasseln auf die Zuschauer und Zuhörer nieder. Nachrichten, die manchmal so gar nicht in diese bewusst immer wieder groß herausgestellte, ach so friedliche, freiheitlich und demokratische Grundordnung dieses Staates zu passen scheinen. Nachrichten, die von Horror, Gewalt, Kriminalität, Hektik, Mord und Totschlag , Neid und Hass künden und dabei immer auch die andere Seite dieser Medaille voller unbändiger, zügelloser Freude und Spaß, nicht enden wollende Partys und Feiern mit Alkoholeinwirkung bis zum Erbrechen wohl von dieser schönen Welt des Fortschritts auf allen Ebenen künden sollen.

Da bringen sich immer wieder mal – und das ist dann wieder einmal eine besondere Nachricht – ganze Familien um, meist ein männliches Familienmitglied in Frust und Arbeitslosigkeit, in finanziellen Schwierigkeiten, ausgestattet mit Feuerwaffen wird zum Mörder von Frau und Kindern, bringt sich dann selbst um, wohl, um zu demonstrieren, welchen Hass er gegen sein eigenes ICH in der Lage ist hervor zukehren. Komischer weise haben solche Leute auch immer Waffe, entweder legal als Sportschützen, Jäger oder sonst wie als Waffenträger oder aber eben auch illegal besorgte Waffen, wovon man immer deutlicher annehmen kann, das diese manchmal wohl in dieser Gesellschaft leichter zu beschaffen sind, als ein neuer Mantel.

Da finden Jugendliche in ihrer eigenen Elternhäusern ganze Waffenlager, meist ihrer Erzeuger, die sie dann befähigen, ihren eigenen Frust auf Schule, Beruf, auf das ganze beschissene Leben und die vielfältigen Aussichtslosigkeiten im eigenen Leben, in dem sie vielfach allein gelassen werden, weil die Alten in Hektik ihrer Karriere nachrennen müssen, durch geplante, fast unvorstellbare Gewalttaten so richtig gewalttätig ausleben zu können.
Eine ganze Reihe von Jugendlichen haben in diesem Staat Deutschland – und er nimmt dabei statistisch gesehen nach den USA , sogar den 2.Platz, die Silbermedaille, in den furchtbaren und mörderischen Amokläufen dieser Gesellschaft ein, schon als Mörder von vielen unschuldigen Menschen in Schulen und öffentlichen Gebäuden traurige Berühmtheit erlangen können.

Und da laufen dann auf allen Kanälen, tagaus, tagein, die Krokodilstränen der Reporter und Berichterstatter vor Ort und es wird gerätselt, was wohl in diesen jugendlichen Amokläufern vorgehen möge, das sie zu solchen Wahnsinnstaten bringen könnte.

Dabei wissen diese Reporter sicherlich ebenso genau, wie es wohl die meisten Menschen in diesem Staat und dieser neoliberalen Gesellschaftsordnung wissen oder zumindest ahnen, dass eine Gesellschaft, die im eigentlichen Sinne von Gewalt zu leben scheint, die immer wieder, auch mit Lug und Trug Kriege gegen Länder inszeniert und durchführt, die nur eine Nation kennt, die ausschließlich dazu befähigt zu sein scheint, diese unsere Welt zu beherrschen, eine weitgehende auch im Leben der Menschen mögliche Gewaltfreiheit fast ausgeschlossen scheint, zumal dabei auch alles getan wird, um Gewalt in all ihren Spielformen auch in unbegrenzter Zahl immer wieder an die Jugendlichen zu bringen und ihnen dabei das Töten als ganz einfaches Spiel beigebracht wird.

So werden in dieser Gesellschaft auch weiterhin und immer mal wieder neue Opfer von Gewalt, Hass und Intrigen zu beklagen sein, und keinem Psychologen wird es dabei je gelingen, die wirklichen Gründe dieser meist als „Verzweiflungstaten“ anzusehenden Mordserien wirklich aufzudecken, es sei denn, es gäbe dabei mutige, die diese Gesellschaftsordnung dafür in die Verantwortung nehmen würden.

Und Meldungen besonders in diesen Tagen des „Jahrhundertprozesses“ gegen den Inzesttäter in Österreich, Josef Fritzel, geben dann wohl noch den Clou und die Würze für die gesamte Nachrichtensendungen des Tages.

Dieser Mann hat 24 Jahre lang, dabei ständig seinen Keller als Gefängnis ausbauend, seine eigene Tochter darin gefangen gehalten, sie Tausendfach vergewaltigt und mit ihr 7 Kinder gezeugt.

Ein gewaltiger Justizaufwand sollte dann in einem recht eigenartigen Prozess den Fritzel aburteilen und war damit ebenso tagelang besonderer Inhalt in den Nachrichtensendungen auf allen Kanälen.

Er wurde zwar in allen Punkten der Anklage schuldig gesprochen und lebenslang verurteilt. Seine Strafe muss er aber nicht im Gefängnis, sondern in bestimmte für anormale Straftäter festgelegte Anstalten absitzen. Dabei ist es ein besonderer Treppenwitz, so wie er wohl auch nur in dieser Gesellschaft vorkommen kann, dass dieser Mann wohl auch noch als reicher Mann aus dem Prozess hervorgehen kann, denn seine Grundstücke und besonders des Horrorhaus werden ihm schon versucht mit horrenden Summen ab zukaufen, um daraus neue gewinnträchtige Touristenattraktionen zu machen.
Und noch etwas erscheint bei diesem Prozess mehr als nur eigenartig. Will man wirklich der Öffentlichkeit weiß machen, dass in all den 24 Jahren – 24 mal 365 Tage – nicht ein einziges Mal irgend etwas von der Tätigkeit dieses Monsters ruchbar geworden wäre. Oder was ist eigentlich mit seiner eigenen Frau, mit der er auch 6 Kinder hatte? Gab es wirklich keine Mitwisser? Gab es wirklich keine Helfershelfer? Wer hat eigentlich das „Gefängnis2 seiner Tochter betreut, wenn dieses Monster auf „Erholungsurlaub“, z.B. In Thailand weilte?
Sollte hier die Öffentlichkeit belogen werden und wurden ganz bewusst ganz bestimmte Tatbestände verwischt und totgeschwiegen? Fragen über Fragen, die aber komischer weise in den Berichterstattungen überhaupt keine Rolle zu spielen in der Lage waren.

Und auch noch andere Meldungen erfordern die Aufmerksamkeit der Zuschauer.
Dieter Althaus, seines Zeichens noch Ministerpräsident in Thüringen hat seine Rehaklink am schönen Bodensee verlassen und ist nach Hause im Eichsfeld angekommen. Er will unbedingt nach Ostern seine politische Karriere als Spitzenmann dieser CDU wieder aufnehmen und den Wahlkampf in diesem Jahr für die Landtagswahlen im August 2009 führen.

Auch eine politische Karriere, die so nur in dieser Gesellschaft möglich sein dürfte, hat doch dieser Mann recht eindeutig bewiesen, dass er bereit ist dafür alles zu tun, selbst wenn dabei Menschen zu Schaden oder gar zu Tode kommen. Es dürfte sehr genau bewiesen sein, dass dieser Mann einen Skiunfall durch eigenes Verschulden und durch falsches Befahren einer nicht zu seiner Strecke gehörigen Piste herbeigeführt hat, der einer jungen Frau und Mutter das Leben kostete. Unabhängig von der strafrechtlichen Verantwortung – die auch wohl scheinbar bei diesem Mann sehr gewaltig gekürzt worden ist – bleibt seine moralische Verantwortung für den Tod eines Menschen durch eigene Schuld gesorgt zu haben. Hiermit hat sich dieser Mann eindeutig ab qualifiziert, weiter als Ministerpräsident wirken zu können, als ob nicht gewesen wäre und die strafrechtliche Verurteilung nur eine Kavaliersdelikt sei.

Und noch eine etwas ungewöhnliche Meldung macht Aufhorchen.

Harsche und heftige Töne kommen aus der Schweiz, dem Ländler des unangetasteten Bankkapitalismus besonderer Prägung.

Da wird der Per Steinbrück als deutscher Finanzminister, als der neue „Hässliche Deutsche“ und sogar als „gestapoverdächtig“ postuliert, weil es es gewagt hatte, die Alpenrepublik als Insider für Steuerflüchtlichtlinge aus aller Welt und damit auch aus Deutschland, zu bezeichnen.

Aber, aber, dieser Mann weiß doch sehr genau, was gerade dieser Schweizer Bankkapitalismus für den heutigen staatsmonopolistischen Kapitalismus neuster Prägung im Zeitalter des globalen Neoliberalismus als Herrschaftsform einer verschwindenden Minderheit von Besitzenden über die große Mehrheit der Menschen auf dieser unseren Erde bedeutet und so gar nicht vorhanden zu sein brauchte. Per Steinbrück selbst ist doch ebenso der eigentliche Sachwalter dieser Gesellschaft eines menschenunwürdigen Zweiklassensystems und macht eigentlich mit seinen Äußerungen doch nur Theaterdonner, der jetzt in dem Wahljahr 2009 eben so richtig vom Wahlvolk gehört werden soll.

Und trotz allem, immer auch wieder Meldungen in den Nachrichten, die zeigen, wie die Menschen, die Jungen und Alten, besonders jetzt die Rentner in Ost und West auch wieder Freude und Spaß haben können.

Es gibt mehr Rente ab Juni ds. Jahres als besonders Geschenk der Karrieristin Merkel für ihre Landsleute aus Dunkeldeutschland. Die kriegen prozentual sogar mehr als die armen Rentner in den alten Bundesländern. Na, das fordert aber den Neid heraus, obwohl, das auch nur eine aufgemachte Lüge ist , die allein schon aus der Tatsache heraus, dass nach wie vor die so genannten Rentenpunkte, die für die eigentliche Höhe der Rente in Ost und West berechnet sind, im Westen eine nominell immer noch höhere Rente als im Osten bringen. Wenn im Osten besonders die Frauen einer höhere Rente beziehen können als ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen, dann liegt das wohl nur an der einen Tatsache, dass in der ehemaligen DDR meiste alle Frauen berufstätig waren und somit sicher auch legal höhere Rentenansprüche erarbeiten konnten. Aber es macht sich doch so gut, wieder mal die Osis so richtig madig zu machen, für eine Erhöhung ihrer Rentenbezüge. Die ihnen doch so gar nicht wirklich zustehen.

Eine letzte Meldung zu den kollabierenden Finanzmärkten dieser Welt.

Die US-Notenbank FED pumpt wieder mal buntbedrucktes Notenpapier in Billionenhöhe in das amerikanische Bank – und Wirtschaftswesen. Eine gewaltige Summe, die im Grunde genommen noch nicht einmal das Papier wert zu sein scheint, auf dem sie gedruckt wurde.

Und es treten schon gleich so genannte Wirtschafts – und Finanzexperten auf dem Plan, die befürchten, dass auch dieser Schuss nach hinten losgehen wird und im Gegenteil, die Inflation so anheizen vermag, wie sie selbst in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts sich nicht zeigte.

Es ist wohl dabei mit einiger gegebener Wahrscheinlichkeit jetzt wohl anzunehmen und zu hoffen, dass endlich die weltweite staatsmonopolistische Finanzwirtschaft in ihrer selbst gemachten Krise zusammenbrechen wird und damit könnte eine absolutes Ende dieser neoliberalen Gesellschaftsordnung ebenso wie unvermittelt eingeläutet werden.


Alles in allem, es zeigt sich immer mehr und absolut immer auch deutlicher, dass die Menschheit in eine Gesellschaftsordnung hinein gebracht wurde, wie sie schizophrener, unmenschlicher, gewaltgeprägt, insgesamt über proportioniert auf allen Gebieten des menschlichen Lebens, mit Billionen an so genannten Geldwerten, die im Grunde keine realen Werte mehr repräsentieren, und von einer wertlose Geld- und Sachwertblasen erzeugende Wirtschaft, die im wesentlichen von einer Überproduktionskrise in die nächste schwappt, geprägt wird. Eine Gesellschaft, die besonders in diesem Deutschland wieder Züge eines widerwärtigen Nationalismus und Patriotismus angenommen und zu jeder Gelegenheit, im Sport und in den Medien ausgespielt und den Menschen vorgemacht wird: “Du bist Deutschland!“ Eine Gesellschaft, die sich der rücksichtslosen Ausbeutung aller Ressourcen auf dieser Erde verschworen hat und die in diesem Zusammenhang nur noch einen Grundsatz kennt: „Geld, Geld und immer wieder Geld!“ Eine Gesellschaft, die systematisch notwendige Gleichgewichte und ihre eigenen Biosphäre immer weiter zerstört, nur weil eine handvoll Besitzende auf dieser Erde immer und immer mehr haben wollen, koste es was es wolle. Eine Gesellschaft, die von den Herrschenden und ihren hörigen Regierungen mit den modernsten Mittel der Kommunikationstechniken jeden Tag mit seichter bis blödester „Unterhaltung“ von den eigentlichen und schlimmen Themen dieser Zeit abgelenkt werden. Eine Gesellschaft in der nichts zu blöd und geistlos ist, das es nicht allabendlich auf den Bildschirmen flimmern könnte. Eine Gesellschaft, die insbesondere die Jungen immer mehr einlullt, sie glauben macht, mit den vielfältigsten und scheinbaren Möglichkeiten zum „Superstar“ werden zu können, wo ihnen die gebratenen Tauben geradezu in den Mund wachsen können, und dabei solche Typen wie die Herren Mario Barth und Ralph Schmitz auf sie in dubiosen, aber gewiss geistlosen, so genannten „Unterhaltungssendungen“ los gelassen werden. Eine Gesellschaft, die auch noch von sich behauptet, die freiste, die demokratische Gesellschaft aller Zeiten zu sein und dabei nicht unversucht lässt, ihre eigenen Bürger nach einer Terrorismushysterie ohnegleichen, sie zu allseitig überwachten Personen zu machen und dabei auch noch die Stirn besitzt, das, das alles nur als im Interesse der Bürgerinnen und Bürger und Ihrer „Freiheit“ tun zu müssen.
Eine Gesellschaft, die sich aber ihren eigen Untergang durch die eigene unbändige Gier nach immer höheren Profiten und die immer rasantere Verteilung der menschlichen Arbeitsergebnisse von unten nach oben, selbst geschaffen hat.

ESA, den 20. 03. 2009

Editorische Anmerkungen

Den Artikel erhielten wir vom Autor zur Veröffentlichung in dieser Ausgabe.