Thesen der Allianz Revolutionärer Sozialisten (Russland)

verbreitetet von der
Gruppe Internationaler SozialistInnen (GIS)

03/09

trend
onlinezeitung

Vorbemerkung: Im Folgenden dokumentieren wir die politischen Grundsatzpositionen der Allianz Revolutionärer Sozialisten (ARS), einer neuen internationalistischen Gruppe in Russland mit der wir in Kontakt und Diskussion stehen. Wir wünschen den Genossen der ARS bei der Entwicklung ihrer Aktivitäten viel Erfolg und freuen uns auf weitere Diskussionen und Zusammenarbeit. (GIS)

Wir kämpfen für die Zerstörung des Kapitalismus. Wir kämpfen für den Kommunismus, einer Gesellschaft ohne Privateigentum, Klassen, Staaten, Lohnarbeit, Geld, Warenproduktion, einer Gesellschaft die auf Kooperation und nicht auf antagonistischer Konkurrenz beruht.

Wir sind der Meinung dass:

1. Der Kommunismus nur durch eine proletarische Revolution erreicht werden kann, einer Revolution der Unterdrückten der Klassengesellschaft, derjenigen die von der politischen und ökonomischen Macht ausgeschlossen sind.

2. Die Revolution erfordert die Zerstörung des bürgerlichen Staatsapparats (Bürokratie, Polizei usw.) durch den proletarischen Aufstand, die kollektive Enteignung des kapitalistischen Eigentums und die totale Sozialisierung der Produktion.

3. Nach der Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparats wird das Proletariat niemanden anders die Macht übertragen. Die ganze Macht wird von den Massenversammlungen ausgehen. Ein Ansteigen der Freizeit wird es jedem ermöglichen, sich am sozialen Entscheidungsprozess zu beteiligen.

4. Als Konsequenz der Revolution und der Sozialisierung des Produktionsprozesses wird die Produktion durch die Massenversammlungen kontrolliert und auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse ausgerichtet werden.

5. Die Diktatur des Kapitals beherrscht alle Nationen der Welt in der Form des bürgerlichen Staates unabhängig davon welche spezifische Form er annimmt. Die parlamentarische Demokratie ist nur die demokratische Maske dieser Diktatur. Jeder Versuch der unterdrückten Klasse der Proletarier nach den Regeln der Unterdrücker zu spielen kann nur zur Niederlage und Demoralisierung führen. Deshalb kann keine emanzipative proletarische Bewegung eine bürgerliche Fraktion gegen die andere unterstützen, eine Form der Diktatur gegen die andere verteidigen (bspw. die Demokratie gegen den Faschismus) oder sich an den schändlichen bürgerlichen Wahlen beteiligen.

6. Die Geschichte hat gezeigt, dass nationale Ungleichheit und Unterdrückung die natürliche Konsequenz der Existenz und des Funktionierens bürgerlicher Staaten sind. Der Kampf nationaler Befreiungsbewegungen für das Recht auf Selbstbestimmung kann die nationale Ungleichheit und Unterdrückung nicht beseitigen, sondern nur dazu führen, dass die Proletarier als Kanonenfutter in den Auseinandersetzungen bürgerlicher Cliquen enden. Die einzig mögliche Überwindung nationaler Ungleichheit und Unterdrückung ist die totale Zerstörung aller Nationalstaaten und Grenzen und die Errichtung der globalen Macht der kollektiven Versammlungen.

7. Die heutigen Gewerkschaften sind nicht mehr und nicht weniger als ein bürgerliches Hindernis für das Proletariat, ein Instrument der Unterordnung des proletarischen Kampfes unter die bürgerlichen Interessen. Alle Versuche die bestehenden Gewerkschaften zu verändern oder neue radikale Gewerkschaften zu gründen sind zum Scheitern verurteilt und können nur zur Demoralisierung und niederschmetternder Desillusionierung führen. Unsere Aufgabe ist es allen Proletariern – sowohl jenen die in der Gewerkschaft sind als auch jenen die es nicht sind – zu verdeutlichen, dass die Befreiung der Unterdrückten in den Händen der Unterdrückten selber liegt, und dies nicht an Gewerkschaftsbürokratien, parlamentarische Zankhähne oder legalistische Umstandskrämer delegiert werden kann. Das Kampfmittel der Befreiung ist die direkte Aktion (Streiks, Blockaden) und nur in diesem Kampf kann die unterdrückte Klasse Solidarität und Klassenbewusstsein entwickeln und Erfahrungen in Selbstorganisation und Selbstverwaltung sammeln. Dieses sind notwendige Voraussetzungen für die Revolution

8. Unter den heutigen Bedingungen ist die einzige effektive Organisationsform und emanzipative Aktion die spontane Vollversammlung der Arbeiter. Unser Ziel ist die Schaffung einer revolutionären Organisation, die den Kampf um spezifische von den Vollversammlungen aufgestellte Forderungen mit dem Kampf für die soziale Revolution verbindet.

9. Da die Macht in der UdSSR und ähnlicher Staaten in den Händen eines Unterdrückers, der Staatsbourgeoise war, blieben die unterdrückten Proletarier macht – und eigentumslose Lohnsklaven. Diese Gesellschaften waren nicht sozialistisch sondern Gesellschaftsformen des Staatskapitalismus, die auf Lohnarbeit und Warenproduktion basierten. Alle Organisationen die für eine Restauration dieser Gesellschaften eintreten, verteidigen in Wirklichkeit ein alternatives System der Ausbeutung und sind somit Feinde der proletarischen Emanzipation.

10. Der Sozialismus in einem Land oder in einer Gruppe von Ländern ist unmöglich. Er lässt sich nur als globales System und Konsequenz einer globalen Revolution verwirklichen. Die Zerstörung des globalen kapitalistischen Systems ist nur durch die gemeinsame Anstrengung der unterdrückten Klassen vieler, wenn nicht aller Länder erreichen.

11. Der moderne Patriotismus ist eine reaktionäre Ideologie der herrschenden Klasse die auf den Erhalt des Systems der Ausbeutung und Lohnsklaverei abzielt. Es ist die Pflicht eines jeden klassenbewussten Proletariers Patriotismus und Chauvinismus in jeder Form zu bekämpfen. Das Proletariat hat kein Vaterland! Kein Krieg zwischen den Völkern! Kein Frieden zwischen den Klassen!

12. Das perspektivische Ziel Revolutionärer Sozialisten ist die Gründung einer neuen Internationale die durch ihre Aktivitäten und ihr Beispiel den Kampf des globalen Proletariats initiieren und vereinigen kann. Die Losung dieser neuen Internationale muss lauten:

Ausgebeutete aller Länder vereinigt Euch!
Alle Macht der Weltcommune!

Allianz Revolutionärer Sozialisten (Russland)

Editorische Anmerkungen

Die Thesen wurden deutschsprachig erstveröffentlicht auf der Website der GIS.