Pragmatismus
[griech / lat] - Name für eine vornehmlich in den
angelsächsischen Ländern verbreitete
subjektiv-idealistische und agnostizistische Weltanschauung,
die im Anschluß an peirce vor allem von james entwickelt und
von F. C. S. Schiller und Dewey ausgestaltet wurde. |
Die von Dewey dem Pragmatismus gegebene Form wird auch als
Instrumentalismus bezeichnet. Der Pragmatismus kann als
angelsächsische Erscheinungsform der Lebensphilosophie
angesehen werden. Er weist viele Übereinstimmungen mit der
Weltanschauung Nietzsches auf. In vielen Fragen geht er mit
dem Positivismus konform, von dem er stark beeinflußt ist.
Nach Ansicht der
Pragmatisten sind alle unsere Vorstellungen, Begriffe,
Urteile, Anschauungen usw. nur Regeln für unser Verhalten
(Pragma). Ihre «Wahrheit» liegt allein in ihrer praktischen
Nutzanwendung für das Leben begründet.
Das Kriterium
der Wahrheit ist die Nützlichkeit, der Nutzen, der Erfolg -
nicht die Übereinstimmung mit der objektiven Realität. |
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«Wahr ist das,
was sich durch seine praktischen Konsequenzen bewährt.» Oder
anders: «Eine Vorstellung ist ,wahr', solange es für unser Leben
nützlich ist, sie zu glauben» (james). Die Frage nach der
Wahrheit ist für den Pragmatismus überhaupt nur eine Frage, die
sich in der «Logik», im «Hörsaal» oder in «Predigten bewährt».
Im praktischen Leben ist nicht nach der Wahrheit zu fragen,
sondern danach, welchen «Barwert» (cash-value) eine
Vorstellung hat, welchen Nutzen, Profite (profits), welche
Erfolge (results) sie unseren jeweils wechselnden und
spezifischen Interessen bringt. Diese Wahrheitsauffassung läßt
der Pragmatismus nicht nur im Bereich der Erkenntnistheorie
gelten, sondern wendet sie auch auf moralische Probleme an.
Moral ist für ihn ein uns überkommenes Vorurteil: im
praktischen Leben gibt es keine für alle Menschen verbindlichen
moralischen Normen. Mit der Wahrheits- und Moralauffassung des
Pragmatismus hängt eng der ihn weiter kennzeichnende
ausgeprägte Relativismus und Pluralismus zusammen.
Die Reduzierung
der Wahrheit und Moral auf den vom Interesse des einzelnen oder
einer Gruppe von Menschen her bestimmten Nutzen und Erfolg ist
das entscheidende weltanschauliche Moment des Pragmatismus. Vor
allem dadurch wurde er zu einem integrierenden Bestandteil der
Ideologie des amerikanischen Imperialismus. Im Namen des
Pragmatismus kann jede Maßnahme des amerikanischen
Imperialismus, sofern sie für ihn von Nutzen ist und Erfolg
verspricht, sowohl als wahr wie auch als moralisch ausgegeben
werden: innenpolitisch der Abbau der bürgerlich-demokratischen
Rechte und Freiheiten und die Durchsetzung diktatorischer
Herrschafts- und Unterdrückungsformen, außenpolitisch jedwede
Aggression gegen andere Staaten sowie alle
Unterdrückungsmaßnahmen gegenüber anderen Nationen.
Editorische
Anmerkungen
Der Text wurde entnommen aus:
Buhr,
Manfred, Klaus, Georg
Philosophisches Wörterbuch Band 2, Berlin 1970, S.864
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