Betrieb & Gewerkschaft

Türkei: Tekel Verhaftungen
Tekel-Widerstand erreichte 75. Tag

03/10

trend
onlinezeitung

Der Widerstand der Tekel-ArbeiterInnen wird nach über 2 Monaten fortgesetzt.  Am Freitag (26. Februar), erwägten die ArbeiterInnen unterschiedliche Formen des Protestes gegen die ignorante Haltung der AKP-Regierung. Sie drangen in den Mittagsstunden in das Bezirksgebäude der AKP ein und stellten erneut ihre Entschlossenheit im Kampf für ihre Rechteunter Beweis. Eine Gruppe von Tekel-ArbeiterInnen, die in Ankara ihre  Aktion fortsetzen, kam gegen 12.30 Uhr vor die AKP-Zentrale. 13 ArbeiterInnen drangen mit Parolen in das Gebäude ein. Sie setzten die Parolen fort, als sie in die 2. Etage hochgingen und öffneten ein Transparent. Innerhalb kurzer Zeit trafen schon Mobile Eingreiftruppen ein und attackierten die ArbeiterInnen mit Pfeffergas. Die ArbeitterInnen wurden in Folge festgenommen.

Währenddessen versammelten sich rund 300 Personen in der Nähe der AKP-Zentrale, welche die ArbeierInnen mit Parolen unterstützten. Einige ArbeiterInnen blockierten die Straße, um die Polizeiautos anzuhalten, die ihre festgenommenen FreundInnen abtransportieren. Auch hierbei kam es zu einigen Festnahmen. Es gibt unklare
Informationen, was die Zahl der Festgenommenen betrifft. Auch die Gewerkschaft hat bislang keine Erklärung dazu abgegeben. Aus ungenannten Kreisen heißt es nur, dass es zu mehr als 10 Festnahmen gekommen sei.

Der Vorsitzende der DISK, Süleyman Celebi, äußerte sich zu den  Vorfällen: "Die Tekel-ArbeiterInnen, die festgenommen wurden, weil sie von ihren demokratischen Rechten Gebrauch machten, müssen umgehend freigelassen werden". Celebi betonte, dass die AKP-Regierung nicht einmal den Protest dulde, welcher infolge der von der Regierung geschaffenen Probleme der ArbeiterInnen ausging. Zu den Festnahmen erklärte Celebi "Das Verhalten gegenüber den ArbeiterInnen, die ein Gespräch mit dem Bezirks-Vorsitzenden der AKP forderten, war rücksichtslos". Weiter sagte der Gewerkschaftsvorsitzende: "Die TEKEL-ArbeiterInnen, die um einen Freund trauern, welcher gestern bei einem Autounfall ums Leben kam, wollten heute mit dem Bezirksvorsitzenden der AKP sprechen und von ihren demokratischen Rechten Gebrauch machen, indem sie aus Protest gegen die Haltung der Regierung gegenüber den
Tekel-ArbeiterInnen ein Transparent vor der Bezirkszenrale der AKP in  Ankara öffneten. Anschließend wurden sie mit einer heftigen Intervention der Mobilen Eingreiftruppen der Polizei konfrontiert und festgenommen. Wir protestieren aufs Schärfste gegen die grobe undstrenge Haltung der Regierung gegenüber den ArbeiterInnen, die nichts anderes fordern als ihre Rechte und versuchen, mit demokratischen Aktionen auf sich aufmerksam zu machen. Wir fordern die sofortige
Freilassung der festgenommenen Tekel-ArbeiterInnen."

Der Gouverneur von Ankara, Kemal Önal, beantwortete Fragen der Presse  im Bezug auf den, seit 75 Tagen fortgesetzten TEKEL-Widerstand. Er sagte, dass sie die Situation der ArbeiterInnen bedauern würden und
sie zeitweise auch darüber besorgt seien. Önal erinnerte an den Vorfall, bei dem vorgestern einer der Arbeiter ums Leben kam, als er die Mithatpasa Straße überqueren wollte und von einem Auto niedergestoßen wurde und sagte: "Während wir versuchen, die Lebensicherheit unserer BürgerInnen zu gewährleisten, werden wir durch Verkehrsunfälle daran gehindert. Es ist sehr bedauerlich, dass wir auf diese Weise einen Bürger verloren haben. Umso bedauerlicher ist es für uns, dass es sich bei dem Bürger um einen Tekel-Arbeiter handelt". Önal, der zum Ausdruck brachte, dass die ungesunden Lebensbedingungen auf dem Platz, auf dem die TEKEL-ArbeiterInnen ihre Aktion fortsetzen allen bekannt sei, sagte weiter: "Die ArbeiterInnen sind aufgebrochen, um 'ihre Rechte zu suchen', doch der Umstand, dass es
sich dabei längst nicht mehr um einen 'Kampf für Rechte' handelt, sondern um eine extrem hartnäckige Haltung, beschäftigt die Öffentlichkeit. Ich war kürzlich in der Region unterwegs. Die Beschwerden aus den Hörsälen haben unser Bedauern noch verstärkt. Ich sage, diese Aktion soll so rasch wie möglich beendet werden. Wir sind
darüber besorgt, dass das Feuer, das rund um die Zelte angezündet wird, zu einer Katrastrophe führen könnte. Ich habe einen Bericht von der Feuerwehr erhalten, den ich an die Gewerkschaftsvertreter geschickt habe. Dieser wurde in der Presse als "Antrag des Gouverneurs" dargestellt. Das hat uns zusätzlich bedrückt". Auf die Frage der Presse, ob 'es zu einer Intervention kommen wird, wenn die Aktion nicht beendet wird', antwortete Önal: "Es ist nicht möglich jetzt zu sagen, was in der Zukunft sein wird, aber wir wollen,dass die Aktion so rasch wie möglich beendet wird. Es ist nicht unsereAbsicht, Gewalt anzuwenden, sondern ein Mittel. Ich hoffe, dass es  nicht zu solchen Umständen kommen wird. Ich glaube daran, dass die Vernunft siegen und die Aktion auf friedliche Weise enden wird, ohne dass dies notwendig sein wird.

Fotos:

 http://halkinsesi.tv/images/Ank-tekel-75g-20100226-1.jpg
 http://halkinsesi.tv/images/Ank-tekel-75g-20100226-2.jpg
 http://halkinsesi.tv/images/Ank-tekel-75g-20100226-4.jpg
 http://halkinsesi.tv/images/Ank-tekel-75g-20100226-5.jpg

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel von Indymedia, wo er 28.2.10 am erschien.