+++ Proteste bei
Zeitarbeitsmesse Wuppertal +++ Flugblätter klären über
Zwangsmaßnahme der ARGE Wuppertal auf +++ Gestank von
Stinkbomben lässt Besucher der Messe nur kurz verweilen +++
Auftakt sozialrevolutionärer Kampagne in NRW
Heute
(18.3.2010) fand die vierte Zeitarbeitsmesse in
Wuppertal statt. Über 25 Zeitarbeitsfirmen, die ARGE Wuppertal
und der DGB fanden sich heute in der Historischen Stadthalle
auf dem Johannisberg ein, um hunderte Jobsuchende in Elendjobs
einzugliedern. Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit
Wuppertal, erklärte im Vorfeld der Messen: „Wer heute auf
Jobsuche geht, kommt an der Zeitarbeit nicht vorbei“, „denn
rund ein Drittel der bei uns gemeldeten Stellen stammen aus
dem Bereich der Zeitarbeit." Die Agentur für Arbeit Wuppertal
und die ARGE Wuppertal arbeiten seit einigen Jahren
kontinuierlich mit den Zeitarbeitsunternehmen zusammen. So
werden von der ARGE Erwerbslose in einem Anschreiben
aufgefordert die Leiharbeitmessen aufzusuchen, da ansonsten
angeblich Sanktionen drohen würden.
Gegen 10 Uhr startete die Messe. Vor der Stadthalle hatten
sich schon viele Jobsuchende und Erwerbslose eingefunden. Auch
über ein dutzend Aktivisten aus basisgewerkschaftlichen
Organisationen und linksradikalen Gruppen hatte sich ebenfalls
eingefunden und begann Flugblätter zu verteilen, die über
Leiharbeit im allegmeinen und über den Zwang der ARGE an der
Leiharbeitsmesse teilzunehmen aufklärten. In unzähligen
Gesprächen wurde relativ schnell klar, dass die Anwesenden
sehr unterschiedlich Ansichten bzgl der Messe hatten. Erklärte
die einen, dass "Leiharbeit zwar Scheisse, aber meine letzte
Chance sei" waren andere insbesonder über die ARGE gefrustet
und wütend: "Ein Skandal, dass wir Ihr hin gezwungen werden!"
Als die Türen der Messe sich öffenten drängten sich die
Menschen in die Eignangshalle, wo sich Szenen gleich eines
Viehmarktes abspielten. Im Marktschreier-Stil zerrten
Hostessen die Leute an die verschiedenen Stände der
Leiharbeitsfirmen. "Für jeden ist ein Job da!" rief der
Skalvenhändler vom seinem Stand in die Menge rein. Ein
erwerbsloser Elektriker näherte sich dem Stand und fragte
nach, ob auch für Ihn als Elektriker es einen Job gäbe.
Großmütig antworte der Skalvenhändler: "Natürlich. Hier ist
ihr Arbeitvertrag. Sie müssen nur unterschreiben." Schwubs war
nach einer Minute "Berufsberatung" der erste Arbeitvertrag
unter Dach und Fach. Kurz schob der Marktschreier nach
Unterschrift seines neuen Sklaven hinterher: "Also sie müssen
verstehen, dass wir sie nicht als Elektriker, sondenr nur als
Hilfsarbeiter einstellen können. Aber, wenn sie Fleißig sind
und Leistung bringen, können sie auch irgendwann aus der
Entgeldgruppe 1 aufsteigen". Für eine Nachfrage des neuen 6
Euro Leiharbeiter blieb natürlich keine Zeit, schon drängten
die nächsten nach Arbeit Suchenden an den Stand. Derweil
lobpreiste die IG-Metall ihre Verdienste um die
Leiharbeitsbranche mit Flugblättern: "Mehr Lohn für
Leiharbeit". Schließlich ist der DGB stolz auf sich, einen
neuen Traifvertrag mit der Leiharbeitsbranche hingelegt zu
haben, der kolossale Lohnerhörhungen innerhalb den nächsten
drei Jahren von 60 Cent vorsieht.
Ungefähr nach einer halben Stunde fing es in der Stadthalle an
deutlich zu Muffeln. Zunächst kam der ekelige Gestank vom IG
Metall Stand her über die Menschenmasse, dann zog ein nächster
Gestank vom Interessenverband Zeitarbeit durch die Messe, bis
schließlich nicht mehr auszumachen war, woher eigentlich der
bestialische Mief herrührte. Mehr und mehr Leute verliessen
daraufhin die Halle, um ein wenig frische Luft zu schnappen.
Vielleicht hat die Durchlüftung dem einen oder der anderen
nochmal die Gelegenheit geboten, darüber nach zu denken, ob
sie wirklich sich ins Elend der Leiharbeit stürzen möchten.
Die Aktion gegen Leiharbeit und Arbeitszwang war zugleich der
Auftakt einer sozialrevolutionären kampagne in NRW gegen
Arbeitswahn, Zwangsarbeit und Elendslohn. Unter dem Motto:
"Für Deutschland keinen Finger krumm!" will ein Bündnis aus
linkradikalen, anarcho-sydikalistischen und kommunistischen
Gruppen einen Beitrag dazu leisten, dass ein neuer Geist des
Ungehorsams wieder in die Köpfe und sozialen Kämpfe einzieht.
Anna Rocker von der Kampagne erklärte zur heutigen Aktion und
zum Start der Kampagne: "Die heutige Aktion war ein netter,
kleiner Auftakt unserer Kampagne. Leiharbeit stinkt! und dies
haben wir heute auf dem Sklavenmarkt in Wuppertal den Nasen
aus der Zeitarbeitsbranche klar gemacht. Gewiss auch heute
wäre mehr drin gewesen, aber wir wollen ja auch noch
steigerungsfähig in den AKtionsformen sein. Dafür werden sich
Anlässe und Orte allemal finden: Leiharbeitsmessen, der
tägliche kleine Kampf an der Arge oder im Betrieb. Wir
glauben, dass dort wo der Kitt von Ideologie und
kapitalistischer Vergesellschaftung bröckelt, ruhig mal der
Vorschlaghammer gezückt werden sollte."
Unter www.soziale-unruhen.net finden sich neben dem Aufruf zur
Kampagne auch noch eingie Termin, die gewiss in jeden Kalder
eines Sozialrevolutionär gehöhren dürften.
Editorische
Anmerkungen
Wir
spiegelten den Artikel bei Indymedia
|