Wer verdient an rassistischen Sondergesetzen?

Initiative gegen das Chipkartensystem

03/11

trend
onlinezeitung

In den bundesdeutschen Flüchtlingsgesetzen sind nicht nur immer höhere Hürden für die Anerkennung und das Bleiberecht der Menschen verankert, sondern auch jede Menge Regelungen, die zur Isolation und Ausgrenzung der Betroffenen beitragen sollen. Die Umsetzung dieser Steilvorlagen des institutionellen Rassismus (wie der Zwang in Heimen/Lagern zu wohnen, Sachleistungen u.ä.), die der Staat sich einiges kosten lässt, braucht willige AkteurInnen aus der Wirtschaft und sogenannte Wohlfahrtsverbände, die bereit sind am Elend der Flüchtlinge zu verdienen. Anlässlich des bundesweiten Aktionstages im Rahmen der Kampagne ABOLISH! am 22.03.2011, haben wir exemplarisch einen dieser Profiteure herausgegriffen: K&S sollte dringend aus seiner Anonymität geholt werden!

Mit dem §53 des Asylverfahrensgesetzes (von 1982) wurde es möglich, Flüchtlinge in so genannten ‚Gemeinschaftsunterkünften‘ unterzubringen. Damit eröffnet sich für viele ‚Wohlfahrtsverbände‘, aber auch für private Betreiber ein lukrativer Markt, den das Geschäft mit dem Elend der Flüchtlinge lohnt sich durchaus. Da es kaum Qualitätsstandards noch Kontrollinstanzen gibt, gewinnt auf dem freien Markt der Betreiber, der möglichst günstig ist und viele Einsparmöglichkeiten findet:

Alte Kasernen und Containerlager werden zu Flüchtlingsheimen umdeklariert, die Zimmer bis zu vierfach belegt, Gemeinschaftsduschen (10 Menschen/1 Dusche) und -toiletten, oft ohne Schlösser, ein paar Kochplatten und all das weit weg von der nächsten Stadt oder nur einer Bushaltestelle. Dafür kassieren die Betreiber/innen dann zwischen 7-15€ pro Bewohner/in pro Tag, bei minimalen Instandhaltungskosten.

Für Flüchtlinge bedeuten diese Heime nicht nur eine drastische räumliche Isolation von allem was für Andere Alltag ist. Der Verlust jeder Privatsphäre über Jahre hinweg, weder Rückzugsort noch gesellschaftliche Teilhabe, schikanöse Kontrollen der wenigen Besucher/innen durch den Wachschutz, oft unhaltbare bauliche und hygienische Zustände und vor allem das Fehlen einer Perspektive führen nur zu einem: Flüchtlinge sollen verzweifeln! Das wird auch daran deutlich das - während überall gespart werden soll – für diese Schikane gerne Geld ausgegeben wird: Die Unterbringung in Wohnungen und Bargellauszahlung wäre wesentlich billiger.

Wer ist K&S?

Die K&S Sozial Bau AG mit Sitz in Sottrum bei Bremen beschäftigt mehr als 1500 Mitarbeiter und betreibt bundesweit 24 Seniorenresidenzen, an über 50 weiteren Einrichtungen ist sie beteiligt. Firmengründer und Mehrheitsgesellschafter ist der ehemalige Oberleutnant der Bundeswehr Hans-Georg Krantz. Der Umsatz liegt nach eigenen Angaben bei rund 60 Millionen Euro jährlich. In der Altenpflege ist K & S allerdings erst seit 1998 aktiv.

1981 beginnt Krantz – damals noch unter dem weniger wohlklingenden Namen VUB („Verpflegung, Unterbringung, Betreuung“) – sogenannte ‚Gemeinschaftsunterkünfte‘ zu betreiben, was lange der einzige Geschäftszweig von K&S bleibt. 1989 sind es bundesweit schon 11 Einrichtungen, mit denen sich Krantz am Elend von Flüchtlingen eine goldene Nase verdient. Und auch genau das Geld, um sich heute mit Pflegeheimen (für die natürlich im Unterschied zu Flüchtlingsheimen Qualitätsstandards gelten) gesellschaftlich akzeptiert als soziales Unternehmen mit Anspruch zu präsentieren.
Werbung macht K&S mit seinem ursprünglichen und hauptsächlichen Geschäftszweig nicht, weshalb es schwierig ist, genaue Angaben zu allen K&S Lagern zu finden. Sicher ist, dass das Unternehmen auch 2008 mit 4100 Plätzen einer der größten Betreiber von Flüchtlingslagern in der Bundesrepublik war.

In Brandenburg betreibt K&S die Heime in Hohenleipisch (Elbe Elster), Althüttendorf (Barnim), Wassmannsdorf (Dahme-Spreewald) und Prenzlau (laut Landesverwaltung allerdings nur noch bis zum 30.06.2011?!). Das Lager in Kunersdorf wurde nach zahlreichen Protesten am 31.03.05 geschlossen, Ursache war vermutlich aber eher Zoff um lokalen politischen Filz als ein plötzliches antirassistisches Unrechtsbewusstsein der Verantwortlichen.

In Mecklenburg Vorpommern befindet sich eines der Lager in Pasewalk, die berüchtigten Heime in Tramm und Peeschen sind seit 2005 – auch dank der Publicity durch die AntiLagertour - geschlossen.

In Thüringen wurde das berüchtigte Heim in Katzhütte laut Landesverwaltung zum 15.06.2010 auf Grund massiver Proteste und katastrophaler Zustände geschlossen (  http://www.fluechtlingsrat-thr.de/ ).

Weiter existent ist das Lager in Meinersen /Gifhorn in Niedersachsen.

K&S: Unvollständige Chronologie von Skandalen und Protesten:

Gemeinsam haben die Lager, dass sie in alten Kasernen und leer stehende Ferienanlagen, meist mitten in Wäldern situiert sind, was die gesellschaftliche Isolation der Flüchtlinge noch verstärkt. Für den Betreiber sind das allerdings kostengünstige Standorte, die da mal schnell zu Flüchtlingsheimen umdeklariert werden. Das diese marode und z.T. in gesundheitsbedenklichem Zustand sind, interessiert wenig, auch so wird schließlich Geld gespart. Ähnliches gilt für das Personal. Flüchtlinge protestieren seit Jahren an unterschiedlichen Orten gegen die Lebensbedingungen in den Lagern und fordern ein Recht auf freie Wohnungswahl.

Wassmannsdorf/Brandenburg:
29.01.2011: Rassistischer Übergriff von einem Wachmann:
http://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/pressemitteilungen/pm-wassmannsdorf
http://www.youtube.com/watch?v=_W1X8h8RF58&feature=related
23.08.2010: Da stürzt auch mal die Decke ein:
http://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/pressemitteilungen/pm-wassmannsdorf

28.08.2010: Demo in Gifhorn gegen das Heim Meinersen/Niedersachsen:
Bilder und Bericht zum Heim:
http://thecaravan.org/node/2531
Bericht zur Demo:
http://de.indymedia.org/2010/08/288641.shtml

08.05.2008: Demo beim Firmensitz von K&S, Aufruf zur Schließung des Lagers Katzhütte/Thüringen:
Bilder und Bericht zum Lager Katzhütte
http://thecaravan.org/node/1554

So ganz zufällig scheinen die wenigen Skrupel des Hauptaktionärs Krantz sein Geld am Elend von anderen zu verdienen, nicht zu sein: Schon Doktorvater Bossle war nicht nur Berater von Filbinger, sondern auch in offen antisemitischen und rassistischen Kreisen beheimatet( http://www.zeit.de).

Kontakt:
Dr. Krantz Sozialbau und Betreuung
Rotenburger Str. 1
27367 Sottrum
Tel. 04264/8309-0

K&S ist natürlich nur eine der Firmen, die vom staatlichen Rassismus profitiert; In Berlin sind es beispielsweise auch die AWO, die InvestPlan GmbH, das Diakonische Werk, der Internationale Bund und diverse Kleinunternehmen (genaueres unter: http://chipini.blogsport.de/profiteurinnen-von-rassimus/ ).

Anlässlich des Aktionstages „ABOLISH! Diskriminierende Gesetze gegen Flüchtlinge abschaffen!“ am 22.03.2011 werden bundesweit Aktionen gegen die Residenzpflicht, das Asylbewerberleistungsgesetz und die Schikanen des Asylverfahrensgesetzes stattfinden (Infos unter: http://kampagne-abolish.info/ ). Auch K&S wird dabei in verschiedenen Orten und Aktionen thematisiert werden.

Wer aus rassistischen Gesetzen Profit schlägt, soll auch die Quittung dafür bekommen: Keinen Cent für K&S, nicht von Opa, nicht von Oma und von uns auch nicht – Firmen wie K&S eine Absage erteilen, heute hier, immer und überhaupt!

Flüchtlingsheime dichtmachen! Für freies Wohnen, Leben und Fluten!

Editorische Hinweise

Wir spiegelten von Indymedia. Weitere Infos unter: http://chipini.blogsport.de/