Arbeitsmarkt und Krise
Die Lage der weiblichen Beschäftigten


von
der "Gruppe Arbeitermacht"

03/12

trend
onlinezeitung

Die Stellung der Frau auf dem Arbeitsmarkt wird derzeit von zwei entscheidenden Faktoren bestimmt. Erstens besteht ein massiver Gehaltsunterschied zwischen den Festangestellten, wobei Frauen im Durchschnitt 23% weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Zweitens ist es für Frauen auch schwerer, in den ersten Arbeitsmarkt einzusteigen. Oft müssen Frauen auf Teilzeitjobs ausweichen, weil sie aufgrund der Reproduktionsarbeit keine festen Arbeitszeiten annehmen können. Aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten für Kinder bzw. deren horrende Kosten ist es meistens doch die Frau, die sich hauptsächlich um die Erziehung der Kinder kümmert und dadurch für den „ersten“ Arbeitsmarkt im Kapitalismus ausfällt bzw. in die Teilzeit ausweichen muss.

Hier betritt die arbeitende Frau dann den Niedriglohnbereich der „Minijobs“ - zeitlich befristet und beschränkt, schlecht bezahlt und mit Aussicht auf nur wenig Rente. Im Teilzeitbereich arbeiten über 6 Millionen Beschäftigte, mehr als 70% von ihnen sind Frauen.

Von Regierung und Kapital wird der „Minijob“ als Chance auf den „ersten“ Arbeitsmarkt verkauft, in der Realität dienen die Minijobs jedoch allein den Profitinteressen des Kapitals. Schließlich werden feste Beschäftigungsverhältnisse abgebaut und durch schlecht bezahlte Minijobs ersetzt. Von der Industrie wird dies auch gern als „Fachkräftemangel“ bezeichnet. Die Unternehmen sparen Sozialabgaben und Lohnzahlungen, bekommen aber die gleiche Arbeit geliefert.
Viele der weiblichen und männlichen Minijobber würden nach einer aktuellen Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung auch mehr arbeiten als in ihrer jetzigen Anstellung, sind aber durch den Minijob daran gehindert.

Für weibliche Beschäftigte bedeutet dies, auch weniger Rente zu bekommen. Heute haben Frauen der alten BRD im Alter von 50-55 durchschnittlich knapp 8 Jahre in einem Minijob gearbeitet.

Für die nachfolgenden Generationen sind höhere Werte zu erwarten, die Ausweitung des Niedriglohnbereichs der letzten 10 Jahre wird die künftige Zahl armer Rentnerinnen drastisch erhöhen.

Niedriglohn heißt praktisch, einen Lohn von unter 7 Euro die Stunde, unter den „Mini-Jobbern“, die gleichzeitig Hartz IV beziehen, betrifft dies 65%. Darunter sind auch viele weibliche Alleinerziehende. Erst kürzlich urteilte ein Bundesgericht wieder gegen deren soziale Rechte. Ab dem 3. Lebensjahr des Kindes müsste die Alleinerziehende wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, speziell eine Teilzeitstelle sei zumutbar. Damit wird die Alleinerziehende in den Niedriglohn gejagt. In der Begründung sprach die Richterin davon, diese Frauen wieder in den Arbeitsmarkt integrieren zu wollen – ob diese Arbeitslose sich eine Kita leisten kann oder für wie wenig Lohn diese dann arbeiten muss, interessiert die Gerichte natürlich nicht.

In der BRD wurde der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren umstrukturiert. Die Agenda2010, die Auswirkungen der Krise 2008/09 führten zu einem Abbau fester Beschäftigungsverhältnisse, während gleichzeitig Niedriglohnarbeit inklusive Zeit- und Leiharbeit zugenommen hat. Dies verschärft die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, auch zu Lasten der weiblichen und der jungen und älteren Beschäftigten. Gleichzeitig steigt auch die Prekarisierung bestimmter, weiblich dominierter Arbeitsbereiche. Gerade im Pflege- und Gesundheitsbereich werden immer mehr „Dienstleistungen“ ausgegliedert, selbstständige Pflegekräfte machen dann Pflege zum Niedriglohn bei Selbstausbeutung.
Gegen Lohndrückung und Prekarisierung brauchen wir v.a. gewerkschaftlichen Kampf! Es darf nicht ausreichen, nur festzustellen, dass Frauen weniger verdienen und schlechtere soziale Konditionen haben, es muss ein breiter sozialer Kampf dagegen geführt werden.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist ein bekanntes Motto – dies müssen wir nicht nur in der Zeit- und Leiharbeit umsetzen, dies müssen wir auch zwischen den Geschlechtern erreichen!

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen tiefen kapitalistischen Krise müssen wir unsere sozialen Rechte verteidigen und ausbauen – für höhere Löhne, gegen jegliche Niedriglohnarbeit, gegen Hartz IV! Anstelle von Teilzeit und Minijob brauchen wir eine Verteilung der Arbeit auf alle – für Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden!
 

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Artikel von:

ARBEITERMACHT-INFOMAIL
Nummer 608
04. März 2012

KONTAKTADRESSEN

Redaktion und Berlin: info@arbeitermacht.de
Bremen: bremen@arbeitermacht.de
Hamburg: hamburg@arbeitermacht.de
Kassel: kassel@arbeitermacht.de
Stuttgart: stuttgart@arbeitermacht.de
Homepage: www.arbeitermacht.de
Tel.: 030 - 62607741

WEBSITE: www.arbeitermacht.de