Das Verhältnis von Kapitalbegriff und Konkurrenz
Zur
Frage nach dem Status des Konkurrenzbegriffs bei Marx

von Thomas Braunsdorf und Horst Löffler

03-2014

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Im vorigen Abschnitt haben wir nachgewiesen, daß im Gegensatz zu Rosdolskys Auffassung keineswegs aus der Ent­wicklung der Baupläne wie aus den ökonomischen Werken selbst hervorgeht, daß Marx sein Verständnis vom allgemeinen Kapital­begriff von den „Grundrissen" bis zum „Kapital" wesentlich modifiziert hat. Wir haben ferner gezeigt, daß weder Rodolsky noch andere Autoren inhaltliche Argumente für diese angebliche Modifizierung einbringen. Nichtsdestoweniger stützen sich alle Kritiker der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus entweder direkt auf Rodolsky oder auf Helmut Reichelt, der in dieser Frage dieselbe Position vertritt.(1)

Das Grundmuster der Argumentation ist stets die Behaup­tung, daß Lenins Imperialismustheorie und, darauf aufbauend, die Theorie des staatsmonopolitischen Kapitalismus, im Wider­spruch zum von Marx entwickelten allgemeinen Kapitalbegriff stünden. Schubert meint: „Die Stamokap-Theorie ist selbst in den oberflächlichen Erscheinungen der kapitalistischen Produk­tionsweise befangen, so daß sie diese nicht adäquat auf die all­gemeinen Bewegungsgesetze des Kapitals zurückführt."(2) In gleicher Weise behauptet das Projekt Klassenanalyse: „Wenn er (Lenin - d. Verf.) dem Schein der Oberfläche aufsitzt und die Erscheinungsform des Monopols als ein neues, wesentliches Mo­ment des Kapitals interpretiert, ignoriert er die methodische Trennung zwischen begrifflicher Reproduktion der inneren Ge­setze der bürgerlichen Gesellschaft und der Analyse der realen Bewegung der Konkurrenz, die für die Marxsche Theorie konste tutiv ist. Lenin hätte, um die Notwendigkeit einer Vervollständi­gung der Marxschen Theorien zu belegen, nachweisen müssen, daß der allgemeine Begriff des Kapitals in bestimmten Punkten obsolet geworden ist. "(3)

Eine eminent wichtige Rolle in dieser Debatte spielt die Frage nach dem Status des Konkurrenzbegriffs bei Marx, oder in Frageform gestellt: wie bestimmt sich bei Marx das Verhältnis von innerer Natur des Kapitals zu den Durchsetzungs- bzw. Er­scheinungsformen? Im folgenden wird also zweiterlei zu zei­gen sein:

  • erstens, wie die „Kritiker" ihre Argumentation in vermeintlicher Anlehnung an Marx entwickeln;
  • zweitens, wie dagegen Marx selbst das Verhältnis von „Kapital im allgemeinen" und „Konkurrenz" positiv entfaltet.
1. Unbegriffene Zitate als Bumerang - Die Revision der Marxschen Abstraktionsebenen durch die Neomarxisten

Wir erinnern uns: die Autoren gehen davon aus, daß der Begriff des Kapitals im allgemeinen sich über alle drei Bände des „Kapital" erstreckt, daß also Durchsetzungsform, Spaltung des Profits in verschiedne Revenueformen, ja sogar die Grund­rente Bestandteil des allgemeinen Kapitalbegriffs bilden. Dar­aus wird dann gefolgert, die Untersuchung der kapitalistischen Produktionsweise sei mit Marx qualitativ im wesentlichen abgeschlossen, sie könne also bestenfalls quantitativ erweitert werden. So schreiben beispielsweise Ebbighausen/Winkelmann: „Der allgemeine Kapitalbegriff enthält neben der Darstellung des Wesens der kapitalistischen Produktionsweise auch die Dar­stellung der notwendigen Erscheinungsformen dieses Wesens in allgemeiner Form, d.h. die Konkurrenz als allgemeiner, so­weit sie notwendig ist. "(4) Eine ähnliche Aussage trifft Schu­bert: „Für Marx stellt die Durchschnittsprofitrate keine em­pirisch faßbare Oberflächenkategorie dar, sondern ist selbst ein Moment der Untersuchung des Kapitals im allgemeinen. "(5)

Wie stellt sich nun die innere Problematik dieser Aussagen? Welches Verständnis vom Aufbau des III. Bandes des „Kapital" verbirgt sich dahinter? Nichts ahnend bringt Schubert das Problem auf den Punkt, wenn er weiter schreibt: „Dem (s.o.-d. Verf.) scheinen (!) zunächst einige Formulierungen von Marx zu widersprechen, wenn er den Profit als verwandelte Form des Mehrwerts und damit auch als dessen Erscheinungs­form begreift. .Mehrwert und Rate des Mehrwerts sind relativ, das zu erforschende Wesentliche, während Profitrate und daher die Form des Mehrwerts als Profit sich auf der Oberfläche der Erscheinungen zeigen'. Damit", so die noch richtige Schluß­folgerung Schuberts, „ist offensichtlich eine andere Stufe der Abstraktion in der Analyse von Marx miteinbezogen." Nichts­destotrotz argumentiert Schubert einige Zeilen später: „Wertgesetz und Durchschnittsprofitrate stellen also (!) eine begriff­liche Einheit auf der Ebene des Kapitals im allgemeinen dar."(6)

Fassen wir ihre Argumentationen zusammen: Nicht nur das Wesen der kapitaüstischen Produktion, die allgemeinen und not­wendigen Tendenzen des Kapitals, sondern auch ihre Erschei­nungsformen sind notwendig Teil des allgemeinen Kapitalbe­griffs, sie stellen sogar eine begriffliche Einheit auf der Ebene des Kapitals im Allgemeinen dar, es finden „alle Teile der Ana­lyse auf der gleichen Ebene" (7) statt. Dies, so wird behauptet, sei dem Marxschen Verständnis adäquat.

Nur, Marx selbst vertritt eine genau entgegengesetzte Auf­fassung. Er trennt die verschiedenen Ebenen der Analyse deut­lich voreinander:

Zuerst muß die innere Natur des Kapitals begriffen sein, danach erst kann die Analyse der Konkurrenz erfolgen. Marx schreibt: „Die allgemeinen und notwendigen Tendenzen des Kapitals sind zu unterscheiden von ihren Erscheinungsformen. Die Art und Weise, wie die immanenten Gesetze der kapitali­stischen Produktion in der äußern Bewegung der Kapitale er­scheinen, sich als Zwangsgesetze der Konkurrenz geltend ma­chen und daher als treibende Motive dem individuellen Kapi­talisten zum Bewußtsein kommen, ist jetzt nicht zu betrachten, aber soviel erhellt von vornherein: Wissenschaftliche Analyse der Konkurrenz ist nur möglich, sobald die innere Natur des Kapitals begriffen ist, ganz wie die scheinbare Bewegung der Himmelskörper nur dem verständlich, der ihre wirkliche, aber sinnlich nicht wahrnehmbare Bewegung kennt."(8)

Die strikte Trennung der Abstraktionsebenen wird auch im ersten Abschnitt des III. Bandes des „Kapital" nochmals deutlich hervorgehoben: „Worum es sich in diesem dritten Buch handelt, kann nicht sein, allgemeine Reflexionen über diese Einheit (Produktions- und Zirkulationsprozeß - d. Verf.) anzustellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufin­den und darzustellen, welche aus dem Bewegungsprozeß des Kapitals, als Ganzes betrachtet, hervorwachsen. "(9) Aus die­sen Hinweisen von Marx wird klar, daß diese konkreten For­men deutlich vom Kapital im allgemeinen unterschieden wer­den müssen. Die konkreten Formen, in denen sich Kapital dar­stellt, können nur und erst abgeleitet werden, nachdem der allgemeine Kapitalbegriff entwickelt ist.

Marx weist wiederholt darauf hin, daß die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion sich in der Konkurrenz, die ja von den Leninkritikern als Bestandteil des allgemeinen Kapitalbegriffs ausgegeben wird, verkehrt darstellen.(10) „Es erscheint also in der Konkurrenz alles verkehrt. Die fertige Ge­stalt der ökonomischen Verhältnisse, wie sie sich auf der Oberflä­che zeigt,. .. sind sehr verschieden von, und in der Tat ver­kehrt, gegensätzlich zu ihrer Innern, wesentlichen, aber verhüll­ten Kerngestalt und dem ihr entsprechenden Begriff. "(11) „Kurz hier erscheinen alle Bestimmungen umgekehrt wie in dem Kapital im Allgemeinen."(12)

Man erkläre uns nun:

  • Wie es möglich ist, die Konkurrenz gleichzeitig als verkehr­te Darstellungsform und als Bestandteil des allgemeinen Kapitalbegriffs auszugeben?

  • Wie es weiterhin möglich ist, festzustellen, daß alle innern Gesetze verkehrt erscheinen, wenn diese innern Gesetze, die allgemeinen und notwendigen Tendenzen des Kapitals, nicht zuvor entwickelt sind?

  • Wie man den notwendigen Zusammenhang von Wesen und Erscheinung untersuchen kann, wenn das Wesen nicht schon bekannt, sondern selbst erst mit der Darstel­lung der Erscheinungsformen vollendet ist? Der notwendige Zusammenhang zwischen Wesen und Er­scheinung darf doch nicht verwechselt werden mit dem Wesen selbst!

***

Wie ist der Allgemeinheitsgrad des Konkurrenzabschnitts im III. Band des „Kapital" im Aufstieg vom Abstrakten zum Kon­kreten eingebettet? Im III. Band wird, ausgehend vom allge­meinen Kapitalbegriff und auf seiner Grundlage, notwendiger­weise aber nach Abschluß seiner Darstellung, der schrittweise Aufstieg vom Abstrakten zum Konkreten vollzogen. „Die Ge­staltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweis der Form, worin sie auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapi­tale aufeinander, der Konkurrenz, und im gewöhnlichen Be­wußtsein der Produktionsagenten selbst auftreten."(13) Der erste Schritt hin zur Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft, wie sie sich in der trinitarischen Formel darstellt und womit die allgemeine Untersuchung der kapitalistischen Produktionsweise bei Marx beendet ist, dieser erste Schritt ist die Darstellung des kapitalistischen Kostpreises und die Verwandlung des Mehr­werts in den Profit. Hiermit ist die notwendige Basis gelegt für die Untersuchung des Exekutors der dem Kapital im allgemei­nen immanenten Gesetze, ihrer Durchsetzungsform, der Kon­kurrenz. Diese Untersuchung der Konkurrenz als der Beziehung des Kapitals auf sich selbst wird - gleich den anderen Stufen des Aufstiegs vom Abstrakten zum Konkreten (den besonde­ren und abgeleiteten Formen des Kapitals sowie der kapitalisti­schen Grundrente etc.) — natürlich immer noch in allgemeiner Form gefaßt. Die Darstellung der Konkurrenz ist hier also noch lange nicht die empirische, wirkliche Darstellung der Konkurrenz, die konkret-historische Spezialbetrachtung, bei der von Schwan­kungen, Zufälligkeiten und Unregelmäßigkeiten nicht mehr ab­strahiert wird, denn es „liegt ihre Darstellung außer dem Plan unsers Werks und gehört seiner etwaigen Fortsetzung an. "(14) Immer noch wird die kapitalistische Produktionsweise auf einer allgemeinen Ebene, „sozusagen in ihrem idealen Durch-schnitt"(l 5), erfaßt, denn ohne diese Allgemeinheit - auch im Aufstieg vom Abstrakten zum Konkreten - wäre weder der Begriff der Konkurrenz zu entwickeln (16), noch die aus dem Wesen sich notwendig entwickelnden besondern und ab­geleiteten Kapitalsorten, noch schließlich die kapitalistische Grundrente.

Die allgemeine Untersuchung der kapitalistischen Produk­tionsweise umfaßt somit mehr als die ausschließliche Darstel­lung des allgemeinen Kapitalbegriffs, sie beinhaltet darüber hinaus die Untersuchung der dem allgemeinen Kapitalbegriff adäquaten und aus ihm abgeleiteten Durchsetzungs- und Er­scheinungsformen auf allgemeiner Ebene. Es ist also Ilan Reisin zuzustimmen, wenn er formuliert: „Es geht also darum, zwei Ebenen innerhalb der allgemeinen Untersuchung zu unterschei­den (17), die begrifflich nicht zusammenfallen, im Gegenteil, strikt zu trennen sind, will man ihre innere Unzertrennlichkeit, ihre gegenseitige Bedingtheit begreifen und sich so zum richti­gen Verständnis .emporarbeiten'... Es geht um die Trennung der Darstellung des .allgemeinen Begriffs des Kapitals' von der über sie hinausgehenden .allgemeinen Untersuchung der kapi­talistischen Produktionsweise', deren innersten und in der Dar­stellung ersten Gegenstand jene zwar bildet, mit dem letztere aber nicht aufhört und nicht gleichzusetzen ist. Was den Be­griff des Kapitals konstituiert, was es möglich und notwendig macht, vom Kapitalismus als eigenständiger Gesellschaftsfor­mation zu sprechen, was die spezifische Differenz dieser For­mation gegenüber anderen ausmacht, kann nicht identisch sein mit der allgemeinen Untersuchung dieser Produktionsweise selbst."(18)

Diesen zentralen Unterschied nicht begriffen zu haben, ist der Grundmangel aller derjenigen Interpreten, die den allgemei­nen Kapitalbegriff auf alle drei Bände des „Kapital" ausdehnen wollen. So muß auch das immer wiederkehrende Argument ge­gen die Leninsche Imperialismus- und Stamokaptheorie, näm­lich, daß die „rigide Trennung der Abstraktionsebenen" ein „willkürliches Auseinanderreißen" bedeute und der „logischen Struktur des Kapitals widerspreche"(19), eindeutig zurückge­wiesen werden. Das Projekt Klassenanalyse schreibt zum Bei­spiel: „In jedem Fall aber werden alle Teile der Analyse auf der gleichen Ebene einer allgemeinen Untersuchung der kapi­talistischen Produktion vorgenommen, denn diese ist erst dann begriffen, wenn nicht nur ihre innere Natur, sondern auch die scheinbar gegensätzlichen Formen der Durchsetzung als notwendig aus den innern Gesetze folgend erklärt sind. Bleiben diese Formen in ihrer unvermittelten Gegensätzlich­keit bestehen, so ist der allgemeine Begriff des Kapitals nicht vollendet."(20) So formuliert auch Schubert noch durchaus richtig: „Um aber den Zusammenhang der Erscheinungsformen adäquat begreifen zu können und nicht den Mystifikationen auf­zusitzen, muß man ihre oberflächliche Bewegung auf den all­gemeinen Begriff des Kapitals zurückführen, d.h., die sichtbare, bloß erscheinende Bewegung auf die innere wirkliche Bewe­gung reduzieren' "(21), aber er bemerkt offenbar nicht, daß er gerade das Gegenteil von dem beweist, was er beweisen will:

Will man die oberflächliche Bewegung auf den allgemeinen Ka­pitalbegriff zurückfuhren, kann man doch nicht im gleichen Atemzug die Identität beider herausstreichen. Ähnlich beim Projekt Klassenanalyse. Sicher bewegt sich die ganze Marxsche Analyse im Rahmen einer allgemeinen Untersuchung, deshalb aber noch lange nicht auf der gleichen Ebene! Sicher ist es ein entscheidender Fortschritt im „Kapital" gegenüber der bürger­lichen Ökonomie, genau diese Trennung der inneren Gesetze von ihren äußeren Durchsetzungsformen aufgehoben zu haben (22); daraus folgt aber noch lange nicht deren Identität.

Genau an diesem Punkt versagen alle der genannten Au­toren. Obgleich sie Dutzende von Marxzitaten über Wesen und Erscheinung immer wieder anführen - größtenteils noch dazu aus den „Grundrissen", was sich für sie schon von vornherein verbieten müßte, da Marx dort expressis verbis vielfach auf die rigide Trennung zwischen dem allgemeinen Kapitalbegriff und der Konkurrenz aufmerksam macht und deswegen keines­falls als Kronzeuge für den „erweiterten" allgemeinen Kapital­begriff herangezogen werden darf -, sind sie nicht in der Lage, auch nur ansatzweise die Logik ihrer eigenen Zitate zu reflek­tieren. Denn, wenn Begriffe wie Wesen - Erscheinung, Gesetz - Durchsetzungsform, Allgemeines - Besonderes überhaupt einen kategorialen Nutzen haben sollen, dann kann nicht auf eine klare logische und begriffliche Unterscheidung verzichtet wer­den. Ansonsten verliert es jeden Sinn, beispielsweise von Er­scheinungsformen zu sprechen. Wäre die „Kapital "-Interpreta­tion dieser Autoren richtig, gäbe es in Wirklichkeit gar keinen Aufstieg vom Abstrakten zum Konkreten, vom Wesen zu sei­nen Erscheinungsformen, denn wo, so ist zu fragen, findet denn bei ihnen der Umschlag statt?

Der Zirkelschluß ist damit offenkundig: „Der Aufstieg vom Abstrakten zum Konkreten findet statt im ständigen Abstieg vom Konkreten zum Abstrakten - findet hier also gar nicht mehr statt. "(23) Die Durchsetzungsformen nicht mehr vom allgemei­nen Kapitalbegriff zu unterscheiden und beide logisch und be­grifflich nicht klar auseinanderzuhalten, heißt übrigens den Feh­ler der von Marx kritisierten Klassiker der bürgerlichen Ökono­mie zu wiederholen, die die „Erscheinungsformen unmittelbar, direkt als Bewähr oder Darstellung der allgemeinen Gesetze" (24) begriffen. Gerade das Nichtbegreifen dieses Ebenenwechsel, der sich im Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten vollzieht, und den Schubert, um sich einmal mehr selbst zu widerlegen, an einer Stelle sogar selbst eingesteht („ .. . damit ist offenbar eine andere Stufe der Abstraktion in der Analyse von Marx miteinbe-zogen"), war es im übrigen auch, was die gesamte Vulgärökono­mie bemüßigte, immer wieder einen angeblichen „Widerspruch zwischen dem ersten und dritten Band des Kapital" (25) zu kon­struieren.

2. Unliebsame Zitate als Beweis - Der Marxsche Konkurrenzbegriff als historische und logische Kategorie

Nachdem wir dargestellt haben, wie unsere Kritiker das Ver­hältnis von allgemeinem Kapitalbegriff und Konkurrenz bestim­men, wie gründlich sie den Aufstieg vom Abstrakten zum Kon­kreten mißverstehen, daß sie nicht fähig sind, Wesen und Er­scheinung, innere Tendenzen und Durchsetzungsformen inhalt­lich und begrifflich zu unterscheiden, müssen wir nun eine positive Rekonstruktion anhand relevanter Marx-Aussagen leisten. Es soll uns nicht genügen, nachzuweisen, daß die Konkurrenz kein Bestandteil des allgemeinen Kapitalbegriffs sein kann, vielmehr geht es uns im folgenden noch darum, aufzuzeigen, wie Marx selbst den notwendigen Zusammenhang zwischen dem Kapital im allgemeinen und der Konkurrenz herleitet.

Marx schreibt in den „Grundrissen": „Begrifflich ist die Konkurrenz nichts als die innere Natur des Kapitals, seine we­sentliche Bestimmung, erscheinend und realisiert als Wechsel­wirkung der vielen Kapitalien aufeinander, die innere Tendenz als äußerliche Notwendigkeit."(26)

Das Verhältnis von inneren Gesetzen und Konkurrenz als Verhältnis von notwendigen Tendenzen und Durchsetzungsform drückt Marx unmißverständlich aus: „Die Konkurrenz überhaupt, dieser wesentliche Lokomotor der bürgerlichen Ökonomie, etabliert nicht ihre Gesetze, sondern ist deren Exekutor. Illimited competition ist darum nicht die Voraussetzung für die Wahrheit der ökonomischen Gesetze, sondern die Folge - die Erschei­nungsform, worin sich ihre Notwendigkeit realisiert. . . Die Konkurrenz erklärt daher nicht diese Gesetze; sondern sie läßt sie sehn, produziert sie aber nicht,"(27) Oder an anderer Stelle: „Die Konkurrenz exequiert die innren Gesetze des Kapitals; macht sie zu Zwangsgesetzen dem einzelnen Kapital gegenüber, aber sie erfindet sie nicht. Sie realisiert sie. Sie daher einfach aus der Konkurrenz erklären wollen, heißt zugeben, daß man sie nicht versteht."(28)

Als Beweis gegen die vielfach geäußerte These, Marx habe seine Auffassung von der Funktion der Konkurrenz und ihrem Verhältnis zum allgemeinen Kapitalbegriff von den „Grund­rissen" zum „Kapital" geändert, diene das folgende Zitat aus dem I. Band des „Kapital", in dem sich eine den „Grundrisse"-Zitaten fast vollkommen identische Formulierung findet: „Die freie Konkurrenz macht die immanenten Gesetze der kapitali­stischen Produktion dem einzelnen Kapitalisten gegenüber als äußerliche Zwangsgesetze geltend."(29) Auch hier wird also die Konkurrenz als Durchsetzungsform klar von den immanen­ten Gesetzen der kapitalistischen Produktion unterschieden!

Wie gestaltet sich nun das Verhältnis vom allgemeinen Ka­pitalbegriff zur Konkurrenz?

Die freie Konkurrenz steht als Exekutor, als Durchsetzungs­form der inneren Tendenz in einem notwendigen Zusammen­hang mit dem allgemeinen Kapitalbegriff. Sie ist die notwen­dige Form, die das Kapital sowohl logisch als auch historisch braucht, um sich frei und ungehindert, eben seinem Begriff ge­mäß, entwickeln zu können. Die freie Konkurrenz ist genau die Durchsetzungsform, die dem allgemeinen Kapitalbegriff adäquat ist: „Die freie Konkurrenz ist die reelle Entwicklung des Kapitals. Durch sie wird als äußerliche Notwendigkeit für das einzelne Kapital gesetzt, was der Natur des Kapitals ent­spricht, (der) auf das Kapital gegründeten Produktionsweise, was dem Begriff des Kapitals entspricht. Der wechselseitige Zwang, den in ihr die Kapitalien aufeinander, auf die Arbeit etc. ausüben (die Konkurrenz der Arbeiter unter sich Ist nur eine andre Form der Konkurrenz der Kapitalien), ist die freie, zugleich reale Entwicklung des Reichtums als Kapital. So sehr ist dies der Fall, daß die tiefsten ökonomischen Denker, wie Ricardo z.B., die absolute Herrschaft der freien Konkurrenz voraussetzen, um die adäquaten Gesetze des Kapitals — die zugleich als die beherrschenden vitalen Tendenzen erscheinen — studieren und formulieren zu können. Die freie Konkurrenz ist aber die adäquate Form des produktiven Prozesses des Ka­pitals. Je weiter sie entwickelt, um so reiner treten die Formen seiner Bewegung hervor. Was Ricardo z.B. damit, malgre lui, ge­standen hat, ist die historische Natur des Kapitals und der bor­nierte Charakter der freien Konkurrenz, die eben nur die freie Bewegung der Kapitalien, d.h. ihre Bewegungen innerhalb Be­dingungen, die keinen aufgelösten Vorstufen angehören, son­dern seine eignen Bedingungen sind. Die Herrschaft des Kapitals ist die Voraussetzung der freien Konkurrenz, ganz wie die römi­sche Kaiserdespotie die Voraussetzung des freien römischen ,Privatrechts' war."(30)

Wenn nun von den Neomarxisten behauptet wird, die freie Konkurrenz werde im „Kapital" Band III als logische Kategorie des allgemeinen Kapitalbegriffs eingeführt und sei deswegen konstitutiv für den Kapitalismus schlechthin, schließe von da­her das Monopol aus, dann liegt hier ein fundamentaler Irrtum vor. Denn um überhaupt das „von der politischen Ökonomie unbegriffene Grundgesetz der Konkurrenz" (31), um die Kon­kurrenz ihrem Begriff entsprechend studieren zu können, mußte Marx die Konkurrenz in ihrer vollen Blüte aufnehmen, d.h. als freie Konkurrenz darstellen und analysieren.(32) Diese Form ist aber nicht im Sinne eines fiktiven Modells zu betrachten, sondern das Kapital entwickelt sich in seiner Geschichte not­wendig hin zu dieser freien Konkurrenz.(33) „Was die Kon­kurrenz, zunächst in einer Sphäre, fertigbringt, ist die Herstel­lung eines gleichen Marktwerts und Marktpreises aus den ver-schiednen individuellen Werten der Waren. Die Konkurrenz der Kapitale in den verschiednen Sphären aber bringt erst her­vor den Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den verschiednen Sphären egalisiert. Zu dem letzteren ist höhere Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise erheischt als zu dem frühern."(34)

Allein schon hieraus wird ersichtlich, und Marx betont es immer wieder bzw. hat nie einen Zweifel daran gelassen, daß - ganz im Gegensatz zu den vorliegenden „Kapital"-Interpre-tationen - die freie Konkurrenz selbst ein historisches Produkt der Kapitalentwicklung ist, also nicht nur eine logische Abstrak­tion, sondern auch eine historische Kategorie darstellt, und ihre Gültigkeit dort erlangt hat, wo die feudalen Schranken der gesellschaftlichen Produktion niedergerungen wurden. Es sei jedoch angemerkt, daß diese freie Konkurrenz niemals um­fassend und rein gültig war, sondern selbst nur Tendenzcharak­ter trägt: „Solch eine allgemeine Rate des Mehrwerts - der Ten­denz nach, wie alle ökonomische Gesetze — ist von uns als theoretische Vereinfachung vorausgesetzten Wirklichkeit aber ist sie tatsächüche Voraussetzung der kapitalistischen Produk­tionsweise, obgleich mehr oder minder gehemmt durch prak­tische Friktionen, die mehr oder minder bedeutende lokale Differenzen hervorbringen, wie z.B. die Heimatsgesetzgebung (settlement laws) für die Ackerbautaglöhner in England. Aber in der Theorie wird vorausgesetzt, daß die Gesetze der kapita­listischen Produktionsweise sich rein entwickeln. In der Wirk­lichkeit besteht immer nur Annäherung; aber diese Annäherung ist um so größer, je mehr die kapitalistische Produktionsweise entwickelt und je mehr ihre Verunreinigung und Verquickung mit Resten früherer ökonomischer Zustände beseitigt ist."(35)

Daraus jedoch - wie z.B. Jordan - entnehmen zu wollen, daß die freie Konkurrenz die allgemein gültige Vermittlungsform des Wertgesetzes sei (36), widerspricht diametral den Marxschen Aussagen über die inneren Tendenzen und Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise, wie seinen direkten Aus­führungen über die Konkurrenz. Dadurch, daß die Konkurrenz diese Gesetze nicht produziert, sondern nur exequiert, unter­liegt sie selbst auch voll deren immanenten Mechanismen. Die Konkurrenz ist nicht mehr und nicht weniger als die adäquate Form, in der sich die Bewegungsgesetze des Kapitalismus unter dem Druck des Grundwiderspruchs zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung durchsetzen. In einer auf Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhenden Gesell­schaft kann der gesellschaftliche Zusammenhang nur durch das gegenseitige Aufeinanderwirken der Kapitale, also nur durch die Konkurrenz, hergestellt werden. Zu dieser wichtigen Be­merkung sah sich schon Marx gegenüber der klassischen bürger­lichen Ökonomie gezwungen. „Der A. Smithsche Satz ist inso­fern richtig, als in der Konkurrenz - der Aktion von Kapital auf Kapital - die dem Kapital immanenten Gesetze, seine ten-dencies, erst realisiert werden. Er ist aber falsch in dem Sinn, worin er ihn versteht, als ob die Konkurrenz dem Kapital äußre, von außen hereingebrachte Gesetze auferlege, die nicht seine eig­nen Gesetze sind."(37) Die freie Konkurrenz deswegen als logi­schen Bestandteil des Kapitalbegriffs aufzufassen, kommt einer undialektischen und idealistischen Betrachtungsweise der wider­sprüchlich sich vollziehenden Entwicklung des Kapitals gleich. Die Konkurrenz kann niemals die Auflösungstendenzen des Ka­pitals außer Kraft setzen, im Gegenteil, diese werden über die Konkurrenz erst real gesetzt. Wer eine andersartige Position ver­tritt, setzt als immer geltende, historisch erstarrte Bedingung zum Ausgangspunkt seiner Betrachtung, was nur für eine ganz bestimmte Epoche gültig ist, in welcher sich die Tendenz zum Ausgleich der Profitraten am ehesten durchsetzen kann. Küpp und klar hält Marx fest: „Solange das Kapital schwach ist, sucht es selbst noch nach den Krücken vergangner oder mit seinem Erscheinen vergehnder Produktionsweisen. Sobald es sich stark fühlt, wirft es die Krücken weg, und bewegt sich seinen eignen Gesetzen gemäß. Sobald es anfängt, sich selbst als Schranke der Entwicklung zu fühlen und gewußt zu werden, nimmt es zu Formen Zuflucht, die, indem sie die Herrschaft des Kapitals zu vollenden scheinen, durch Züglung der freien Konkurrenz, zu­gleich die Ankündiger seiner Auflösung und der Auflösung der auf ihm beruhenden Produktionsweise sind. "(38)

Wie falsch die Position der „ausschließlich logischen" In­terpretation der Konkurrenz im „Kapital" ist, zeigt schon ein flüchtiger Blick in die Gegenwart: durch den hohen staatlichen Anteil an relevanten Wert- und Mehrwertteilen ist die vom Ka­pital gesetzte, ökonomisch determinierte Konkurrenz längst nicht mehr ausschließlicher Exekutor der ökonomischen Ge­setze. Die innere Gesetzmäßigkeit der kapitalistischen Produk­tionsweise wird heutzutage über die freie/monopolitische und die staatlich vermittelte monopolistische Konkurrenz als Zwangs­gesetz des Handels den Produzenten zur Geltung gebracht. (Nä­heres siehe weiter unten.)

Uns scheint, daß die notwendige Beziehung zwischen all­gemeinem Kapitalbegriff und Konkurrenz, die Tatsache, daß in der Tat nur die freie Konkurrenz und keine andere Durch­setzungsform dem Begriff des Kapitals logisch und historisch entspricht, bei Reisin nicht hinreichend herausgearbeitet ist.(39)

Die monopolistische Konkurrenz steht nicht, wie von Reisin angenommen, quasi gleichberechtigt als die seinem Begriff adäquate Durchsetzungsform des Kapitals neben anderen For­men der Konkurrenz, zum Beispiel der freien Konkurrenz. Nicht der allgemeine Kapitalbegriff erfordert seiner eigenen immanen­ten Logik gemäß auf einer Stufe seiner Entwicklung die mono­polistische an Stelle der freien Konkurrenz, sondern „der Kapi­talismus seinem Begriff gemäß ist ein lebendiger Widerspruch", und seine Eigendynamik führt dazu, „daß diese widerspruchs­volle Formation zu Bedingungen seiner Existenz gelangt, die seinem Begriff tatsächlich nicht mehr entsprechen ... Es ist eine Stufe des Kapitalverhältnisses, die - wie es Lenin in vol­ler Übereinstimmung mit Marx formulierte - die Negation we-wentlicher Grundeigenschaften des Kapitalismus im Rahmen des Kapitalismus selbst bedeutet."(40) Oder: „das Monopol (widerspricht) dem Kapitalismus seinem Begriff gemäß wohl (...), (ist) aber deswegen die Form (...), die dem Kapitalis­mus im Stadium seines Niedergangs, seiner revolutionären Auf­lösung entspricht. "(41)

 

Die Tatsache, daß der Kapitalismus seinem eigenen Begriff mehr und mehr widerspricht, nicht mehr allein nach seiner eige­nen inneren Logik funktioniert und zunehmend eigene, wesent­liche Grundeigenschaften negiert, muß sich notwendig auf der Ebene der Durchsetzungsformen widerspiegeln. Und dieser Zersetzungsprozeß ist gerade die Grundlage für die Feststellung, daß historisch der Imperialismus faulender, sterbender Kapi­talismus ist. Entspräche der Kapitalismus weiterhin seinem Be­griff, dann wäre es geradezu widersinnnig, von Fäulnis zu spre­chen.(42)

 

Was hat sich also gezeigt? Mit ihrem falschen, da zu weit gefaßten Verständnis vom allgemeinen Kapitalbegriff verfehlen die neomarxistischen SMK-Kritiker den für eine richtige „Ka-pital"-Interpretation so wichtigen Hinweis, die innere Archi­tektonik des Marxschen Hauptwerkes als ein Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten, vom Wesen zu seinen Erschei­nungsformen zu begreifen. Diese fehlerhafte Interpretation verwandelt sich dadurch gleichzeitig zum Ausgangspunkt jenes Dogmas, wonach keine historische Weiterentwicklung der Marx­schen Ökonomie notwendig und möglich sei. Daß die innere Dynamik des Kapitals selbst zu einer Weiterentwicklung und und zur Herausbildung einer „systematischen Strukturdifferenz (Huffschmid) in der realen Entwicklung des Kapitals führt, die eine materialistische Theorie zu reflektieren hat, bleibt unbegrif fen. Stattdessen wird der Glaube an eine innere Abgeschlossen­heit des Marxschen „Kapital" als entscheidendes Argument ge­gen die Leninsche Imperialismustheorie angeführt. In der Konse quenz führt diese Art von „Kapital"-lnterpretation zwangsläu­fig zu einer umfassenden Revision der Marxschen materialisti­schen Methode, da nicht mehr die widersprüchlich sich weiter-entwickelden objektive Realität, sondern ein zum Dogma er­starrter (und noch dazu falsch interpretierter) Kapitalbegriff -ganz nach Art eines bürgerlichen Modells - zur Grundlage der Theorie gemacht wird. Die Folge davon ist, die sich notwendig aus dem Kapitalverhältnis entwickelnden Niedergangs- und Auf­lösungsmomente zu leugnen und der Marxschen Theorie ihren kritischen und revolutionären Inhalt zu rauben.

 

***

 

Um nun das veränderte Verhältnis von Wesen und Erscheinungs­formen adäquat erfassen zu können, müssen wir verfolgen, wie die inneren Entwicklungstendenzen des Kapitalismus notwen­dig zu jener Stufe seiner Existenz hintreiben, an der die Nega­tion seines eigenen Begriffs einsetzt und wie sich dies im Um­schlag von der freien zur monopolistischen Konkurrenz bzw. zum Monopol notwendig äußern muß. Diese ganze Problema­tik ist der Gegenstandsbereich des kommenden Abschnitts.

 

Anmerkungen

 

  1. Reichelt, a.a.O., S. 73ff.;vgl. ebenso: Reichelt/Hirsch, Theorie und Empirie, in: Gesellschaft, Beiträge zur Marx­schen Theorie 4, edition suhrkamp Nr. 764, Frankfurt/M 1975, S. 204 ff.
  2. Schubert, a.a.O., S. 2f.
  3. Projekt Klassenanalyse, Leninismus - neue Stufe des wissenschaftlichen Sozialismus? Erster Halbband, Verlag für das Studium der Arbeiterbewegung, Westberlin 1972, S. 380, Anm. 152a.
  4. Ebbighausen, a.a.O., S. 32; vgl. Auch S. 26f.
  5. Schubert, a.a.O., S. 52.
  6. Ebenda, S. 52f.
  7. Projekt Klassenanalyse Klassenbewußtsein.. ., a.a.O., S. 84.
  8. Marx, MEW, Bd. 23, S. 335.
  9. Marx, MEW, Bd. 25, S. 33.
  10. Vgl. u.a.: MEW, Bd. 23, S. 335; MEW, Bd. 25, S. 208, 219, 235, 240, 703; „Grundrisse", S. 550.
  11. MEW, Bd. 25, S. 219.
  12. Grundrisse", S. 550.
  13. MEW, Bd. 25, S. 33.
  14. MEW, Bd. 25, S. 120; vgl. auch MEW, Bd. 25. S. 94, 245.
  15. MEW, Bd. 25, S. 839; vgl. auch MEW, Bd. 25, S. 278 und 413.
  16. Vgl. beispielsweise MEW, Bd. 25, S. 152, 199,279f., 334, 637f.,661,772.
  17. Wir müssen dabei jedoch nochmals betonen, daß wir Reisin nicht folgen können, wenn er den allgemeinen Kapitalbe­griff jeweils auf den ersten Abschnitt im I. Band und III. Band des „Kapital" erweitert; wir stimmen ihm nur in der angegebenen Frage zu. Die Trennung in zwei Ebenen be­deutet nicht, daß gerade die über den allgemeinen Kapital­begriff hinausgehende Darstellung selbst wiederum nicht in sich differenziert ist; gerade dort mystifiziert sich das Wesen mehr und mehr, wobei der Aufstieg zum Konkreten qualitativ unterschiedliche Stufen besitzt. Vgl. unsere Ausführungen in Abschnitt I.
  18. Ilan Reisin, a.a.O., S. 63.
  19. Schubert, a.a.O., S. 51.
  20. Projekt Klassenanalyse, Klassenbewußtsein..., a.a.O., S. 84.
  21. Schubert, a.a.O., S..14;vgl. auch S. 52f.
  22. Projekt Klassenanalyse, a.a.O., S. 89.
  23. Ilan Reisin, a.a.O., S. 71.
  24. Theorien", Bd. II, S. 100.
  25. Vgl. Becker, Kritik der Marxschen Wertlehre, Verlag Hoff­mann und Campe, Hamburg 1972; Eberle (Hrsg.), Aspekte der Marxschen Theorie 1. Zur methodischen Bedeutung des 3. Bandes des „Kapitals", edition suhrkamp, Frank­furt/M 1973; die Vor- und Nachworte von Engels zum III. Band des „Kapital".
  26. Grundrisse", S. 317; vgl. auch S. 419.
  27. Ebenda, S. 450.
  28. Ebenda, S. 638; vgl. auch ebenda, S. 316f, 543, 544, 545, 637.
  29. MEW, Bd. 23, S. 286.
  30. Grundrisse", S. 544.
  31. MEW, Bd. 25, S. 47.
  32. Vgl. „Grundrisse", S. 543: „Innerhalb seiner (des Kapitals - d. Verf.) eignen Grenzen, - so sehr sie von einem höhern Gesichtspunkt aus als Schranken der Produktion erschei­nen und als solche durch seine eigne historische Entwick­lung gesetzt werden, fühlt es sich frei, schrankenlos, d.h. nur durch sich selbst, nur durch seine eignen Lebensbedin­gungen begrenzt. Ganz wie die zünftige Industrie zu ihrer Blütezeit in der zünftigen Organisation vollständig die Frei­heit fand, deren sie bedurfte, d.h. die ihr entsprechende Produktionsverhältnisse." Vgl. auch ebenda, S. 317, wo Marx die ungenügende Dar­stellung des Konkurrenzbegriffs durch die bürgerliche Öko­nomie geißelt: „Die freie Konkurrenz ... ist noch nie ent­wickelt worden von den Ökonomen, so viel von ihr ge­schwatzt wird und sosehr sie die Grundlage der ganzen bürgerlichen, auf dem Kapital beruhenden Produktion. Sie ist nur negativ verstanden worden: d.h. als Negation von Monopolen, Korporation, gesetzlichen Regulationen etc. Als Negation der feudalen Produktion. Sie muß aber doch auch etwas für sich sein, da bloß 0 leere Negation ist, Ab­strahieren von einer Schranke, die z.B. in der Form von Monopol, natürlichen Monopolen etc. sofort wieder auf­ersteht."
  33. Vgl. Engels, MEW, Bd. 39, S. 431: „Deswegen, daß ein Be­griff die wesentliche Natur des Begriffs hat, daß er also nicht ohne weiteres auf den ersten Blick sich mit der Realität deckt, aus der er erst abstrahiert werden mußte, deswegen ist er immer noch mehr als eine Fiktion, es sei denn, Sie er­klären alle Denkresultate für Fiktionen, weil die Wirklich­keit ihnen nur auf einem großen Umweg, und auch dann nur asymptotisch annähernd, entspricht."
  34. MEW, Bd. 25, S. 190; vgl. auch ebenda, S. 186f.: „Abge-sehn von der Beherrschung der Preise und der Preisbewe­gung durch das Wertgesetz, ist es also durchaus sachgemäß, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern histo­risch als das prius der Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies für Zustände, wo dem Arbeiter die Produktions­mittel gehören, und dieser Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim selbstarbeitenden grund­besitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unsrer früher ausgesprochenen Ansicht, daß die Entwicklung der Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiednen Gemeinwesen, nicht zwischen den Gliedern ein und derselben Gemeinde. Wie für diesen ursprünglichen Zustand, so gilt es für die spätren Zustände, die auf Sklaverei und Leibeigenschaft gegründet sind, und für die Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig festgelegten Produktions­mittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sphäre in die andre übertragbar sind und die verschiednen Produktions­sphären sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten, wie fremde Länder oder kommunistische Ge­meinweisen." Vgl. weiter ebenda, S. 186, 206; „Grund­risse", S. 542f.
  35. MEW, Bd. 25, S. 184.
  36. Jordan, a.a.O., S. 141.
  37. Grundrisse", S. 637.
  38. Ebenda, S. 544f.
  39. Reisin, a.a.O., S. 74ff.
  40. Hess, a.a.O., S. 832.
  41. Hess, Zur politischen Ökonomie des ,linken' Opportunis­mus, in: IPW-Berichte, 1974/7, S. 29.
  42. Gerade das Problem der Fäulnis im Stadium des Imperialis­mus ist innerhalb der neomarxistischen Literatur ein heiß­umstrittener Diskussionspunkt. Wir werden im folgenden Teil unserer Arbeit noch im einzelnen auf dieses Problem eingehen.

Editorische Hinweise

Thomas Braunsdorf, Horst Löffler, Kapitalbegriff und Monopol, Westberlin 1976, S. 59-73

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