Während die Corona-Virus-Pandemie bereits tausende Menschenleben gekostet hat und noch viele weitere kosten wird, bleiben die Amazon-Lager rund um die Uhr in Betrieb. Regierungen ordnen einerseits Kontaktsperren bzw. social distancing an, andererseits zwingen sie die ArbeiterInnen zur Fortsetzung der Arbeit. Amazon-Pakete werden weiter in Städte geliefert, die aufgrund der hohen Verbreitung des Virus vom Rest der Welt abgeschottet wurden, wodurch die LieferantInnen erhöhter Gefahr ausgesetzt sind.. In Ländern, in denen es in der Öffentlichkeit verboten ist, sich zu versammeln, darf Amazon wie ein „Staat im Staat“ agieren und genießt weiter alle Freiheiten des Marktes, während wir als ArbeiterInnen in geschlossenen Räumen zu Tausenden gefährdet werden. LKW-FahrerInnen und Kuriere, die meist für Subunternehmen tätig sind, transportieren das Corona-Virus zwischen den Lagern. Nicht nur riskiert Amazon, dass wir, die ArbeiterInnen, selbst angesteckt werden, sondern auch dass unsere Familien sich infizieren. Auf diese Weise verbreitet sich der Virus immer weiter in die Gesellschaft.

Nicht nur uns bei Amazon hat diese Krise schwer getroffen, sondern alle ArbeiterInnen. Einige ArbeiterInnen wie Krankenhaus- oder SupermarktmitarbeiterInnen erhalten nicht einmal eine angemessene Schutzausrüstung! Über die Notfallmaßnahmen, die angeblich nur die Pandemie eindämmen sollen, werden zugleich auch Proteste und Streikposten kriminalisiert, weil diese den Kontaktbegrenzungen unterliegen. Sie geben der Regierung Mittel an die Hand, um uns zum Schweigen zu bringen, während wir zusehen müssen, wie die verantwortungslose Politik Amazons die Verbreitung der Corona-Viren begünstigt.

Aber selbst wenn Amazon uns zwingt, weiterhin in unmittelbarer Nähe zueinander, in einem immer höheren Arbeitstempo und oft ohne Gesundheitsschutzmaßnahmen zu arbeiten, haben sich in der vergangenen Woche Tausende von uns zu Protesten organisiert. Wir haben gegen den Versuch des Unternehmens protestiert, von dieser Krise zu profitieren und dabei unsere Gesundheit zu gefährden. Wir haben in Polen und Spanien protestiert. In Italien, Frankreich und New York sind wir in den Streik getreten. Wir haben gezeigt, dass es überall möglich ist, für unsere Gesundheit und unser Leben zu kämpfen. Wir haben gezeigt, dass wir nicht aufhören werden. Amazon sollte außerdem wissen, dass eine zeitweise Lohnerhöhung, zudem von Land zu Land unterschiedlich, als ob unser Leben je nach Wohnort unterschiedlichen Wert hätte, nicht ausreichen wird, um unsere Gesundheit und unsere Sicherheit zu erkaufen.

Wir, Amazon-ArbeiterInnen aus der ganzen Welt, werden nicht schweigen, während die Gier unserer Bosse und die Feigheit einiger Regierungen und Behörden uns alle gefährden. Wir rufen die Arbeiterinnen und Arbeiter weltweit dazu auf, ihre Mitmenschen und sich selbst zu schützen und Abstand zu halten, sich aber gleichzeitig zu organisieren, zu protestieren und bereit zu sein, zurückzuschlagen!

Wir haben 6 Forderungen an Amazon!

  1. Wir fordern die sofortige Schließung aller Amazon-Warenlager und -zentren bei voller Lohnfortzahlung für alle ArbeiterInnen, bis die Weltgesundheitsorganisation WHO das Ende der Pandemie erklärt hat!
  2. Amazon gibt einen Teil der Milliardengewinne, die von uns in den letzten Jahren erarbeitet wurden, an die Gemeinwesen zurück. Dafür sollen die öffentlichen Gesundheitssysteme der Länder, in denen Amazon tätig ist, mit 20 Milliarden Dollar unterstützt werden!
  3. Bis zur Schließung der Amazon-Lager und -zentren verpflichtet sich das Unternehmen weltweit, voll bezahlte Freistellung zu gewähren für
      • ArbeiterInnen, die krank und/oder in Quarantäne sind,
      • ArbeiterInnen, die sich jetzt um Angehörige kümmern müssen,
      • ArbeiterInnen, die aufgrund von Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen & Schulen ihre Kinder selbst betreuen müssen!
  4. Bis zur Schließung der Amazon-Lager und -zentren verpflichtet sich das Unternehmen, den ArbeiterInnen eine Gefahrenzulage zu zahlen!
  5. Bis zur Schließung der Amazon-Lager und -zentren verzichtet das Unternehmen auf Sanktionen gegen ArbeiterInnen, die Produktivitätsvorgaben deswegen nicht erreichen, weil sie sich an dem gefährlichen Arbeitsplatz um die Einhaltung von Hygienestandards für kümmern!
  6. Bis zur Schließung der Amazon-Lager und -zentren reduziert das Unternehmen die Arbeitszeit, ohne die Löhne und Gehälter zu kürzen. ArbeiterInnen benötigen diese bezahlte Freistellung, um sich auf die Auswirkungen des Corona-Virus auf ihr Leben einstellen zu können.

Amazon Workers International, 22. März 2020