Quelle: Wertgesetz und gesellschaftliche Entwicklung, Giessen 1974, S. 109ff

Der Wertbegriff als Realabstraktion

von  Axel Schürmann

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Wir können daher für die Diskussion festhalten:

Es ist nicht der Tausch, der die Arbeit abstraktifiziert. Die zunehmende Vergesellschaftung der Arbeit - was eine andere Formulierung für arbeitsteilige Produktion ist - stellt einen Bedingungszusammenhang her, in dem sich die Produkte menschlicher Arbeit schließlich als Werte schlechthin darstellen; der Wert ist das gesellschaftliche Verhältnis, in dem jeder für sich produziert, sein Produkt aber nichts für sich (und für ihn selbst) ist.

Um diesen Zusammenhang zu verfolgen, soll zunächst der von Hegel im Anschluß an die klassische Ökonomie entwickelte Wertbegriff und seine Weiterentwicklung durch Marx skizziert werden. In der 'Jenenser Realphilosophie', die von der Rezeption der klassischen Ökonomie beeinflußt ist, tritt die Genese der Hegel' sehen Begriffe aus dem materiellen gesellschaftlichen Prozeß noch deutlich hervor. Entsprechend sind die gesellschaftlichen Bedingungen der Genese des Wertbegriffs als einer spezifischen Erscheinung der modernen bürgerlichen Gesellschaft bei Hegel durchaus reflektiert:

"Das für sich seiende Ich ist Abstraktes; es ist zwar arbeitend, aber seine Arbeit ist ein ebenso Abstraktes. Das Bedürfnis wird analysiert in seine vielen Seiten; das Abstrakte in seiner Bewegung ist das Fürsichsein, das Tun, Arbeiten. Weil nur für das Bedürfnis als abstraktes Fürsichsein gearbeitet wird, so wird auch nur abstrakt gearbeitet ... Wie sein Begriff ist, so seine Arbeiten... Allgemeine Arbeit ist so Teilung der Arbeit, Ersparnis; zehn können soviel Stecknadeln machen als hundert. Jeder Einzelne also, weil er hier Einzelner ist, arbeitet für ein Bedürfnis. Der Inhalt seiner Arbeit geht über sein Bedürfnis hinaus; er arbeitet für die Bedürfnisse Vieler, und so tut es jeder. Jeder befriedigt also die Bedürfnisse Vieler und die Befriedigung seiner vielen besonderen Bedürfnisse ist die Arbeit vieler Anderer. Da seine Arbeit diese abstrakte ist, so verhält er sich als abstraktes Ich oder nach der Weise der Dingheit, nicht als umfassender, inhaltreicher umsichtiger Geist, der einen großen Umfang beherrscht und über ihn Meister ist. Es hat keine konkrete Arbeit, sondern seine Kraft besteht im Analysieren, in der Abstraktion, in der Zerlegung des Konkreten in viele abstrakte Seiten. Sein Arbeiten selbst wird ganz mechanisch oder gehört einer einfachen Bestimmtheit an; .... Zwischen diesen vielerlei abstrakten Bearbeiteten muß nun eine Bewegung stattfinden, wodurch sie wieder zum konkreten Bedürfnisse werden, d.h. zum Bedürfnisse eines Einzelnen; dies wird ein Subjekt, das viele dergleichen in sich enthält. Das Urteil, das sie analysierte, stellte sie sich als bestimmte Abstraktionen gegenüber; ihre Allgemeinheit, zu der es hinaufsteigt, ist die Gleichheit derselben oder der Wert. In diesem sind sie dasselbe. Dieser Wert selbst als Ding ist das Geld. Die Rückkehr zur Konkretion, dem Besitz ist der Tausch"(48)

Daß Hegel hier die Arbeitsteilung im Sinne von Adam Smith interpretiert, also nicht zwischen gesellschaftlicher und manufaktureller Arbeitsteilung differenziert, kann hier außer Acht bleiben. Weiter unten heißt es abschließend: "Das Allgemeine ist der Wert, die Bewegung als sinnliche ist der Tausch". Wenn darin auch nicht die Ausbeutung begriffen ist, so ist doch das Hervorgehen des Wertes als einer Realabstraktion aus gesellschaftlichen Organisationsformen klar herausgestellt, die hier allerdings aus der Arbeitsteilung überhaupt und nicht aus der spezifisch bürgerlichen Form dieser Arbeitsteilung, der Privatarbeit abgeleitet wird. Insofern bleibt Hegel selbst noch auf der Stufe des naiven Alltagsbewußtseins der bürgerlichen Gesellschaft stehen. Präziser als Sohn-Rethel begreift Hegel aber die Funktion des Tausches als "Rückkehr zur Konkretion". Es ist eben die Vermittlung der abstrakten und zugleich im Marxschen Sinne konkreten, aber gleichwohl gesellschaftlichen (im Marx' sehen Sinne abstrakt menschlichen) Arbeiten, die sich im Tausch als Gebrauchsund Tauschwerte darstellen. Denn getauscht wird nur, weil die Arbeitsprodukte Gebrauchswerte von verschiedener Qualität sind; und es kann nur getauscht werden, wenn es ein quantitatives Prinzip als gesellschaftlich gültiges gibt, das die Gleichsetzung der Arbeitsprodukte als ' Arbeitsprodukte schlechthin' ermöglicht. Die Kategorie 'konkrete Arbeit' betrifft ja die je spezifischen Besonderheiten der verschiedenen Arbeiten, wie sie durch Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände bestimmt ist. Sie betrifft die je konkrete arbeitsteilige Form der Auseinandersetzung der Menschen mit der Natur. Die Hegelsche Kategorie der 'abstrakten Arbeit' betrifft hier in erster Linie die Isolation der Teilmomente des materiellen Produktionsprozesses gegeneinander als 'bestimmte Abstraktionen' in der Form der Privatarbeit, wie Hegel den Begriff des 'Abstrakten' ja als Isolation von Gesamtzusammenhängen begreift. "Nach der Weise der Dingheit, nicht als umfassender, inhaltreicher umsichtiger Geist, der einen großen Umfang beherrscht . ..", also als Gegenbegriff gegen den der Totalität, die ein einzelnes Individuum nicht für sich besitzen kann(49). Die Konkretion liegt in der Totalität, in die die einzelnen abstrakten Momente vermittelt sind. Wir kommen deshalb wiederum zu dem Ergebnis, daß der Tausch nur als Moment der gesellschaftlichen Strukturzusammenhänge begriffen werden kann, in dem die Charaktere der einzelnen Arbeiten erscheinen, und zwar als Gebrauchswert und als Wert bzw. Tauschwert. Die Abstraktifizierung der Arbeit durch den Tausch, wie Sohn-Rethel sie darstellt, ist also der Schein, den er allerdings für das Wesen hält. Die Virtualisierung der Gebrauchshandlungen im abstrakten Raum und der abstrakten Zelt der Tauschhandlungen gehört selbst noch zu den Fetischisierungen des Kapitalismus, denen der metaphysische Glauben zugrundeliegt, wonach eine Sache an Wert im präzisen Sinne verliert, wenn sie benutzt wird. Dies ist aber nur insofern richtig, als der Gebrauch Verbrauch einschließt, als vergegenständlichte menschliche Arbeit konsumiert wird. Wert und Gebrauchswert sind also nur aus der Gesamtstruktur der Gesellschaft abzuleiten und zu verstehen, nicht aber aus einem ihrer relativ selbständigen Teilmomente. Lukäcs betont deshalb auch den gesellschaftlichen Charakter des Wertes und seine gesellschaftsontologi-sche Dimension, wenn er bemerkt, "daß wir es mit einem zentralen, höchst typischen und charakteristischen Verhältnis innerhalb des gesellschaftlichen Seins zu tun haben"(50). Die Analysen des 'Kapital' setzen deshalb stets einen entwickelten Zustand der Gesellschaft voraus, auf dem die Kategorie des Wertes als Realabstraktion überhaupt erst auftreten kann; die zur Totalität entwickelte gesellschaftliche Arbeit bekommt dadurch den spezifischen Doppelcharakter, den die Marx'sche Analyse der Ware zutage fördert:

"Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der Arbeit, so bleibt das an ihr, daß sie eine Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ist. Schneiderei und Weberei, obgleich qualitativ verschiedene produktive Tätigkeiten, sind beide produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw., und in diesem Sinne beide menschliche Arbeit. Es sind nur zwei verschiedene Formen, menschliche Arbeitskraft zu verausgaben. Allerdings muß die menschliche Arbeitskraft selbst mehr oder minder entwickelt sein, um in dieser oder jener Form verausgabt zu werden. Der Wert der Ware aber stellt menschliche Arbeit schlechthin dar, Verausgabung menschlicher Arbeit überhaupt(51), wobei hier die durchschnittlich notwendige Arbeit bestimmend ist, eine Durchschnittlichkeit, die sich ebenfalls durch die Vergesellschaftung der Arbeit und die Zusammenfassung vieler Arbeiter in einem gemeinsamen Produktionsprozeß, durch die Konkurrenz der Produzenten untereinander und durch die Verallgemeinerung der Qualifikation herausbildet, nicht durch eine von Marx angestellte Durchschnittsrechnung. Wenn man von dem einleitenden Satz der methodischen Überlegungen von Marx ausgeht, wonach es in Gesellschaft produzierende Individuen sind und daher eine gesellschaftlich bestimmte Produktion, wovon die Analyse auszugehen hat, dann ist die Herausbildung der Kategorie des Wertes als gesellschaftlicher Realabstraktion an die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft, an die Herausbildung der Arbeit zur gesellschaftlichen Totalität der Teilarbeiten und ihrer Verallgemeinerung zur 'Wertsubstanz' , zur Bildnerin von Werten schlechthin gebunden. Deshalb kommt die bürgerliche Philosophie und Ökonomie in einem bestimmten Sinne - nämlich als bürgerliche Philosophie und Ökonomie -tatsächlich zu sich selbst, indem sie sich auf den Boden dieser entwickelten Produktion stellt, wenn sie die Arbeit, wenn auch beim älteren Hegel idealistisch travestiert, zum Zentrum ihrer Reflexion macht, die selbst noch an dieser ihr Modell hat.

Das Universum arbeitsteilig produzierter Arbeitsprodukte - ist als Totalität unmittelbar der gesellschaftliche Reichtum, genauer der 'Stoff des Reichtums'(52) . Seine Form erhält er dadurch, daß die Produkte als Produkte menschlicher ' Arbeit überhaupt' aufgefaßt werden. In diesem Sinne wird die Arbeit abstraktifiziert, indem an ihrem gesellschaftlichen Charakter ihr Inhalt als einer bestimmten Tätigkeit nicht erscheint, von ihm abgesehen wird, insofern sie eben gesellschaftliche Arbeit ist. Die Arbeitsprodukte müssen sich schließlich in dieser gesellschaftlichen Form darstellen, weil die Vergesellschaftung der Arbeit auf stets erweiterter Stufenleiter vor sich geht. Vergesellschaftung der Arbeit heißt dabei zweierlei: Erstens die Einbeziehung der unmittelbaren Produzenten (der Arbeiter i.w.S.) in die ' Gesellschaft'. Bekanntlich gehörten Sklaven, Frauen und Kinder mit dem Vieh zum 'oikos', der relativ autarken hauswirtschaftlichen Grundeinheit der antiken Polis und gehörten ebensowenig wie ursprünglich die außerhalb der Stadtmauern lebenden Bauern und die Handwerker zur 'Gesellschaft', die sich als die Gemeinschaft der Besitzenden definierte, die von diesem Besitz ihre politischen Rechte herleitete. In diesem Sinne sagt Marx:

"Wir finden bei den Alten nie eine Untersuchung, welche Form des Grundeigentums etc. die produktivste, den größten Reichtum schafft. Der Reichtum erscheint nicht als Zweck der Produktion... Die Untersuchung ist immer, welche Weise des Eigentums die besten Staatsbürger schafft"(53).

Ebensowenig gehören die Fronbauern, Handwerker und Händler ursprünglich zur feudalen Gesellschaft, die sich als Gemeinschaft der - durch Grundbesitz definierten - Personen ' von Stand' gegenüber dem 'Volk' negativ abgrenzte, das 'nicht von Stand' war (54). Der gesellschaftliche Reichtum als durch Arbeit hervorgebrachter spielte im Selbstverständnis dieser Gesellschaftsformationen keine Rolle, insofern die Arbeiter gar nicht als Gesellschaftsmitglieder in Erscheinung traten. Als ' Gesellschaft' erschienen vielmehr die Klassen, die nicht arbeiteten, indem sie sich den gesellschaftlichen Reichtum aneigneten, entweder indem sie sich die Produzenten aneigneten (Sklaven, Fronbauern) oder die Produktionsbedingungen (in der Form der feudalen Grundherrschaft) und daraus dann wieder ihre politischen Rechte und damit ihre Zugehörigkeit zur Gesellschaft herleiteten und legitimierten.

Erst die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft bringt das historische 'Kunststück' fertig, die Produzenten in die Gesellschaft zu integrieren und gleichzeitig die Ausbeutung zu vollenden, auf ihre reine Form zu bringen in der Gestalt des Äquivalententausches, der Verwandlung der Arbeit in eine Ware, worin die Ausbeutung zugleich verschwindet. Daher rührt die oft bemühte ' Mystifikation' des Kapitals, daß die Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse unmittelbar als solche nicht mehr erscheinen und hinter den sachlichen Verhältnissen der Personen und dem scheinbar äußerlichen Bezug von lebendiger Arbeit und vergegenständlichter Arbeit - sei es in der Arbeit selbst oder im Konsum - verschwinden. Dem 'Integrationsprozeß' - als Prozeß im politischen Bereich (im Überbau) - entspricht die universelle Entfaltung der Arbeit als einer gesellschaftlichen Totalität von arbeitsteiligen Funktionen, die sich wechselseitig ergänzen, während sie in einem geschichtlichen Differenzierungsprozeß begriffen sind, der die Komplexität der Gesellschaft dauernd - und im Kapitalismus, der diesen Prozeß zum System entwickelt, mit stets wachsender Geschwindigkeit - anwachsen läßt. Als Subsysteme bzw. Teilkomplexe der gesellschaftlichen Gesamtarbeit sind sie trotz ihrer relativ eigenständigen Dynamik, die ebenfalls mit zunehmender Differenzierung wächst, stets auf den Gesamtkomplex bezogen und werden ohne ihn funktionslos; zumindesten büßen sie Funktionen ein. Die Eigenständigkeit solcher Teilkomplexe ist also gerade von der Bedingung abhängig, daß die übrigen Teilkomplexe in einem Entsprechungsverhältnis dazu stehen, das diese Eigenständigkeit ermöglicht, letztlich also von der Ausprägung des Gesamtkomplexes, in dem ein Teilsystem fungiert. Unter diesen Bedingungen 'abstraktifiziert' die Arbeit sich zwar nicht selbst, wie Sohn-Rethel richtig meint. Aber der Entwicklung der Arbeit zur 'Arbeit überhaupt' (55) entspricht die Darstellung der Arbeitsprodukte als Werte. Im Austausch erscheint der Wert, der, so analysiert, eindeutig "etwas rein gesellschaftliches" ist, ein gesellschaftliches Verhältnis der Menschen bezeichnet, nämlich den gesellschaftlichen Bezug der Subjekte durch ihre Teilarbeiten aufeinander als vergesellschaftete Subjekte, m anderer Gestalt: als der fraktionelle Wertteil am gesamten Produkt der Gesellschaft, der in einem bestimmten Produkt vergegenständlicht ist, gemessen im Anteil, den das Produkt an der gesamten Arbeitszeit der Gesellschaft - auf der Basis eines bestimmten Entwicklungsstandes der Produktivkräfte - durchschnittlich verschlingt. Dieser Anteil ist eine Größe, gemessen in Einheiten verausgabter Arbeitszeit, wobei die Zeit als reine, homogene Zeit zugrundegelegt wird. Die Messung geschieht dabei nicht unmittelbar, sondern indem sich die Produkte als Charaktere gesellschaftlicher privater Teilarbeiten aufeinander beziehen. Diesen Sachverhalt, wie er im Tausch der Waren erscheint, hat Marx im ersten Kapitel des ersten Bandes des ' Kapital' ' logisch stringent' (Lukacs) auf deduktivem Wege abgeleitet.

Die wesensmäßige Darstellung der arbeitsteiligen Produktion von Gebrauchswerten als Wert kann unter den Bedingungen dieser Produktion als privater Warenproduktion (ein Pleonasmus) nur in der Erscheinungsform auftreten, die sich aus der Beziehung der Produkte aufeinander notwendig ergibt: als Tauschwert. Als "Erscheinungsform des Werts" (Marx) muß er aus dieser Beziehung abgeleitet werden können, also aus den unter solchen Bedingungen einander gegenübertretenden Produkten konkreter Arbeit, die allgemein zugleich als Arbeit überhaupt bzw. abstrakt-menschliche Arbeit gilt, ohne daß deshalb die 'Tauschabstraktion' als Subjekt der ' Abstraktifizierung' der Arbeit aufgefaßt werden kann, wie dies behauptet wurde von Sohn-Rethel. Auf der Basis der von Marx im 'Kapital' gemachten Voraussetzung, daß die Arbeit einerseits Motor gesellschaftlicher Entwicklung ist, im Verlauf dieser Entwicklung aber auch selbst immer mehr den Charakter vergesellschafteter, gesellschaftlicher Arbeit annimmt, also einer Dialektik von Arbeit und gesellschaftlicher Entwicklung, bekommt das bekannte, auch von Sohn-Rethel bemühte Zitat aus dem 'Fetischkapitel' seine Bedeutung:

"Das Geheimnisvolle der Warenform" (der Produkte) "besteht also einfach darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen"(56).

Diese Mystifikation betrifft jedoch in erster Linie die Kategorie des Tauschwertes, der sich aus der Dialektik der Beziehung der Gebrauchswerte aufeinander ergibt. Der Wert dagegen ist die Totalität menschlicher Fähigkeiten, die in vergegenständlichter, dinglicher Gestalt der Mensch aus sich heraus bzw. sich gegenüber stellt. Er ist der Reichtum der Gesellschaft als einer Totalität angeeigneter Natur, menschlichen Bedürfnissen anverwandelter Naturstoff. Sein stofflicher Inhalt ist das Universum der Gebrauchswerte. Als Gesamtprodukt der Gesellschaft - die vergangenen Generationen mit eingeschlossen - verkörpert er das Produkt menschlicher, gesellschaftlicher Anstrengung, Gebrauchswert überhaupt, Wert, bezogen auf den jeweils gegenwärtigen Entwicklungsstand der Produktivkräfte. Diese Unterscheidung von Wert und Tauschwert bedarf einer kurzen Erläuterung:

Bei Marx selbst werden die beiden Kategorien zwar unterschieden. Besonders im ersten Kapitel des ersten Bandes des 'Kapital' verwendet er die Begriffe jedoch synonym unter Hinweis auf seine Absicht, den Tauschwert aus der Dialektik der aufeinander bezogenen, als Waren produzierten Arbeitsprodukte abzuleiten.

Der Wert wird dabei als 'Wesen' der vergesellschafteten Produktion mehr oder weniger vorausgesetzt, andererseits soll sein Charakter als 'Wesen' aus der Analyse der Gebrauchswert/Tauschwert-Dialektik erhellt werden. Der 'Erscheinungsform' des Werts als Tauschwert im Kapitalismus liegt der Wert also einerseits als realer und kategorialer Bezugspunkt voraus, andrerseits läßt sich seine gesellschaftliche und methodische Relevanz nur aus der Explikation des erscheinenden Wesens bestimmen. Auch hier trifft man also wiederum auf das methodische Prinzip des Aufhebens von Voraussetzungen, wie es im Anschluß an Rüdiger Bubner oben bestimmt wurde. Das o.a. Zitat aus dem 'Fetischkapitel' bezieht sich u.E. auf den dinglichen Schein gesellschaftlicher Verhältnisse, die als Eigenschaften der Waren erscheinen, und zwar als Tauschwert. Der entspringt logisch dem Bezug der Waren aufeinander, als Produkten arbeitsteiliger und vor allem privater Produktion; der Tauschwert widerspiegelt also den Schein und zugleich die gesellschaftliche Realität des Atomismus bürgerlicher Produktion und verdoppelt ihn zugleich. Marx verfolgt diesen realen Schein sozusagen hinter die Kulissen des Warentausches in die ihm zugrundeliegenden gesellschaftlichen Beziehungen der Produzenten aufeinander.

Diese gesellschaftlichen Beziehungen sind aber im ersten Band des 'Kapital' nicht näher positiv bestimmt. Die Aufhebung der gesellschaftlichen Natureigenschaften der Waren wäre ja gleichbedeutend mit der Aufhebung der Form der gesellschaftlichen Arbeit als Privatarbeit und damit auch der Form, in der der Wert erscheint: als Tauschwert.

Die Frage, die sich damit stellt, ist, ob damit auch der Wert als ein gesellschaftliches Verhältnis der Produzenten zueinander verschwindet, oder ob er in irgendeiner Form ' aufgehoben' wird, also seine Erscheinungsweise ändert durch eine Strukturveränderung der gesellschaftlichen Produktionsform.

Diese Aufhebung wäre zu sehen in einer Kongruenz von Form und Inhalt der gesellschaftlichen Ökonomie, also der Kongruenz von vergesellschafteter Produktion als einer Funktion der Entwicklung der Produktivkräfte und ihrer gesellschaftlichen Form als ' unmittelbarer' Vergesellschaftung, negativ als Aufhebung der Privatarbeit und der Trennung von Produktionsmitteln und Produzenten.

Das ist jedoch nicht gleichbedeutend mit der ersatzlosen Liquidation des Wertes als einer die gesellschaftliche Produktion bestimmenden Kategorie. Der Wert bezeichnet vielmehr eine gesellschaftliche Struktur von einem höheren Allgemeinheitsgrad als der Tauschwert. Er entspringt dem Vergesellschaftungsgrad der Arbeit und dem Verhältnis der notwendigen Arbeit zur Reproduktion der Gesellschaft, m. a. W. dem Grad der Entwicklung der Produktivkräfte der lebendigen wie der vergegenständlichten Arbeit.

Daß der Wert als Geld bzw. Tauschwert und Tauschwert als Kapital erscheint, ist ja selbst ein verschiedene Gesellschaftsformationen geschichtlich übergreifendes Entwicklungsprinzip der 'bürgerlichen Gesellschaft' i.w.S. An den Rändern der Gemeinwesen entstehend, bleibt der Tauschwert ihnen zunächst äußerlich oder konzentriert sich bei den Handelsvölkern der Antike. Der ' Rückschlag' auf die gesellschaftlichen Formen und ihre Umstrukturierung durch die Tauschwertproduktion ist gleichbedeutend mit der Herausbildung des modernen Kapitalismus. Die gesellschaftliche Produktion wird zur Produktion von Werten, schließlich zur Produktion von Wert zum Zweck der Produktion von Mehrwert. Handels-, Wucher- und Kaufmannskapital werden damit zu historischen Vorformen des industriellen Kapitals.

Auf der Ebene der Entwicklung der Produktivkräfte, soweit ihr Gebrauchswertcharakter betroffen ist, bedeutet dies die Verwandlung der Arbeit in abstrakt menschliche Arbeit, in der Dialektik mit der Herausbildung zur Privatarbeit.

Ungeachtet ihrer Formverwandlung ist aber hier zunächst auch eine neue Qualität der Vergesellschaftung der Arbeit selbst erreicht, die ihr den Allgemeinheitsgrad verleiht, den Marx im Begriff der Arbeit überhaupt bzw. der abstrakt menschlichen Arbeit festhält und der sich kategorial in der klassischen politischen Ökonomie niederschlägt. Wir haben dazu die begriffsgeschichtliche Erörterung von Marx in der "Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie" herangezogen.

Der Wert ist somit u. E. als eine gesellschaftliche Strukturform zu betrachten, die weiter greift als die ' dominanten' Strukturformen der Produktionsverhältnisse. Anders gesagt: Die Vergesellschaftung der Arbeit, wie sie im Begriff der Arbeit überhaupt bzw. der abstrakt menschlichen Arbeit gefaßt ist, bezeichnet eine gegenüber den komplementären Strukturformen der Privatarbeit und des Tausches allgemeinere Struktur der vergesellschafteten Arbeit, die die spezifisch kapitalistischen Vermittlungsformen übergreift. Abstrakt menschliche Arbeit ist wertbildend, insofern von ihrer konkreten Form abgesehen wird, die ihren Bezug auf die Besonderung hat, die die jeweilige arbeitsteilige Funktion im gesellschaftlichen Gesamtrahmen in bezug auf den besonderen Stoff, die besonderen Kenntnisse und die besonderen Arbeitsmittel betrifft, die notwendig sind, einen bestimmten Gebrauchswert zu produzieren. Der Wert betrifft somit eine Dialektik von konkreter und abstrakter Arbeit, die sich in der Loslösung der Kategorie Gebrauchswert vom Bezug auf den unmittelbaren Produzenten und Konsumenten erweist und dadurch in einen Systemzusammenhang eintritt, der menschliche Arbeit als systemrelevante Größe nur noch in bezug auf dieses System definiert; die Arbeit wird als abstrakt menschliche bestimmt und das Arbeitsprodukt als Wert.

Darin ist die Objektivität des Wertes als Struktur festgehalten gegenüber der subjektivistischen Ökonomie, die im Nutzenbegriff Gebrauchswert und Wert vermischt. Der Wert ist jedoch nicht unabhängig vom Gebrauchswert, insofern nur Gebrauchswerte Wert verkörpern können. Produkte menschlicher Arbeit können nicht Wert verkörpern ohne Gebrauchswert zu sein, wenn auch umgekehrt. An dieser Stelle erfassen die Grenznutzentheoretiker einen Zipfel der Wahrheit, wenn sie den subjektiven ' Nutzen' als eine Determinante der Wertbestimmung auffassen. Ein Arbeitsprodukt muß immer auch ein subjektives Bedürfnis befriedigen. Eine Verkürzung ist nur, daß sie den subjektiven Nutzen für ein Bewertungsprinzip halten, das nicht selbst durch gesellschaftliche Vermittlung von Bedürfnissen sowie durch die materielle Produktion und die durchschnittlich notwendige Arbeitszeit, letztlich durch den Entwicklungsstand der Produktivkräfte bestimmt ist. Die Erscheinungsweise des Wertes als Tauschwert, eine Formabstraktion in dinglicher Gestalt der 'Eigenschaft' von Produkten - gegenüber dem stofflichen Reichtum setzt das Individuum zwar in die Lage, über fremde Arbeit zu kommandieren, m. a. W. den von ihm angeeigneten Reichtum in abstrakter Form (als Geld) auf seine verschiedenen Bedürfnisse zu verteilen und zwar mit dem Zurückweichen der Naturschranke innerhalb eines stets sich erweiternden Rahmens von Alternativen, zu denen die individuelle gesellschaftliche Entscheidung eines Individuums gehört, diese oder jene alternative Bedürfnisbefriedigung zu wählen oder auszuschließen. Die subjektivistische Ökonomie begreift dies aber nicht als ein gesellschaftliches Verhältnis der Individuen und der Entwicklung der Produktivkräfte. Sie ' abstrahiert' die Individuen vielmehr beliebig aus der Gesellschaft hinaus - vornehmlich auf die hohe See oder in die Wüste - und beobachtet dort nichts anderes als kleinbürgerlich-egoistische Individuen, Exemplare der Gesellschaft, von der sie ' abstrahiert' (57). Hegel belegt dieses Verfahren treffend mit dem Ausdruck 'wesenlose Abstraktion'. Angesichts des Verhaltens des von den Grenznutzentheoretikem beobachteten Abstraktums Mensch muß man sich ohnehin fragen, ob die Grenznutzentheorie nicht eher die Psychologie der Grenznutzentheoretiker ist. Insofern repräsentierte sie in der Tat ein Stück gesellschaftliche Objektivität. Es fragt sich aber, ob diese selbst gesellschaftliche Verhaltensweisen bestimmendes Prinzip der Bewertung der Produkte arbeitsteiliger privater Produktion sein kann. Die Grenznutzentheorie konstruiert gewöhnlich einen dem folgenden ähnlichen Fall: Zwei Männer treffen sich in der Wüste. Der eine hat ein Glas Wasser, der andere einen Klumpen Gold, sagen wir faustgroß. Frage: In welchem Verhältnis wird getauscht? Antwort: Überhaupt nicht; der, der das Glas Wasser hat, trinkt es selbst. Nach dieser Theorie soll allerdings das Gold ein Glas Wasser wert sein und vice versa.

Ein ernsterer Fall: Die Behauptung liegt zugrunde, daß die letzte Teilmenge eines Gutes (Gebrauchswertes) bestimmend ist für den subjektiven Nutzen, den die Gesamtmenge des Gutes für den Besitzer hat. Selbst wenn man anerkennt, daß demnach die Hersteller von Massenprodukten ihre Produkte für ein Spottgeld zu verschleudern bereit sein müßten, während die Käufer bereit sein müßten, Unsummen zu zahlen und wenn man selbst glaubt, daß der gewogene Durchschnitt solcher Angebote und Nachfragen beim Festpreis z. B. für einen VW sich einpendelt (wie eigentlich?), liegen hier doch zwei ungeklärte Annahmen stillschweigend zugrunde:

a) wird die Quantifizierbarkeit des je individuellen Nutzens stillschweigend vorausgesetzt ebenso die eine intersubjektiv wenigstens annähernd gleiche Bewertung des jeweiligen Nutzens eines Gebrauchswertes. Das zweite ist an das erste geknüpft.

b) wird ein empirisches Subjekt als Individuum beobachtet außerhalb des Zusammenhanges mit anderen Subjekten. Diesem Subjekt wird nun eine Nutzenbewertung an sich unterschoben. Damit wird aber nicht nur die Quantifizierbarkeit des Nutzens für ein bestimmtes Produkt, sondern auch die Vergleichbarkeit der Nutzengrößen ganz verschiedener Gebrauchswerte unterstellt. So wird etwa die Möglichkeit eines Nutzenvergleichs zwischen einem Tisch und einem Stuhl und einer Packung Zigaretten usw. behauptet. Damit aber wird der Nutzen zu einem Nutzen überhaupt, abgehoben von der Gebrauchswertgegenständlichkeit der konkreten Gegenstände, eine metaphysische Konstruktion, deren Haltbarkeit nur aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit der Reproduktion von Grenznutzentheoretikern als Ideologen erklärbar ist. In diesem Konzept versteckt sich ein geheimer Idealismus, wenn nicht gar eine Theologie. Die Konsequenz dieses m der Luft schwebenden Nutzens, den Güter überhaupt für ein Subjekt haben sollen, ist, daß man nicht weiß, wo der Nutzen denn nun eigentlich zu haben ist. Diesem Nutzen überhaupt entspricht andrerseits ein Transzendentalsubjekt, das in der Art des objektiven Geistes von den empirischen Subjekten unterschieden sein muß, insofern auf dieser Basis nämlich gesellschaftliche Reproduktion vonstatten gehen muß, letztlich also die empirischen Subjekte wie das Transzendentalsubjekt sich verhalten müssen. Dieses theoretische Konstrukt wäre, selbst wenn man von den impliziten Harmonievorstellungen absieht, mit Luhmann als ' alteuropäische Tradition' gut zu charakterisieren. Dagegen werfen die Vertreter dieser Theorie Marx Scholastizismus oder dialektischen Hokuspokus vor. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Solche Konstrukte werden bei Marx jedenfalls vermieden:

"Die Nützlichkeit eines Dinges macht es zum Gebrauchswert. Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. . . Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedener Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedener Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert"(58).

Damit ist die gesellschaftliche Objektivität der Wertgröße der Waren von ihrem ' Nutzen' einerseits, die Quantifizierbarkeit der Tauschwerte von ihren qualitativen Momenten andrerseits getrennt. Drittens bleiben beide dialektisch aufeinander bezogen, und schließlich hängt die subjektive Einschätzung eines Gebrauchswertes mit seiner materiellen Beschaffenheit zusammen, letztlich sind also individuelle Konsumtion und gesellschaftliche Produktion, Bedürfnisse und materielle Eigenschaften der Arbeitsprodukte miteinander und mit den je historischen Produktionsbedingungen vermittelt.

"Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist. Wie nun die Größe seines Wertes messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen ' wertbildenden Substanz', der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst mißt sich an ihrer Zeitdauer, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag usw."(59)

In dieser Analyse ist kein geheimes Transzendentalsubjekt versteckt, sondern die objektive Materialität der gesellschaftlichen Basis, die sich in dieser Objektivität gegen die möglichen zufälligen Vorstellungen und auch gegen die systematisierten Mißverständnisse des Alltags - des materiellen gesellschaftlichen Seins - von individuellen oder Gruppensubjekten durchsetzt. Mandel hat die Richtigkeit dieser Analyse einmal an einem Gedankenexperiment im Sinne von Marx verdeutlicht:

Sinkt die notwendige Arbeit gegen Null oder auf ein verschwindend geringes Maß, so haben die Arbeitsprodukte einen entsprechend verschwindenden Wert und ergo Tauschwert. - Dabei ist hier nicht von Konkretionen die Rede, die erst auf der Ebene der Diskussion der Durchschnittsprofitrate zu klären wären unter Zugrundelegung eines zur Weltgesellschaft entwickelten Kapitalismus, unter Einbeziehung der Rolle des Staates im Monopolkapitalismus, Systemkonkurrenz etc. Das soll hier nur angedeutet werden, um das voreilige Einrasten von Mißverständnissen zu vermeiden. - Dieses mit der Entfaltung der Gesellschaft und der Entwicklung der Produktivkräfte beobachtete Faktum des Sinkens der notwendigen Arbeitszeit bei ständigem Wachsen der Masse der Werte und der Vermehrung der Gebrauchswerte als dem Stoff des Reichtums ist eben die historische Tendenz, die Marx herauszuarbeiten bestrebt ist.

Fußnoten (wie im Original)

48) G. W. F. Hegel, Jenaer Realphilosophie, Hrs. Joh. Hoffmeister, 1967 Hamburg, Verlag Felix Meiner, S. 214 f.

49) Vgl. auch Engels Begriffsgebrauch u. Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie ..., a. a. 0.

50) Georg Lukacs, Ontologie - Marx, Ffm 1972, S. 93.

51) Karl Marx, Das Kapital, MEW 23, S. 58 f.

52) 'Grundrisse', S. 255.

53) Grundrisse, S. 387.

54) Vgl. Rudolf Herrnstadt, Die Entdeckung der Klassen, Die Geschichte des Begriffs Klasse von den Anfangen bis zum Vorabend der Pariser Julirevolution 1830, Berlin 1965.

55) Ein Begriff, der verschieden ist von dem, was Marx meint, wenn er von ' abstrakter Arbeit' spricht, well der darin verwendete Begriff des Abstrakten gegenüber der Hegel-Engel' sehen Gebrauchsweise verschoben ist. Vgl. etwa die Formulierung 'Kapital' I, S. 53 oben: "Im Austauschverhältnis der Waren selbst erschien uns ihr Tauschwert als etwas von ihrenGebrauchswerten durchaus unabhängiges. Abstrahiert man nun wirklich vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben bestimmt ward". Darin erscheint Abstraktion als Abzug alles ' Konkreten' in der Bedeutung des besonderen Bezugs einer bestimmten Arbeit zu ihrem Gegenstand. Bei Hegel ist der Begriff der abstrakten Arbeit dagegen aus der spezifischen bürgerlichen Produktionsweise der arbeitsteiligen Produktion abgeleitet. Hegel übersieht aber, daß es weniger der Inhalt (die funktionale Beschränkung des Umfangs des Arbeitsbereiches, gemessen an der Totalität der gesellschaftlichen Produktion von Gebrauchswerten) als die Form (private Produktion von Gebrauchswerten als Sein-für-Anderes, Tauschwert) ist, die dieser Produktionsweise ihren spezifischen Charakter verleiht. Was Hegel meint, läßt sich am ehesten in den Marxschen Begriff der ' Arbeit überhaupt' (hersetzen, die als 'bestimmte Abstraktion' und Allgemeinheit doppelt auftritt, die Marx' sehe Unterscheidung von Gebrauchs- und Tauschwert aber nicht kennt. Andrerseits ist es gerade die vermittelnde Bewegung, die sinnlich als Tausch erscheint, die als die Rückkehr zur Konkretion von Hegel bestimmt wurde und eben dazu der 'Abstraktion' bedarf, die darin besteht, daß Arbeit als 'Arbeit überhaupt' gesellschaftlich erscheint.

56) 'Kapital' I, S. 86.

57) Man vergegenwärtige sich dazu die monadologische Ausgangskonstruktion der Gossen' sehen Gesetze und die handlungstheoretische Konstruktion der Preisbildung. Vgl. Gossen, Hermann Heinrich, Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln, Braunschweig 1854 (Berlin 1927) und Schneider, Erich, Einführung in die Wirtschaftstheorie II. Teil, 11. Aufl. Tübingen 1967, S. 13 ff. und S. 59 ff.

58) Karl Marx, Das Kapital I, S. 50/52.

59) Ebenda, S. 53.