Quelle: menschl.emanzipation@gmx.de 

Offener Brief an alle, die mit Kindern leben und arbeiten:
Liebe Lehrer/innen, liebe Eltern

(oftmals sind ja auch Lehrer/innen Eltern. Ebenso, sind Eltern für ihre Kinder Lehrer/innen!
und liebe GEW-Kolleg/innen!

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Anti-Quariat
Oranienstr. 45
D-10969 Berlin

Toll, daß Ihr heute streikt und wir gemeinsam auf die Straße gehen! Das Maß ist wirklich voll! Wir dürfen die Sparbarei nicht mehr hinnehmen!

Im Grunde wissen es doch alle: mittlerweile ist klar, daß „es" so, wie bisher nicht mehr weitergehen kann. Diese Gesellschaft ist nicht erst seit dem Schwarzgeldskandal und der „Haiderei" in tiefer Krise, macht aber das Desaster der Demokratie deutlich: nicht die Politiker bestimmen, sondern die Entscheidungen werden in den Konzernzentralen der wichtigen Unternehmen getroffen. Diese Unternehmen und ihr Motiv bestimmen auch den Bildungssektor, also das, was in den Schulen und Universitäten gelehrt wird machen uns zum profitabel ausbeutbaren und sklavisch gehorchenden „Menschenmaterial". Viele Kinder bleiben schon in der Grund- und Hauptschule auf der Strecke und können heute noch nicht einmal mehr auf einen Job bei der BSR hoffen. Innerhalb dieser Krise, basierend auf den alten gesellschaftlichen Strukturen, die gerade für proletarische Jugendliche keine Perspektive mehr enthält, explodiert die Unzufriedenheit, die Gewalt, der Rassismus, das Machotum sowie Bandenkriege. Die weit verbreitete Hoffnungslosigkeit treibt viele Jugendliche in die Kameradschaftsverbände faschistischer Demagogen und Gruppen. Wieder war ,,[unge-]heuer" ein Schul-Amoklauf an „Führers Geburtstag" geplant. Diesmal allerdings in Deutschland... und zeigt auf, daß sich gesellschaftlich nicht nur einiges, sondern fast alles ändern muß. Denn die demokratischen Wahlkreuze haben EU-weit hinter dem Rücken des „Stimmviehs" -nicht nur in Österreich - kleine Häkchen bekommen.

Über die Ursache des Desasters wird jedoch eifrig geschwiegen oder Worthülsen hin- und hergeschoben. Niemand in den bürgerlichen Medien spricht aus, um was es im Grunde geht: Wir leben längst inmitten einer wissenschaftlich-technischen, mikroelektronischen und medialen Revolution, die sich im und durch das Internet global rhizomartig ausgebreitet hat. Die Wirtschaft -und damit auch die Bildung und das alte Schul- und Universitätssystem - ist in völligem Umbruch. Längst lernen wir mehr im Internet, denn in den Schulen und in Universitätsseminaren. Wir sprechen und spielen mit Menschen, die hunderte und tausende von Kilometern weit entfernt wohnen und vergleichen Hausaufgaben, Studien- und Unterrichtsinhalte, Kochrezepte, bzw. lassen uns bei theoretischen und praktischen Streitfragen in allen Bereichen von ihnen helfen und uns beraten. Jeder lernt von jeder.

Wir verlieben uns in Charaktäre, wenn sie schön und klar schreiben können und wir werden wissensdurstig durch Menschen, die kluge Ideen haben und deshalb mehr Einfluß auf uns bekommen, als die „unsere" „Pauker" (wobei „Pauker" auch steht für Rektorinnen, Direktoren, strengen Familienoberhäuptern, Polikern etcetera).

Die Schule und die Uni wird durch all diese Faktoren mehr denn je zu einer Verwahranstalt der Langeweile und Repression.

Gewiß gibt es auch gute und engagierte Lehrer/innen, aber die werden immer seltener, weil die meisten längst lethargisch ^Dienst nach Vorschrift" schieben, unter der Arbeitsüberlastung fast zusammenbrechen und dadurch .immer aggressiver werden oder selbst unter zunehmender Motivationslosigkeit leiden. Diese negativen Faktoren können wir nur überwinden, wenn wir uns zusammen mit unseren Kindern eine neue und lebensfrohe Perspektive schaffen!!!

Lassen wir uns also nicht mehr von der Sparbarei und den Staatsschulden bestimmen und unser Leben zu einem Kredit auf Ratenzahlung (für den wir immer mehr Arbeitsleistung zu erbringen haben) und Schuld(en)böcken der Wirtschaft, ihrer Politik und ihres Staates machen! Schuldfreiheit und Schulfreiheit (=Schul[den]freiheit) für alle Lehrenden und Lernenden in der heutigen Wissenschaftsgesellschaft!

Moment, da kommt uns doch gerade eine Idee: Genau! Die Schulverwaltung hat doch kund getan, daß sie nichts gegen einen Aktionstag einzuwenden hätte!!!

Wie wäre es also, wenn Freitag ein Tag der Versammlung in den Schulen für neue Ideen würde? Wenn wir Freitags aus der Reihe tanzen und nach neuen Wegen in der Bildung suchen? Die Lehrpläne kritisieren und statt dessen kreativ das einbringen, was wir und unsere Kinder für das Leben wissen wollen? Wie wäre es also, wenn wir neue Zukunftsperspektiven veränderter Arbeit und völlig anderen Lernens entwerfen? Was wäre, wenn Freitags statt gepaukt gedichtet werden würde? Warum Freitag? Weil der Frei-Tag heißt, aber gar kein freier Tag ist !!! Und war nicht Freitag der Sklave Robinsons? Wir aber wollen keine Sklaven mehr sein!!!

Wir hatten eigentlich erst vor, ausschließlich Kinderprojekte und Eltern anzusprechen, aber nun laden wir auch Euch, (heute) streikende Lehrer/innen und Kolleg/innen der GEW ein: Macht mit! Bring auch DU Dich ein - in die Selbsthilfebewegung für ein kinderfreundliches, menschliches und soziales Berlin!

Wir sind eine kleine, kürzlich neu geborene Initiative, die sich auf den Frühling freut und in diesem Jahr schöne Straßenfeste und gemeinsame Aktivitäten mit Eltern und Kindern machen möchte. Außerdem planen wir eine Kinderzeitung.

Wenn Du/Ihr Euch dafür interessiert, meldet Euch doch bitte unter folgender Tel-Nr.: 030 - 688 95 169 oder Mobil: 0177 - 636 81 67 (Angelika)

Wir treffen uns bislang Montags von 18 Uhr bis ca. 21 Uhr mit und in der Gruppe „Freitag" im Stadtteilladen „Zielona Gora", Grünberger Str. 73, Friedrichshain, Boxhagener Platz, (Tel: 29006808)

Wir beteiligen uns aber auch an Aktivitäten gegen die BVG-Preiserhöhungen zusammen mit den Gewerkschafter/innen aller Gewerkschaften, Erwerbslosen und Student/innen. Das Treffen dazu ist Mittwochs von 16-18 Uhr bei den IG-Medien, Dudenstr. 10, 10965 Berlin, Tel. 788 009-49

[Leider konnte aufgrund von technischen Problemen dieser offene Brief als Flugblatt nicht rechtzeitig gedruckt und auf der heutigen Demonstration verteilt werden. Wir würden uns aber freuen, wenn Ihr ihn kopiert und an Eure Kolleg/innen und Freund/innen weiterverteilt. Wir hoffen, demnächst eine größere Veranstaltung machen zu können, zu der wir Euch dann gern alle einladen würden (auch die, die den hier gemachten Vorschlägen kritisch und skeptisch gegenüberstehen)].

initiative menschliche emanzipation

V.i.S.d.P.: S. Mandelbaum, Kirschbaumstr. 12524 Berlin