Zur Frage der Im/Materialität digitaler Produkte

von
Wolfgang Fritz Haug

04/03
 
 
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1. Vorklärungen

1.1. Diskurse der ‘Entmaterialisierung’


Heute scheint der Aberglaube vornehmlich über Naturwissenschaft und Technik in den Alltagsverstand einzudringen. Dies erst recht, wenn Börsenspekulation ihm das Tor öffnet. Zur Zeit der Hausse an den Technologiemärkten galt die amerikanische Rechnungslegung von Aktiengesellschaften als vorbildlich, ‘weil dort der Wert „immateriellen Vermögens“ hoch angesetzt werden darf’ (Mussler 2002). Damals schien sich bei den tonangebenden Dolmetschern der Neuen Ökonomie der Konsens herauszubilden, ‘dass die uns bekannte Welt gänzlich entmaterialisiert wird’, wie Ursula Huws (1998/2000, 646) registriert hat. ‘In der sog. Neuen Ökonomie’, erklärte Angela Merkel (2000), ‘treten Informationen und ihre Verbreitung an die Stelle von Rohstoffen, Maschinen, Ausrüstungen und klassischer Erwerbsarbeit. Das knappe Gut der Neuen Ökonomie ist der Mensch mit seinem Wissen.’ Als sie das schrieb, demonstrierten gerade Taxifahrer, Fuhrunternehmer, Fischer und Bauern gegen die explodierenden Erdölkosten. Selbst linke Autoren verglichen angesichts der ‘immer wichtiger werdenden Produktion von Informationen’ den Übergang zum High-Tech-Kapitalismus mit dem Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft, ‘wo die agrarische Produktion heute auch nur noch ein Anhängsel der Industrieproduktion ist’ (Merten 2002, 1008). So würde künftig die materielle Produktion nurmehr ein Anhängsel der „immateriellen“ sein. ‘Informationsarbeit dominiert über materielle Arbeit’, klang es vom BWL-Lehrstuhl (Reichwald 2000). Doch das ist nur eine neue Form jenes alten Klasseninteresses, vom dem Marx gesagt hat, es komme ihm darauf an, sich an den entscheidenden Stellen ‘blauen Dunst [...] vorzublasen’ (MEW 25, 53). In jeder Klassenherrschaft dominiert sog. ‘geistige’ (dispositive, konzeptive) Arbeit über ‘körperliche’ (exekutive) Arbeit. Die Herrschaft steckt in diesem handfesten Gegensatz von Disposition und Exekution, nicht im gespenstigen Gegensatz von materieller und immaterieller Arbeit. Reichwald verwechselt zum millionsten Mal die stoffliche mit der sozialen Seite und übersieht dabei sogar, dass das, was er über die ‘Informationsarbeit’ sagt, die Dominierungsthese untergräbt: jene Arbeit ‘kann von fast jedermann übernommen’ werden, sie ‘ist das, was man gerade (oft am Computer) tut [...] anytime & anyplace’ (ebd.). In der Tat ist der überwiegende Teil der ‘Informationsarbeiten’ subaltern und exekutiv, während bei vielen ‘Dotcom-Junkies’ (Hickel 2001, 51), die wie ‘„enteignete Netzsklaven“‘ am Rande des Ausgebranntseins arbeiten, ohne Drogen nichts mehr läuft (115).

Ideologische Legitimation und spekulative Illusion bestärkten einander in der Ausmalung des immateriellen Eldorados der Zukunft. ‘Wer als Unternehmer im Maschinenbau, in der Chemieindustrie, im Handwerk oder Einzelhandel Arbeit, Kapital und Rohstoffe zusammenführt und normale Waren oder Dienstleistungen anbietet, der musste sich [...] seltsam altbacken vorkommen -- übrigens auch, wenn er seine Waren und Dienste intelligent und mit modernster Technik produzierte.’ (Flassbeck/Müller 2002) Es bedurfte der ‘schockartigen Devirtualisierung’ (Dath 2002b), der Stimmung von ‘Schlussverkauf’ und des Platzens der ‘Internet-Blase’ (FAZ, 25.6.02, 23) am ‘Neuen Markt’, damit das Spiel mit ‘immateriellen’ Bilanzwerten sich als ‘Vehikel für Tricksereien’ (Mussler) entpuppte. Die GZ-Bank fand heraus, dass ‘ein signifikanter negativer Zusammenhang’ zwischen ‘immateriellem Vermögen’ und Kursentwicklung der Aktien eines Unternehmens besteht (‘Übernahmen werden bestraft’, FAZ, 8.6.01, Wirtschaftsteil). Nicht wenige der zuvor so knappen ‘Informationsarbeiter’ fanden sich auf der Straße wieder. Das Internet wurde ‘jetzt von den gleichen Medien, die es in den Himmel hoben, als größte Geldvernichtungsmaschine aller Zeiten gebrandmarkt’ (Flassbeck/Müller 2002), und der Chefökonom der Dresdner Bank kam sogar zu dem Schluss, ‘dass es fahrlässig war, von einer neuen Ökonomie zu sprechen’ (Heise 2002).

Die Schließung des Neuen Marktes zum 1. Januar 2003 -- um der Öffentlichkeit den Anblick des Ruins und den durch den Crash enteigneten Aktionären die Erinnerung an die Vernichtung ihres Geldkapitals zu ersparen -- bedeutet natürlich nicht, dass im Hochtechnologiesektor und seiner Leitproduktivkraft, dem Computer, nicht ‘noch gewaltige Wachstumspotenziale und Produktivitätszuwächse’ (Heise) schlummerten. Allein im ersten Quartal des Krisenjahres 2002 wuchs in den USA die Produktivität ‘bezogen auf den Faktor Arbeit’ um 8,6% (Schubert 2002), was die ‘alte Regel’, dass sie ‘mit dem wirtschaftlichen Abschwung sinkt’ (Hickel 2001, 61f), Lügen straft. Das Feld der mikroelektronischen „Anwendungen“ dehnt sich noch immer aus, ohne dass bereits eine Grenze abzusehen wäre. Ihr epochal Neues ist die „elektronische Mechanisierung“ des logisch-mathematischen Kalküls, seine Verwandlung in einen physikalischen Prozess auf Grundlage der Digitalisierung, das heißt der „Übersetzung“ von „Information“ aus einer dem menschlichen Verständnis adäquaten Form in Sequenzen diskreter 0/1-Schaltungen. Die Intensivierung des transnationalen High-Tech-Kapitalismus, die geschichtslos als ‘Neue Ökonomie’ beredet worden ist, ‘hat in der technologisch machbaren Digitalisierung von Information und Kommunikation ihren Ursprung’ (Hickel 2001, 20). Um die Seinsweise dieser Gebilde soll es im Folgenden gehen. Da sie und die mit ihnen befassten Tätigkeiten als ‘immateriell’ angesprochen zu werden pflegen, ist eine Vorklärung erforderlich, was unterm Begriff des ‘Materiellen’, als dessen Negation das ‘Immaterielle’ seinen Sinn erhält, verstanden werden kann.

1.2 Zum Begriff des Materiellen

Der Alltagsverstand glaubt, materiell sei nur, was man sehen und anfassen kann. Der Vulgärphilosoph meint entsprechend, dass sehr kleine Objekte oder technische, die ihren Wirkungszusammenhang nicht sinnlich wahrnehmbar zeigen, ‘Gegenstände an der Schwelle der Immaterialität’ (Bolz 1994, 73) sind. Auf englisch heißt ‘immaterielles Kapital’ auch intangible capital -- Kapital, das man nicht anfassen kann. Hier ist das Quidproquo total. Sortieren wir die Dinge auseinander: Die allgemeinste vulgärökonomische Grundoperation besteht darin, die stoffliche oder physische Seite mit der gesellschaftlichen oder Formseite zusammenzuwerfen. Kapital kann man, da es ein gesellschaftliches Verhältnis darstellt, niemals anfassen. Auch wo es stofflich ‘investiert’ auftritt, in Gestalt von Maschinen oder Gebäuden, kann man das, was es über diese nützlichen Dinge hinaus zum Kapital macht, weder sehen noch berühren. Gleichwohl ist das Kapitalverhältnis etwas höchst Materielles.

Oft steht aber „materiell“ gerade nicht für „stofflich“, sondern für finanziell, wie „immateriell“ für finanziell unerheblich steht. Dahinter steht ursprünglich die bildungsbürgerliche Prätention des „Geistigen“ als Negation des „Materiellen“. ‘Die alternde Gesellschaft’, heißt es in einem FAZ-Artikel, ‘zwingt den verteilungseifrigen Sozialstaat zunehmend dazu, die Grenzen seiner materiellen Leistungsfähigkeit zu erkennen und nach immateriellen Beweisen seiner Fürsorge zu suchen’ (Leithäuser 2001). Gemeint sind Reformen wie die Institutionalisierung der sog. ‘Homo-Ehe’. Muss man betonen, dass diese, einmal eingerichtet, in ihrer Eigentumsrelevanz zu den materiellen Verhältnissen einer Gesellschaft gehört?

Zurück zu den stofflichen Dingen: Auch sie können so beschaffen sein, dass man sie „wie Luft behandelt“, weil sie weder sichtbar noch anfassbar sind, sondern allenfalls wissenschaftlich-technisch unseren Sinnen zugänglich gemacht werden können. Auch der Begriff des Stofflichen muss von der Bindung an das, was unseren Sinnen unmittelbar zugänglich ist, gelöst werden. Der Begriff des Materiellen geht also nicht nur insofern über Stoffliches hinaus, als er gesellschaftliche Verhältnisse umfasst, sondern erweitert sich auch im Physikalischen über die Stoffgrenze hinaus in subatomare Dimensionen. Einsteins Masse-Energie-Gleichung beschreibt eine dynamische Beziehung innerhalb des Materiellen. Fanny Michaela Reisin sieht dies im Blick auf die quantenmechanische Teilchenphysik. Nach der Unterscheidung des aus atomaren Bausteinen zusammengesetzten Stofflichen von den Elementarteilchen, aus denen die Atome bestehen, stellt sie fest, dass beide im philosophischen Sinn materiell sind. Sie fasst dann aber doch ‘subatomare’ Objekte als ‘sub- oder im-material’ und fordert, der Materiebegriff müsse auf ‘im eigentlichen Sinne Im-Materiales erweitert werden’ (Reisin 2000a, 661; 685, Fn. 1). Diese an Schellings Kampf mit den begrifflichen Schranken des Idealismus erinnernde Wendung ergäbe den Selbstwiderspruch, das Immaterielle zur Teilmenge des Materiellen zu machen.

Es ist an der Zeit, sich an die Doppelkritik der idealistischen Bewusstseinsphilosophie wie des philosophischen Materialismus zu erinnern, die in den marxschen Feuerbach-Thesen auf den Punkt gebracht ist: Wer das vom Handeln-in-der-Welt abstrahierte Bewusstsein zum archimedischen Punkt macht, um diese Welt aus den Angeln zu heben, schneidet es von der einzigen Beziehung ab, kraft deren es etwas in der Welt (nicht über sie) vermöchte. Die Debatten in der DDR-Philosophie über ‘ideologische Verhältnisse’ können als abschreckendes Beispiel dienen. Sie verfingen sich hoffnungslos scholastisch ‘in den Widersprüchen des Dualismus von Materie und Idee’ (PIT 1979, 92), überlagert vom Gegensatz ‘materieller und ideologischer Verhältnisse’, in die ‘der historische Materialismus’, wie die ideologische Festlegung lautete, die gesellschaftlichen Verhältnisse ‘unterteilt’ (Grundlagen 1976, 218; vgl. PIT 1979, 82-105). Wenn das ‘Materielle’ im ersten Sinn erkenntnistheoretisch als das Andere des Bewusstseins verstanden war, so im zweiten Sinn als Synonym fürs Ökonomische. In beiden Fällen wurden die Verhältnisse nicht in Prozessrichtung, dialektisch, gedacht, sondern retrospektiv zerfällt. Im Ergebnis verwandelte sich ‘i’ der Philosophentraum nach primärer sauberer Trennung von Materiellem und Ideellem [...] in einen absoluten Albtraum. Das Ideelle wird materiell, das Materielle ideell, Materielles steht Materiellem gegenüber, dann wieder Ideelles Ideellem, und der Materialismus hebt sich auf diese Weise selbst auf und wird zum -- Idealismus (PIT 1979, 104).’/i’

Vom spontan bewusstseinsphilosophischen Standpunkt erscheint jedes Werkzeug als ‘Bewusstseinsanalogon’: Werkzeuge ‘materialisieren Dinge, die im menschlichen Geist vorhanden waren’ (Sloterdijk 2002). So projiziert der Medienintellektuelle seine Produktionsweise aufs ‘toolmaking animal’ (Franklin). Vom Standpunkt der Praxis aus ist nicht nur alles materiell, was die Bedingungen ausmacht, in (und unter) denen ich handle, was als Widerständiges erfahren oder als Wirkendes eingesetzt wird, sondern auch die ‘sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis’ selbst (Marx, 1. Feuerbach-These). Nicht der Zusammenhang, sondern die Trennung ist in dieser Perspektive rechenschaftsbedürftig. An sich gibt es keinen strukturlosen Stoff. Die Trennung und Entgegensetzung von Struktur oder Form und Stoff, wie sie seit Aristoteles der Metaphysik zugrundeliegt, ergibt allenfalls vom Standpunkt mechanischer Produktion einen Sinn, macht doch ‘nicht das Holz ein Bett oder das Erz eine Bildsäule’ (Aristoteles, Metaphysik, 984a 25f). Wenn es aber, wie es bei Marx heißt, ‘den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet [...], dass er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut’ (MEW 23, 193), so kann selbst hier ‘der Mensch [...] nur verfahren, wie die Natur selbst, d.h. nur die Formen der Stoffe ändern. Noch mehr. In dieser Arbeit der Formung selbst wird er beständig unterstützt von Naturkräften’ (ebd., 57f). Ist nun die aus theologifiziertem Handwerkerdenken (der Töpfer und sein Lehm) erwachsene Vorstellung einer formlosen aber formbaren Materie, der eine formende Instanz „immateriell“ gegenüber steht und übergeordnet ist, unhaltbar geworden, so scheint sie in Gestalt des Informationsbegriffs wieder auferstanden zu sein. Dies macht einen weiteren Vorklärungsversuch notwendig.

1.3 Zum Begriff der Information

Im Aufstieg des Informationsbegriffs zum ‘regierenden Fundamentalbegriff’, wie man einmal den ‘Geist’ bezeichnen konnte (Marquard 1974, 186), findet der Siegeszug der Leitproduktivkraft der hochtechnologischen Produktionsweise, der Rechenmaschine, seinen Ausdruck. Das Informationskapitel in Neil Postmans Buch Die zweite Aufklärung beginnt mit der Feststellung, in den Stichwortverzeichnissen von ‘hundert Büchern über die Aufklärung’ fehle der Begriff Information (2001, 105). Damit will er sagen, ‘dass es nicht leicht ist, einen aus der Aufklärung stammenden Text aufzutreiben, der Informationen von einem spezifischen Zweck trennt’, sondern man gab Wissen weiter, ‘damit ein anderer etwas tat oder empfand’, als ‘Teil einer größeren Idee’ (111f). Die Isolation einzelner Sachverhalte oder Ereignisse aus dem Zusammenhang eines Berichts oder einer Analyse stellt den ersten Schritt der Reduktion einer Nachricht auf die Mitteilung eines Faktums oder einer Information dar.

‘i’Besonders die Telegraphie gab der Idee der kontextlosen Information ihre Legitimation [...] einfach als Mittel zur Befriedigung der Neugierde. Durch den Telegraphen wurde die Information zu einer Ware, zu einem an sich ersehnenswerten „Ding“, unabhängig von seinen möglichen Zwecken oder Bedeutungen. (112)’/i’

Verstärkt wurde diese Tendenz zur ‘erzählungslosen Information’ durch die Fotografie als Aufnahme von Faktizität (113). Wenn Jean Améry sich in seinen Essays bemüht, die als bekannt angenommenen ‘baren Informationsfakten zu interpretieren und in einen Zusammenhang zu bringen’ (1971, 8), so geht es ihm darum, diese Reduktion rückgängig zu machen.

Eine weitere Reduktion, die nun den Informationsbegriff selbst erfasste, entsprang der Entwicklung der Verschlüsselungs- und Spionagetechniken im Zweiten Weltkrieg. Von hier ausgehend, hat der Informationsbegriff schließlich unterm Einfluss der Ausbreitung der elektronischen Datenverarbeitung, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts solche ‘Ausmaße an[nahm], dass man beinahe mit kosmischen Maßstäben zu rechnen begann’ (Kondakow 1978, 226f), eine hegemoniale Stellung erlangt. Ausdruck des Aufstiegs der Kybernetik wie auch des Begriffsbedarfs grenzüberschreitender Disziplinen und ihres Verlangens nach ‘übergreifenden [...] Instrumenten und Methoden’ (Friedrich u.a. 1975, 9), ist der Informationsbegriff zugleich zu einer ideologisch tragenden Kategorie geworden. In dieser Form saugt er, wo überallgemein von ‘Informationen im weitesten Sinn’ (Hickel 2001, 20) die Rede ist, andere Begrifflichkeiten auf, kolonisiert über Differenzen hinweg die Auffassung der in Komplexion und Seinsart unterschiedlichsten Phänomene und wird in diversen Zusammensetzungen zur Bezeichnung der gegenwärtig herrschenden Gesellschaftsform herangezogen. So spricht etwa Manuel Castells vom ‘Informationalismus als der neuen materiellen Grundlage wirtschaftlicher Tätigkeit und sozialer Organisation’ und ist überzeugt, dass ‘sich das neue techno-ökonomische System adäquat als informationeller Kapitalismus bezeichnen’ lässt (2001, 14, 19). Als wollte er den Fundamentalstatus des Informationsbegriffs nicht gefährden, vermeidet er es, sich zunächst um dessen Klärung zu bemühen.

Um mittels der ‘reinen bit-verarbeitenden Maschine’, die der Computer ist, automatisch bearbeitbar zu werden, bedarf Information der ‘computer-pragmatischen Technisierung ‘ (Fuchs-Kittowski/Rosenthal 1998). Hierzu müssen Informationen im lebensweltlichen, von zwischenmenschlicher Kommunikation bestimmtem Sinn auf Daten reduziert werden. ‘Digital gespeichert, übertragen und maschinell verarbeitet wird nur die syntaktische Struktur, die Darstellungsform der Information die Daten.’ (Fuchs-Kittowski 2000, 50) Die Maschinenlogik erfordert dabei die Reduktion auf etwas absolut Elementares, das als ‘Binärziffer’, kurz ‘Bit’ gemessen wird, das ist jeweils eines von zwei möglichen, einander ausschließenden Zeichen. Eine Folge von acht Bit konstituieren ein ‘Byte’. Serres/Farouki fassen jenes Reduktionsprodukt, das ‘nicht weiter zerlegbar’ ist und ‘sich auf das elementarste Zeichen [beschränkt], das man sich vorstellen kann: auf Ja oder Nein’, d.h. ein von ‘jeder Bedeutung freies Zeichen’, noch immer als ‘Information’ (2001, 412). Aus Einheiten dieser Art setzt sich die sog. „Maschinensprache“ zusammen, die in Wirklichkeit überhaupt keine Sprache ist, sondern allenfalls ein ‘funktionelles Äquivalent’ derselben (vgl. dazu Friedrich u.a. 1975, 12). Zur Datenübertragung bedarf es zum einen eines mit den Systemen des Senders wie des Empfängers ‘kompatiblen materiellen Trägers, des sog. Signals, zum anderen einer materiellen Kopplung, des sog. (Übertragungs-)Kanals’, als welcher ‘alle möglichen Stoffe (Luft, Kupferdraht usw.), aber auch der (stoff-)freie Raum’ dienen können (Friedrich 1977, 38f). Wenn es so scheint, als könnten ‘Signalprozesse [...] auch unmittelbar energetische oder stoffliche Wirkungen auslösen’ (Klaus 1967, 273), so nur, wenn man von den entsprechenden Empfangsgeräten absieht. Aber jedenfalls sind Signale dabei ‘raumzeitliche Objekte’, ‘Zustand oder Prozess eines materiellen Systems, der von kybernetischen Systemen dazu benutzt wird, informationelle Koppelungen zu realisieren’ (569). Weiterhin ist zu präzisieren, dass die Signale in „Maschinensprache“ rückübersetzt werden müssen, um sich in rechenbare Daten zu verwandeln. Oft wird schon diese Umsetzung -- wiederum anthropomorph -- als ‘Interpretation’ bezeichnet, wenn dieser metonymische Begriff nicht für die Rückverwandlung von Daten in Informationen reserviert wird.

Information im auf EDV bezogenen Sinn ist eine technische Abstraktion, die metonymisch benannt wird, dies vor allem dann, wenn man die EDV-Geräte als Substitut für intelligente Leistungen menschlicher Subjekte betrachtet. ‘Anonymen Systemen Selbstbezüglichkeit zuzuweisen, ist eine metonymische Redeweise, die, sofern sie rhetorisch kontrolliert bleibt, aus diskurs-ökonomischen Gründen durchaus zulässig ist.’ (Frank 1986, 12) In der „spontanen Philosophie“ der wissenschaftlich-technischen Spezialisten und erst recht im populären Umfeld wird nun aber beides ausgeblendet, der technisch-abstraktive Status und die Metonymie. „Information“ scheint dann auf allen Seiten vorzukommen, wie einmal der „Geist“ Subjekt und Substanz in einem sein sollte. Das Kalkül gilt dann nicht mehr als Modellierungsinstrument zur Berechnung von Realprozessen, sondern als diese selbst. Unter der Bezeichnung ‘Schema’ ist diese Grenzüberschreitung bereits bei Norbert Wiener angebahnt: Ausgehend von der Beobachtung, dass der Körper trotz seines Stoffwechsels (im Doppelsinn: nicht nur mit der Umwelt, sondern auch in seiner eignen Zusammensetzung) seine Individualität erhält, kommt er zu dem Schluss, dass es ‘keine fundamentale absolute Grenze’ zwischen der Übermittlung von Nachrichten und der einer menschlichen Persönlichkeit, dem ‘Schema eines Menschen’ (89f) gibt. Denn, nächster Anthropomorphismus: ‘Vom Standpunkt der Rechenmaschine aus besteht geistige Individualität in der Speicherung ihrer früheren Programmierungen [...] und in der Fortsetzung ihrer Entwicklung in bereits angelegten Richtungen.’ (Wiener 1958, 88) Was Jupiter recht ist, ist dem Ochsen billig: ‘Nach der Umwandlung in Informationssequenzen lassen sich die Objekte der Welt nicht nur übertragen, sondern auch mit Computern bearbeiten.’ (Serres/Farouki 2001, 413) Es bekümmert diese Magier der „Hochtechnologie“ nicht, dass das so Bearbeitete in Wahrheit informationelle Abstraktionen oder Modellierungen sind, nicht das Modellierte selbst. Letzteres existiert nur als digitale Kodierung im entsprechenden Gerätemedium. Zu Repräsentationen konkreter ‘Objekte der Welt’ werden digitale Gebilde nur im Rahmen der De/Kodierung an der Schnittstelle zu menschlicher Wahrnehmung und Interpretation. Und zwar mit doppeltem Recht für ‘eine Betrachtung, die von der dreigliedrigen Totalität Subjekt-Handlung-Objekt ausgeht, innerhalb derer sich logisch-mathematische Strukturen überhaupt erst konstituieren’ (Leiser 1978, 37). Wenn Fuchs-Kittowski sagt: ‘Information als Codierung existiert in Raum und Zeit, die Semantik, das Ideelle in der Gleichzeitigkeit’ (1998, 13), dann meint Letzteres wohl: das Ideelle existiert subjektiv, d.h. im Akt seiner Interpretation. Mit Leiser wäre hier zwischen Subjekt und Objekt die Handlungsebene einzutragen, auf der die logifizierten Gebilde sich begreifen lassen als ‘vielmehr relativ selbständige dialektisch-prozessierende ideelle Ganzheiten, die sich zwar auf materieller Grundlage bewegen und Momente des materiellen Prozesses sind, aber eben spezifische’ (Leiser 1978, 176), ‘ontopraxeologische’ Momente, wie sich mit Zeleny (1968, 309) sagen lässt.

Doch hier kommt eine weitere ‘falsche Evidenz’ (Althusser) dazwischen. Weil ‘nicht einmal die Beförderung auch nur eines einzigen Stoffteilchens von einem Ende der Leitung zum anderen nötig ist’ (Wiener 1958, 85), scheint der Sprung übers Materielle hinaus gerechtfertigt, den schon der falsche Gegensatz in der ‘Unterscheidung zwischen materieller Übermittlung und Nachrichtenübermittlung’ (ebd.) anbahnt. Fuchs-Kittowskis Bestimmung: ‘Information ist weder Materie noch Geist allein, sondern die Verbindung von Materiellem und Ideellem’ (1998, 13), wäre nicht im Resultat zu widersprechen, sondern im Ausgangspunkt, dem Auseinander zweier Seinssphären. Wenn er in dieser Anordnung fortfährt, ‘dass in der Evolution des Lebendigen Ideelles von Beginn an mitgewirkt hat’ (14), und ‘Geistiges’ als ‘das Ideelle der Information’, ‘Materielles’ aber als ‘Träger der Information’ fungiert, scheint unter dem Namen „Information“ das aristotelische eidos, die metaphysisch verselbständigte Form wiederzukehren, während als Informationsträger die fürs eidos unwesentliche hylee, der vermeintlich formlos-formbare, passive Stoff erscheint. Was diesen Stoff in Form bringt, ist Information. Sie gerät in dieser Sicht zum Bildenden, das sich selbst als Urbild weiterbildend fortpflanzt, das wahrhaft Seiende, das wirkende Wesen. Bei der Fortpflanzung ist dann, im Unterschied zum vergänglichen DNA-Molekül, die Information als dessen gleichsam „bauende Bauform“ ‘unsterblich geworden’ (15). Daraus, dass ‘die Eiweißsynthese nach einer Nukleinsäurevorschrift erfolgt’ (Fuchs-Kittowski/Rosenthal), wird die Selbständigkeit dieser Strukturvorschrift geschlossen. Der Gegenstand verdoppelt sich dabei: Das strukturiert sich selbst bewegende Molekül tritt in den bloßen Träger seiner selbst und die getragene „Information“ auseinander, weil aus dem Blick verschwunden ist, dass letztere der Name einer operativen Abstraktion im Rahmen einer Handlungsstrategie oder einer anthropo-technomorphen Projektion ist.

Im Gegensatz zu Fuchs-Kittowski, der die Information an beiden Sphären partizipieren lässt, meint Paul Boccara: Informationen sind als solche immateriell. Wer anders denkt, sei kein Materialist. Seine Weltformel lautet: ‘Universum = Masse + Energie + Information.’ Er scheint darüber hinwegzusehen, dass Information wie Masse unsere Abstraktionen sind, Seiten, die wir vom konkreten Etwas abziehen, indem wir es uns auf spezifische Weise aneignen. Das Rationale jener Formel reduziert sich dann darauf, dass wir die von uns auseinandergerissenen Aspekte in ihr wieder zusammenfügen. Weil er die Handlungsebene ausblendet und das, was man als informationelle Abstraktion begreifen muss, unmittelbar objektiv setzt, ist auch Kondakows Festlegung problematisch, für den Marxismus sei Information ‘eine der grundlegenden universalen Eigenschaften der Materie’ (1978, 228). Immerhin kann dieser Satz davor warnen, den Informationsbegriff zu eng anzusetzen.

1.4 Sind Dienstleistungen immateriell?

Eine der Kategorien, die besonders zur Bildung vulgärökonomischer Nonsensmengen einlädt, ist die der Dienstleistung, gesteigert zur Phrase der Dienstleistungsgesellschaft. Als Kennzeichen der ‘Informationsgesellschaft’ nennt etwa Hickel ‘die wissensbasierte Produktion (immaterieller) Dienstleistungen’ (2001, 49). Problematisch ist dabei schon die Rubrik der Dienstleistung. Unter ihr summiert etwa Daniel Bell so Heterogenes wie ‘Handel, Finanzen, Versicherung und Immobilien; persönliche, professionelle, geschäftliche und Reparaturdienste; und allgemeine Verwaltung’ (1971, zit.n. Giddens 1979, 318). Es ist üblich, persönlich konsumierte Leistungen (etwa die eines Friseurs) mit Medien, Multimedia, Werbung und der Produktion von Produktionsmitteln (zum Beispiel der Herstellung von betrieblicher Software) zusammenzuwerfen (so auch Heise 2002). Friseur und Werbegrafiker sind freilich vergessen, wenn Anthony Giddens die Spezifik von Dienstleistungsberufen darin sieht, ‘dass sie mehr die Ausübung symbolischer als physischer Fähigkeiten erfordern, mehr die Verfügung über Wissen als über körperliche Arbeitskraft’, wobei ‘eine neue Form des Wissens mehr und mehr in den Vordergrund tritt, nämlich das „theoretische Wissen“: Wissen von abstraktem und in hohem Maße kodifiziertem Charakter, das auf einen weiten Bereich verschiedener Gebiete angewandt werden kann’ (1979, 318). Dass Wissen das Eigentum als Schlüssel zur Macht abgelöst habe, meint er nicht anders als Bell. Dabei fungiert die Benennung Dienstleistung zur Entnennung der unterschiedlichen Betriebsweisen gesellschaftlicher Arbeit (selbständige vs. Lohnarbeit). Oft wird die relative Zunahme von Dienstleistungen mit ‘Schwerelosigkeit’ oder ‘Entmaterialisierung’ der Ökonomie gleichgesetzt (Quah 1997, 49). Stofflich macht es keinen großen Unterschied, ob ein Schaf oder ein Schafhirte geschoren wird, höchstens den, dass dort das Haar Grundstoff für weitere Industrien, hier Abfall ist.

Ursula Huws hat gezeigt, dass die These von der Zunahme der Dienstleistungen sich auf die statistische Willkür stützt, einerseits den Rückgang der Hausangestellten (zu denen in Großbritannien um 1900 noch 40 Prozent aller weiblichen Beschäftigten zählten, während es 70 Jahre später nur noch 5,1 Prozent waren) auszuklammern und andererseits von der Verlagerung industrieller Fertigung in Niederlohnzonen des Globus zu abstrahieren. Was die These von der ‘Dematerialisierung’ (gemeint ist: Entstofflichung) der Ökonomie durch Zunahme des Dienstleistungssektors angeht, so ist Huws im Gegenteil davon überzeugt, ‘dass die Verwandlung von Dienstleistungen in materielle Produkte im Kapitalismus auf Lange Sicht die vorherrschende Tendenz ist’ (2000, 648).

2. Zum Begriff der ‘Informationsgüter’

2.1 Zur Intention dieses Begriffs

Den Vorschlag, digitalisierte Güter als das -- im Zusammenspiel mit der digitalen Infrastruktur des Internet -- technologisch Neue der gegenwärtigen Epoche gesondert zu analysieren (Haug 2000), weist Ralf Krämer zugunsten des Begriffs der ‘Informationsgüter’ zurück, obwohl er einräumt, dass die ‘in elektronisch kodierter Form technisch übermittelbaren und reproduzierbaren Informationsprodukte [...] der Problematik erst ihre Bedeutung und Dynamik verleihen’ (2002, ##).

‘Informationsprodukte’ unterscheiden sich laut Krämer ‘in mehrfacher Hinsicht von „normalen“ Produkten, wobei es Übergangsbereiche gibt’. Mit Verzola definiert er ‘Informationsprodukte’ als ‘nicht-materielle Güter, völlig verschieden von landwirtschaftlichen oder industriellen Gütern, die materielle Güter sind’ (2000). Als ‘Informationsprodukte’ gelten ihm Erzeugnisse, ‘die wesentlich materielle Träger von Informationsgehalten sind’ und deren Gebrauchswert darin besteht, dass die Konsumenten ‘sich diese Informationsgehalte durch ihre Wahrnehmungstätigkeit aneignen oder sie für die Regulierung von Prozessen einsetzen können’. Diese Bestimmung ist so allgemein, dass sie die Weltgeschichte von den durch ‘Wahrnehmungstätigkeit angeeigneten’ Höhlenzeichnungen bis zu den Steuerprogrammen automatisierter Produktion in eine Menge zusammendrängt. Zu Abgrenzungsschwierigkeiten führt auch die Unterscheidung der ‘Informationsprodukte’ von den ‘normalen Produkten’. Der Gebrauchswert der ‘Informationsprodukte’ wird nach Krämer ‘durch die Bedeutung des Produkts als Symbolträger oder Datenträger dominiert, nicht durch seine stofflichen Eigenschaften’, und das Trägersubstrat gilt als gleichgültig dagegen.

Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass die vermeintliche ‘Normalität’ allenfalls für Roh- und Grundstoffe gilt und dass Produkte, die nicht in den ‘Übergangsbereich’ fallen, bei den Fertigprodukten einen Grenzfall darstellen. Zement und Blocksteine sind standardisierte Massengüter, doch das gebaute Haus bildet in der architektonischen Allokation der Baustoffe etwas wie eine Diskursformation, erst recht die Wohnungseinrichtung, die als ‘Diskurs der Gegenstände’ analysiert werden konnte (Baudrillard 1969). Entsprechend verhalten sich Weizen oder Mehl zum Brot und Baumwolle oder Garn zur Kleidung. ‘Jedes nützliche Ding [...] ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach vielen Seiten nützlich sein’, heißt es bei Marx, und die Art der entsprechenden ‘Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache’ (Kapital, I, MEW 23, 49). Mehr noch: ‘Verlangen’, lässt Marx an derselben Stelle Nicholas Barbon (1696) sagen, ‘ist der Appetit des Geistes und so natürlich wie Hunger für den Körper’ (ebd., Fn. 2).

Haus, Brot und Kleid sind kulturelle Gegenstände. „Kleider machen Leute“. Die Burka, die weibliche Individualität außerhalb des Hauses auslöscht und Millionen Frauen zu ununterschiedenen Elementen der Menge der ‘Schwarzköpfe’ macht, wie die Afghanen sagen, ist primär ‘Symbolträger’, mithin nach jener überallgemeinen Bestimmung ein (Des-) Informationsprodukt. In der einen oder andern Form aber ist jedes Produkt Träger einer ‘Gegenstandsbedeutung’, wie es bei Klaus Holzkamp (1973, 25f) heißt. Handwerkliche Produkte sind gestaltet, industrielle Erzeugnisse Träger eines arbeitsteilig produzierten ‘Designs’. Alle sensorisch wie sinnhaft relevanten Seiten der Waren unterliegen einer zusätzliche Bearbeitung, die sie zu Trägern der ‘Erscheinung des Gebrauchswerts’, eines ästhetischen ‘Gebrauchswertversprechens’ macht (Haug 1971, 17). Und wie dieses im Schein der Wunscherfüllung die Herrschaft des Kapitals übers Lebensnotwendige ausdrückt, so die Burka, die weibliche Individualität am öffentlichen Erscheinen hindert, die patriarchale Herrschaft.

2.2 ‘Ideelle’ oder ‘intelligente Produkte’ als begriffliche Alternativen?

Für die dominante Seite der ‘Informationsprodukte’ verwendet Krämer auch den Begriff ‘ideelle Produkte’. Prä-elektronisch waren ideelle Produkte in materiellen Produkten vergegenständlicht (ein Roman in einem Buch), in elektronischer Seinsweise löst sich nach dieser Vorstellung die Idee von ihrer gegenständlichen Verkörperung ab. Im erkenntnistheoretischen Sinn scheint die Kategorie ‘ideelle Produkte’ gleichbedeutend mit ‘immaterielle Produkte’. Doch hieran wird auch die Problematik deutlich: Wenn man eine Statue als in einem materiellen Produkt vergegenständlichtes ideelles Produkt fasst, verdoppelt sie sich uns unter der Hand. Was wäre denn das materielle Produkt selbst bei einem Roman ohne das vermeintlich ideelle? Wäre dies das unbedruckte Papier oder ein Blindband, wie er auf Buchmessen benutzt wird? Doch selbst dieser ist gebunden, betitelt und gestaltet. Ferner: da die Druckerschwärze nicht ideell ist, sondern allenfalls der bewusstseinsmäßige Vollzug der Lektüre, wäre allenfalls diese das ideelle Produkt, dessen Produzent freilich der Lesende wäre. Kurz, wir landen in völliger Verwirrung.

Das Quidproquo wird nicht geringer, wenn statt von ‘ideellen Gütern’ von ‘intelligenten Gütern’ die Rede ist. Für Helmut Willke sind dies ‘wissensbasierte’ Güter, an deren Ausbreitung sich der ‘Übergang von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft’ ablesen lassen soll (1998, 1f). Die letztere Bezeichnung wiegt sich in der selbstgefälligen Einbildung, ‘dass sich vorige Gesellschaften durch einen Mangel an Wissen auszeichnen’ (Meves 2002, 251). Güter intelligent zu nennen, ist ein gedankenloser Anthropomorphismus, wie wenn in CNN von ‘intelligenten Waffen’ die Rede ist. Intelligent können nur lebendige Subjekte sein, wie diejenigen es waren, die einmal das Feuer gezähmt, die Nutzpflanzen gezüchtet, das Rad erfunden haben. Was die Phrase meint, sind Produkte, die ‘heute einen mehr oder weniger hohen Anteil an eingebauter Elektronik’ aufweisen (Willke, 2), die sie dazu befähigt, auf Impulse von ‚außen’ mit Steuerungsvorgängen zu reagieren .

2.3 Zur Frage der technischen Reproduzierbarkeit

Krämers letzte Abgrenzung der ‘Informationsprodukte’ von „normalen“ Waren besagt, letztere seien im Unterschied zu jenen ‘nicht einfach kopierbar’. Sind Jeans, sobald es sich um Marken-Jeans handelt, keine normalen Waren? Natürlich sind sie mehr oder weniger perfekt kopierbar, wenn es auch für konkrete stofflich-gegenständliche Güter anders als für ihre ästhetische Abstraktion keine Kopiermaschine gibt. Wohl benutzte man schon lange vor der Digitalisierung Geräte (Kopierdrehbänke, Schleifautomaten usw.), die über einen Abtastmechanismus die dreidimensionale Gestalt bestimmter Gegenstände (etwa einer Holzschnitzerei) auf einen geeigneten Arbeitsgegenstand übertrugen. Neu bei den digitalen Gütern ist, dass der Zugang zu den Nutzungsgeräten in der Regel mit dem Zugang zu Kopier- und sogar oft auch Kommunikationsgeräten zusammenfällt. Der PC mit Modem ist all dies auf einmal. Raubkopien lassen sich hier leichter machen als bei den herkömmlichen Raubdrucken der Printmedien oder den Produkten der Markenpiraten. Doch sind die Kopien bei digitalisierten Gütern nur scheinbar gratis, da der Akt des Kopierens wie derjenige der Nutzung genau dieses Gerätearsenal voraussetzt, das dadurch desto teurer kommt, als das Innovations- und Veraltungstempo in diesem Bereich atemberaubend und die Amortisierungszeit entsprechend kurz ist. Die Kosten treten nur an anderer Stelle auf.

Die „leichte“ Reproduzierbarkeit scheint das Massenhafte der Produktion in die Distribution zu verlagern. Helge Meves identifiziert dies mit der Tendenz ‘hin zu Einzelanfertigungen’, bei denen ‘Produktion und Distribution sinnvollerweise nicht mehr zu trennen’ sind. Dies gelte erst recht, ‘wenn man nicht analoge Produkte herstellt und verteilt, sondern digitale’: Sie müssen ‘nicht gedruckt, gepresst, gesägt oder sonstwie vergegenständlicht werden, weil hier in einem produziert und distribuiert wird [...] insgesamt betrifft das alle Informationen’ (Meves 2002, 247). -- Aber wird da nicht kopiert, werden keine Kopien gebrannt, versandt oder ins Netz gestellt, um heruntergeladen werden zu können? Ist nicht die Massenhaftigkeit zumindest des digitalisierten Produkts potenziell ins Unermessliche gesteigert? Den Gestaltwandel der Vergegenständlichung hält Meves für Entgegenständlichung. Er spricht sich für den Begriff ‘Informationskapitalismus’ aus, weil damit ‘die Biotechnologie -- als zweite Informationstechnologie’ mit erfasst sei (251). In Anlehnung an Rifkin glaubt er, ‘dass der Besitz von Ländereien, Rohstoffen oder Arbeitsheeren’ zugunsten des Zugangs zu ‘problemlos reproduzierbaren Informationen’ ‘zunehmend bedeutungsloser wird’ (251). Das klammert die Frage nach den komplexen gegenständlichen und ökonomischen Nutzungsbedingungen dieser ‘Informationen’, im übertragenen Sinn nach der Hardware für die jeweilige Software (die ohne jene nichts ist) aus. Ähnlich scheint sich bei Wolf Göhring das Materielle zu verflüchtigen, wenn erst Wissen frei zugänglich ist. Im Unterschied zu Meves hält er dafür, dass mit der Materialität auch der Kapitalismus verschwindet, dass mithin Informationskapitalismus ein sich selbst aufhebender Widerspruch sei.
‘i’Die Produktion von Tauschwerten wird dann keinen Sinn mehr machen, wenn [...] Wissen und Fähigkeiten in einer weltweit zugänglichen Informationsmaschine verfügbar sind, indem jedes Individuum Bezug auf diesen Schatz an Informationen nehmen und sich zweckgerichtet mit anderen unter Zugriff auf das produktive Vermögen zu praktischem Tun verabreden kann -- und zur Sicherung seines Lebensunterhalts auch muss. (Göhring 2002, 240)’/i’
Aber von Informationen kann man nicht leben. Letztlich führt alles immer wieder auf stofflichen Reichtum zurück. Das Vordringen der IuK-Technologien verändert nur die Weise seiner Produktion und Distribution. Sofern Informationen allgemein zugänglich sind, kann man auch nicht davon „leben“ im bürgerlichen Sinn, dass man sie verkauft. Wieder sind die Nutzungsbedingungen der ‘Informationen’ ausgeklammert.

2.4 Zur Besonderheit des Werks von Künstlern und ähnlichen ‘Urhebern’

Eine verbreiteten Vorstellung zufolge produzieren Künstler, artists and the like, ‘nicht-physikalische Dinge’ (Robinson 1993, 297). Doch so ließen sich allenfalls ihre Vorstellungen künftiger Werke bezeichnen, ihre noch nicht gegenständlich ans Licht der Welt herausgesetzten Werkideen. Ihre Werke sind darum, dass sie überdurchschnittlich gekonnt sind, nichts Über-Natürliches. Die ästhetischen Reize sind Wirkungen auf unsern Organismus. Musik verändert unsern Körperzustand. Wenn es sich um gegenständliche Bildwerke handelt, deren Reiz vom Abgebildeten zehrt, so sind sie deswegen, weil sie nur Simulakrum sind, nicht weniger physische Dinge. Ihre Wirkung ist in dieser Hinsicht nicht prinzipiell anders als die lebender Gestalten. Epikurs Rede von den ‘Bildchen’, den eîdola, die sich wie auratische Hülsen von den Objekten ablösen und übers Auge in uns eindringen, hält eine Ahnung davon fest. Wie das Drehen eines Schlüssels das passende Schloss aufschließt, so das Äußern eines Worts dessen Sinn und eines treffenden Worts das Verhalten der angesprochenen Person.

Krämer dehnt eine Intuition der werttheoretischen Einschätzung künstlerischer Arbeit auf ‘Informationsprodukte’ allgemein aus, wenn er schreibt: ‘Der Wert von Informationsprodukten ist in relevantem Umfang und bei digitalisierten Informationsprodukten zumeist überwiegend durch die in ihnen vergegenständlichte geistige und kreative Arbeit bestimmt.’ Hierzu drei Anmerkungen. Erstens: Was sich als abstrakte Arbeit im Wert materialisiert, ist nicht mehr geistige Arbeit, allenfalls „zusammengesetzte“, d.h. überdurchschnittlich qualifizierte Arbeit, die der Annahme von Marx zufolge im Vergleich zur einfachen Durchschnittsarbeit pro Zeiteinheit ein Mehrfaches an Wert bildet. -- Zweitens: Der Warenwert setzt sich wie bei anderen Waren zusammen aus konstantem Kapital (verbrauchte Mittel + Kapital-Amortisation), variablem Kapital (Wert der eingesetzten Arbeitskraft) und Mehrwert. Den Kostpreis rechnet der Unternehmer anders: Kapitaleinsatz (einschließlich Abschreibung, Arbeitslohn und Unternehmerlohn), wobei er versucht, im Rahmen der Marktbedingungen und seiner eigenen Absatzstrategien einen möglichst hohen Aufpreis zu realisieren. -- Drittens: Wenn das Produkt ein Unikat oder eine Matrix für eine Serie von Produkten darstellt, zählt die Arbeit als geistige oder kreative, und ihr Subjekt als Autor (der Produzent als Urheber). Hier handelt es sich ‘um ein Werk im Sinne des Urheberrechts, ein ideelles Produkt’ (Krämer). Abgesehen davon, dass ein Produkt von Denkarbeit in den seltensten Fällen nur gedanklich existiert (dies und nichts anderes bedeutet ‘ideell’), unterscheidet sich das mit dieser Arbeit erzielte Einkommen formell (d.h. der Wertform nach) je danach, ob der Produzent abhängig oder freiberuflich tätig ist, ob er das Nutzungsrecht für eigene oder fremde Rechnung geschaffen hat -- vorausgesetzt, dass sein Produkt marktgängig ist. Im qualitativen Charakter des Produkts liegt diese Form nicht beschlossen.

3. Zur Seinsweise der Software

Wie verhält es sich nun aber bei digitalen Objekten, wie wir sie seit der Erfindung des Computers erstellen können? Dem gesunden Menschenverstand gelten Software und sog. ‘Anwendungen’ im Unterschied zur Hardware als immateriell. Entsprechend fasst auch das Duden-Wörterbuch der New Economy ‘immaterielle Güter (Software wie Betriebssysteme und Anwendungsdienstleistungen)’ (2001). Hickel bildet unterm Etikett ‘Software’ die heterogene Menge ‘Wissen, Programm, Ideen’ (2001, 49). Doch ein Computerprogramm ist etwas ganz anderes als Wissen und Ideen. ‘Software kann vorliegen auf Papier oder in Silikon, in magnetischer oder optischer Form, oder sie kann aus dem Internet heruntergeladen werden (sogar drahtlos).’ (Pollack 2001) Käme die Software wenigstens über Draht! Dann könnte man sie noch für etwas Physisches halten. Kurios ist die Vorstellung von ‘auf Papier vorliegender Software’: Pollack, Professor für Informatik an der Brandeis Universität, sollte einmal versuchen, seinen Computer damit zum Arbeiten zu bringen. Ebenso könnte er mit einem auf Papier, als Konstruktionsanweisung, vorliegenden Schraubenzieher versuchen, die Kontakte an seinem Computer festzuschrauben. Der Weg von einem auf Papier geschriebenen zu einem funktionierfähigen Programm führt über die Eingabe an einer Maschine, die durch energetische Einwirkung auf einen Träger algorithmische Schaltungsfolgen einrichtet.

Zweifellos sind digitale Objekte, zu denen Programme rechnen, nichts Stoffliches, denn bei der Kommunikation übers Internet versenden wir ‘eben keine Schaltungen und auch nicht Halbleitermaterialien, in denen Elektronen hin- und herwandern, sondern einen elektronischen Brief, es könnte auch ein elektronisches Spiel, ein Werkzeug oder ein musikalisches, grafisches, kinematisches Kunststück sein’ (Reisin 2000b). Hier gilt es zweierlei zu untersuchen: 1. den stofflichen Gerätekomplex, der erforderlich ist, um digitale Objekte zu generieren, zu transportieren und zu nutzen, 2. die nichtstoffliche Materialität der digitalen Objekte.

Verschlüsselung verwandelt eine signifikante Zeichenfolge in eine scheinbar bedeutungslose, unmotivierte oder zufällige. Doch was nützt der Schein des Zufälligen, wenn er nicht als Tarnung eines Notwendigen fungiert. In diesem Fall wäre alles gleichgültig und also, vom Informationsstandpunkt, ungültig, nichtssagend. Jede Kodierung setzt die entsprechende Dekodierung voraus. Das Programm in seiner operablen Form wird auf einer Kodiermaschine „geschrieben“ und braucht eine entsprechende Dekodiermaschine, um tatsächlich zu wirken.

Auch die digitalisierten Steuerungsinstrumente haben ihre jahrhundertealten Vorformen, bei denen die Kodierung ebenfalls ‘ausschließlich über natürliche ganze Zahlen erfolgt’ (Serres/Farouki 2001, 175). Der von Leibniz entwickelte Prototyp einer Rechenmaschine zählt ebenso dazu wie das Prinzip der Lochbänder, mit denen durch diskrete Ja-Nein-Schaltungen Orchestrions oder Webautomaten gesteuert werden konnten. Ob man ein algorithmisches Muster von Löchern stanzt oder ein ebensolches Muster energetischer Besetzungen unter Einsatz von Elektronen oder künftig womöglich von Photonen speichert, ändert nichts am Prinzip. Die Gerätepaare und das Trägermedium haben sich geändert, ebenso die Schnittstelle zwischen steuerndem und gesteuertem Gerät. Die gespeicherten Besetzungen sind nach eingangs gegebener Bestimmung zwar nicht stofflich, wohl aber materiell. Ihre Wirkungsweise ist physikalisch beschreibbar. Wenn sie aus einer statischen in eine dynamische Signalform umgesetzt werden, müssen ihre ‘Verknüpfungen und logischen Konsequenzen dann energetisch bzw. stofflich realisiert werden’ (Klaus 1967, 276).

Ein binär vorstrukturiertes Trägermedium mit einem Programm beschreiben, heißt Energiequanten zu setzen, in einer Verteilung, die einen Algorithmus bildet, der ‘in genau vorgeschriebener Weise aus gewissen Objekten, den Eingabegrößen eines vorgegebenen Bereiches, neue Objekte, die Ausgabegrößen konstruiert’ (Kondakow 1978, 22). Der Logiker, der von den Realisationsbedingungen absieht und die reine Mathesis festhält, kann dann sagen: ‘Ist für eine Problemklasse ein Algorithmus bekannt, so braucht für die Lösung eines Problems dieser Klasse keine eigentliche schöpferische Arbeit mehr geleistet zu werden.’ (Ebd.) Somit steigern Algorithmen die Arbeitsproduktivität auf den betreffenden Feldern. Die auswendig gelernte Formel, die in eine Rechnung eingesetzt werden kann, der Verfahrensschematismus, der zur Lösung einer Aufgabe quasi mechanisch appliziert wird, kürzen einen Ableitungsweg ab und machen seine Beherrschung von Seiten des rechnenden Individuums entbehrlich. Ihre „mechanische“ Applizierbarkeit macht solche Algorithmen geeignet zur Mechanisierung ihres Einsatzes. Doch wie die alte Rechenformel das rechnend tätige Individuum voraussetzte, so das digitalisierte Programm das Geräteensemble, außerhalb dessen es eine wirkungslose Folge von Symbolen wäre.

In der Tat sind Programme, einmal gestartet, ‘algorithmische Selbstläufer’, freilich nur im Rahmen einer organisierten Auftreffstruktur, für die sie konstruiert worden sind. Fließt der Datenstrom durch einen unpassenden Decoder, kommt nur Zeichensalat an. Der Lochstreifen des alten Orchestrions bringt es ohne dieses nicht zur Musik, so wenig wie die Schallplatte ohne Grammophon. Ohne sein Schloss hört der Schlüssel auf zu schließen. Wie ein Schlüssel ist auch das digitale Produkt ein zu Realisierendes, und wie bei jenem liegt auch bei diesem der Primat auf dem Realisationsgerät. Von der Software käme man nicht auf den Computer, vom Computer kommt man zur Software, wenn auch nicht zu einer bestimmten.

Abstrahiert man von den materiellen Realisationsbedingungen digitaler Gebilde, mag man der Illusion verfallen, ihre Materialität insgesamt zurückgelassen zu haben. Es kommt dann zu einer Art Digitalplatonismus. Für Stephen Wolfram, A New Kind of Science, ist aufgrund des ‘Prinzips der computationalen (rechnerischen) Äquivalenz’ zwar nicht das Fallgesetz, wohl aber die Fallberechnung identisch mit dem Fall (Dath 2002a). Dann heißt es in Fortführung der Formel des Bischofs Berkeley: esse est computari. Ein Satz von Regeln (konzise Algorithmen) bestimmt, welche neue Konfiguration aus einer jeweils vorfindlichen hervorgeht. Wie Descartes (apud me omnia mathematice fiunt) ist Wolfram davon überzeugt, dass das Universum einem konzisen morphogenetischen Programm folgt. So (und nicht über die durch die Funktionalität der organischen Ausstattung in einem bestimmten Biotop bedingte Fortpflanzungswahrscheinlichkeit) glaubt er auch alles organische Leben und seine ausdifferenzierte Organisation ableiten zu können. -- Bei selbstlaufenden Prozessen kann der Regelsatz nicht separat existieren. Ihn für die Natur behaupten, heißt, eine Abstraktion aus der Computerwelt zur Metapher für die physikalische Welt als solche zu machen. Das ist nicht viel besser, als wenn jemand, der sich gerade an etwas erinnern will, von sich sagt, er suche auf seiner Festplatte.

Anhang: Die ‘immaterielle Ökonomie’ als Abfallgenerator

Die ‘immaterielle Ökonomie’ wirft die Materie dessen, was ihr den Namen des Immateriellen eingetragen hat, in ungeheuerlichen Mengen auf das, was Marx die ‘Springquellen alles Reichtums’ nennt: ‘die Erde und den Arbeiter’ (MEW 23, 530). Zwischen 1997 und 2007 werden mutmaßlich 500 Mio Computer verschrottet (dies und das Folgende nach Ambrojo 2002). Bereits 1998 sind in den USA 20 Mio Computer mit einem Gesamtgewicht von sieben Mio Tonnen in den Abfall gewandert. Man nimmt an, dass in drei Jahren auf jeden verkauften Computer ein ausrangierter kommt. Nur die Großbetriebe wie Microsoft und Hewlett & Packard sind in den USA zum Recycling ihres Mülls verpflichtet. Microsoft mit seinen 50000 Angestellten hat mehr als einen Computer pro Kopf und rangiert sie alle drei Jahre aus. Mehr als die Hälfte des US-amerikanischen Elektronikabfalls mit hochgiftigen Substanzen wird über Broker in die Dritte Welt exportiert, vieles davon nach China (wo die Einfuhr offiziell verboten ist). In der Region Guiyu, im Nordosten von Hongkong, sind die Bewässerungskanäle für den Reisanbau zu Müllplätzen für Kathodenröhren geworden. Gieß- und Trinkwasser weisen beängstigende Schwermetallmengen auf. Dioxine entstehen, wenn die PVC-haltigen Kabelummantelungen im Freien verbrannt werden, um die Kupferdrähte zu gewinnen. Ohne Schutzmasken wird -- oft von Frauen und Kindern, für zwei Euro pro Tag -- mit Druckerpatronen hantiert und der feine Kohlenstaub eingeatmet. Silikose, Krebs und andere Krankheiten breiten sich aus.

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Editorische Anmerkungen

Der Artikel am 30.12.2002 im "Argument" und ist eine Spiegelung von http://www.linksnet.de/artikel.php?id=818