Widerstand braucht Kontinuität
Eine kurze Geschichte des revolutionären 1. Mai in Nürnberg

von Organisierte Autonomie
04/07

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Die Geburt der Autonomen

In der ersten Phase, der Autonomen Bewegung in Nürnberg, die etwa bis 1985 dauert, spielt der 1. Mai so gut wie keine Rolle. Vereinzelt oder als kleine Gruppe beteiligen sich Autonome an den Demonstrationen des DGB. Angepaßte Reden und eine mit Bier und Würstchen bei Laune gehaltene „Basis“ sorgen für wenig Begeisterung. Eine Ausnahme gibt es jedoch. Am 1. Mai 1981 stören Autonome HausbesetzerInnen, türkische und deutsche Linke gemeinsam, die Abschlußkundgebung. Mehr als 600 DemonstrantInnen lassen eine Rede des Sozialdemokraten Willy Brandt in einem Pfeifkonzert untergehen. Als der Kreisvorsitzende Ranzenberger (DGB), im Zusammenhang mit einer am 5. März in Nürnberg erfolgten Massenverhaftung, sich auch noch mit den Worten, „Gewerkschafter sind gegen Gewaltanwendung“, von militanten HausbesetzerInnen distanziert, kommt es zu Tumulten. Schließlich verließ ein Demonstrationszug die Kundgebung.

Der 1. Mai 1986 ein erster Schritt

In den ersten Jahren Praxis gewachsen und zu theoretischen Erkenntnissen gelangt, entdeckten wir ein Teil der Nürnberger Autonomen, immer stärker den alltäglichen Zwängen des Kapitalismus ausgesetzt, unsere Klassenzugehörigkeit. Unter der Überschrift „ 1. Mai und Wir“ schrieben wir: „ Was wir wollen ist die Überwindung der Trennung zwischen politischen und ökonomischen Kämpfen, daß heißt ein Zusammenkommen unserer Anti-Nato, Anti-AKW … Fights mit den sozialen Kämpfen ums tägliche Überleben (…Sozialamt, Arbeit, Miete), die zur Zeit, … noch mehr oder weniger vereinzelt von der ganzen Klasse geführt werden. Um dies zu ereichen, ist es für uns als Autonome erst mal wichtig, nun nicht einer obskuren lohnabhängigen Klasse hinterherzurennen, sondern zu begreifen das wir selbst ein Teil dieser Klasse sind, ohne bestehende Unterschiede (Bewußtsein, Kultur) dabei zu vergessen. Wir wollen mit euch auf der Nürnberger 1. Mai Demo einen Block bilden, der sich bewußt in diesem Klassenzusammenhang begreift und dem Sozialpartnerschaftsgewäsch des DGB den Kampf gegen Ausbeutung im gesamtgesellschaftlichen Bereich mit der Perspektive Revolution entgegensetzt“. An diesem ersten süddeutschen Autonomen Block beteiligen sich etwa einhundert Menschen, ein erster Schritt ist für einen revolutionären Kampftag 1. Mai ist gemacht.

1987 Antikapitalistische Woche und 1. Mai

Im neu, in Nürnberg, entstandenen Anti-Kapitalistischen Plenum einigen sich Autonome auf Initiative der Gruppe Prolos auf die Durchführung einer einer Antikapitalistischen Veranstaltungs- und Aktionswoche in verschiedenen Städten, am 1. Mai soll es einen zentralen Block auf der Demo in Nürnberg geben. Vom Anti-Kap Plenum wird außerdem ein 12 seitiges inhaltlich/strategisches Papier erarbeitet. Ein süddeutsches Autonomenplenum beschließt nach langer Diskussion, dieses als gemeinsamen Hintergrund zu veröffentlichen. Das Konzept wird in die Tat umgesetzt. Die Antikapitalistische Woche findet in mehreren Städten statt, neben Nürnberg gab es vor allem in Erlangen, München und Heilbronn Aktionen und Veranstaltungen. Am revolutionären Block beteiligen sich vierhundert Menschen. DGB-Ordner, die Anfangs die Teilnahme verhindern wollten, beschränken sich schließlich darauf , den Block zusammen mit einem starken Polizeiaufgebot zu begleiten. Die Mobilisierung wurde allgemein als großer Erfolg betrachtet, was auch für das erste Autonome Mai-Fest gilt, daß im KOMMunikationszentrum von 600 zahlenden Gästen besucht wurde.

1988 & 1989

In beiden Jahren^beteiligten sich revolutionär internationalistische Blöcke, begleitet von einem Polizeispalier, an der 1. Mai Demo. In unmittelbarer Nähe der DGB-Kundgebung fanden eigene Abschlußkundgebungen statt. Auch antikapitalistische Wochen mit zahlreichen Veranstaltungen gab es. Zusätzlich verweigerten zahlreiche Menschen auf einem eigens organisierten Blaumacherfrühstück für einen Tag die Lohnarbeit oder ließen den Schulbesuch ausfallen. 1988 gab es ein 1. Mai Fest, `89 ließen wir es ausfallen und beteiligten uns stattdessen an einer bundesweiten Demonstration zur Unterstützung eines Hungerstreiks von RAF und anderen revolutionären Gefangenen. Ebenfalls `89 wurde die Antikapitalistische Woche in Aktionswoche gegen Kapital und Patriarchat umbenannt.

Der 1. Mai 1990

Als Konsequenz aus unserer Analyse der herrschenden Verhältnisse, unserer Orientierung auf Klassenkampf, versuchten Autonome Gruppen aus Nürnberg und Erlangen gemeinsam eine kontinuierliche Praxis in Stadtteil und Betrieb, auf Ämtern und mit Jugendlichen aufzubauen. Neben einem gemeinsamen gibt es in diesem Jahr deshalb weitere, den jeweiligen Arbeitsschwerpunkten zugeordnete Aufrufe. 1990 wirft außerdem der vom BRD-Imperialismus betriebene Anschluß der DDR seinen Schatten über die Mai Aktivitäten. „Die Annektion der DDR und die Kolonialisierung Osteuropas - Deutschlands Weg ins vierte Reich“ ist der Titel einer Veranstaltung im Rahmen der Aktionswoche, auch auf der Demonstration wird Großdeutschland der Kampf angesagt.

1991 der 1. Mai im Zeichen des Golfkrieges

„Weder euren Krieg, noch euren Frieden, sondern Soziale Revolution!“ Die Mobilisierung gegen den Golfkrieg beansprucht die ganze Kraft, die 1. Mai Demonstration ist Teil darin, eine Aktionswoche gibt es `91 deshalb nicht. Eine wichtige Veränderung gibt es allerdings. Auf Betreiben der im Stadtteil Gostenhof aktiven Autonomen Proletarischen Aktion findet die Abschlußkundgebung des revolutionären Blocks dort statt. Ein geplantes Straßenfest, wurde Opfer des Regens.

1. Mai 1992 Revolutionäre Demonstration

„Wir haben die Schnauze voll“, gemeint waren mit diesem Motto die herrschenden Verhältnisse, deuten kann es Mensch jedoch auch in anderer Hinsicht. Gemeinsam mit Genossinnen von Bolschevik Partizan organisieren die Autonomen auf Imitative der Autonomen Proletarischen Aktion und der Prolos die erste eigenständige, revolutionäre 1. Mai Demonstration im Stadtteil Gostenhof an der sich zweihundert Menschen beteiligen. Ein weiterer Rechtsruck des DGB, der ganz in den großdeutschen Konsens integriert mithilft, den Anschluß der DDR für das Kapital reibungslos über die Bühne zu bringen, macht den Schritt in die Unabhängigkeit notwendig. Im Anschluß an die Demonstration besetzen TeilnehmerInnen ein Haus, gefeiert wird rund um die Besetzung. Vor der polizeilichen Räumung verlassen die BesetzerInnen heimlich das Haus.

`93/`94/`95 Revolutionäre Demonstration und Internationalistisches Straßenfest
Es bleibt dabei, auch im Gründungsjahr der organisierten autonomie (Zusammenschluß der Gruppen Aut. Prol. Akt. und Prolos) läuft die revolutionäre 1. Mai Demonstration unabhängig von der des DGB. In diesen Jahren ziehen wir mit zwei- zuletzt dreihundert Menschen bedroht von einem riesigen Bullenaufgebot durch Gostenhof. Die Ausrichtung der Demonstration ist eindeutig, hier läuft nur mit, wer/welche die imperialistische Ordnung der Welt lieber heute als morgen auf den Misthaufen der Geschichte werfen würde und bereit ist, dafür auch etwas zu tun. Auf den Punkt bringt es das 1. Mai Motto `93: „ schwarz ist der himmel - rot ist die erde - gold sind die hände der Bonzenschweine - wer hier kämpft kann nur gewinnen!“. Erfreulich ist die Tatsache, daß sich auch Menschen aus anderen linken Organisationen seit `93 der Demonstration anschließen. Auf unserem `93 erstmals in Gostenhof durchgeführten Straßenfest feiern an die eintausend Menschen, auch in den folgenden Jahren war das Fest ein Erfolg.

1. Mai `96 Rebellion ist gerechtfertigt

… und jetzt erst recht Nürnberg hat mit Ludwig Scholz (CSU) einen neuen Oberbürger bekommen. den die DGB-Führung auch gleich untertänigst als Redner zu ihrer 1. Mai Kundgebung bittet. Der Wind weht von rechts, folgerichtig kündigt die Jugendorganisation der NPD an, am 1. Mai in Nürnberg aufzumarschieren. Auf Grund räumlicher Distanz, ist ein von DGB-Funktionären mit Polizei und städtischen Verantwortlichen diskutiertes, gleichzeitiges Verbot der revolutionären 1. Mai Demonstration und des Nazi Aufmarsches nicht möglich. Autonome und andere mobilisieren, auf Initiative der organisierten autonomie die nun seit Jahren die Demo vorbereitet, unter der Parole „ Wessen Straße ist die Straße… Kein Faschistenaufmarsch in Nürnberg“ zur revolutionären Demo nach Gostenhof. Nachdem wir zeitlich versetzt eine weitere Kundgebung, in der unmittelbaren Nähe des Nazi Treffpunktes, anmelden, kneifen schließlich die städtischen Verantwortlichen und verbieten Naziaufmarsch und Kundgebung. Die Frage „wessen Straße die Straße, am 1. Mai ist“ war damit entschieden. Die Strategie der radikalen linken aufgegangen und ein Verbot der eigenen Demonstration verhindert worden.

An der revolutionären 1. Mai Demonstration beteiligten sich schließlich achthundert Menschen, die dem immer wieder provozierenden Polizeiaufgebot entschlossen entgegentreten. Neben der grundsätzlichen Kritik an den herrschenden Verhältnissen, stehen antifaschistische Parolen und der Kampf gegen die Schließung des KOMMunikationszentrum im Mittelpunkt der Demo.

Widerstand heißt Angriff

Gegen das System und seine Systematik gingen 1997 in Nürnberg über fünfhundert und `98 siebenhundert Menschen auf die Straße. `97 mußten die an der revolutionären 1. Mai Demo Teilnehmenden, sich immer wieder gegen Provokationen und Angriffe der Polizei verteidigen. Für eine Stunde blockierten wir deshalb den Verkehrsknotenpunkt Plärrer. `98 hielten sich die, den Zug begleitenden, USK-Sondereinheiten merklich zurück, die Ursache hierfür war jedoch nicht etwa Einsicht, sondern die von ihnen, aufgrund einer bundesweiten Antifamobilisierung nach Leipzig, unterschätzte TeilnhmerInnenzahl, auf die sie nicht vorbereitet waren. Die Stimmung auf dem internationalistischen Straßenfesten konnten weder Regenschauer noch die ´98 erfolgten provozierenden Polizeikontrollen trüben. Letztere wurden nach kollektiven Eingreifen und Protest eingestellt. Ein Höhepunkt auf dem Fest war in diesem Jahr das Agit-Prop-Theater der Antifa-Kritik und Kampf. Längst sind es außerdem nicht mehr nur die bayrischen Autonomen, die sich am revolutionären 1. Mai in Nürnberg beteiligen. Neben anderen Linken kommen in den letzten Jahren immer mehr Unzufriedene zur Demonstration oder schauen auf dem Fest vorbei.

Revolutionärer 1. Mai 1999 und 2000

Im Mittelpunkt der Kritik stand `99 der Nato-Angriffskrieg auf Jugoslawien. An der Demonstration unter dem Motto: „ Den Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse organisieren - Auf allen Ebenen- Mit allen Mitteln“ beteiligten sich zwischen sechs-und siebenhundert Menschen und machten sie damit zur größten Nürnberger Antikriegsdemonstration abgesehen vom traditionellen Ostermarsch. Die Post ging dann 2000 ab bereits am Vorabend des 1. Mai wurde in Gostenhof ein Haus besetzt und von den Vertretern der inneren Sicherheit wieder geräumt, wobei es zu einigen vorübergehenden Festnahmen wegen Hausfriedensbruch kam. Für den 1. Mai selbst hatten Nazis in der Nachbarstadt Fürth einen Aufmarsch angekündigt. Klar war deshalb das sich die Mobilisierung auch gegen diese Naziprovokation richten mußte. Wir beschlossen die revolutionäre 1. Mai Demonstration trotzdem durchzuführen und uns nicht auf reine Naziverhinderungsaktivitäten reduzieren zu lassen. Die Demoroute wurde verkürzt und die Demo im Eiltempo durchgeführt. Trotzalledem beteiligten sich in diesem Jahr vierhundertfünfzig Menschen an der Demonstration, die sich die eigenständigen revolutionären 1. Mai Aktivitäten nicht von den Nazis aus der Hand nehmen lassen wollten. Die meisten fuhren im Anschluß nach Fürth wo zweitausendfünfhundert AntifaschistInnen trotz Polizeiknüppeleinsätzen immer wieder den Naziaufmarsch blockierten.

Für die Soziale Revolution - Weltweit kämpfen

-hieß anknüpfend an die international zunehmenden Kämpfe gegen kapitalistische Globalisierung das Motto der revolutionären 1. Mai Demo in Nürnberg. Neben den üblichen Polizeischikanen, durchsuchten die USK-Schlägertruppen des Innenministeriums in diesem Jahr auch noch ausgiebig den Lautsprecherwagen. Hinter dem Nürnberger Polizeipräsidium stoppten diese Uskler schließlich den Demonstrationszug und griffen den an der Spitze laufenden Autonomen Block an. Ziel des Polizeiübergriffs war vermeintlich die Beschlagnahmung einiger seitlich getragener Transparente, welche als Sichtblende, gegen einen im Schutz der Polizeieinheiten fotografierenden Nazi, getragen wurden. Lange ließ sich der Zug jedoch nicht aufhalten, was schließlich auch die Einsatzleitung der Polizei einsah und ihre Provokation beendete. Im Anschluß an die Demonstration feierten auf dem internationalistischen Straßenfest in Gostenhof über eintausendfünfhundert Menschen bei strahlendem Sonnenschein. Ein Höhepunkt in diesem Jahr der Auftritt der Polit-Ska-Band Scrapy.


1. Mai 2002 Widerstand gegen Kapitalismus, Krieg und Naziaufmarsch

Vierhundert Menschen beteiligten sich in diesem Jahr an der Demonstration. Also weniger als im vergangenen Jahr, was auf die Tatsache zurückzuführen ist, daß ein, wie vor zwei Jahren in Fürth, angesetzter Naziaufmarsch auf der Tagesordnung stand. Um im Anschluß an die revolutionäre 1. Mai Demonstration wiederum den Nazis entgegenzutreten verlegten wir unseren Auftakt nach vorne. Worauf die Nazis in Absprache mit der Polizei ihren Aufmarsch ebenfalls vorverlegten. Dennoch fuhren viele nach der Demo, die sich Schwerpunktmäßig gegen die Natokriegspolitik wand, nach Fürth um sich den Nazis entgegenzustellen.

In Fürth verhinderte ein Großaufgebot der Polizei Blockaden des Naziaufmarsches und geleitete knapp vierhundert Faschisten durch die Stadt.

Im Anschluß trafen sich dann alle auf dem internationalistischen Straßenfest in Gostenhof. Verwöhnt vom erfolgreichen agieren in Fürth glaubten die Polizeeinheiten auch in Gostenhof freie Hand zu haben. Nach einigen Festnahmen rund um das Fest besetzten rund zwei- bis dreihundert BesucherInnen kurzerhand die nahe dem Fest gelegene Hauptstraße.Kurzzeitig schien die Situation zu eskalieren, doch nach einigen Wurfgeschossen auf die USKler zogen diese sich zurück, vermutlich um eine weitere für sie unkontrollierbare Eskalation zu vermeiden. Nach ein paar Stunden wurde die Straßenblokade schließlich beendet. Auf dem Fest wurde noch bis spät in den Abend hinein gefeiert unter anderem mit der Punk-Band La Fraction aus Paris.

1.Mai 2003 Den Dauerkriegszustand durchbrechen! antipatriarchal - antikapitalistisch - internationalistisch - revolutionär

Diesmal erreichten wir fast die 1000er-Grenze! Die Einsatzleitung sprach nach der Hälfte der Demo von 900 Teilnehmern. Unsere eigenen Zählungen lagen bei 950 bzw. 980 Leuten!

1.Mai 2004 Alles für Alle - Gegen Ausbeutung und Unterdrückung - Für die soziale Revolution

Wie im vergangenen Jahr beteiligten sich ca. 1000 Menschen an der diesjährigen revolutionären 1.Mai Demo in Nürnberg. Die organisierte autonomie (oa), die zusammen mit einem Bündnis zahlreicher linker und internationalistischer Gruppen zur Demo aufgerufen hatte, bewertet die Demo als Erfolg. Nach Berlin hat sich Nürnberg mittlerweile zum zweitgrößten revolutionären 1. Mai in der BRD entwickelt. Die Demo war kämpferisch und entschlossen.
Die Polizei provozierte insbesondere durch schikanöse Vorkontrollen, in deren Verlauf mindestens 5 Personen willkürlich festgenommen wurden. Während der Demo wurde u.a. ein Videowagen der Polizei leicht beschädigt.

Bei einer Zwischenkundgebung kam es zu einem kleineren Zwischenfall mit sog. "Antideutschen", die in Nürnberg allerdings keinerlei Bedeutung haben. Nach einem Redebeitrag der türkischen Solidaritätsgruppe Tayad stellte sich eine Handvoll Antideutsche an den Rand der Demo und riefen u.a. "Nieder mit Palästina - Lang lebe Israel", anschliessend verließen sie nach Aufforderung die Demo. Die organisierte autonomie betonte in einem Interview nach der Demo, den Zwischenfall nicht überzubewerten. Der rev. 1. Mai habe in Nürnberg als Bündnisdemo unterschiedlichster Gruppen einen internationalistischen Charakter, der eine Solidarität mit imperialistischen und kriegstreibenden Staaten explizit ausschliesst. Vielmehr gehe es ihnen um die Solidarität mit linken und antikapitalistischen Kräften weltweit, auch in Israel und Palästina.

Nach der Demo fand im Stadtteil Gostenhof wie jedes Jahr ein internationalistisches Strassenfest statt, das trotz des Dauerregens am Nachmittag gut besucht war. Dort sorgten u.a. Generation Yps (HC-Punk aus Nbg.), Babylon Inferno (sehr guter Polit-HipHop aus Aachen), Grup Yorum (beliebte türkische Polit-Combo), Aurora (klasse Punk aus Ungarn) und Rotes Haus aus Hamburg für herrvorragende Stimmung. Nachdem es im vergangenen Jahr am Rande des Strassenfestes zu Auseinandersetzungen mit der Polizei kam, sperrte diese in diesem Jahr den Bereich Fürther Strasse komplett ab. Trotz willkürlicher Platzverweise und Provokationen blieb es in diesem Jahr neben einigen Flaschenwürfen weitestgehend ruhig. Alles in allem ein gelungener revolutionärer 1. Mai in Nürnberg.

1. Mai 2005- Faschismus bekämpfen - Kapitalismus abschaffen! das alles und noch viel mehr…für die soziale Revolution!

Knapp 3000 Menschen mögen es am Schluss gewesen sein, die mit der rev. 1. Mai-Demo in die Nürnberger Südstadt gelaufen sind, um den Nazi-Aufmarsch der NPD zu blockieren. Nach Demonstrationsende kam es auch zu Blockaden und Behinderungen sowie zu brutalen Polizeiübergriffen auf AntifaschistInnen. Rauchgas in einem U-Bahn Tunnel verzögerte den Start des Naziaufmarschs Aufgrund schikanöser Vorkontrollen der Polizei begann die rev. 1. Mai-Demonstration in Nürnberg mit etwas Verspätung. Unter dem Motto „Kapitalismus abschaffen! Faschismus bekämpfen! - Das alles und noch viel mehr… für die soziale Revolution!“ setzte sich die Demonstration gegen 11.30 Uhr im Nürnberger Stadtteil Gostenhof in Bewegung. Auf der Hälfte der Strecke reihten sich noch mehrere Hundert AntifaschistInnen in die Demo ein, die einem Aufruf des Nürnberger Bündnisses gegen Rechts gefolgt waren. Insgesamt mögen es knapp 3000 Menschen gewesen sein, die mit der rev. Demo in die Südstadt zogen. Damit war die rev. 1.Mai-Demo erstmals größer als die offizielle sozialpartnerschaftlich ausgerichtete DGB-Demo.

In der Südstadt kam es zu ersten Auseinandersetzungen mit der Polizei, als die Demospitze versuchte, weg von der angemeldeten Strecke auf die Nazi-Route zu gelangen. Ihren Abschluss fand die Demo dann im Südstadtpark, wo direkt im Anschluss eine Kundgebung des Bündnisses gegen Rechts begann.

Gegen 13 Uhr erreichte die Demo-TeilnehmerInnen die Nachricht, dass es eine massive Rauchentwicklung in dem U-Bahntunnel gab, durch den die Nazis von ihrem Treffpunkt am Messegelände zu ihrem Auftaktkundgebungsplatz am Maffeiplatz mussten. Für etwa 1 Stunde wurde die U-Bahnstrecke gesperrt. Nach Aussagen eines Polizeibeamten ist wohl eine Rauchgasbombe der Auslöser dafür gewesen.

Gleichzeitig gelangen etwa 50 Fürther GewerkschafterInnen am Hauptbahnhof auf die Nazi-Route, nach kurzer Zeit wuchs die Blockade auf mehr als 500 TeilnehmerInnen aus den unterschiedlichsten Spektren an. Dort kam es zu massiven Polizeiübergriffen, Schlagstock und Pfeffersprayeinsätzen gegen die Blockierenden. Antifas reagierten mit Flaschenwürfe, die Blockade konnte bis zuletzt von der Polizei nicht aufgelöst werden. Aufgrund der Blockade wurde der Naziaufmarsch schliesslich mitten durch den Hauptbahnhof umgeleitet und konnten dadurch bis zu ihrem Abschlusskundgebungsplatz an der Lorenzkirche gelangen. Im Hauptbahnhof ging die Polizei gegen eingedrungene AntifaschistInnen mit Brutalität vor. Dabei wurde min. ein Aktivist von einem Polizeihund gebissen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort wurden die etwa 250 Nazis von mehreren Tausend AntifaschistInnen empfangen. Die Nazikundgebung ging im Lärm der GegendemonstrantInnen unter.

Der Ermittlungsausschuss meldete um 18.30 19 Verhaftungen, vor dem Nürnberger Knast solidarisieren sich AkitvistInnen mit den Inhaftierten. Im Anschluss an die Action des ganzen Tages feierten ca 2500 Menschen auf dem interantionalistischen Strassenfest in Gostenhof. Wie immer ist dieses auch ein Magnet für zahlreiche BürgerInnen Gostenhofs. Das Fest verlief ausgelassen, es spielten 5 Bands verschiedenster Stile, kurzum ein gelungener Abschluss für einen (so die meisten) gelungenen Tag.

1. Mai 2006 - streiken.besetzen.enteignen - Kapitalismus abschaffen! Für die soziale Revolution!

Seit Jahren läuft ein groß angelegter Angriff auf erkämpfte Rechte, Löhne und soziale Sicherung. Die mageren demokratischen Möglichkeiten werden weiter eingeschränkt. Staatliche überwachung, Kontrolle und Repression werden gezielt vorangetrieben und Angriffskriege zählen heute zum normalen Mittel der Aussenpolitik kapitalistischer Metropolenstaaten. Wir haben die Wahl zwischen Resignation und Kampf gegen die Verhältnisse.Doch Resignation kann sich angesichts der dreisten Verbrechen der Herrschenden eigentlich niemand mehr leisten. Die Unzufriedenheit mit einem Wirtschaftssystem, das für die Mehrheit der Menschen Ausbeutung und Unterdrückung bedeutet, das jährlich vielen Millionen den Tod bringt, wächst.Eine grundlegend andere Welt jenseits des Kapitalismus ist nicht nur möglich, sie ist dringend nötig und muss erkämpft werden! Genau für diesen Kampf steht unsere jährliche revolutionäre 1. Mai Demonstration.

In diesem Sinne:

The struggle continues…
auf ein neues revolutionäres Jahr…
…heraus zum 1. Mai 2007!

Editorische Anmerkungen

Der Text ist einen Spiegelung von http://redside.antifa.net/cms/?page_id=45/