Bernd Gehrke / Gerd-Rainer Horn (Hrsg.)
1968 und die Arbeiter
Studien zum "proletarischen Mai" in Europa

 

04/08

trend
onlinezeitung

Am Ende der 60er Jahre und namentlich 1968 vollzogen sich Revolten rund um den Globus, die das Bewusstsein der politischen Aktivisten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten prägten. Dabei gilt »1968« weithin als Studentenrevolte, als Jugendprotest.

Buchvorstellung mit Bernd Gehrke
Berlin: 7.5.08, 20 Uhr im Zielona Gora, Grünberger Str. 73
, veranstaltet von der Gruppe Internationale KommunistInnen

Doch das eigentliche Subjekt der Bewegung sollten im Verständnis damaliger Akteure die Arbeiter sein. Sie allein hatten gemäß der Klassentheorie die Macht, den Kapitalismus zum Einsturz zu bringen. Aber die real existierenden Lohnarbeiter konnten oft weder mit dem unkonven­tionellen Erscheinungsbild der Studenten noch mit deren Radikalkritik etwas anfangen.

Dennoch gab es ein Wechselverhältnis von Arbeiter- und Studentenbewegung, dem die Autorinnen und Autoren dieses Bandes nachgehen. Denn die Gegebenheiten der Jahre um 1968 sind keineswegs ohne Relevanz für die Aktualitäten der sozialen Kämpfe und namentlich jener – der seither erheblich modernisierten und pluralisierten – lohnabhängigen Klassen 40 Jahre später, und dies nicht nur in Europa.

Europa

Gerd-Rainer Horn
Arbeiter und "1968" in Europa: Ein Überblick

Die beiden deutschen Staaten

Peter Birke
Der Eigen-Sinn der Arbeitskämpfe

Karl Lauschke
Der Wandel in der betrieblichen und gewerkschaftlichen Interessenvertretung nach den westdeutschen Septemberstreiks

Michael Hofmann
"Solidarität mit Prag"

Bernd Gehrke
1968 – das unscheinbare Schlüsseljahr der DDR

Mittel- und Osteuropa

Peter Heumos
Betriebsräte, Betriebsausschüsse der Einheitsgewerkschaft und Werktätigenräte

Lenka Kalinová
Das Verhalten der tschechischen Arbeiterschaft im Jahre 1968

Andrea Genest
Zwischen Anteilnahme und Ablehnung – die Rollen der Arbeiter in den Märzereignissen 1968 in Polen

Marcin Zaremba
Am Rande der Rebellion

Westeuropa

Rik Hemmerijckx
Mai ’68 und die Welt der Arbeiter in Belgien

Frank Georgi
Selbstverwaltung: Aufstieg und Niedergang einer politischen Utopie in Frankreich von den 1968er bis zu den 80er Jahren

Reiner Tosstorff
Spanien: 1968 und die Arbeiter – eine andere Bewegung?

Marica Tolomelli
Studenten und Arbeiter 1968 in Italien

Vittorio Rieser
Studenten, Arbeiter und Gewerkschaften in Italien zwischen 1968 und den 1970er Jahren

Leseprobe

Aus einer Rezension bei Ver.di

Das Buch liefert Anhaltspunkte dafür, dass selbst eine isolierte Betrachtung der 68er Bewegung ihrer Bedeutung nicht gerecht wird. Sie ist eine Perle auf der Schnur der Arbeiterbewegung Europas. Ihre Wurzeln gründen schon ein Jahrzehnt früher, und ihre Triebe reichten weit darüber hinaus. Schon vor 1968 hatte es in den Gewerkschaften einen Generationenwechsel mit einem Aufstieg "der Basis" gegeben. Willy Brandts "Mehr Demokratie wagen" war nicht ein Startzeichen, sondern die Anerkennung einer Entwicklung, die schon Jahre auf dem Weg war. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse zeigen zudem, wie richtig die Politik des Wandels durch Annäherung und wie falsch das zu lange Zögern der Gewerkschaften beim Knüpfen der "Ostkontakte" war.


Bernd Gehrke / Gerd-Rainer Horn (Hrsg.)
1968 und die Arbeiter
Studien zum "proletarischen Mai" in Europa
336 Seiten  
EUR 19.80   sFr 35.10
ISBN 978-3-89965-165-2
VSA-Verlag