Gegen das  Elend und die  Not in Kosova
Anmerkungen und Gedanken

von
Max Brym

04/08

trend
onlinezeitung

Bekanntlich hat Kosova die höchste Arbeitslosenzahl in Europa. Nach Angaben der Weltbank leben 50% der Bevölkerung in Armut und 15% in extremer Armut. Unter Armut verstehen die „Weltbänker“ ein Einkommen von etwas mehr als einem Euro am Tag und unter extremer Armut ein Einkommen von weniger als einem Euro am Tag. In der Tat, Kosova wird beherrscht von schreienden sozialen Gegensätzen,  um die 6% der Bevölkerung leben in Luxus und Überfluss , bei anderen treten bereits Zeichen von Unterernährung auf. In Kosova dominiert ein Bündnis aus internationalen Privatisierern und örtlichen Mafiastrukturen. Bekanntlich ist die Politik der konzentriertest Ausdruck der Ökonomie.  Nach der Agentur Reuters erklärte „Finanzminister Ahmet Shala: „ Die natürlichen Vorteile des Kosovo sind die reichen Bodenschätze und seine Menschen.  Mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren gehören die Kosovo-Albaner zu den jüngsten Völkern Europas. Die Regierung setzt im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit auf den Austausch; Europa könne mit billigen Arbeitskräften beliefert werden“. Ergo Herr Shala will Europa mit billigen Arbeitskräften, natürlich gegen Provision beliefern. Dies nennt die politische Kaste Kosovas „Integration in die EU“. Allerdings hat Herr Shala vergessen hinzuzufügen, dass es bereits  Scharen an Billiglöhnern, die aus den EU-Mitgliedern Rumänien oder Bulgarien kommen innerhalb der EU gibt. Offensichtlich will Herr Shala die Jugend Kosovas in schmutzige Billiglohnkonkurrenz zu den Arbeitsemigranten in Europa setzen. Dies nennt man propagandistisch,  die „europäische Zukunft Kosovas“. 

Bodenschätze

Der andere kapitalistische Irrsinn ist mit den Bodenschätzen Kosovas verbunden. Immer wieder wird seitens der etablierten kosovarischen Kollaborateure auf die hohen Braunkohlevorkommen Kosovas verwiesen.. Eine neue Grube soll den Brennstoff für ein 2000-Megawatt-Kraftwerk liefern. Selbstverständlich soll der Braunkohlereichtum und die Stromversorgung privatisiert werden. „Ab 2015 produzieren wir so viel Strom, dass wir ihn exportieren können", sagt Lorik Haxhiu, Berater des Bergbauministeriums. Im Nachbarland Mazedonien ist die Privatisierung der Stromversorgung faktisch abgeschlossen. Dort wurde der Strompreis wesentlich  für die privaten Haushalte erhöht, viele Arbeitsplätze gingen verloren und es wurden günstige Tarife für internationale Konzerne geschaffen. Diesen Weg will auch Lorik Haxhiu gehen, er erklärte:  „Niedrige Energiepreise dürften Investitionen anziehen.“Unbedingte Heilserwartungen bezüglich internationaler Investitionen hat auch Akan Ismaili, der Chef von IPKO Telecom. Der erfolgreiche  kosovarische Jungunternehmer sagte:.“  Wir müssen jetzt diese Dynamik, diesen Optimismus nutzen, der aus der Unabhängigkeit geboren wurde, um ausländische Investitionen abzuziehen."

Überwachter Raub

Die internationalen Finanzinstitutionen und Kapitalgesellschaften glauben allerdings nicht bedingungslos an die Fertigkeiten, der örtlichen privilegierten Kollaborateure in Sachen Raub am Volksvermögen. Mimoza Kusari-Lila, Chefin der Amerikanischen Handelskammer in Kosova erläuterte die Begrifflichkeit -überwachte Unabhängigkeit- in ökonomischer Hinsicht. Die Dame erklärte : „Ob die Regierung des Kosovo mit ihren Plänen Erfolg hat, muss sich noch zeigen. Gewählte örtliche Institutionen haben häufig versagt, Verantwortung zu übernehmen. Unsere Arbeit darf nicht bei der Unabhängigkeitserklärung enden, sie kann nicht aufhören, bis Kosovo ein funktionierender Staat ohne Bedarf an internationaler Aufsicht ist.“

Perspektiven 

Die örtliche Clique und die internationale Agenda der „ Privatisierung“, werden das Volk nur in weiteres Elend und soziale Not stürzen. Notwendig ist der entschiedene Widerstand gegen den ökonomischen Ausverkauf Kosovas. Die Gewerkschaft der Elektrizitätsarbeiter setzt sich bereits  vehement, gegen die Privatisierung der KEK ( Stromversorgungsunternehmen) zur Wehr. Die Arbeiter in Mitrovica kämpfen ebenso gegen die Verschleuderung von Trepca ( ehemaliges Kombinat mit der einst zweit höchsten Förderquote von Chrom, Nickel, Kupfer und Blei in Europa) an internationale Konzerne. Dieser Widerstand muss gebündelt werden. Dies kann nur durch  eine generelle Reaktivierung der Arbeiterbewegung Kosovas geleistet werden. Unabhängigkeit und Freiheit hängen eng mit der sozialen Frage zusammen. Ohne ein Bündnis der Arbeiter, der Bauern und der Jugend, gegen den neoliberalen Kolonialismus kann nichts erreicht werden.

Editorische Anmerkungen

Den Aufsatz erhielten wir vom Autor zur Veröffentlichung in dieser Ausgabe.