Hundert Millionen für Luxusjacht und Lohnverzicht für Mitarbeiter!
Kapitalist und Schraubenkönig Würth kauft sich Luxusjacht und seine Lohnarbeiter bekommen Kurzarbeit und Lohnkürzungen verordnet

In der Presse recherchiert v
on Reinhold Schramm

04/09

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Der milliardenschwere Schraubenhändler Würth verordnete 1250 seiner deutschlandweit 5000 Beschäftigten vom 1. April 2009 an Kurzarbeit und Lohnkürzungen von 15 Prozent. Laut "Spiegel" gönnt sich der 'vorbestrafte' Steuersünder gleichzeitig eine Super-Luxusyacht, in der Preisklasse von rund hundert Millionen US-Dollar. Mit der anstehenden Kurzarbeit reagiere man "auf die weiterhin schwierige Wirtschaftslage", heißt es bei Würth. "Oberstes Ziel dieser Maßnahmen ist der Erhalt von Arbeitsplätzen und Know-how im Unternehmen."

Vergangene Woche beklagte Würth vor der Belegschaft die wegbrechenden Umsätze. Innendienstmitarbeitern, die nicht von Kurzarbeit und Gehaltskürzung betroffen sind, wird ein "Solidarbeitrag" (Gehaltsverzicht) von fünf Prozent abverlangt. [1]

Laut "Manager-Magazin" (18.12.08) beschäftigt der Milliardär Würth weltweit 65.000 Menschen und sein Konzern hatte einen Jahresumsatz von 8,49 Milliarden Euro. 60 Prozent des Umsatzes macht der Konzern Würth außerhalb Deutschlands. [2]  

Zur 'Steuerhinterziehung' schreibt der Autor Hans Peter Schütz für das Magazin "Stern" (29.05.08): "Er spendet an die Parteien, an die FDP vor allem, deren Mitglied er ist. Er sammelt Kunst im ganz großen Stil, operiert mit Stiftungen im Ausland." Und zuvor: "Für Normalbürger mag der Strafbefehl, den das Amtsgericht Heilbronn jetzt [Mai 2008] gegen den Firmenpatriarch persönlich verhängt hat, sehr eindrucksvoll klingen. 700 Tagessätze muss Würth abliefern, was maximal 3,5 Millionen Euro Strafe sein können. Bedenkt man jedoch, dass die Staatsanwaltschaft ursprünglich davon ausgegangen ist, dass Würth privat 40 Millionen an Steuern hinterzogen hat und der Konzern insgesamt eine dreistellige Millionensumme, dann ist das ein generöses Strafgeschenk." [3]  

Theoretische Anmerkung: Auch bei der 'Steuerhinterziehung' handelte es sich um einen Regelverstoß im bestehenden Herrschaftssystem der Bourgeoisie. Auch die Justiz, Polizei, Haftanstalten und Militär (Gewaltapparat) u.a.m., ebenso wie alle anderen Strukturen und Ebenen der bestehenden kapitalistischen Gesellschaftsformation, einschließlich der physischen und psychischen (materiellen) Reproduktion, dienen der herrschenden Klasse und deren Gesellschaftsordnung. Der Bourgeois Würth hatte gegen seine 'eigenen' Klassenregeln verstoßen (gegen sein 'Würth-System').

Auch ein Beweis für die bestehende Klassenjustiz, nicht nur im 'Rechtsstaat' der Bundesrepublik Deutschland, ist der Arbeitsplatzverlust der Kassiererin 'Emmely', wegen eines unterstellten Diebstahls von 1,30 Euro. Auch hier könnte "Hartz IV" und Rentenverlust drohen, u.a.m..    Würde man diese 'Bewertungsgrundlage' für die "Steuerhinterziehung" setzen, entspräche dies einer vielfachen Todesstrafe für den Milliardär. - Diese Gleichbehandlung ist aber im bestehenden Gesellschaftssystem der Bourgeoisie und deren Administration (einschließlich deren Justiz) ausgeschlossen. Auch die Justiz dient der Aufrechterhaltung der Klassenherrschaft im System der Unterwerfung und Ausbeutung, insbesondere zur Kontrolle der Lohnarbeit und dem Schutz des Privateigentums an Produktionsmitteln.  

Quellen: [1] "Spiegel-Online" - "t-online.de" am 28. März 2009:  "Schraubenkönig Würth kauft sich millionenschwere Yacht"

[2] http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,597341-2,00.html  

[3] "Stern.de" am 29.05.2008: "Rechtsstaat light für Promi-Sünder" von Hans Peter Schütz. Im Internet: http://www.stern.de/politik/deutschland

Editorische Anmerkungen

Den  Artikel erhielten wir vom Autor zur Veröffentlichung in dieser Ausgabe.