Lehren wir für den heutigen und zukünftigen Kampf um Frauenbefreiung und Revolution

von Maria Pachinger

04/09

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Wird heute die Notwendigkeit des Kampfes für Frauenbefreiung erkannt – und nicht mit einem postmodern-überlegenen oder dumpf-angepassten Lächeln als angeblicher Anachronismus entsorgt –, dann geht damit zumeist die Vorstellung von klassenübergreifend gemeinsamen Interessen aller Frauen einher. Dahinter steht die Sichtweise, dass soziale Diskriminierung und Unterdrückung in unserer Gesellschaft alle Frauen gleichermaßen betrifft. Folgerichtig werden dann eine diffuse „Frauenpower“ oder gleiche Karrierechancen gefordert und auf Veränderungen durch die Institutionen des Systems gebaut.

MarxistInnen haben hier eine differenziertere Analyse, die nicht von der sozialen Frage abstrahiert und daher auch nicht die Frau oder die Frauen als unterdrückte Phänomene sieht. Anschließend an die Erkenntnis, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Frauenunterdrückung und der Verwirklichung von kapitalistischen Herrschaftsinteressen gibt, wird nicht nur die unterschiedliche Interessenslage von im Kapitalismus ausgebeuteten (Arbeiterinnen) und ausbeutenden Frauen (Kapitalistinnen) gesehen. Es wird daraus auch die Notwendigkeit einer Kombination des Kampfes für Frauenbefreiung mit dem Klassenkampf gefolgert.

Diese marxistische Sichtweise ist heute alles andere als Mainstream. Selbst in der ArbeiterInnenbewegung gibt es wenig Einsicht in die Verbindung des Frauenbefreiungskampfes mit der sozialen Frage. Dass das nicht immer so war, wollen wir in der vorliegenden Arbeit aufzeigen. Der Bogen wird dabei von den Anfängen der proletarischen Frauenbewegung über deren Aufblühen bis hin zur Integration in die Sozialdemokratie gespannt. Politisch-inhaltliche und organisatorische Entwicklungen stehen dabei gleichermaßen im Brennpunkt. Der Fokus liegt dabei auf Deutschland – nicht zuletzt, weil hier die wesentlichen theoretischen Weichenstellungen vorgenommen wurden.

Großes Augenmerk wird auf das Verhältnis der proletarischen Frauenbewegung zur ArbeiterInnenbewegung einerseits und zur bürgerlichen Frauenbewegung andererseits gelegt. Unter anderem diskutieren wir dabei die unterschiedlichen Konzepte von Clara Zetkin, der führenden Persönlichkeit der proletarischen Frauenbewegung und Vertreterin des revolutionären Flügels der Sozialdemokratie, und von Lily Braun, die dem rechten Parteiflügel angehörte.

Breiten Raum nehmen auch die Positionsbildungen zur Frage der Sexualität ein – ein Thema, das auch damals schon polarisiert hat. Und schließlich analysieren wir, warum sich die proletarische Frauenbewegung im Unterschied zur Führung der Sozialdemokratie und auch zur bürgerlichen Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg zu guten Teilen gegen den imperialistischen Krieg positioniert und sich gegen die nationalistische Kriegsbegeisterung gestellt hat. Die vorliegende Arbeit zeigt die Schwächen und die Errungenschaften der proletarischen Frauenbewegung und ihrer führenden Protagonistinnen. Es wird herausgearbeitet, welche Lehren wir für den heutigen und zukünftigen Kampf um Frauenbefreiung und Revolution ziehen können.

Proletarische Frauenbewegung (M31) Kritische Bilanz und politische Lehren - Marxismus Nr. 31,

März 2009, ISBN 3-901831-27-4, 586 Seiten A5, 18 Euro / 27 CH

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