Was sie waren und was sie nicht waren
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hesen zur Sowjetunion und zu ihren Verbündeten bis 1990

von Felix Weil

04/11

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Die nominalsozialistischen Staaten waren weder staatskapitalistisch, noch staatssozialistisch, noch Übergangsgesellschaften, sondern strukturell:
  • etatistische Mischgesellschaften

und historisch:

  • Abzweiggesellschaften ohne Entwicklungstendenzen hin zum oder weg vom Sozialismus.

In einen Land isoliert kann es auch gar kein Sozialismus geben und Kapitalismus kann es ohne eine kohärente herrschende Klasse nicht geben. Die Machtelite und ihre Apparate in den nominalsozialistischen Staaten waren Quasi-Klasse, Klassensurrogat, Klassensekretion und funktionale Klasse in einem, wie es Hillel Ticktin; Hansgeorg Cohnert und Theodor Eggert treffend charakterisierten. Aber eben keine kohärente Klasse, woran sie auch in der faktischen Konkurrenz mit den konkurrenzimmanenten Weltkapitalismus zugrunde gingen.

Allerdings gab es aufgrund der nicht zu Ende geführten sozialistischen Revolution von 1917 sowohl embryonale Elemente von Sozialismus und aufgrund der gleichzeitigen Existenz des Weltkapitalismus: restaurativ-kapitalistische Elemente.

Mitte/Ende der fünfziger Jahre verstärkte die sowjetische Führungsspitze diese restaurativen Elemente voluntaristisch durch die vorauseilende Unterordnung unter den Weltkapitalismus mit der Illusion friedlicher Koexistenz (Revisionismus).

Auch Ernesto Che Guevara erkannte diese „Komplizenschaft mit den Imperialismus" durch die Sowjetunion (seine letzte öffentliche Rede: Trikontinentale in Algier) und die auch von ihn erkannte Unmöglichkeit des Sozialismus in eine Land. Auch wenn seine verfehlte Konsequenz daraus untauglich und zum Scheitern verurteilt war,  dies ohne soziale Basis vom Reißbrett aus in den Bergen Boliviens umsetzen zu wollen, methodisch falsch war, so besteht die Notwendigkeit Revolutionen nach ihren Erfolg auch auf andere Länder auszuweiten nach wie vor.

SOZIALISMUS ODER BARBAREI
 

Editorische Hinweise

Der Text ist eine knappe schriftliche Zusammenfassung der mündlichen Beiträge des Autors in der Diskussion des HerausgeberInnenkreises über den Aufruf zur Gründung einer neuen antikapitalistischen Organisation