Griechenland ist überall !
Die Erpressung Griechenlands zeigt uns, dass die
Regierungen in der EU unter dem Druck der Finanzmärkte und
unter Anleitung Deutschlands ein neues Gesellschaftsmodell
durchsetzen. Öffentliche Dienstleistungen werden radikal
eingeschränkt oder ganz abgeschafft; Bildung und Gesundheit
werden zu einem Privileg der Reichen. Das Recht auf eine
menschenwürdige und sichere Existenz werden beseitigt.
Damit einher geht die Einschränkung erkämpfter und verbriefter
demokratischer Rechte von der Tarifautonomie, über das
Streikrecht bis hin zum Recht auf Widerstand.
Die Gewerkschaften in Europa müssen der Durchsetzung dieses
Modells gemeinsamen Widerstand entgegensetzen:
1. Sie müssen sich aus der Falle der Standortkonkurrenz
befreien, sich von der Logik der Profitmaximierung lösen und
international gültige gewerkschaftlich-solidarische
Zielsetzungen formulieren
2. Der wichtigste Beitrag zur Solidarität ist Lohn- und
Sozialdumping hier zu bekämpfen und soziale Verbesserungen
durchzusetzen
3. Die vielfältigen Formen des Widerstandes und der
Selbstorganisation müssen von den Gewerkschaften europaweit
inhaltlich, moralisch und materiell unterstützt werden
4. Internationale Solidarität und europäischer Widerstand
gegen das Diktat der Finanzmärkte müssen an ganz konkrete
Aktionsformen gekoppelt werden: So könnten z:B in einer
öffentlichkeitswirksamen Aktion, in Südeuropa arbeitslos
gemachte Menschen in Deutschland sich an den Jobcentern
demonstrativ arbeitssuchend melden. Der DGB /EGB müsste die
Reisemöglichkeiten und die Öffentlichkeit dafür organisieren
5. Der DGB und die Einzelgewerkschaften beteiligen sich
Mitte Mai an den internationalen Protesten gegen die Diktatur
der Finanzmärkte. Sie entwickeln dabei Formen der
internationalen Kooperation unter den Gewerkschaften
Die Forderungen der griechischen Kollegen und Kolleginnen
sind auch unser Forderungen.
In Anlehnung an die Forderungen der Griechischen
Lehrergewerkschaft OLME sagen wir:
- Keine Politik im Sinne der Memoranden von EU,
Europäischer Zentralbank und IWF, stattdessen einen
Schuldenaudit / Schuldenmoratorium
- Keine neoliberale Politik in Europa ! Der Ausverkauf von
Öffentlichen Eigentum muss gestoppt werden
- Massive Besteuerung der Reichen und Superreichen. Keine
weiteren Kürzungen bei Bildung und Gesundheit
- Keine Gehalts- und Rentenkürzungen
- Keine Entlassungen
- Keine Abschaffung des Rechts auf kollektive
Verhandlungen
Editorische Hinweise
Wir nahmen an der mit rund 300
TeilnehmerInnnen sehr gut besuchten Veranstaltung teil.
Leider bezogen sich die Redebeiträge aus dem Publikum nur sehr
bedingt auf die die Referate der griechischen Gäste: ein
Kollegen aus dem seit 4 Monaten bestreikten Stahlwerk
„Elliniki Chalywurgia“, die Journalistin Daskalopoulou aus der
Zeitung ‘Eleftherotypia’ und der Professor Kapsalis vom
wissenschaftlichen Institut der griechischen Gewerkschaften.
Reichlich Proteste aus dem Publikum erntete der
Betriebsleiter Wirtschaftspolitik Dierk
Hirschel vom ver.di Vorstand für seine
sozialpartnerschaftlichen Positionen. Wenig überzeugend
verhielt sich Christina Kaindl,
Leitende Redakteurin der RLS-"Zeitschrift
Luxemburg", die "anständige"
Redebeiträge forderte, als ihr die gewerkschaftskritische
Linie eines Redebeitrags aus dem trotzkistischen Spektrum
nicht passte.