trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Was ist das "Loyola-Gymnasium" in Prizren ?

von Deniz Faber

04-2014

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Am nördlichen Stadtrand der Stadt Prizren befindet sich das deutsche Loyola-Gymnasium. Der Hochglanzbroschüre des Gymnasiums ist zu entnehmen, dass man sich als elitärer privater Verein definiert. Es geht dem Gymnasium darum, Führungskräfte für den europäischen Markt heranzubilden. Auf der Homepage des Gymnasiums ist zu lesen:

„Das Projekt war und ist ohne eine juristische Person im Kosovo nicht vorstellbar. Die juristische Person dient als Ansprechpartner für alle nationalen und internationalen Organisationen und fungiert als Träger für das Gymnasium und die Internate.

Unter dem Namen Asociation "Loyola-Gymnasium" (ALG) wurde der Trägerverein im Dezember 2003 in Prishtina gegründet und bereits am 19. Januar 2004, bei der UNMIK als Non-Governmental Organization (NGO) registriert. Am 8. Februar 2005 wurde dem Trägerverein vom Ministerium für öffentliche Angelegenheiten der Public Benefit Status (Gemeinnützigkeit) zuerkannt.

Ziel des Vereins ist die Förderung klassischer Bildung und Ausbildung im Kosovo und dadurch die Unterstützung junger Menschen. Dazu gehören die Vorbereitung der Jugend des Kosovo auf den Wettbewerb in Europa und ihre entsprechende Integration auf dem Gebiet von Bildung und Wissenschaft sowie die Förderung eines altersentsprechenden Wissens um Kultur, Wissenschaft und Kunst.“ Bekanntlich ist Kosova das ärmste Land in Europa. Rund 90 % der Jugendlichen sind ohne jegliche Arbeit. Die Armut ist in den meisten Familien Kosovas ständiger Gast. All dies interessiert die Betreiber des privaten Fördervereins offensichtlich nicht im geringsten. Das Gymnasium ist kostenpflichtig und somit eine Einrichtung für die Kinder, der örtlichen Elite. Dennoch gibt sich das Gymnasium einen humanitären Mantel. Aber das Gymnasium ist extrem teuer. Die Gymnasiasten müssen neben verschiedenen Abgaben, Schulgeld bezahlen. Pro Halbjahr liegt das Schulgeld für Unterricht und Unterkunft bei 1300 €. Diese Zahl allein belegt den Eindruck, dass das "Loyola-Gymnasium" keine humanitäre Einrichtung ist. Dennoch verfügt das Gymnasium über den Status der Gemeinnützigkeit. An dieser Definition scheint nur das Wort „gemein“ exakt zu sein. Hinter dem Förderverein verbergen sich viele Geldgeber aus Deutschland. Das Gymnasium hat allerdings seine Geldgeber von der Homepage gestrichen.

Auf der Homepage ist zu lesen: "Hier finden Sie eine alphabetische Liste aller, die zum Gelingen unseres Projektes beigetragen haben. Vorsorglich bitten wir schon an dieser Stelle um Nachsicht, falls die Liste nicht ganz aktuell ist oder schlimmer, wir jemanden vergessen haben. Bei einigen haben wir auch einen Link zu deren Homepage aufgenommen. Diese Liste wurde leider von anderen Organisationen missbraucht! Wir haben uns daher entschlossen, sie nicht mehr zu zeigen.“ Sehr stark sind an dem Projekt Jesuiten-Gemeinden aus Deutschland beteiligt und andere Vereinigungen wie das Kolpingwerk. Diese Vereine werden namentlich genannt. Nicht mehr genannt werden diverse private Firmen, speziell aus Deutschland. Offensichtlich hat das Gymnasium die Aufgabe in Kosova verwertbare qualifizierte Arbeitskräfte, für die deutsche Industrie heranzuzüchten. Allerdings kostet dies jede Menge Geld. Dieses Geld können nur bestimmte Familien in Kosova aufbringen. Die meisten hingegen werden durch private Bildungseinrichtungen von elementarer Bildung ausgeschlossen. Auf der Homepage des Gymnasiums werden die Gebühren für den Unterricht genannt:“ Ab August 2014 betragen die Gebühren:Grundschule 66,00 EUR/Monat - 780,00 EUR/Jahr Gymnasium 85,00 EUR/Monat - 1.020,00 EUR/Jahr Internat 178,00 EUR/Monat - 2.160,00 EUR/Jahr (zuzüglich zum Schulgeld).“

Interessante Zahlen

Im Schuljahr 2013/ 2014 befanden sich insgesamt 744 Schüler und Schülerinnen an dem Gymnasium. Der Haushalt für das Schuljahr beträgt 1.550.000 Euro. Die Einnahmen aus Gebühren betragen 1.300.000 Euro. Das Defizit wird durch Spenden von so genannten humanitären Organisationen und privaten Firmen ausgeglichen. Auf diese Geldgeber, die größtenteils anonym bleiben ist das Gymnasium besonders stolz.

Der Hauch von Arroganz, Macht, und Reichtum

Der Hauch von Arroganz, Macht und Reichtum definieren das Bild des deutschen Gymnasiums in Prizren. Jede Rede und öffentliche Stellungnahme des Direktors P.Walter Happel ist im Geist der elitären Bildung für begüterte verfasst. Schüler und Schülerinnen stecken alle in Schuluniformen. Das Gymnasium ist sehr modern ausgestattet, einige Gymnasien in Deutschland würden sich eine solche Ausstattung wünschen. Neben dem Gymnasium leben die meisten Jugendlichen in der Stadt, in extremer Not. Oftmals schwänzen viele Schüler den Unterricht an den öffentlichen Schulen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. In vielen öffentlichen Schulen fehlt es an Lehrkräften und an Schulmaterialien. Statt in eine wirklich allumfassende öffentliche Bildung zu investieren, entsteht folgender Eindruck: Es wird private Spekulanten erlaubt unter dem Deckmantel der „Bildung“ ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Dabei genießen Sie noch den Status der „Gemeinnützigkeit“.