Am nördlichen Stadtrand der Stadt
Prizren befindet sich das deutsche Loyola-Gymnasium. Der
Hochglanzbroschüre des Gymnasiums ist zu entnehmen, dass man
sich als elitärer privater Verein definiert. Es geht dem
Gymnasium darum, Führungskräfte für den europäischen Markt
heranzubilden. Auf der Homepage des Gymnasiums ist zu lesen:
„Das Projekt war und ist ohne eine juristische Person im Kosovo
nicht vorstellbar. Die juristische Person dient als
Ansprechpartner für alle nationalen und internationalen
Organisationen und fungiert als Träger für das Gymnasium und die
Internate.
Unter dem Namen Asociation "Loyola-Gymnasium" (ALG) wurde der
Trägerverein im Dezember 2003 in Prishtina gegründet und bereits
am 19. Januar 2004, bei der UNMIK als Non-Governmental
Organization (NGO) registriert. Am 8. Februar 2005 wurde dem
Trägerverein vom Ministerium für öffentliche Angelegenheiten der
Public Benefit Status (Gemeinnützigkeit) zuerkannt.
Ziel des Vereins ist die Förderung klassischer Bildung und
Ausbildung im Kosovo und dadurch die Unterstützung junger
Menschen. Dazu gehören die Vorbereitung der Jugend des Kosovo
auf den Wettbewerb in Europa und ihre entsprechende Integration
auf dem Gebiet von Bildung und Wissenschaft sowie die Förderung
eines altersentsprechenden Wissens um Kultur, Wissenschaft und
Kunst.“ Bekanntlich ist Kosova das ärmste Land in Europa. Rund
90 % der Jugendlichen sind ohne jegliche Arbeit. Die Armut ist
in den meisten Familien Kosovas ständiger Gast. All dies
interessiert die Betreiber des privaten Fördervereins
offensichtlich nicht im geringsten. Das Gymnasium ist
kostenpflichtig und somit eine Einrichtung für die Kinder, der
örtlichen Elite. Dennoch gibt sich das Gymnasium einen
humanitären Mantel. Aber das Gymnasium ist extrem teuer. Die
Gymnasiasten müssen neben verschiedenen Abgaben, Schulgeld
bezahlen. Pro Halbjahr liegt das Schulgeld für Unterricht und
Unterkunft bei 1300 €. Diese Zahl allein belegt den Eindruck,
dass das "Loyola-Gymnasium" keine humanitäre Einrichtung ist.
Dennoch verfügt das Gymnasium über den Status der
Gemeinnützigkeit. An dieser Definition scheint nur das Wort
„gemein“ exakt zu sein. Hinter dem Förderverein verbergen sich
viele Geldgeber aus Deutschland. Das Gymnasium hat allerdings
seine Geldgeber von der Homepage gestrichen.
Auf der Homepage ist zu lesen:
"Hier finden Sie eine alphabetische Liste aller, die zum
Gelingen unseres Projektes beigetragen haben. Vorsorglich bitten
wir schon an dieser Stelle um Nachsicht, falls die Liste nicht
ganz aktuell ist oder schlimmer, wir jemanden vergessen haben.
Bei einigen haben wir auch einen Link zu deren Homepage
aufgenommen. Diese Liste wurde leider von
anderen Organisationen missbraucht! Wir haben uns daher
entschlossen, sie nicht mehr zu zeigen.“ Sehr stark sind an dem
Projekt Jesuiten-Gemeinden aus Deutschland beteiligt und andere
Vereinigungen wie das Kolpingwerk. Diese Vereine werden
namentlich genannt. Nicht mehr genannt werden diverse private
Firmen, speziell aus Deutschland. Offensichtlich hat das
Gymnasium die Aufgabe in Kosova verwertbare qualifizierte
Arbeitskräfte, für die deutsche Industrie heranzuzüchten.
Allerdings kostet dies jede Menge Geld. Dieses Geld können nur
bestimmte Familien in Kosova aufbringen. Die meisten hingegen
werden durch private Bildungseinrichtungen von elementarer
Bildung ausgeschlossen. Auf der Homepage des Gymnasiums werden
die Gebühren für den Unterricht genannt:“ Ab August 2014
betragen die Gebühren:Grundschule 66,00 EUR/Monat - 780,00
EUR/Jahr Gymnasium 85,00 EUR/Monat - 1.020,00 EUR/Jahr Internat
178,00 EUR/Monat - 2.160,00 EUR/Jahr (zuzüglich zum Schulgeld).“
Interessante
Zahlen
Im Schuljahr 2013/ 2014 befanden sich insgesamt 744 Schüler und
Schülerinnen an dem Gymnasium. Der Haushalt für das Schuljahr
beträgt 1.550.000 Euro. Die Einnahmen aus Gebühren betragen
1.300.000 Euro. Das Defizit wird durch Spenden von so genannten
humanitären Organisationen und privaten Firmen ausgeglichen. Auf
diese Geldgeber, die größtenteils anonym bleiben ist das
Gymnasium besonders stolz.
Der Hauch von Arroganz, Macht, und Reichtum
Der Hauch von Arroganz, Macht und Reichtum definieren das Bild
des deutschen Gymnasiums in Prizren. Jede Rede und öffentliche
Stellungnahme des Direktors P.Walter Happel ist im Geist der
elitären Bildung für begüterte verfasst. Schüler und
Schülerinnen stecken alle in Schuluniformen. Das Gymnasium ist
sehr modern ausgestattet, einige Gymnasien in Deutschland würden
sich eine solche Ausstattung wünschen. Neben dem Gymnasium leben
die meisten Jugendlichen in der Stadt, in extremer Not. Oftmals
schwänzen viele Schüler den Unterricht an den öffentlichen
Schulen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. In
vielen öffentlichen Schulen fehlt es an Lehrkräften und an
Schulmaterialien. Statt in eine wirklich allumfassende
öffentliche Bildung zu investieren, entsteht folgender Eindruck:
Es wird private Spekulanten erlaubt unter dem Deckmantel der
„Bildung“ ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Dabei genießen
Sie noch den Status der „Gemeinnützigkeit“.
 |